In einer Darbietung die unglaubwürdiger nicht hätte sein können, legte er sich betroffen die Hand auf die Brust und blickte Scarlett entrüstet an. „Das sind dreiste Anschuldigungen, die Sie mir unterstellen."
Genauso gespielt betroffen legte sich auch Scarlett die Hand auf die Brust. „Oh nein, Mein Herr, ich bitte vielmals um Entschuldigung, dass ich ihnen so etwas zugetraut habe", sagte sie, konnte aber nicht verhindern, dass man ihr die Belustigung anhören konnte.
„Ich hoffe dein schauspielerisches Talent ist vor meinen Eltern besser", stellte Darwin fest und schüttelte enttäuscht den Kopf, konnte ein Schmunzeln jedoch nicht vermeiden.
„Ich habe mir große Mühe gegeben überzeugend zu sein", meinte Scarlett und drehte sich nun so, dass sie sich mit den Ellenbogen am Geländer abstützten konnte, ihre Brust rausstreckte und so die Sonne genoss, die direkt auf sie fiel.
„Da wir gerade in Verhandlung stehen...", setzte Darwin an und besah sich Scarletts Haltung.
Sie überschlug die Beine ein wenig und legte den Kopf nach hinten, um ihr Gesicht noch besser in die Sonne halten zu können.
„Wir haben verhandelt?", fragte sie, klang aber nicht ungläubig, eher neugierig und ein wenig belustigt.
„Zu deinem Gunsten, ja. Oder willst du das leugnen?"
Scarlett öffnete ihre Augen wieder und verengte sie ein wenig, als sie Darwin einen Blick zuwarf. „Du möchtest eine Gegenleistung?", fragte sie, auch wenn ihr Ton dabei eher einer Feststellung glich.
„Es wäre weniger eine Gegenleistung als ein Angebot meiner Großzügigkeit", korrigierte Darwin und krempelte nun langsam, aber ordentlich, die Ärmel hoch.
Scarlett hob eine Augenbraue. „Also?", fragte sie, weil sie ihm nicht ganz folgen konnte. Wollte er jetzt etwas von ihr oder nicht?
Darwin schielte hoch zu Scarlett, fuhr jedoch weiterhin fort, seine Ärmel zu richten. „Ich würde dir eine kleine OP anbieten", schlug er plötzlich vor.
„Bitte?", fragte sie und öffnete die Augen nun ganz, während sie Darwin musterte.
„Nicht das was du jetzt denkst", beschwichtigte er sie und ging einige Schritte über den Balkon. „Ich meine zur Verhütung."
„Reicht es dir nicht, dass ich die Pille nehme?", fragte sie skeptisch. Sie kannte kein zuverlässigeres Mittel als die Pille.
„Nein", gestand er direkt ohne zu zögern und hielt ihrem Blick nüchtern stand.
Die Schwarzhaarige legte den Kopf schief. „Sind diese Spiralen-Teile die es gibt nicht unsicherer als die Pille?", wollte sie wissen, weil sie bisher noch nicht von einer Verhütungsmethode gehört hatte, die sicherer war, als die Pille. Nur Hormonimplantate, aber vor denen hatte sie Angst.
„Es gibt auch Kupfer Ketten und so weiter. Bei der Pille bin ich auf dein Vertrauen angewiesen und das ist mir zu riskant", stellte er fest und nahm auf einer Liege platz.
„Sie ist nicht so sicher wie du denkst", stellte Scarlett nüchtern fest. „Außerdem habe ich da selbst schon einmal drüber nachgedacht und meine Frauenärztin hat mir davon abgeraten", fügte sie hinzu. Durch ihr nächtliches Treiben und ihre Vorliebe für Bars und Clubs hatte sie sich schon einmal mit ihrer Frauenärztin darüber unterhalten, weil die Pille auf Dauer doch recht teuer wurde. Doch da sie während ihrer Regel unter starken Schmerzen litt, hatte man ihr von der Kupferspirale abgeraten. Diese würde die Schmerzen nur verstärken und das wollte sie sich wirklich nicht zumuten.
