nachgeschrieben am 17.03.2020
Kleiner Offspin von Aureniens Tale :)
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"Ich muss gehen."
"Bitte..."
"Es geht nicht anders."
"Bleib..."
"Es tut mir leid."
"Geh nicht..."
"Verzeih mir..."
Verlass mich nicht...
Seine Augen blickten in die Schwärze des Raumes. Er spürte die Wärme seiner Decke und ihr Gewicht auf sich liegen.
Mit einem missmutigen Laut griff er sich an seinen schmerzenden Kopf. Würden diese Alpträume jemals enden? Diese Träume mit dem Gesicht des Mannes, dessen Augen so golden funkelten wie seine eigenen.
Er lächelte unbewusst und hätte sich selbst gescholten, hätte er sein Spiegelbild in diesem Augenblick gesehen. Wie albern war es denn? Dass sein Herz schneller schlug, wenn er sich das Gesicht aus seinen Träumen in Erinnerung rief. Die feinen Züge, die schwarzen Haare, die es rahmten, doch zumeist zu einem lockeren Zopf gebunden waren. Die schelmisch funkelnden Augen, die ihn verfolgten und das breite Lächeln, das nur ihm alleine galt. Und die Stimme... Diese wunderbar angenehme Stimme, die ihn ganz wirr und wuschig machte. Er fühlte wie seine Wangen glühten und das Blut in seinen Ohren rauschte. Welch Gefühle waren das? Er kannte diesen Mann doch nicht. Oder doch? Es war nur ein Gesicht umhüllt von weißem Nebel. Nur ein Traum.
Dennoch... Er rollte sich auf die Seite, zog die Decke fester um sich, als wolle er so verhindern, wacher zu werden und die letzten Spuren des Traumes ziehen zu lassen. Immer wieder fand er sich in diesem Traum wieder. Er war nicht schön. Nicht ganz, denn die Worte, die er hörte, die des Fremden und die der anderen Stimme, die ihm selbst gehörte, waren schmerzhaft. Das Lächeln erstarb auf seinen Lippen und er spürte heiße Tränen in seinen Augen aufsteigen. Wieso nur tat ihm alles weh, wenn er an diesen Moment des Traumes gelangte? Der Augenblick, an dem es schien, als verabschiede er das Liebste, was er jemals in seinem Leben gehabt hatte?
Es war so viel geschehen. So viele Dinge und Veränderungen... Doch keine der neuen Ereignisse änderte seine Träume an Schlachten in fernen Ländern und fremden Orten. Wiederkehrende Gesichter verfolgten ihn, doch er sah kein einziges auf den Straßen, die er tagsüber bestritt.
Vielleicht war es an der Zeit, einen Weisen aufzusuchen. Ja, vielleicht... Vielleicht konnten ihm seine neuen Gefährten bei seinem Problem helfen. Schließlich schienen sie kein Drama um seine Herkunft zu machen. Im Gegenteil. Diese verrückte Frau respektierte ihn und hatte nicht einmal versucht ihn zu töten, obgleich sie ihre Klinge an seinen Hals gelegt hatte. Stattdessen lag er nun hier... In einem weichen Bett und das nicht einmal allein. Er hörte das ruhige, gleichmäßige Atmen von mehreren anderen Personen, die alle guten Grund hätten, seine Leiche im Meer zu versenken, doch taten sie es nicht.
"Kannst du nicht schlafen?"
Ihre Stimme war kaum noch ein Flüstern so leise drang es an sein Ohr und er drehte den Kopf leicht, um in die leuchtenden silbernen Seelenspiegel zu blicken. Zögernd schüttelte er den Kopf und spürte prompt ihre Arme, die sich um ihn legten, wie die einer Mutter, die ihr Kind liebevoll an sich zog, obwohl er durchaus größer war als sie.
Was war nur falsch mit dieser Frau? Er war der Feind!
"Was immer es ist, wir finden eine Lösung. Ich verspreche es dir", flüsterte sie leise und strich über sein weißes Haar.
Er verkrampfte sich bei diesen Worten und konnte nicht mehr verhindern, das Tränen über seine Wangen zu rollen begannen. Sie versprach es... Nur wie sollte sie ihm schon helfen? Er wusste doch selbst nicht, was los war mit seinen eigenartigen Träumen...
Sein Blick wanderte zum Fenster. Die Läden waren geöffnet und draußen graute der Morgen. Kahle Bäume und hohe Fichten waren zu erkennen. Umhüllt von weißen Nebelschwaden, wie eine natürliche, wattierte Decke von Mutter Natur, die ihre Kinder in den späten Herbsttagen zur Ruhe bettete.