KURZGESCHICHTE TEIL 1
nachgeschrieben am 23.09.2020
Modern AU Elensar-Aurenien Crossover (Tut mir leid, dass ich euch so nerve mit Crossovern und AU ^^" In meinem Kopf interagieren beide Welten schon von Beginn an, da sie eins im gleichen Universum waren. Elensars Welt öffnet sich seit jeher zu allen Welten und Zeiten, wenn man den richtigen Schlüssel hat)
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Er habe eine kleine, heimelige Berghütte entdeckt, sagte er. Mitten im Wald und nur durch eine Forststraße erreichbar, deren Zugang abgesperrt war. Es sei perfekt, um sich für eine Weile aus dem Alltag zurückzuziehen und zu entspannen. Ein rustikales Häuschen mitten im Nirgendwo im bunten Herbst von Vermont.
Shanora trat näher an das Fenster ihres Zimmers direkt unter dem Dach heran. Das Fenster der Mansarde füllte das Dreieck, das durch den Giebel entstand, vom Boden bis zu seiner Spitze und war durch ein Gitter in mehrere kleine Quadrate unterteilt, die nach oben in gebogenen Linien ausliefen. Eine Tasse warmen Kakao in ihren Händen, deren Finger aus den Ärmeln ihres weiten Pullovers in der Farbe True Camel hervorlugten. Ihr schwarzes Haar fiel offen über ihre Schultern und sie trug ein orangerotes Haarband hinter ihrem Pony.
Zugegeben, dachte sie, das Gebäude war zum Großteil aus natürlichem Material errichtet worden. Ein steinerner Aufbau und viel schweres, warm haltendes Holz. Allerdings waren die Begriffe "klein" und "rustikal" definitiv falsch gewählt gewesen.
Es handelte sich mehr um ein abgelegenes Luxus Chalet, das genug Platz und mehrere Zimmer zu bieten hatte. Die Flure vor den Zimmern waren offen zum unteren Geschoss, so dass man wie bei einer Art Balkon nach unten ins Wohnzimmer blicken konnte. Hölzerne Treppen verbanden die Stockwerke miteinander. Auf der Fronstseite des Hauses erreichte man den überdachten Vorbau über drei hölzerne Stufen. Man konnte sich dort gemütlich und trocken auf eine Bank direkt an der Hausmauer setzen und zur Forststraße blicken. Die Rückseite des Hauses lag aufgrund seiner Hanglage tiefer, weswegen ein paar Stufen ins große Wohnzimmer führten.
Durch diese Lage besaß das Chalet im hinteren Teil, der dem sanften Abhang folgte, einen überdachten Swimmingpool direkt neben der Terrasse, die ein Peristyl besaß und einen prächtigen Wintergarten mit gemütlichen Sitzgelegenheiten.
Große Fenster eröffneten den Blick auf die umliegende Landschaft, bestehend aus blaugrauen Bergen und dem dichten Wald, dessen Blätter in allmählich in bunten Farben leuchteten. Der Herbst hatte begonnen dieses Land zu verfärben.
Es war ein Anblick voller Wärme und ebensolche Wärme lag auch in diesem Haus. Das Mädchen schmunzelte und hob die Tasse an ihre Lippen. Es war so typisch Finn solch einen Luxus aufzutreiben, der fern ab der Zivilisation lag, so dass Shanora auch andere Freunde mitnehmen konnte.
Ihr Zimmer teilte sie sich mit der ebenfalls schwarzhaarigen Badria, der Tochter von Mari und Sarefusal und der blond gelockten Cecilia, Sethos' Tochter. Somit wohnten im Dachgeschosszimmer eine Prinzessin, eine Halbdämonin und eine Vampirin.
"Shan? Bist du fertig?", ertönte die sonore Stimme Allisters, eines Elfs mit pechschwarzem Haar und goldenen Augen von der Tür, "Du möchtest doch auch mit in die Stadt oder?" Er schmunzelte. Um die Jahreszeit, in der Hauben wieder in Mode kamen, konnte er sich bedenkenlos in die Städte der Menschen begeben. Lange schon hat die Erde vergessen, welche Wesen unter ihnen lebten. Zumindest der Großteil der Menschheit war blind und naiv und schob Elfen, Hexen, Zauberer, Feen und Dämonen ins Reich der Mythen und Fantasien. Allein die inneren Dämonen, mit denen sie sich tagein, tagaus plagten, waren für sie noch relevant.
Wo einst Dryaden und Nymphen verehrt wurden, waren nun touristische Schauplätze entstanden, denn trotz des weitverbreiteten Monotheismus, der sich in vielerlei Gestalt niederschlug, lechzten die Menschen danach, die heidnischen Stätten zu besuchen und die Monumente, die einst erbaut wurden. Darunter auch die Pyramiden.
Sicherlich waren viele der sogenannten "Übernatürlichen" in andere Welten gezogen. Nicht selten hatte Shanoras Heimat Elensar als eine Art Kreisverkehr gedient bei derartigen Reisen, bevor es sich für mehrere Jahrhunderte vollkommen abschottete und den Beinamen "die vergessene Welt" erlangte.
Shanora stellte ihre Tasse auf dem kleinen Nachttisch neben ihrem Bett ab, schlüpfte in ihren langen schlichten Mantel und folgte Allister hastig die Treppe hinab und vors Haus, wo Allisters Wagen auf sie wartete.
