Scarlett verabschiedete sich von Darwins Vater und Noah, bevor sie mit Darwin das Gebäude wieder verließ.
Draußen angekommen atmete sie einmal tief durch und folgte Darwin zum Wagen.
„Ich hoffe du hast auch dicke Pullis in deiner Garderobe", merkte Darwin beiläufig an und wartete, bis ihr Wagen vorfuhr.
"Ich glaube ja. Wird es dort kalt?", wollte Scarlett wissen, während Darwin ihr die Tür aufhielt und Scarlett ins Auto stieg.
„Windig, ja", korrigierte er sie und stieg zu Scarlett. „Aber nur an den Küsten."
"Hm", murmelte sie nachdenklich. "Bist du zufrieden?", fragte sie schließlich, traute dich sber nicht Darwin anzusehen. Stattdessen blickte sie aus dem Fenster.
Darwin schnaubte. „Sicher nicht. Ich hasse es wenn Noah sich in Dinge einmischt, die ihn nichts angehen", antwortete er und Stütze seine Schläfe an die Faust, während er Scarlett beobachtete.
"Das meine ich nicht", murmelte sie und schielte ein wenig zu ihm. "Mit Noah wirst du wohl nie auf einen grünen Zweig kommen."
Darauf runzelte er nun doch die Stirn. „Was meinst du dann?"
Scarlett machte eine Bewegung mit der Hand. "Du hast ja schon gesagt, dass es dir nicht gefallen hat dass ich Servicemanagement studiere. Wie schätzt du die Sache mit deinen Eltern bisher ein? Denkst du sie mögen mich?", wollte die leise aber neugierig wissen.
„Ich wüsste nicht warum sie dich nicht mögen sollten. Auch wenn ich ganz schön ins Schwitzen gekommen bin, als meine Mutter fragte ob ich dich bezahle", gestand er und rieb sich angestrengt über das Gesicht.
"Ja. Das war eine sehr gemeine Frage", murmelte Scarlett und überlegte zu fragen, ob sie Darwin auf die Anrede ansprechen sollte. Doch sie hatten sich entschieden keine zu intimen Dinge zu teilen. Das gehörte wahrscheinlich dazu.
„Egal. Hauptsache sie hat keinen Verdacht", winkte Darwin ab und versuchte positiv zu bleiben.
"Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich dem gewachsen bin. Deine Mutter scheint sehr... speziell zu sein", versuchte sih zu erklären und konnte nicht in Worte fassen wie unwohl sie sich bei seinen Eltern gefühlt hatte.
„Das wird vergehen", beschwichtigte Darwin sie und legte ihr sogar eine tröstende Hand auf die Schulter.
"Das hoffe ich", murmelte sie. "Aber deine spätere Frau tut mir schon jetzt leid", fügte sie leide hinzu.
Bei der Bemerkung musste Darwin lachen. „Ich werde ihr dein Mitgefühl ausrichten", versprach er.
"Ich glaube dein Lebensstil wäre nichts für mich", sagte sie nachdenklich.
„Du meinst... Spaß zu haben?", hakte er rätselnd nach.
"Ne. Diese Distanz in der Familie", erklärte sie und gähnte etwas. Es war zwar noch zeitig am Morgen, doch die Nacht und vor allem das Frühstück hatte sie gefordert.
„Meiner Mutter ist Respekt sehr wichtig. Aber meistens auch nur vor Fremden, wenn du das mit der Anrede meinst", erklärte Darwin und blickte nun auch aus seinem Fenster.
„Es hat mich nur gewundert, dass du sie in der Familie so ansprichst. Auf mich wirkt das sehr distanziert. Aber es ist eure Sache, das geht mich ja nichts an", sagte sie und fragte sich, ob heute noch irgendwas anstand.
„‚Noch' gehörst du nicht zur Familie", korrigierte er sie mit erhobenem Finger.
"Stimmt aber trotzdem war es ein wenig... eigenartig", meinte sie schulterzuckend. "Na ja ich kenne mich in euren Kreisen nicht aus."
Stille kehrte ein und schließlich hielt das Auto vor Darwins Wohnung.
Beide stiegen aus und machten sich auf den Weg zum Fahrstuhl, als Scarletts Handy begann zu klingeln. Anfangs leise und dann immer lauter. Mit verzogenen Lippen holte sie das Handy hervor und bemerkte, dass es Marian war. Sie drückte den Anruf mit einem Seufzen weg.
„Hartnäckige Liebhaber?", fragte Darwin sarkastisch und lächelte sie süffisant an.
"Hartnäckige Freundin trifft es eher", murmelte Scarlett, als es erneut klingelte.
„Klingt sexy", kommentierte er, als sie oben ankamen. „West du kannst dir für heute frei nehmen. Ich denke ich hab heute Lust mir etwas zu bestellen", wies Darwin den Butler an, der bereits im Wohnzimmer stand und auf Anweisungen wartete.
Scarlett drückte erneut weg, doch schon wenig später klingelte es erneut.
Sie verdrehte genervt die Augen, während sie beobachtet, wie West ging.
Mürrisch nahm sie schließlich doch ab. "Marian ich warne dich wenn es nicht wichtig ist", knurrte sie und Marians Stimme erklang.
"Bastian macht sich Sorgen und denkt du bist verschwunden", erklärte sie aufgeregt.
