Der unliebsamste Paketdienst nach Hermes ist gar DPD. Woran das liegt? Ganz einfach. Wenn das Paket nicht zugestellt werden kann, liegt ein Zettel von DPD im Hausflur, darauf eine vielstellige Paketnummer und ein QR-Code. Nun beginnt das Fragen und Suchen, wer wohl der Empfänger sein könnte. Der eingelesene Code führt einen zur DPD-Site, dort kann man seine Postleitzahl eingeben und Zack, erscheint der Ort der Abholung. Und das für jeden, der ein Handy besitzt und nicht nur für den Empfänger.
Nun denn, dieses Mal war das Paket tatsächlich für mich. Kurz gescannt, Postleitzahl eingegeben und schwuppdiwupp wusste ich wohin. Aber oje, wo sollte das denn sein. Irritiert schaute ich auf den Stadtplan. Ach, doch nicht so schlimm, einer der 24-Stunden-Kioske. Aber warum heißt er BG. Ich zoome auf und dann wird es mir klar. Ich muss nach Bulgarien. Ich schaue auf die Uhr. Nein, nach 19 Uhr sollte ich da nicht hinfahren, wenn ich noch alle Räder am Auto behalten wollte. Also wäre morgen auch noch die Möglichkeit.
Neuer Tag, neues Glück. Yannik kannte den Weg und so fuhr ich mit gültigen Ausweispapieren ins bulgarische Viertel. Es gab einen Parkplatz vor der Tür, sehr schön. Mein fröhliches „Gutes Tag“ erstarb beim Eintritt in den Kiosk. Keiner der angebotenen Artikel war mir bekannt. Und die Namen auf den bunten Packungen waren auch nicht hilfreich.
Hinter dem Tresen saß eine Blondine mit äußerst ondulierter Frisur und daddelte am Handy. Als sie aufblickte, überlegte ich, ob sie lächelte, vermutlich nicht, da sonst der Spachtel äh Make-up abgeplatzt wäre.
„Ich möchte mein Paket abholen.“ Ich reichte ihr meine Paketkarte. Sie schaute erst mich und dann denn Zettel reichlich ratlos an. Hinter ihrer Stirn ratterte es, dann stand sie auf, um irgendwo in den hinteren Katakomben zu verschwinden. Die Pumps passten zu Make-up und Frisur, das dazwischen irgendwie nicht. Aber ich erinnerte mich, wie einer meiner bulgarischen Schüler stolz wie Bolle mit Lackschuhen und Trainingsanzug vor dem Traualtar stand. Andere Länder, andere Sitten.
Ächzend kam sie wieder zum Vorschein und wuchtete einen sperrigen Karton auf die Eistruhe, dass mir angst und bange um die gläserne Abdeckung wurde. Vermutlich machte sie um das eigentliche Gewicht nur ein Gewese. Schnell hatte sie den Code mit ihrem Lesegerät gescannt und reichte mir das Gerät wortlos rüber. Ja klar, ich musste unterschreiben. Ich hasse es, auf diesen Pads mit dem Finger zu unterschreiben. Erst funktioniert es nicht und dann könnte man alles aus dem Gekrakel lesen. Aber egal. Ich schnappte mir das Paket, das nur halb so schwer war, wie sie sich angestellt hatte, und verließ das Geschäft mit einem fröhlichen Tschüss. Keine Ahnung, ob sie etwas sagte.
Ich war ihr gewiss genauso seltsam vorgekommen wie sie mir.