Titel: Magie des Meeres. Geschichten, Märchen und Seemannsgarn von Wellen, Wind und Wasser.
Sprache: Deutsch
Texte: unterschiedliche Autor*innen und Herausgeber*innen
Illustration: Lisa Bühner
Cover: Blau mit goldenem Rahmen und mehreren bunten Korallen und Meerestieren, darunter eine eindrucksvolle pinke Qualle, die sich um den Titel winden
Altersempfehlung: ab 14, ist ziemlich brutal zwischendurch
- Anthologie
- 2024 erschienen
- 208 Seiten, goldfolierte Seitenränder a.k.a. Farbschnitt
- Neupreis 25 Euro
Disclaimer: Ich liebe Märchen, Legenden, und Sagen. Ich finde den Stil, in denen Märchen, Legenden und Sagen erzählt werden, fürchterlich. Oft sind sie pathetisch, sprachlich sperrig und holzig und dennoch derartig verschachtelt, dass das Lesen mehr einem monochromatischen Puzzle als einer Freizeiterholung gleicht.
(Nichts gegen monochromatische Puzzles. Ich liebe sie. Aber sie stressen mich.)
Nachdem das gesagt ist, nun die CNs. Aufgrund der vielfältigen Geschichten sind sie schwer zu fassen.
u.a. Tod durch Ertrinken, arrangierte Ehe, Tod, Gewalt, Kampf, Mord, Diebstahl, Schiffbruch, Einsamkeit, Blut, Verletzungen, Würmer, Verletzung, Waffen
Empfehlung? Weiß ich nicht.
Vielleicht eher eine Empfehlung, sich interessenspezifische, landspezifische, oder epochenspezifische Märchen- und Legendensammlungen zuzulegen. Dieses Buch Ausleihen aus der Bibliothek, jap - oder gebraucht kaufen. Aber keine 25 Euro dafür ausgeben.
(Ja, das ist harsch. #sorrynotsorry)
Da es eine Anthologie ist und verschiedene Autor*innen verschiedener Genres und Epochen aufnimmt, gibt es keine Zitate.
Das Buch ist bunt illustriert und ganz nett, wobei die Illustrationen nicht unbedingt die Geschichten ergänzen und sich teils wiederholen. Es wirkt, als hätte es zuerst die Illustrationen gegeben und dann wurden bekannte "Klassiker", neuere und Texte nicht-westeuropäischer Märchen und Legenden hinzugefügt. Und so ganz ergänzen die Illustrationen nicht die Geschichten und die Geschichten nicht die Illustrationen. Beide existieren nebeneinander, aber eben nicht füreinander. Und das ist schade. Die Illustrationen wiederholen sich teils - was bei 208 Seiten absolut okay ist - aber gerade dann, wenn mit Wiederholung gearbeitet wird, hätte ich gern Illustrationen und Texte aufeinander angepasst erlebt.
Auch ist keine thematische, alphabetische, chronologische oder eine andere klare Sortierung zu erkennen, was erlaubt, Texte miteinander zu kontrastieren, Ähnlichkeiten und Unterscheide hervorzuheben. Eine Geschichte sticht dadurch hervor, dass sie unglaublich modern erzählt wird, wohingegen die anderen/umliegenden Geschichten älter daherkommen. Sie ist zwar weniger holzig, aber konvolut, wodurch der durchaus feine Humor verloren geht. Und dadurch, dass dieses moderne Geschichte zwischen älteren Stilen eingebettet ist, wirkt es so, als gehöre sie nicht ganz herein.
Ich denke, das ist ganz gut gelungen. Neben dem übergeordneten Thema "Meer" konnte ich keine hintergründige Erzählung erkennen, was auch voll ok ist. Die muss es nicht geben, es wäre für mich persönlich nur interessant gewesen, wenn es eine unterschwellige Erzählung gegeben hätte, die über alle Texte spannt.
Was mich am meisten stört, sind die Fehler. Davon gibt es viele.
Ein weiterer DIsclaimer: Ich habe nicht explizit nach Fehlern gesucht, beim Lesen bin ich müde gewesen - vermutlich gibt es mehr als die, die ich gefunden habe. Es betrifft interessanterweise einige spezifische Geschichten.
(1) "Die kleine Seejungfrau" nach Hans Christian Anderson: Zwei Punkte mitten im Satz sowie eine falsche Kapitelbezeichnung. Es wirkt bei letzterem so, als wäre die Aufteilung der Geschichten umsortiert wurden und dabei ist die Umänderung des Titels auf einer Seite untergegangen.
(2) "Störtebecker", eine Adaption nach Boy Lornsen, hat sieben oder acht fehlende Anführungszeichen der wörtlichen Rede. Meist fehlen die öffnenden Anführungszeichen nach einem Inquit ("A, b, c-", murmelte er. A b c, ..." )
Entweder wurden die Fehler aus der Originalquelle übernommen. Das kann daran liegen, dass keine Lizenzen für Veränderung erteilt wurden, sondern nur fürs Kürzen. Es kann sein, dass es einfach niemand bemerkt hat. Es kann sein, dass bei der Änderung von Gänsefüßchen auf Guillemets (<< und >>) die Anführungszeichen gelöscht und nie wieder eingefügt wurden. Da ich keinen Einblick in den Prozess habe, kann ich nur mutmaßen, aber es störte mich sehr.
Zudem kommt die Störtebecker Geschichte mit einer Menge an Fachtermini aus der Seefahrt, das hat mich etwas überfordert. Vielleicht habe ich deswegen so viel Aufmerksamkeit auf die Grammatik/Interpunktion gelegt.
(3) Die Adaption "Der Fischer und seine Frau" kommt mit variierender Kommasetzung nach Anführungszeichen daher. Hinter Frage- und Ausrufezeichen, die in der wörtlichen Rede stattfinden, fehlen im Begleitsatz die nachfolgenden Kommata. Unabhängig davon ist auch nicht jeder Begleitsatz, der nach einem regulären Aussagesatz kam, ein Begleitsatz, der mit Komma abgetrennt werden sollte.
Beispiel: Er sagte: "a, b, c", und die Vögel hörten auf ihn und bewegten sich; und .... .
Okay, nach meiner Meckerei über Fehler, mal was über den Inhalt.
Ich habe gemerkt, dass ich Schillers "Der Taucher" nicht leiden kann und bin sehr froh darüber, dass ich die Kurzversion (Parodie?) kennenlernen durfte bevor ich mich durch das Gedicht gequält habe.