„Er wollte dich sogar schon anrufen, aber ich hab gesagt du hast keinen Empfang. Dann fragte er woher ich das weiß und ich sagte: Ich weiß es nicht", plapperte Marian hysterisch wie ein Wasserfall, dass Scarlett schon Mühe hatte ihr zu folgen. „Was soll ich ihm denn sagen?", fragte sie aufgebracht.
Darwin hatte derweil skeptisch inne gehalten und beobachtete Scarlett achtsam, während er langsam auf sie Zuschritt.
Scarlett seufzte. "Marian beruhige dich doch", versuchte sie beschwichtigend, während sie sih in Richtung Treppe wandte. "Sag ihm doch dass ich einen Freund habe. Besser er weiß es als bekommt es irgendwann raus", grummelte sie missmutig. Das ausgerechnet Sebastian davon erfuhr gefiel ihr gar nicht.
Und dass Marian im Moment mit ihrem Bruder zusammenlebte, für den Scarlett schon so lange schwärmte machte es ihr nicht leichter. Dabei dürfte er weder von Scarletts Job erfahren, noch dass Marian sie überhaupt an die Agentur vermittelt hatte, weil sie selbst dort arbeitete. Was sollte er auch denken, von einer Frau die sich als Eskorte feilbot?
Gerade als sie zur Treppe laufen wollte, spürte sie wie sie an der Taille Gepackt, zurückgerissen und kurz darauf an Darwins Körper gedrückt wurde.
Ein überraschter Laut verlies Scarletts Lippen, als Marian sagte: "Weist du, dass kannst du ihm selbst sagen er ist gerade ins Zimmer gekommen", erklärte sie, während Scarlett mit großen Augen zu Darwin nach oben blickte.
Fragend schüttelte er den Kopf, als würde er nicht verstehen wo das Problem lag.
"Warte Marian", begann sie, als bereits eine männliche Stimme am Handy erklang.
"Scarlett? Warum warst du nicht zuhause? Kannst du dir vorstellen, dass ich mir Sorgen gemacht habe, als ich erfahren habe, dass die sogar gekündigt hast?", fragte Marians Bruder und klang aufgebracht, aber such beunruhigt.
Scarlett rutschte in Darwins Armen leicht zusammen.
"Es tut mir leid", murmelte sie und klang ein wenig verzweifelt.
Darwin war ihr dabei alles andere als eine Hilfe. Stattdessen spürte sie sogar wie er damit begann kleine Küsse an ihrem Hals zu verteilen. War das sein Ernst?
"Ich hatte schon vor die Polizei zu rufen, weil ich Angst hatte, dass du entführt wurdest", meckerte Sebastian weiter und Scarlett hasste es, dass er sauer auf sie war. Sie wollte nicht, dass er böse auf sie war.
"Ich kann das erklären", gab sie unruhig von sich und überlegte, ob sie sich aus Darwins Griff winden sollte, doch irgendwie beruhigten sie seine Küsse.
Seine freie Hand, die Scarlett nicht festhielt, fuhr dabei ihre Seiten hoch, streifte flüchtig ihre Brüste und ging über ihren Rücken wieder hinunter zu ihrem Hintern, wo er sie provokant kniff.
Scarlett gab einen überraschten und leicht empörten Laut von sich und war kurz davor Darwin zur Rechenschaft zu ziehen, doch da sie noch immer mit Sebastian telefonierte, versuchte sie sich auf diesen zu konzentrieren. „Es ist wirklich gerade ein schlechter Augenblick", versuchte sie sich zu erklären. „Ich ruf dich heute Abend nochmal an?", schlug sie vor, brachte es aber nicht über sich einfach aufzulegen.
„Ist das gerade dein Ernst?", fragte Bastian und hätte fast ein verzweifeltes Auflachen von sich gegeben.
„Hör auf meine Freunde zu terrorisieren. Sie hat zu tun, das hörst du doch", quengelte Marian und es klang als würde sie ihrem Bruder ein paar halbherzig Schläge auf den Arm verpassen.
„Mir geht es gut, du musst dir keine Sorgen machen, aber ich bin gerade wirklich beschäftigt", versuchte sich Scarlett zu erklären und ihr Herz tat weh, wenn sie daran dachte, was sie ihm sagen musste, wenn er nicht aufhören würde nachzufragen.
Darwin rollte die Augen und strich weiter über Scarletts Hinterteil. „Wer ist das?", fragte er leise mit einem Nicken zu ihrem Ohr. Doch so nahe wie er ihr war, wunderte es sie nicht, dass man ihn gehört hatte.
„Was war das?", fragte nun auch Sebastian, der Darwin wohl gehört haben musste und Scarletts Herz rutschte ihr in die Hose.
Scarlett biss auf ihrer Lippe herum, als sie leise, fast quengelig meinte: „Mein Freund."
Vielsagend hob Darwin eine Augenbraue und blickte Scarlett eindringlich an.
„Du hast einen Freund?", platzte es aus Sebastian heran und Scarletts Schultern senkten sich ein wenig.
„Ja, das wollte ich dir später erklären, wir sind gerade unterwegs", sagte sie wenig erfreut über die ganze Sache. Warum hatte sich auch Sebastian eingemischt?
Ohne dass Scarlett es gewollt hatte, lehnte sie sich ein wenig mehr an Darwin und ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Sie durfte jetzt nur nicht anfangen zu weinen.
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