Bakterien unterschiedlichster Herkunft sind Ursache für die eintretende Fäulnis. Zum einen handelt es sich um körpereigene Keime, welche zur Zeit des Lebens die Haut, die Mundhöhle, den Nasen-Rachen-Raum, den Darm und die Scheide besiedeln. Zum anderen handelt es sich um Fremdkeime aus dem umgebenden Milieu (z.B. Wasser & Luft). Sind schon zu Lebzeiten infektiöse Erreger in das Blut gelangt und so über den Körper verbreitet worden, schreit die Fäulnis schneller voran. Hat sich die tote Person vor dem Ableben einer Behandlung mit Antibiotika unterzogen, so tritt die Fäulnis erst Tage manchmal Wochen später ein.
Chemisch betrachtet ist Fäulnis nichts weiter als eine große Reduktion der Körperbestandteile zu ihren molekularen Einzelteilen. Der Abbau von Eiweiß vollzieht sich über mehrere Zwischenstufen zunächst bis zu den Aminosäuren, also bis hin zu den einfachsten Bausteinen der Eiweißkörper. Daraus entstehen durch Abspaltung die Ptomaine (z.B. Kadaverin, Putreszin, Tyramin). Bei deren weiteren Abbau kommt es zur Bildung von Gasen wie Ammoniak (NH3), Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Schwefelwasserstoff (H2S). Weiteres Tyramin (tyros, griech. = Käse) wird abgespalten und reagiert mit dem Ammoniak, wodurch der charakteristische Fäulnisgeruch entsteht. Wie die Eiweiße werden auch die Kohlenhydrate und Fette über mehrere Stufen abgebaut.
Der für die Ptomaine auch von Laien genutzte Begriff Leichengifte ist unzutreffend, denn ein spezifisches Leichengift im Wortsinn gibt es nicht. Die Produkte des Eiweißzerfalls sind bei Hautkontakt gänzlich ungefährlich. Obwohl die intakte Haut einen guten Schutz vor Krankheiten liefert, empfiehlt es sich, beim direkten Kontakt mit Leichen aus Gründen der Hygiene Handschuhe zu tragen. Bestimmte Errege, wie zum Beispiel Tuberkulosebakterien, Hepatitisviren und HIV, die im Leichnam noch eine gewisse Zeit weiterleben, können eine potentielle Infektionsquelle darstellen. Je stärker die Fäulnis der Leiche fortgeschritten ist, desto geringer ist eine Gefahr durch Übertragung von Krankheitserregern.
Der Fäulnisprozess wird von äußeren Faktoren beeinflusst. So sind Wärme und Feuchtigkeit begünstigende Faktoren. Kühlt eine Leiche nur sehr langsam ab, wie zum Beispiel durch hohe Temperaturen der Umgebung oder Fettleibigkeit des Toten, setzt die Fäulnis rasch ein und verläuft schnell.
Dem gegenüber stehend sind alle anderen äußeren Faktoren von geringerer Bedeutung. Die Regel nach Casper besagt, dass das gleiche Fäulnisbild an der Luft nach einer 1 Woche, im Wasser nach 2 Wochen und unter der Erde in 8 Wochen auftritt.
Wird eine gut erhaltene Wasserleiche geborgen, ist trotzallem Eile bei der erkennungsdienstlichen Behandlung geboten. Durch den Umstand längere Zeit im Wasser gelegen zu haben und damit viel Feuchtigkeit in sich zu tragen, verfallen Wasserleichen nach der Landung sehr schnell.
