Regen peitschte gegen das Gesicht den Jungen, als er nach draußen trat. Dunkle Wolken zogen über den Himmel und spuckten ab und an rote Blitze aus. Vor ihm erstreckte sich eine gerade, einspurige Straße bis zum Horizont und überspannte ein wildes, finsteres Meer in dem gewaltige Wellen peitschten.
Als er zurückblickte, erhob sich über ihm ein dunkler, grauer Betonbau. Die Stahltür hatte sich bereits wieder geschlossen. Also blieb ihm nur dem asphaltierten Weg zu folgen. Mit einem Schulterzucken begann er weiterzugehen. Wenn er nur genug Schritte machte, so würde er sicher irgendwann zu dem Schloss kommen, wo es das goldene Ticket nach Nimmerland gab.
Seine Reise war wieder einsam ab diesem Punkt. Der Sturm und der Regen wollten nicht enden und niemand sonst ging die Straße entlang. Ab und an kam er an Felsen vorbei, die neben der Straße aus den Wellen ragten und auf denen zerstörte Piratenschiffe lagen, deren Totenkopfflaggen wild im Wind flatterten. Manchmal sah er auch die Rücken gewaltiger Wesen aus der Oberfläche des Meeres kommen, bevor sie wieder abtauchten. Einmal glaubte er im Licht eines Blitzes gewaltige Tentakel zu sehen die fliegende Inseln zu sich in die Tiefe zogen und er konnte schwören immer wieder in der Nähe der Straße ein monströses Gluckern zu hören.
»Das Meer ist ein grusliger Ort«, sagte der Junge zu sich selbst, nachdem eine gewaltige Wasserschlange über seinen Kopf hinweg gesprungen war. »Ich würde nicht darin tauchen wollen.«
Irgendwann war die Straße durch das Skelett eines abgestürzten Drachen blockiert und er war gezwungen umständlich drum herum zu klettern. Dabei bemerkte er, dass jemand das ABC in die Knochen geritzt hatte.
Das Ende von diesem Teil seiner Wanderung erschien dann nach einer unbestimmten Zeit am Horizont, wo Klippen begannen sich aufzutürmen. Blaue Punkte leuchteten dort und als er etwas näher gekommen war, erkannte der Junge sie als unzählige Flammen.
Auch gab es viele große Statuen, die man aus dem Fels gemeißelt hatte. Die meisten waren weit über hundert Meter hoch und zeigten lächelnde Teddybären und Hasen die Schwerter und Speere in den Händen hielten.
Die Straße endete einfach an der steinigen Küste und der Junge musste etwas herum klettern bevor er bei einem der blauen, heißen Feuer ankam. Kleine, drollige Wesen, die beinahe vollständig aus wuscheligen Haaren zu bestehen schienen, drängten sich um die Wärmequelle und brieten sich Fische mit drei Augen und vier Mündern. Sie machten allerdings ein wenig Platz für ihren Besucher, damit er sich die Kleidung trocknen konnte.
Als seine Knochen dann nicht mehr vor Kälte und Nässe klirrten, ließ er sich zu einem Tunnel führen, der von der Küste wegführte. Man gab ihm eine Fackel und verabschiedete ihn, als er in der Finsternis verschwand und so das Meer und den Regen hinter sich ließ.