»Kommscht du mit mir nach Haussse?«
Mit hochgezogener Augenbraue musterte Hiram sein Gegenüber, einen hübschen dunkelhaarigen Mann, der wie ein Schiff auf hoher See schwankte und sich jetzt neben dem Vampir auf einen Barhocker fallen ließ.
Nachdem der Unsterbliche den halben Abend gegrübelt und immer wieder seinen Entschluss verworfen hatte, war er irgendwann losgezogen, um sich auf andere Gedanken zu bringen.
Außerdem konnte man vom Schneeflockenzählen rammdösig werden.
Sein auserwähltes Ziel war nicht allzu weit weg von seiner Wohnung und hier bekam er in der Regel auch schnell, was er wollte, ohne die halbe Nacht zu vergeuden.
Menschen suchten in diesem Etablissement den ungewöhnlichen Kick eines Vampirbisses, manchmal auch mehr, waren willig und leicht zu haben. So wie der dunkelhaarige Junge, der Hiram bereitwillig von seinem Blut gegeben hatte. Sein Alkoholpegel, war nicht zu verachten gewesen und auch wenn es den Unsterblichen nicht betrunken machen konnte, so hatte es zumindest ein leichtes Kribbeln verursacht.
»Wasch is‘n nu?«, bohrte der junge Mann weiter und legte eine Hand auf Hirams Oberschenkel.
Der Unsterbliche reagierte allerdings anders als gewünscht.
Er knurrte dunkel. »Nein! Was soll ich bei dir? Und nimm die Pfoten weg.«
Aus irgendeinem Grund ging ihm das Ganze hier heute ziemlich auf den Wecker. Der Vampir spürte deutlich den Unmut in sich hochsteigen und das konnte böse enden. Die Hand des Dunkelhaarigen von seinem Bein schiebend, beglich Hiram beim Barkeeper seine Schuldigkeit, bevor er aufstand und sich auf den Weg nach draußen machte. Allein!
Den Kragen seines Mantels hochschlagend lief der Unsterbliche eine ganze Weile durch die festlich geschmückten Straßen, bevor er ein vorbeifahrendes Taxi heranwinkte.
Zu Hause angekommen, warf er sich auf sein Sofa. Er starrte an die Decke und erneut gingen seine Gedanken auf Wanderschaft.
Unwillig brummend, drehte der Unsterbliche sich auf die Seite und schloss die Augen.