Du bist Allyster der Sehende.
Die Entscheidung fällt dir nicht leicht. Aber nach allem, was du über die Wälder weißt, ist die Verkleidung eine bessere Option.
„Wir können gucken, ob wir einfach so was stehlen können“, schlägst du vor. Wenn möglich, wollt ihr das unnötige Blutvergießen natürlich vermeiden.
Ihr nähert euch der einsamen Hütte im Schutz des Waldes. Als ihr nur noch einen guten Bogenschuss entfernt seid, sitzt du ab.
„Die Pferde lassen wir am besten hier, damit sie uns nicht verraten.“
Karja nickt und bindet ihren Esel sofort an einen stabilen Ast.
Dann schleicht ihr euch in der Deckung des Waldes an den Hof heran. Es sind tatsächlich zwei Gebäude, einmal das Wohnhaus, nah am Wald jedoch auch noch ein niedriges, längliches Gebäude, das du für einen Stall hältst. Das Holzdach ist von Moos überwuchert und in der Mitte stark eingesunken.
An der Längsseite dieses Gebäudes arbeitet ihr euch nach vorne. Du hörst bereits Stimmen in einer Sprache reden, die du nicht verstehst. Zwei Erwachsene – ein Mann und eine Frau – die scheinbar mit einem Kind schimpfen, das nur trotzig klingende Erwiderungen einwirft.
Ein Kind. Du schluckst. Vielleicht könnt ihr den Jungen ja verschonen.
Du spähst um die Ecke auf den Hof, der vom Stall und, schrägt dazu, dem Haus begrenzt wird. Einige Hecken und der Kräutergarten bilden weitere Barrieren, sodass im Endeffekt nur ein Eingang bleibt. Das Stück neben euch, zwischen dem Stall und dem Wohnhaus.
Die beiden Erwachsenen, vermutlich die Eltern, haben helle Haut und blondes Haar. Sie stehen mit dem Gesicht zur Öffnung, was eure Chance auf einen Überraschungsangriff verringert. Allerdings scheinen es nur die drei zu sein. Die Erwachsenen tragen Waffen, aber keine Rüstungen, nur Felle und Leder. Eben jene Kleidung, die ihr benötigt.
Du lehnst dich wieder an die Stallwand und berichtest deinen Gefährten flüsternd, wie viele Gegner euch erwarten. „Nehmt das Kind gefangen, wenn möglich.“
„Und dann?“, fragt Elred kopfschüttelnd. „Sobald wir ihn freilassen, wird er sich Erwachsene suchen und Rache nehmen. Wir müssen ihn ebenfalls töten, das ist die einzige Chance.“
Du seufzt schwer. Der Elf hat recht. Der Junge ist höchstens zwölf … das hat er nicht verdient. Doch das Leben ist ungerecht.
Karja zieht ihren Säbel. Elred legt einen Pfeil auf den Bogen. Du erschaffst einen Feuerball. Nachdem ihr einander noch einmal zugenickt habt, springt ihr um die Ecke.
Die Erwachsenen sehen euch sofort und sie reagieren schneller, als du es von einigen Bauern erwartet hättest. Der Vater zieht seinen Sohn hinter sich, die Mutter rollt zur Seite und ergreift einen Schild aus Hirschhaut, mit dem sie deinen ersten Feuerball abwehrt. Instinktiv hast du in ihr die größte Bedrohung erkannt. Da Elred nicht gleichzeitig mit dem Bogen schießen und das Tigerauge aktivieren kann, müsst ihr in Echtzeit reagieren.
Karja stürmt auf die Kriegerin zu, die das Entermesser mit einer schweren Axt kontert. Elred versucht, an der Piratin vorbei zu zielen. Du wirfst deinen nächsten Feuerball auf den Mann, der den Sohn gepackt hat und zum Haus rennst.
Sein Schrei, als du seinen Kopf triffst, lässt die Kriegerin herumwirbeln. Der Vater fällt zur Erde, sein Sohn beginnt jedoch sofort, auf die Flammen einzuschlagen.
Elred begreift deinen Plan und schießt auf den Jungen, aber die Kriegerin ist alarmiert, springt von Karja weg und fängt den Pfeil mit dem Schild ab. Ihr rauer Schrei verrät die Angst um ihre Familie. Sie ist nahezu rasend, doch das bedeutet, dass sie eher Fehler machen wird.
Momentan versucht sie, ihren Mann und ihren Sohn zu decken. Elred und Karja haben sich aufgefächert, um die drei in die Zange zu nehmen. Der Schild kann nicht auf beiden Seiten gleichzeitig sein …
Du hast Mitleid mit der Gruppe, auch wenn du es energisch beiseite schiebst. Die Familie waren nichts als Bauern, sie haben euch nichts getan – doch ihr benötigt ihre Kleidung.
Deine Gedanken reißen ab, als ein brutaler Schmerz in deinem Rücken explodiert, genau unter dem Schulterblatt. Die gerade gebildete Feuerkugel verschwindet wieder, du ringst mit einem heiseren Schrei nach Luft. Schwankend drehst du dich um – und siehst einen weiteren Jungen. Dieser ist noch keine zehn und sieht dich mit weit aufgerissenen Augen an. In der Hand hält er einen Speer, von dessen Spitze Blut tropft – dein Blut! Der Kleine muss im Haus gewesen sein.
Wieder rufst du das Feuer und schleuderst es auf das Kind. Dir ist schwindelig. Dennoch hörst du das Kind aufschreien und dann das Gebrüll der Kriegerin. Während blutige Blasen von deinen Lippen springen und du auf den Beinen zu bleiben versuchst, rennt die Kriegerin an dir vorbei, um ihren Sohn in die Arme zu schließen. Das Feuer hat ihn bereits verbrannt, die Haut aufgerissen. Ob er noch lebt, kannst du vor deinem verschwimmenden Blick nicht erkennen.
Du stürzt in den Dreck. Feuchtigkeit verklebt deine Roben am Rücken. Pfeile rauschen an dir vorbei, treffen die Kriegerin ebenfalls in den Rücken, doch als du zurücksiehst, steht Elred allein. Karja wurde offenbar von einem Axthieb gefällt und liegt zuckend in der Hofmitte.
Noch während du hinsiehst, erhebt sich der Familienvater hinter Elred. So verbrannt er auch ist, er hält sich auf den Beinen und ergreift eine Mistgabel, mit der er von hinten nach dem Elfen schlägt.
Du spürst deine Kräfte schwinden. Blut durchtränkt den Boden um dich her. Überall ist nur Blut.
Von einem Zehnjährigen getötet. So ein Scheiß!
Dies ist kein Canon-Ende, deswegen gibt es hier keine Fortsetzung.
Um das Canon-Ende für Allysters Teil der Geschichte zu erreichen, musst du den Selenit für eine Vision nutzen.
Vielen Dank fürs Lesen und viel Spaß beim Weiterspielen!