Es gibt in Deutschland tatsächlich für alles eine Norm, sogar über das Falten von übergroßen Blättern. Ich rate an dieser Stelle, nicht weiter darüber nachzudenken, sondern es einfach zu akzeptieren. Wo war ich? DIN Deutsche Industrie-Norm. Auch die Post bedient sich dieser Normen und hat sie für Briefe und Pakete hingebungsvoll ausgearbeitet. Erleichternd für die Postkunden bedienen sich Briefbogen und Briefkuverts zur DIN passender Formate, so dass es gar nicht auffällt, dass wir der Norm der Post genüge tun. Bei den Paketen ist das leider eine andere Sache, so wir nicht die in den Postfilialen angebotenen Standardpakete kaufen. Seien wir doch mal ehrlich, unsere Artikel, die wir zu Geburtstagen, Trauungen oder einfach nur so verschicken, scheren sich einen feuchten Kehricht um die DIN-Normen der Post und haben einfach aus praktischen Gründen andere Ausmaße.
So kam es, dass ich leichtsinnigerweise einen Artikel meiner Wahl in einen nicht genormten Verpackungsmaterial transportsicher verpackt hatte, um es mit der Deutschen Post zu verschicken. Dass die Postfiliale an diesem Morgen recht frequentiert war, ich überlegte, ob man nicht diese Schilder aufstellen sollte, wie wir sie von Freizeitparks kennen „Ab hier noch 30 Minuten“, war meiner sonst guten Laune recht abträglich. Das Öffnen weiterer Schalter oder das Anbieten von Erfrischungen hätte das natürlich ändern können. Endlich war ich an der Reihe und legte meine Pakte, sechs an der Zahl, auf den Tresen.
Mein nicht mehr ganz so enthusiastische „Guten Morgen“ wurde irgendwas nuschelnd erwidert. Dann knuffte der Schalterbedienstete an meinen feinsäuberlich gepackten Paketen herum. Danach versuchte er sie durch einen simulierten Briefschlitz zu schieben, was natürlich von mir nicht so vorgesehen war und dementsprechend bei ihm misslang.
„Das entspricht nicht der DIN. Hier ist es zu dick und hier zu dünn (Er presste nochmals das Paket zusammen). Es muss mindestens ein Zentimeter dick sein.“
Mit großen Augen blickte ich ihn an, zum Einen wie er meine Pakete malträtierte, zum Anderen ob der Erklärung zur DIN.
„Guter Mann, ich verschicke regelmäßig diese Art von Paketen, bis jetzt war immer alles in Ordnung.“ Gab ich zu bedenken.
„So können wir (Als wenn er es persönlich zum Empfänger trüge.) das nicht versenden. Sie müssen das neu verpacken nach der DIN-Norm. Sie können natürlich auch unsere Paketboxen nutzen.“ Belehrte er mich.
Ah. Da lag der Hase im Pfeffer, er wollte mir also seine Paketboxen verkaufen.
„Ist beim Kauf der Box die Zustellung schon dabei?“ Fragte ich ihn, naiv wie ich damals war.
„Nein, das ist extra“, antwortete er mir und ich merkte ihm an, dass er mich für eine reichlich blonde Frau hielt. Ihr versteht, was ich meine?
„Also habe ich heute keine Chance, dass meine Pakete frei gemacht werden?“ Versuchte ich es erneut.
„Wollen Sie mich nicht verstehen?“ Er wurde unangemessen laut. „Diese vier Pakete entsprechen nicht der DIN-Norm.“ Er knuffte nochmals, dass die Ecken aller Pakete platt waren. „Diese zwei können verschickt werden.“
Entgeistert starrte ich ihn an. Für diese zwei Pakete hatte ich kleinen Pappschachteln der Wiederverwendung zugeführt.
„Wissen Sie was?“ Ich langte über den Tresen und sammelte alle meine Pakete wieder ein. „Wenn Sie nicht alle verschicken wollen, brauchen Sie es auch bei diesen zwei nicht mehr zu tun, dann gehe ich zu einem anderen Anbieter.“
Ziemlich geladen, ließ ich einen verdatterten Schalterbeamten stehen.
Auf dem Weg nach Hause stellte ich erfreut fest, dass ein Geschäft in der Nachbarschaft seit Neustem einen Paketshop hatte und ich dort meine Pakete kostengünstiger mit ohne DIN-Norm verschicken lassen konnte.