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Nach dem Prompt „Afrikanische Ruderente“ der Gruppe „Crikey!“
Weitere Inspirationen: Olduvai-Schlucht, Tingatinga-Malerei
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Nervös kaute Abí auf seiner Unterlippe. Die Ente auf dem kleinen Teich zog unbeirrt ihre Bahn. Den Jäger im hohen Gras hatte sie noch gar nicht bemerkt. Doch Abí kam nicht näher an das Wasserloch heran.
Er verbesserte seinen Griff um den langen Stock in seiner Hand. Er hätte gleich nur eine Chance. Wenn er einen Fehler machte, würde der Vogel auffliegen und er wäre seinen Job los.
Und seine Familie würde hungern. Seit dem Tod seines Vaters war Abí derjenige, der das Geld hereinbrachte.
Er biss nochmals zu. Er musste dem erfahrenen Jäger nur beweisen, dass er es schaffen konnte ...
Mit einem Ruck sprang er auf, als die Ente gerade den Kopf senkte, um zu gründeln. Mit zwei Schritten war Abí im weichen Schlamm und dann bei der Ente. Er schwang den Stock und der Käscher sauste auf den überraschten Vogel herunter.
Erschrocken quakend schlug die Ente mit den Flügeln. Bräunliche Federn stoben in den Himmel und Wasser spritzte. Mit einer schnellen Drehung des Stocks verschloss Abí das Netz, dann holte er die Ente zu sich und stolperte zu der Stelle, wo Ouman mit dem Käfig wartete.
"Sehr gut." Der ältere Jäger musterte den Vogel. "Zusammen mit unserem anderen Auftrag sind das zwei gute, unversehrte Typusexemplare. Ich bin sicher, dass dieser Forscher uns weiter beauftragen wird." Lächelnd klopfte Ouman Abí auf den Rücken. "Wir haben den Job sicher, mein Junge! Wir werden hier richtig reich."
Auch Abí lächelte erleichtert, ehe er Ouman half, den schnatternden Vogel in den Transportkäfig zu bringen. Es war ein hübsches Weibchen, genau, wie es ihr Auftraggeber verlangt hatte.
"Lass uns nur noch mal den See abgehen", bat Abí. "Vielleicht gibt es hier irgendwo ein Nest."
"Wenn wir Eier hätten ...", murmelte Ouman mit glänzenden Augen. "Ausgezeichnete Idee, mein Junge."
Lächelnd ging Abí los. Diese Arbeit machte ihm deutlich mehr Spaß als die Jagd auf Elfenbein. Er mochte es, die Tiere am Leben zu lassen. Und er war froh, dass er sich dank des Forschers in Dhubayaana nicht mehr zwischen dem Leben der Tiere und dem seiner Familie entscheiden musste.