Darwin rollte genervt die Augen und winkelte ein Bein an, wodurch er Scarlett nicht mehr sehen konnte. „Dann wird das wohl nichts."
„Ich bin die Frau. Ich habe mit den Nebenwirkungen zu kämpfen", sagte sie und fragte sich, ob das sein Ernst war.
„Ich mich mit den Alimenten. Was denkst du was meine Eltern sagen würden, wenn ich Ihnen das Kind einer Ex anschleppe?", erwiderte er und schloss nun auch die Augen, um ein wenig von der Sonne zu tanken.
„Denkst du wirklich ich hätte Interesse daran ein Kind zu haben?", wollte Scarlett wissen und räkelte sich ein wenig in der Wärme.
„Was weiß ich?", meinte Darwin schulterzuckend und seufzte gelangweilt.
Scarlett seufzte. „Also kein Sex mehr. Wie schade", murmelte sie und glaubte selbst nicht daran. Dazu war Darwin gar nicht in der Lage. Erst recht nicht, wenn sie ein wenig nachhalf.
„Das liegt ganz bei dir", redete sich Darwin raus und erhob sich wieder, um ins Haus zu gehen.
„Sexuelle Erpressung also", murmelte sie leise zu sich selbst und entschied sich dazu Darwin zu folgen.
Dieser war dabei in sein Zimmer zu gehen, sah jedoch wie Scarlett ihm folgte. „Such dir schon mal aus, was du essen willst. Ich dachte an etwas vom Asiaten", rief er ihr unbekümmert nach, als hätte dieses Gespräch nie existiert.
„Sushi", war die kurze Antwort, bevor sie sich auf dem Sofa niederließ. Sie hatte gelernt diesen Luxus zu genießen, solange sie es konnte und Sushi gehörte zu ihren Lieblingsspeisen, die sie sich jedoch nur selten leisten konnte. Trotzdem waren ihre Gedanken noch immer bei Darwin. Sie glaubte nicht, dass er es schaffte die Finger von ihr zu lassen. Zumindest dann nicht, wenn er nicht eine andere Frau holte. Außerdem reizte sie der Umstand, dass er versuchen würde sich von ihr fern zu halten. Er sprach ihren Spieltrieb an, doch sie würde sich ebenfalls zügeln. Auch wenn Männer die nicht sofort ‚Ja' sagten, ihr die Liebsten waren.
Wenig später kam Darwin auch schon wieder unten an, nur in eine Badehose gekleidet.
Machte er das mit Absicht? „Ist gut. Auch zu Abend? Ich konnte den Brunch jedenfalls nicht genießen", verkündete Darwin und griff nach einigen Broschüren, die auf einer Anrichte neben dem Haustelefon lagen.
„Ja, warum nicht", meinte Scarlett schulterzuckend und musterte ihn von hinten. Dabei drehte sie sich so, dass sie ihre Arme auf die Lehne des Sofas lehnen konnte.
Sie musste schmunzeln, als sie die dünnen, roten Linien auf seinen Schulterblättern entdeckte, die sie letzte Nacht mit ihren Nägeln auf ihm hinterlassen hatte.
Das sie ihn so gezeichnet hatte, gefiel ihr irgendwie. Sie wünschte sich auch er würde sie irgendwie zeichnen, doch das würde er wohl nicht. Immerhin waren sie nicht zusammen. Ihre Beziehung war körperlich und geschäftlich. Sie hatte nichts mit Gefühlen zu tun.
Während Darwin das Essen bestellte, erhob sie sich, um nach oben zu gehen und sich ebenfalls umzuziehen. Sie würde auch einen Bikini anziehen, wenn auch er in einer Badehose herumlief.
Als sie in ihrem Zimmer ankam nahm sie ich einen wunderschönen weißen Bikini und kramte dann in den Sachen, um sich etwas zum Drüberziehen zu finden. Aus einer Laune heraus griff sie nach einen ihrer Shirts, die sie gern als Schlafkleidung anzog. Es war sehr groß und würde eher einem großen Mann passen, daher hing es an ihr recht locker herab. Außerdem war es überall zerrissen.