Sie wollten ein paar Besorgungen machen. Vorwiegend Lebensmittel, aber auch noch ein paar mehr Decken und Kürbisse, um das Haus zu dekorieren, denn sie würden voraussichtlich den gesamten Herbst über, wenn nicht sogar den Winter über hier bleiben.
Mit einem Seufzen betrachtete Shanora das Auto. Es war ein - in Shanoras Augen - rostroter Oldtimer, der den Namen Cadillac Fleetwood trug.
"Warum haben nur alle diese Reaktion bei meinem Auto? Das Baby fährt sich gut!", protestierte Allister und verdrehte genervt die Augen, denn die anderen Passagiere, bestehend aus Badria, die sich in einen Umhang gewickelt hatte, der Harry-Potter-Fangirl schrie und Cecilia, hatten den stolzen Neubesitzer bereits frustriert. "Komm, steig schon ein."
"Tut mir leid, Onkel Alli, aber der Wagen ... Naja. Dir ist klar, dass er nicht so gut in der Kurve liegt?", Shanora schnitt eine schiefe Grimasse. Sie kannte das Auto noch gut, denn sein Vorbesitzer war ihr Bruder gewesen, "Und wir haben hier die Froststraße und sind auf einem Bergausläufer?"
"Ich hab den hier hochgefahren, ich krieg den auch wieder runter. Und wieder rauf!", beeilte sich Allister hinzuzufügen.
"Dein Wort in das Ohr der Götter." Shanora zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür, um sich auf den Rücksitz hinter dem Fahrer zu schieben.
"Ihr habt da hinten kleine Abstelltische! Das ist doch cool?", Allisters Stimme klang etwas verzweifelt. Er wollte eigentlich immer der tolle und coole Onkel für die Mädchen sein.
"Ich bin so weit!", Allisters Lebenspartner Yalhan trat aus der Haustür. Er trug eine von Mari gestrickte blau-grün gestreifte Haube und einen dazu passenden Schal. Sein breites Grinsen leuchtete einem aus dem dunklen Gesicht entgegen. Er war noch nie in einer Stadt der Sterblichen gewesen und so sollte es vorerst auch bleiben.
Allisters Stimmung sank. Er hatte den ganzen Vormittag damit verbracht, Yalhan aus dem Weg zu gehen, um diesem nicht die schlechte Nachricht zu überbringen müssen, dass der Dunkelelf mit den anderen Bewohnern im Chalet bleiben würde.
"Schatz... Ähhhh... Wie sage ich das am besten?", begann er.
Yalhan lugte durch die Fenster des Wagens, "Haben wir überhaupt genug Platz? Ich könnte mich auf die Rückbank quetschen, oder? Wie funktioniert das Ding? Holst du noch Pferde? Haben wir überhaupt welche?" Er umrundete das Auto aufgeregt. In der Welt, aus der er stammte, gab es derlei Vehikel noch nicht. Dort hielt man die Postkutsche für die größte Errungenschaft.
Allister tapste von einem Fuß auf den anderen und fummelte an seinen ledernen Handschuhen herum. Mehrmals hob er eine Hand und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ihm fielen nicht die passenden Worte ein.
Cecilia, die mit ihren hellblauen Augen dem Dunkelelf folgte, der wie ein Geier seine Beute umkreiste, beschloss, sich dieses Elend nicht länger anzusehen. Sie öffnete die Beifahrertür. "Yal! Du kannst nicht mit. Auch, wenn es mies ist, aber wir sind in den USA. Leute mit deiner ... Hautfarbe ... haben es hier nicht leicht und du bist, na... Nicht mal schwarz. Du bist dunkelgrau und hast weiße Haare. Das würde die noch mehr irritieren."
Ihr Blick war mitleidig und sie fühlte einen Stich, als sie sah, wie sein Gesicht versteinerte und er innehielt.
"Dann ist das hier auch so?", seine Stimme war merklich leiser geworden, "Dass man Dunkelelfen hasst?"
"Nicht Dunkelelfen, Liebling", murmelte Allister und legte ihm eine Hand auf die Schulter, "Die Menschen sind rassistisch gegenüber ihrer eigenen Art und gerade in den Staaten haben es Menschen mit dunkler Hautfarbe schwerer. Auch, wenn sich da schon viel tut, damit es besser wird. Es ist ein Kampf. Ein Kampf mit Worten, nicht mit dem Schwert. Ich möchte nur nicht, dass dir etwas passiert. Dir ist diese Welt noch komplett fremd."
Yalhan ließ die Schultern hängen: "Ich verstehe."
Er warf Allister einen leeren Blick zu und wandte sich wortlos ab, ging zurück zum Haus.
Allister hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Er wusste im nächsten Moment nicht einmal, wie er hinter das Lenkrad gekommen war.
"Wir hätten ihn mitnehmen sollen..."
"Dann tun wir das nächstes Mal!", erwiderte Shanora, "Wir nehmen ihm was Schönes mit als Entschädigung, okay? Ich erkläre es ihm noch mal, wenn wir zurück sind."
"Hilfst du mir etwas für ihn auszusuchen?"
"Wir alle helfen dir", Badria schmunzelte, "Du kannst auch später noch etwas mit ihm fahren. Dann sieht er mal, ob diese Klapperkiste besser ist als eine Kutsche."
"Das ist ein Oldtimer, junges Fräulein!"
Badria kicherte und lehnte sich in ihrem Sitz zurück, während der Wagen gurgelnd und etwas holprig die Kurven hinunter ins Tal nahm.
Fortsetzung folgt ...