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Winterzauber
❆ Fandom:
Stardew Valley
❆ Pairing:
Ryan (Male Farmer) x Sebastian
❆ Kurzbeschreibung:
„Ryan, ich halte es zu Hause nicht mehr aus…“ - So hat alles angefangen. Ein von Verzweiflung durchtränkter Satz, der durch den Lautsprecher meines Smartphones in meinen Ohren schallte. Ich weiß, wie es sich anfühlt, in einer Familie zu leben, in der man nicht immer geschätzt wird. Ich wusste in diesem Moment, was zu tun ist. Sebastian sollte in Sicherheit sein und ich würde ihm Zuflucht gewähren.
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Prolog
Der erste Schnee
Glücklich wie ein kleines Kind blicke ich auf den Neuschnee, der über Nacht gefallen ist. Auch heute Morgen schneit es wieder oder noch immer, ich weiß es nicht genau, doch das ist auch nebensächlich. Hauptsache der erste Schnee fällt! Aufgeregt schlüpfe ich in meine Winterstiefel und meine Jacke, eilig öffne die Tür meines Hauses.
Ich steige die Stufen meiner Veranda hinunter und bücke mich sofort, um einen Schneeball mit meinen ungeschützten Händen zu formen.
Übermütig nehme ich Schnee in meine Hände und presse ihn zu einem Schneeball zusammen. Ich spüre das eiskalte Wasser meine Haut entlang laufen. Freudig richte ich mich auf und werfe den Schneeball Richtung Feldweg zur Stadt.
Ein eiskalter Windhauch, der mir entgegen kommt, bringt mich zum Zittern, doch er nimmt mir nicht meine Freude am Winter und dem ersten Schnee. In Zuzu City hatte ich kaum die Gelegenheit, mich am Winter richtig zu erfreuen. Der Schnee ist schmutzig, der Smog erstickt meine Lunge und außer Trunkenbolde, die sich an Glühwein einen Leberschaden antrinken, gibt es auf den Wintermärkten nicht viel zu sehen, weil zu viele Menschen unterwegs sind. Die Winterzeit ist nicht besinnlich, sondern besteht aus Einkaufs- und Geschenkestress. Jeder ist im Kaufrausch, überall dröhnt dieselbe Musik aus den Lautsprechern und an den Kassen bilden sich meterlange Schlangen ungeduldiger, genervter Menschen, die auf ein Schnäppchen aus sind. Das einzige, das mir immer richtig gut gefallen hat, ist ein Spaziergang durch den Zuzu City Central Park. Die Voraussetzung für einen friedlichen Spaziergang im frisch gefallenen Neuschnee ist, dass der Wintermarkt noch nicht geöffnet hat, denn Alkohol zieht Idioten an, die einem die friedliche Stimmung ruinieren…
Hoffentlich ist das hier in Pelican Town anders, doch das werden mir die nächsten Wochen zeigen.
Da ich schon draußen bin, öffne ich den Briefkasten, um meine Post gleich mitzunehmen. Auch wenn ich nur einige Minuten in der Kälte verbracht habe, friere ich bereits, als ich mich auf den Weg nach drinnen mache. Meine Tür führt direkt in die kleine Küche des Farmhauses, dass ich Anfang des Jahres bezogen habe. Ich habe die Farm von meinem Großvater geerbt, einem Mann, den ich eigentlich kaum kannte. Auch wenn wir abgesehen von Briefen zu Geburtstagen und Feiertagen nicht viel Kontakt hatten, hat er mir sein Grundstück und sein Haus vermacht. Bis hierhin war es kein leichter Weg. Das erste Jahr war hart und anstrengend, trotzdem bin ich froh, dass ich mein Erbe nicht ausgeschlagen habe. Hier auf der Farm in Pelican Town bin ich viel zufriedener, als ich es in der Stadt jemals war.
Die Post lege ich auf den Tisch in der Küche, ich schlüpfe aus meinen Stiefeln und auch aus meiner Jacke. Jetzt weiß ich zumindest, dass es nicht reicht, wenn ich eine Jacke und Stiefel über meinen Pyjama anziehe. Um mich wieder aufzuwärmen ist mein nächster Schritt an diesem Morgen das Anheizen meines Kamines.