So lief sie schließlich wieder nach unten.
Sie blickte sich nicht wirklich nach Darwin um, stattdessen trat sie direkt raus zum Pool und griff sich das Buch, das sie aktuell las. Es lag fast immer griffbereit auf dem kleinen Tisch neben dem Liegestuhl, den sie als ihren beansprucht hatte und West kümmerte sich darum, dass dort auch immer ein Handtuch bereit lag. So ein Butler war schon praktisch und Scarlett wusste, dass sie ihn vermissen würde.
Das Plätschern im Pool ließ darauf schließen, dass Darwin sich wohl ins Wasser begeben hatte. Er schien zumindest sehr oft schwimmen zu gehen, was seinem Tatendrang nachhalf. Ob er jetzt wohl schwimmen ging, nur weil er Scarlett den Sex verweigerte?
Das war durchaus möglich, denn so wie Scarlett das Ganze sah, war Sex für ihn auch eine Methode dem Tatendrang Herr zu werden. So wie es das Schwimmen war. Nur schien ihm ersteres besser zu gefallen. Was sie ihm nicht verübeln konnte.
Auch wenn sie sich vorgenommen hatte zu lesen, legte sie das Buch doch recht schnell wieder zur Seite, denn es brannte ihr noch eine Frage auf der Zunge, die sie gern los werden wollte. Daher erhob sie sich und zog das Oberteil wieder aus, bevor sie sich an den Beckenrand setzte. „Ist dein Bruder immer so... seltsam?", fragte sie, weil sie der Auftritt von Noah ein wenig verunsichert hatte.
Darwin, der gerade am Rand seiner Bahn ankam, tauchte wieder auf und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und die nassen Haare zurück. „Du meinst, weil er dich so angestarrt hat?", fragte Darwin und legte die Arme auf den Beckenrand, um zu Scarlett zu gucken.
„Ja. Ich meine, er ist ja ganz süß und noch jung, aber ich dachte nicht, dass er so... unschuldig ist. Er hat mich angestarrt, als hätte er noch nie eine Frau gesehen", versuchte sie sich zu erklären und bewegte ihre Beine ein wenig im Wasser.
„Vermutlich hat er das auch noch nie", erwiderte Darwin lachend, während ihm einige Tropfen Wasser, aus den Haarspitzen fielen.
Scarlett blickte ihn ungläubig an. „Das glaube ich dir nicht", meinte sie. „Bei einem solchen Bruder kann ich mir das schwer vorstellen."
„Falsch", warf Darwin mit einem Stupser an Scarletts Bein ein. „Gerade bei einem Bruder wie mir, wird er weniger beachtet."
Die Schwarzhaarige machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich bin eher davon ausgegangen, dass er was kompensieren will und sich durch die Frauen pflügt, um seinen Bruder nachzueifern", lachte sie leise und wackelte ein wenig mit den Beinen.
„Könnte man ihm nicht verübeln", erwiderte Darwin und stieß sich vom Beckenrand ab, um mit dem Rücken auf dem Wasser zu schwimmen. „Aber er ist Mutters kleiner Liebling. So wie Olivia der Liebling meines Vaters ist."
„Dafür bist du der Liebling der Frauen", murmelte Scarlett nüchtern. Sie kannte sich mit Geschwistern nicht aus, da sie selbst keine hatte. Daher war es ihr schwer nachzuempfinden, wie sich Darwin fühlen musste.
„Kein Wunder, dass Noah eifersüchtig auf mich ist", grinste Darwin mit geschlossenen Augen und trieb weiter im Wasser.
Auf Scarletts Lippen schlich sich ein Lächeln und sie stieß sich mit den Händen vom Rand des Beckens ab, um in den Pool zu rutschen. Dabei ließ sie eine kleine Welle entstehen, die Darwin direkt ins Gesicht schwappte.
Schnauben und hustend verließ er seine waagerechte Lage und begab sich in die senkrecht, um sich über das Gesicht zu wischen.
„Entschuldige", schmunzelte Scarlett, versuchte dabei aber möglichst unschuldig zu klingen.
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