Von außen betrachtet werden die frühsten Fäulnisveränderungen in der rechten Unterbauchregion sichtbar. Der Dickdarm befindet sich an dieser Stelle dich an der Bauchwand, sodass die Darmbakterien rasch in die Haut gelangen und so dort eine Grünfärbung auslösen. Die grüne Farbe ist hierbei ein Abbauprodukt vom roten Blutfarbstoff (Hämoglobin), das Sulfhämoglobin, welches durch die Einwirkung von Schwefelwasserstoff entsteht. Mit dem Fortschritt der Fäulnis wandert die Verfärbung zum Grün nach und nach über den Bauch zum Rest des Körpers. In den Blutgefäßen ablaufende Zersetzungsprozesse führen durch eine Gasbildung dazu, dass die oberflächlich sichtbaren Blutadern zuerst als rot-violette und später als grünlich-schwarze Verästelungen sichtbar werden. Man spricht von einem sogenannten Durchschlagen des Venennetzes. Der Rumpf treibt weiter auf. Aus Mund und Nase tritt eine rötlich-braune Fäulnisflüssigkeit aus. Die Oberhaut wird leicht verschiebbar und löst sich bei leichten Berührungen vom Körper ab. In der Haut selbst bilden sich flüssigkeitsgefüllte Fäulnisblasen, die im Fortlauf zu ausgedehnten Hautsäcken zusammenlaufen können. Diese reißen dann ein und sinken zusammen. Die Oberhaut hängt dann nur noch in Fetzen am Körper. Freiliegende Partien der Unterhaut vertrocknen schnell zu einer bräunlichen, harten Schwarte. Die Grünfärbung der Haut geht in eine tief grün-schwarze Färbung über. Die Durchsetzung von Weichteilen mit Fäulnisgasen führt nicht selten zu einer monströsen Auftreibung von Körperteilen, sodass eine Fettleibigkeit oder gedrungener Körperbau vorgetäuscht werden können. Das Gesicht ist zu diesem Punkt bis zur Unkenntlichkeit entstellt, selbst die Augen habe ihre Farbe gewechselt. Schließlich lassen sich die Kopfhaare leicht ausziehen. Finger- und Zehennägel können mit der Oberhaut wie ein Handschuh oder eine Socke abgestreift werden. Der weitere Fortgang ist abhängig von den weiteren Faktoren der Leichenveränderung. Zum einen kann eine Mumifizierung oder Eintrocknung den Endzustand bedeuten oder meist in Folge eines Fliegenmadenbefalls ist eine Sklettierung möglich.
Im Körperinneren verlaufen die Fäulnisveränderungen meist langsamer als außen. Der Magen-Darm-Kanal wird durch die Entstehung von Gasen stark aufgebläht. In der Leber bilden die entstehenden Gase Hohlräume, sodass eine sog. Schaumleber entsteht. Die Milz nimmt eine grau-schwarze Färbung an und ist in der Lage zu zerfließen. Das Gehirn wird zunächst rötlich, später grün-grau und verflüssigt sich zu einer Art Brei. An Blutgefäßen und Herz zeigt die Innenhaut, in Folge von Durchtränkung mit Fäulnisgasen, eine rot-violette Verfärbung. In den Lungen, sowie der Brust- und Bauchhöhle sammeln sich große Mengen an Fäulnisgasen und Fäulnisflüssigkeiten an. Verflüssigtes Körperfett bildet im Bauchraum Fettseen. Auf den Organüberzügen und der Auskleidung von Körperhöhlen kann es zu einer Kristallbildung aus organischen und/oder anorganischen Fäulnisprodukten kommen. Niere, Gebärmutter und Prostata widerstehen wesentlich länger der Fäulnis als andere innere Organe.
Bei der Verwesung handelt es sich um mikrobiell bedingte, oxydative Prozesse, die mit trockenen, zundrigen Gewebszerfall einhergehen. Oft begleitet von einem sichtbaren Befall von Schimmelpilzen. Fäulnis und Verwesung laufen kombiniert mit der Autolyse gleichzeitig ab, sodass mal das eine oder das andere überwiegt.
Wegen den nahezu regellos verlaufenden Abbauvorgängen bei Fäulnis und Verwesung sind Rückschlüsse auf die Liegezeit nur sehr begrenzt möglich. Dennoch muss ein Ermittlungsbeamte über ausreichende Kenntnisse der Fäulnisveränderungen verfügen, um Verwechselungen mit Folgen einer äußeren Gewalteinwirkung zu vermeiden.
Häufige Fehlinterpretationen sind:
- Austritt von Fäulnisflüssigkeit aus Nase und Mund werden als Blutablaufspur gedeutet
- Hervorquellen von Zunge und Augen als Erstickungszeichen fehlinterpretiert
- Farbveränderungen der Halshaut als Würgemale fehlgedeutet
- Einschnürungen des Halses bei fäulnisbedingter Anschwellung als Strangfurche fehlinterpretiert
- Fäulnisblasen am Körper werden als Brandblasen, Erfrierungsblasen oder Blasen durch Vergiftung fehlgedeutet
- Spreizung der Beine werden als Hinweis auf Sexualdelikt fehlinterpretiert