Ich fand mich in einem neuen Alltag wieder: Jay musste regelmässig, d.h. ca. jede Stunde, gefüttert werden. Sie gab dies jeweils recht lautstark bekannt. Ich packte dann also Futter und viel Zeit ein und machte mich mit unserer Hündin auf in ihr Zimmer. Denn die kleine Dame hatte den Luxus eines eigenen Raumes extra für sich. Zum einen, weil wir selber eine Katze hatten, die zwar nicht jagte, zum andern, weil die Katzen aus dem Quartier sich gerne in unser Haus "verirrten", wenn es da etwas Interessantes zu "sehen" gab... Zudem hatte ich beobachtet, dass sie noch viel schlief. Diesen Schlaf wollte ich nicht stören mit Haushaltgeräuschen.
Ich gewöhnte mir an, Jay nach dem Füttern noch eine Weile in der Hand zu halten und zu singen. Es dünkte mich, sie entspanne sich dabei. Auch meine Hündin sass dann ganz ruhig neben uns - es waren kostbare Momente.
Jays Augen waren noch geschlossen, aber dafür wuchsen ihr langsam Federchen. Voller Stolz und Freude beobachtete ich ihre Fortschritte. Immer noch brauchte sie eine Wärmeflasche, trotz der hochsommerlichen Temperaturen. Meine Zuversicht wuchs aber, dass sie überleben würde.
Als ich nach einiger Zeit am Morgen in ihr Zimmer kam, schaute Jay mich interessiert an. Ihre Augen hatten sich scheinbar über Nacht geöffnet. Diesen Moment werde ich nie vergessen. Sorgfältig nahm ich sie in die Hand, sprach mit ihr - es war magisch. Ich wusste, dass ich ab jetzt ein ganz wichtiger Bezugsmensch für sie sein würde, ihre Mama eigentlich, da sie mich als erste erblickt hatte. Jay selbst setzte diesem magischen Moment rasch ein Ende: Sie wollte gefüttert werden!
Kurze Zeit später waren wir an ein Fest eingeladen, welches in einem Park stattfand. Jay und unsere Hündin durften uns selbstverständlich begleiten. Immer noch war Jay auf die Wärmeflasche angewiesen. Doch im Laufe des Abends wurde das Wasser darin kalt. Angst stieg in mir auf. Was, wenn sie sich verkühlen würde?