Im Wohnzimmer stochere ich ein wenig in der Asche. Ich bin auf der Suche nach etwas Glut, doch ich werde nicht fündig. Wenn noch ein wenig übrig geblieben wäre, würde das Feuermachen jetzt schneller gehen. Ich lasse mich dennoch nicht demotivieren, da ich weiß, dass meine Arbeit mit wohliger Wärme und einem kuscheligen Heim entlohnt wird. Mit einer kleinen Metallschaufel schaufle ich die kalte Asche in einen Metallkübel, der neben meinem Kamin steht. Als ich das erledigt habe, lege ich etwas Kohle in den Kamin, außerdem staple ich mein selbstgehacktes Holz auf. Jeden Tag erfüllt mich mein selbstgehacktes Kaminholz mit neuem Stolz und neuer Freude. Oft habe ich gejammert, weil körperliche Arbeit anstrengender ist, als ich erwartet habe, doch das Leben als Farmer erfüllt mich regelrecht.
Es dauert einige Minuten bis ich das Holz zum Knistern bringe. Das Knistern ist wichtig, weil es zeigt, dass das Feuer wirklich brennt und nicht gleich wieder ausgehen wird.
Fröhlich gehe ich zurück in die Küche, um Wasser für eine Tasse Tee zu kochen. Im Kühlschrank suche ich außerdem noch etwas, das ich heute zum Frühstück essen kann. In den letzten Tagen habe ich mich vom Einkaufen gedrückt. Erst hatte ich nicht so viel Zeit, weil ich meine Herbsternte rechtzeitig vor dem ersten Frost unter die Leute bringen musste und danach war mir schlicht zu kalt, den Weg in die Stadt anzutreten. Außerdem hat sich durch die viele Arbeit auf dem Hof einiges an Arbeit im Haus angestaut, die ich auch noch erledigen musste, bevor der Winter eingebrochen ist.
Heute werde ich wohl nicht mehr drum herumkommen, das Haus zu verlassen. Erstens, weil ich kaum noch Lebensmittel zu Hause habe und zweitens, weil ich ohnehin Pierres Laden plündern wollte, da ich viele Zutaten brauche, um viele verschiedene Kekse zu backen. So wie ich die Dorfbewohner einschätze, werde ich nicht der einzige sein, der Stunden in der Küche verbringen wird, um alle Familien mit Kleinigkeiten zu beschenken. Ich freue mich schon auf die strahlenden Gesichter meiner Freunde und Bekannten.
…
„Guten Morgen, Pierre“, begrüße ich den Mann an der Theke fröhlich, als ich in den Laden eintrete.
„Oh, Ryan. Ich hab dich schon vermisst.“ Pierre ist gerade dabei, seine Brille mit einem weichen Tuch zu putzen. Dass er mich vermisst hat, kann ich mir gut vorstellen. Im Sommer und auch im Herbst war ich sehr fleißig und habe viel Saatgut bei ihm gekauft. Auch für Dünger war ich oft hier und habe mein Geld bei ihm gelassen.
„Naja, der Winter“, antworte ich lächelnd. „Die Pause ist zwar ganz nett, aber wenn man nicht muss, ist es nicht so einfach sich zum Rausgehen zu motivieren.“
„Du bist kein großer Fan vom Winter?“, fragt er nach, während ich mir an der Tür den Schnee von den Schuhen klopfe und meine Wollmütze ausschüttle.
„Oh doch, das bin ich“, antworte ich lächelnd, wobei ich meine selbstgestrickte, grüne Mütze wieder aufsetze. „In Zuzu City war das alles ganz anders. Es war matschig und schmutzig, überall war ekliges Streusalz, teilweise sogar mehrere Zentimeter dick. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass ich den richtigen, echten, romantischen Winter aus dem Fernsehen direkt vor meiner Haustür habe. Es ist wundervoll mitten in einem Winterwunderland aufzuwachen. Das hat etwas Magisches. Es ist so schön, den Winter hier in Pelican Town zu verbringen, ich will nie wieder weg.“
„Woa… Das ist so typisch Ryan. Wie kann man am frühen Morgen nur so gut drauf sein…?“, erklingt eine Stimme zwischen den Regalen. Ich weiß sofort, dass sie zu Abby gehört. Das Mädchen ist in meinem Alter, sie ist die Tochter des Ladenbesitzers und anscheinend heute dafür eingeteilt, ein wenig im Laden zu helfen. Dass sie um diese Uhrzeit arbeiten muss, macht ihr wohl wenig Freude. Wahrscheinlich würde sie lieber Kekse essen, sich in eine Decke kuscheln und Videospiele spielen.
„Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Abby“, begrüße ich sie freundlich, als ich zwischen die Regale schaue.
Ihre Antwort ist nur ein kurzes Murren. Ich kann ihr deutlich ansehen, dass sie nicht ausgeschlafen ist. Sie versteckt ihr Gesicht müde hinter ihren violetten Haaren. Nachmittags ist Abby umgänglicher. Im Sommer waren wir oft zusammen am Strand, auch unsere Freunde Sam und Sebastian waren immer dabei. Naja, Sebastian nicht immer, da er sehr viel arbeitet und den Strand nicht leiden kann, aber es war trotzdem immer lustig.
„Was kann ich für dich tun, Ryan?“, fragt Pierre mich.
Ich gehe auf ihn zu, um ein bisschen mit ihm zu plaudern. „Ich habe Lust Kekse zu backen und zwar… viele, viele, viele Kekse“, erkläre ich. Pierre schmunzelt, er hört mir aber dennoch interessiert zu. „Ich hab mir schon alle Zutaten zusammen geschrieben. Mein Plan war es für jeden Haushalt ein kleines Körbchen mit verschiedenen Keksen und kleinen selbstgemachten Leckereien zusammenstellen. So als Geschenk für die Festtage und als Dankeschön, weil mich alle Anfang des Jahres so gut aufgenommen haben und ich von euch allen so nett unterstützt wurde.“
Die Tür hinter mir geht auf. Interessiert drehe ich mich um. Lewis, der Bürgermeister von Pelican Town tritt ein. „Guten Morgen“, begrüßt er uns, als er sich die Schuhe abtritt.
„Guten Morgen, Bürgermeister Lewis“, begrüße auch ich ihn. „Wie geht es Ihnen?“
„Gut, gut, Ryan und selbst?“
„Ausgezeichnet, die Winterpause tut wirklich gut. Jetzt muss ich mich nur wieder daran gewöhnen, dass ich tatsächlich ausschlafen kann. Ich bin jeden Tag zwischen fünf und sechs putzmunter.“
„Apropos Ausschlafen. Im Laufe der Nacht wird eine Menge Schnee erwartet, der Weg zu deiner Farm wird ebenfalls geräumt, damit du nicht von der Außenwelt abgeschnitten wirst.“
Ich bin mehr als überrascht. „Was? Das kann hier echt passieren? Es kann tatsächlich sein, dass ich eingeschneit werde?“, frage ich überrascht nach. „Ehrlich?“
Der Bürgermeister lacht herzlich. „Ja, Ryan, das kann in Pelican Town tatsächlich passieren.“
„Wow“, erklinge ich erstaunt. „Damit hab ich echt nicht gerechnet. Das ist ja wirklich wie im Fernsehen.“
„Ich bin fertig, Dad. Ich geh auf mein Zimmer.“
„Ist gut, danke Abigail.“
„Mhm, kein Ding.“
Ich sehe meiner Freundin Abby nach, sieht so aus, als würde sie vielleicht noch ein Nickerchen einlegen. Sie hält sich gähnend die Hand vor den Mund, als sie die Tür zur Wohnung der Familie aufdrückt.
„Ryan, falls du keine Schneeschaufel haben solltest, kann ich dir eine leihen. Ich kann sie dir im Laufe des Tages vorbei bringen.“
„Oh, danke, das ist total nett. Ich hab gar nicht damit gerechnet, dass es so viel schneien könnte, also hab ich mir gar keine Schneeschaufel besorgt. Das hab ich wohl irgendwie unterschätzt.“
„Dazu sind Nachbarn da. Du kannst dich immer auf die Community verlassen“, sichert Bürgermeister Lewis mir lächelnd zu.
„Ich weiß, Dankeschön.“
Und das stimmt auch.
In dieser kleinen Stadt helfen wir einander sehr. In meinen ersten Tagen auf der Farm habe ich immer wieder Besuch bekommen. Jeder hat mir seine Hilfe angeboten. Mir wurde etwas zu Essen vorbei gebracht, außerdem wurde mir mit verschiedenen Werkzeugen unter die Arme gegriffen. Ich bin kein besonders kräftiges Kerlchen, ich bin klein und schmächtig. Es hätte ewig gedauert, wenn ich versucht hätte alleine die großen, morschen Bäume zu zerkleinern und von meinem Grundstück zu entfernen. Schon alleine für diese Unterstützung will ich mich bei den Bewohnern bedanken. Hoffentlich kommen meine Geschenke gut bei meinen neuen Freunden an.
