«Ich möchte dir das Herz unserer Stadt zeigen», sagt er leise. In seinen Augen meine ich einen goldenen Schimmer aufleuchten zu sehen.
Ich erinnere mich an die Worte, die ich während meiner Reise hierher gehört habe: «Lass dich führen. Folge deinem Herzen.»
Befreit lache ich auf. «Ich komme mit!»
Die Geschichte macht frohe Tanzschritte.
«Allerdings» – ich mustere besorgt die Rikscha – «lieber zu Fuss. Ich möchte nicht von dir gezogen werden müssen.»
Auch Singh lacht nun herzlich. «Du Gute! Hier ist alles anders als du es bis jetzt kanntest. Die Gesetze der Schwerkraft werden durch ein anderes Gesetz ersetzt. Wenn ich jemanden transportiere, dann nicht mit der Kraft meiner Muskeln. Doch davon später. Aber wir können gerne zu Fuss gehen.»
Ich folge Singh durch eine enge Gasse, die Geschichte bleibt an meiner Seite. Sie scheint wie von innen heraus zu leuchten. Singh wirkt nun in sich gekehrt, nicht mehr so unbeschwert wie eben, ist aber umgeben von einem hellen Licht.
Am Ende der Gasse leuchtet ein Bau, ein hoher Bau mit einer goldenen Kuppel – ein Tempel?
Singh dreht sich um, lächelt: «Ja, ein Tempel.»
«Singh, kannst du Gedanken lesen?»
«Aber ja doch!» Singh lacht wieder sein herzliches Lachen.
Vor mir die breiten, gewundenen Treppenstufen, welche zum Tempel hinaufführen. Ich bleibe stehen, nehme dieses Bild intensiv in mir auf. Es kommt mir vor – ja, wie denn? Noch kann ich dieses Gefühl nicht beim Namen nennen.
«Komm!» Singh nimmt mich an der Hand, wir steigen die Stufen hoch.
Aus dem Innern ertönt Musik.
Leise betreten wir den Tempel.