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Nach dem Prompt „Waldhund [tierische Detektivgeschichten]“ der Gruppe „Crikey!“
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Mingun biss sich auf die Zunge, als der Rahmen klapperte. Er war so ein Idiot! Wieso hatte er sich unbedingt in die Hütte schleichen müssen?
"Hast du das gehört?", fragte einer der beiden Männer, die Mingun beschattet hatte. Schwere Schritte näherten sich seiner Position. Das Herz schlug dem Detektiv bis zum Hals.
Er ließ die Tür ins Schloss gleiten, so rasch und leise er konnte. Wieder klapperte der Rahmen. Verdammt noch eins! Mingun verfluchte im Stillen seine Neugier, während er in das Halbdunkel des langgestreckten Lagers huschte. Zu beiden Seiten standen Kisten, die sehr sicher das weiße Pulver enthielten, dessen Spur er gefolgt war. Der Mord am reichen Großvater seiner neuen Mandantin hatte durch einen Sumpf aus illegalen Waffengeschäften und Drogenschmuggel geführt.
Hierher. In eines der Lager, wo er den Beweis für seine Theorie hatte finden wollen. Jetzt wünschte sich Mingun, er wäre etwas weniger eifrig gewesen. So gut der Auftrag auch bezahlt war, man durfte nichts überstürzen. Vom Waldrand aus, zwischen den dichten Farnen des Dschungels, hätte er genug hören können. Er hätte sich nicht ins Lager schleichen müssen!
Er fand eine Lücke zwischen mehreren Kisten mit dem Panterlogo des Drogenrings und huschte hinein. Keine Sekunde zu früh - die Tür wurde aufgestoßen und das Licht einer Fackel fiel herein. Mingan zog den Echsenschwanz näher und versuchte, tiefer in die Lücke zu kriechen. Leider gab es keine Möglichkeit, hinter die Kisten zu gelangen. Dafür gab es einen Sack, der, dem knisternden Gefühl nach, getrocknete Blätter irgendeiner Pflanze enthielt. Mingun hielt ihn vor sich und machte sich so klein wie möglich.
"He! Wer ist da?" Jemand schlug mit einem Stab gegen die Kisten. Mingun zuckte zusammen, doch er sagte keinen Ton. Es war nicht das erste Mal, dass der Privatdetektiv in einer solchen Klemme steckte. Obwohl er sich diesmal eindeutig mit etwas angelegt hatte, was eine Nummer zu hoch für ihn war - die Drogenbesitzer waren eindeutig gewaltbereit und schreckten auch vor Mord nicht zurück.
Er kauerte sich zusammen, während mindestens ein Mann die Gänge entlanglief. Die Fackel kam näher, dann glitt sie an der Lücke vorbei.
Mingun hielt den Atem an. Wie hatten sie ihn nicht sehen können? Sein Herz wummerte nur noch lauter und sein Mund war trocken. Der Sack bot ihm nicht genug Deckung. Vielleicht hatte der Mann nicht richtig in die Lücke gesehen - doch auf dem Rückweg musste er ihn entdecken.
Ihm blieben nur Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen. Leise ließ Mingun den Sack zur Seite sinken und huschte aus der Lücke.
Ein Blick zur Tür: Der Weg war frei. Ein Blick zurück verriet ihm, dass der Mann mit der Fackel noch mit dem Rücken zu ihm stand und ein Stück vom Ende des Lagerhauses entfernt war. Geduckt huschte Mingun los. Seine Klauen klackerten leise auf den glatten Stein. Dann lag die Tür vor ihm.
Er biss die Zähne zusammen und betete, dass der Rahmen diesmal nicht klappern möge. Vorsichtig legte er die Hände an den Holzrahmen und drückte.
Ein Kratzen.
"Hey!" Der Mann mit der Fackel drehte sich um.
Mingun stieß die Tür auf und rannte los. Er sah den offenen Platz vor sich, dahinter den dichten Dschungel, den er erreichen musste. Ein Schritt, ein zweiter - dann explodierte Schmerz an seinem Hinterkopf und die Welt verschwand in einem flackernden Blitz.
⁂
Als er zu sich kam, hatte er Kopfschmerzen. Er lag auf kaltem, feuchten Grund und schmeckte Erde. Als er versuchte, sich zu bewegen, stellte er fest, dass seine Hände auf dem Rücken zusammengebunden waren.
Wer immer ihn gefesselt hatte, hatte gewusst, was er tat. Mingun war nicht zum ersten Mal gefesselt, aber dies war eine der wenigen Gelegenheiten, da er nicht wüsste, wie er sich befreien sollte.
Langsam setzte er sich auf und sah sich um. Er befand sich nicht in einem Gefängnis, sondern im Dschungel. Blätter rauschten, Vögel sangen ... Er stutzte. Nein, das waren nicht nur Blätter, die rauschten. Als er sich umdrehte, sah er den Fluss.
Sein Herzschlag beschleunigte sich wieder. Er erkannte den Fluss zwar nicht, doch so viele Gewässer gab es rings um seine Stadt nicht. Und eines davon war verseucht mit Krokodilen. Es brauchte kein Genie, um zu erraten, wie ihn die Schmuggler loswerden wollten.
Er blieb sitzen. Wie sollte er dieser Falle entkommen? Bisher hatten ihn die Krokodile ignoriert, da er sich nicht bewegt hatte. Doch das würde sich ändern, wenn die Weibchen sich bedroht fühlten.
Verdammt, wäre er doch bloß zurückhaltender gewesen. Aber natürlich hatte ihn die Neugier überwältigt, die Hoffnung auf bessere Beweise. Dabei hatte er doch gewusst, was geschehen war, er hatte nicht erst das Panterlogo auf den Kisten sehen müssen ...
Etwas raschelte hinter ihm. Mingun erstarrte. Über die Schulter sah er, dass etwas Kleines aus dem Wald gehuscht kam und zielstrebig auf seine Hände zuhielt. Im nächsten Moment spürte er eine weiche Zunge und Zähne, die an den Seilen zerrten.
Er atmete auf. "Ejee! Du sollst mich nicht so erschrecken!"
Das Raubtier winselte leise und nagte weiter, bis das Seil schließlich fiel. Mingun rieb sich die Handgelenke und half dem Waldhund, die Seile um seine Beine zu lösen. Immer wieder sah sich der gedrungene Wolf um. Er wusste genauso gut wie Mingun, wie gefährlich dieser Ort war.
Schließlich konnte er aufspringen und lief, gefolgt von seinem Waldhund, in die Sicherheit des Dschungels. Erst, als der Fluss nicht mehr zu hören war, gestattete sich Mingun eine Pause, kniete sich hin und nahm den Waldhund auf den Arm. Ejee leckte ihm über das Gesicht und Mingun kraulte seinen Freund erleichtert.
"Auf dich ist wirklich immer Verlass", murmelte er und vergrub das Gesicht im weichen Fell. "Danke, Partner."
Der Waldhund fiepte glücklich.
"Ja, du hast recht. Wir haben jetzt alles, außer vielleicht handfesten Beweisen. Es wird Zeit, zu unserer Mandantin zurückzukehren. Die Arme ... ihr wird das Ganze sicherlich nicht gefallen. Ich hoffe nur, dass sie unsere Bezahlung nicht kürzt. Für diese Rettung hast du dir nämlich einen echten Leckerbissen verdient, Ejee!"