…
Am Abend mache ich es mir mit einer Tasse Tee vor dem Kamin in meinem Wohnzimmer bequem. Das Wohnzimmer ist aktuell auch mein Schlafzimmer. Die Heizung in meinem richtigen Schlafzimmer funktioniert nicht richtig und der kleine Heizstrahler, den ich mir besorgt habe, reicht leider nicht, um die Temperatur so hoch zu treiben, dass es für mich kuschelig und angenehm ist.
Aber ich sehe das nicht negativ, ganz und gar nicht. Auch wenn das Leben mir manchmal Zitronen reicht, bin ich nicht unzufrieden, immerhin haben Zitronen viel Vitamin C. Ich habe gelernt, alles im Leben positiv zu sehen und das kann mir keiner wegnehmen.
Auf meinem Skizzenblock kritzle ich an einem kleinen Sketch. Ich brainstorme gerade nach Ideen für meine Karten. Bei Joja habe ich mir einige Bögen buntes Papier besorgt. Mein Plan ist es so viel ich kann selbst zu basteln. Ich liebe Selbstgebasteltes, das ist persönlicher als gekaufte Karten.
Ich lege meinen Stift und meinen Block zur Seite, als mein Smartphone vibriert. Auf dem Bildschirm meines Smartphones leuchtet ein Selfie von mir und meinem Freund Sebastian auf.
„Hallo Sebastian“, begrüße ich ihn lächelnd, doch das Lächeln vergeht mir, als ich sein Schluchzen wahrnehme.
„Ryan, ich halte es zu Hause nicht mehr aus…“, erklärt er weinend.
„Ich… äh…“ Ich spüre, dass sich Sorgenfalten auf meiner Stirn zeichnen. Ein wenig gestresst streiche ich durch meine Haare. „Wie kann ich dir helfen? Willst du bei mir übernachten? Ich hab ein bisschen Platz auf der Couch.“
„Ich-Ich bin am Bahnhof, eigentlich wollte ich zu meinem Dad, aber er hat keine Zeit für mich. Er hat nie Zeit für mich, wenn ich ihn b-brauche.“
Ich schüttle den Kopf. Ich weiß haargenau, wovon mein Freund gerade spricht. Mein Dad hatte auch selten Zeit für mich. „Komm zu mir. Komm zu mir und du kannst auch bei mir schlafen. Alles kein Problem. Soll ich dir entgegen kommen? Es liegt so viel Schnee und es ist schon dunkel… Nicht, dass du dich verletzt.“
„N-Nein, alles gut. Ich… Ich nehme die Straße, die ist geräumt worden, aber das dauert länger als der Waldweg…“, erklärt Sebastian.
„Ich komme dir entgegen. Sei nicht traurig, Sebastian, ich helfe dir. Wir machen uns einen schönen Abend und du kannst mir alles erzählen, was dich belastet.“
„Das ist lieb, danke, Ryan.“
„Gerne. Dafür sind Freunde doch da.“
„Mhm.“
Nach unserem Gespräch ziehe ich mich warm an. Ich nutze die Zwiebeltechnik, ich ziehe sogar mehrere Hosen an. Der Weg über die Straße rauf in die Berge dauert zu Fuß ewig. Ich werde über eine Stunde unterwegs sein und in dieser Zeit will ich so wenig wie möglich frieren.
…
Wenn ich mich mittlerweile nicht so gut auskennen würde, hätte ich das Gefühl, dass ich mich verlaufen habe. Ich bin im Dunkeln unterwegs, mein Smartphone leuchtet mir den Weg. Wie von Lewis prophezeit, schneit es noch stärker als tagsüber. Dass die Straße heute schon einmal geräumt wurde, ist nur noch daran zu erkennen, dass neben mir eine Wand aus Schnee entstanden ist. Immer wieder schüttle ich den kalten Schnee ab, um nicht noch nasser zu werden. Mein Glück ist es, dass es zumindest windstill ist, bei Schneesturm würden sich Sebastian und ich garantiert verlaufen. Wahrscheinlich würde man uns erst im Frühling wiederfinden…
Ich kneife meine Augen zusammen, da ich mir einbilde ein einzelnes Licht zu sehen. Ich räuspere mich ein wenig schüchtern, doch dann nehme ich meinen Mut zusammen. „Sebastian?“, rufe ich ein wenig lauter.
„Ja, ich bin’s!“, antwortet auch er sehr laut.
Ich würde ja schneller gehen, doch der Schnee ist mittlerweile schon wieder so hoch, dass er mir beinahe bis zu den Knien steht. Trotz mehrerer Hosen bin ich klitschnass, mir ist eiskalt, meine Knochen schmerzen bereits. Doch es ist mir egal, Hauptsache ich weiß, dass mein Freund in Sicherheit ist.
„Ich hab mir ein mieses Wetter ausgesucht, um von zu Hause abzuhauen…“, beschwert Sebastian sich, als wir aufeinander zugehen.
Eilig nehme ich ihn zur Begrüßung in den Arm, ich ertaste, dass er einen gut gefüllten Rucksack auf dem Rücken trägt. „Was ist überhaupt passiert?“, frage ich zitternd.
„Demetrius ist ein Arschloch und ich habe keine Lust mit diesem Kerl auf heile Familie zu machen… Hat sich hochgeschaukelt, jetzt hassen wir uns noch mehr, so sehr, dass ich abhauen musste“, erklärt er, wobei er mich loslässt.
„Verstehe. Du kannst solange bleiben, wie du möchtest“, biete ich ihm an, als wir uns auf den Weg zu meinem Grundstück machen.
„Ich werde deine Gastfreundschaft nicht überstrapazieren, Ryan. Ich versuche morgen nochmal meinen Dad zu erreichen. Vielleicht kann er mich abholen, bei dem Wetter fallen alle öffentlichen Verkehrsmittel ersatzlos aus… Kein Bus, kein Zug, kein gar nichts, außer ein dicker Mittelfinger mitten in meinem Gesicht.“
„Oh… Tja. Macht nichts. Dann bleibst du eben, bis die Öffis wieder fahren“, sichere ich ihm gut zu. „Wir machen es uns heute Abend gemütlich und wärmen uns erst einmal richtig auf.“
„Mhm… Ich kann meine Füße kaum noch spüren. Und meine Finger werden vermutlich auch bald abfrieren.“
„Dann sollten wir uns beeilen, sonst musst du mit deiner Nase tippen, wenn du arbeitest.“
Sebastian schmunzelt ein wenig. Schön, dass mein Spruch ihn ein bisschen aufheitern kann.
Zusammen stapfen wir durch den Schnee. Die Fußspuren, die ich beim Hinweg hinterlassen habe, sind nach einigen Minuten nicht mehr zu sehen. Schritt für Schritt bereue ich es langsam, dass ich mich über Schneeräumung und Streusalz beschwert habe. Jetzt vermisse ich den Winter in Zuzu City doch ein bisschen… aber eben nur ein bisschen.
Als ich rutsche, greift Sebastian eilig nach meinem Arm, um mich aufzufangen. „Yoba, Ryan… Erschreck mich nicht so.“
„Sorry, ich glaube, mein Bein ist erfroren…“
„Mum macht dir eine Prothese aus Holz“, beruhigt Sebastian mich grinsend.
„Sie soll mir ein Bein mit Muskeln schnitzen, dann hab ich wenigstens einen Körperteil, der stark und trainiert aussieht“, gehe ich scherzend darauf ein, was Sebastian ein wenig zum Lachen bringt.
„Danke, Ryan.“
„Wieso danke? Du hast mich gerade davor gerettet, dass mein Hintern auch noch nass wird. Ich sollte dir danken.“
„Nein, ich meine, danke, dass ich bei dir bleiben darf. Sam schläft schon und bei Abby könnte ich auch nicht bleiben. Wahrscheinlich hätte ich am Bahnhof geschlafen, wenn du nicht da wärst.“
„Am Bahnhof schlafen, so ein Blödsinn.“ Ich lächle, hake mich dann bei Sebastian ein. „Es ist mehr als okay. Ich freue mich über Gesellschaft, so muss ich keine Selbstgespräche mehr führen.“
„Trotzdem danke.“
„Gern geschehen.“
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