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Kapitel 25
Feast of the Winter Star
Teil 2: Freunde und Familie.
Das Auspacken unserer unter dem Baum liegenden Geschenke ist für’s erste auf später aufgeschoben. Sebastian und ich nehmen zusammen eine Dusche. Die brauchen wir auch, nachdem es zwischen uns so heiß geworden ist. Obwohl wir miteinander geschlafen haben und wir beide auf unsere Kosten gekommen sind, kann Sebastian immer noch nicht von mir ablassen. Er hasst es, unter der Dusche intim zu werden, trotzdem verwickelt er mich in einen Kuss, nachdem ich das Wasser abstelle, um nach meinem Shampoo zu greifen.
„Ich will dich gar nicht mehr loslassen, Ryan“, spricht Sebastian in den Kuss, doch dann küsst er mich gleich weiter. Ich drehe meinen Kopf ein wenig zur Seite. Sebastian lässt sich nicht davon abhalten, mich zu küssen. Als ihm meine Lippen entgehen, küsst er meine Wange und dann meinen Hals. Das fühlt sich tatsächlich so an, als würde er nicht genug bekommen.
„Falls du auf eine zweite Runde aus bist, das bekomme ich nicht hin“, weise ich meinen Freund vorsichtig ab. „Ich hoffe, dass das okay für dich ist.“
„Mhm, alles gut. Du bist so schön, dass ich gar nicht aufhören kann, dich anzusehen.“ Ich bekomme einen letzten Kuss von meinem Freund. Sein Blick ist ganz verliebt, als er mir in die Augen sieht und dabei über meine Wange streicht. „Klingt komisch, aber ich liebe dich heute noch mehr als sonst.“
Ich schmiege mich gegen seine Handfläche. „Und ich liebe dich. Ich kann’s immer noch nicht glauben, dass du dir für das Geschenk so viel Mühe gegeben hast. Von außen sah das alles so schmucklos und fast schon langweilig aus. Ein bisschen verunsichert war ich schon.“
„Man soll ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen“, erinnert Sebastian mich mit einem leichten Lächeln. Er greift nach der Tube seines Pfirsichshampoos und schüttelt es etwas, um die Reste zusammenfließen zu lassen.
„Stimmt… Aber nach dem langweiligen, grauen Einband war ich umso mehr von dem Inhalt überrascht. Das war ganz gut, denke ich. So war ich nicht von Schnickschnack abgelenkt, sondern habe mich auf das Wesentliche konzentriert.“
Sebastian grinst kurz, doch dann wirkt er wieder ein wenig neutraler, als er mir antwortet: „Tja, du bist wie ein Kind, kaum siehst du etwas Glitzerndes oder Leuchtendes, wirst du ganz verrückt und bist sofort abgelenkt. Mein Plan war, dass wir das Cover zusammen gestalten, sodass wir beide unsere Ideen einfließen lassen können. Wir könnten den Einband mit Stickern, kleinen Fotos und Zeichnungen bekleben und wenn wir zufrieden sind, schützen wir unser Werk mit Folie.“
„Das würde mir gefallen“, antworte ich. Mit ein wenig Shampoo schäume ich mir die Haare ein. Sebastian drückt die Reste seines Shampoos direkt auf seinen Kopf und tut es mir gleich.
„Das hab ich mir schon gedacht. Ich find’s süß, dass du auf so viele kitschige Sachen stehst. Das ist etwas, das mich an Männern total nervt. Ständig müssen sie beweisen, wie männlich sie sind, aber du bist da ganz anders, dir ist egal, was Leute von dir, deinen Interessen und deinen Outfits halten. Du stehst zu allem, was du tust.“
„Ich werde gleich rot“, antworte ich schmunzelnd. In Komplimente annehmen war ich nie besonders gut, es ist mir immer ein bisschen unangenehm, wenn jemand meine Vorzüge betont.
„Es ist schön, dass du trotz deiner Naivität einen gewissen Grad an Selbstbewusstsein hast. Das macht deine Persönlichkeit so sexy“, erzählt Sebastian weiter.
„Ach, hör auf, sonst schmelze ich noch“, winke ich verlegen ab.
„Na dann sollte ich lieber den Abfluss verstopfen, sonst verschwindest du noch in der Kanalisation“, antwortet Sebastian grinsend.
„Du bist so doof, aber auf eine süße Weise. Danke für deine lieben Worte, Sebastian.“
„Ach, nicht dafür.“ Sebastian dreht das Wasser auf, um sich die Haare zu waschen.
Ich liebe den Duft seines Shampoos, schade, dass es jetzt leer ist.
…
Sebastian setzt Wasser für Tee auf, während ich die Kaffeemaschine zerlege, um sie zu putzen. Die Kanne Kaffee, die ich gemacht habe, muss erst einmal reichen, denn meine Kaffeemaschine verlangt danach, entkalkt zu werden. So etwas darf man nicht vernachlässigen, denn sonst ist die Lebensdauer des Gerätes schnell verkürzt. Ich fülle den Kaffee in meine Thermoskanne, damit er auch schön warm bleibt.
Es klopft an der Eingangstür. Ich bin zwar ein bisschen verwirrt, doch dann erinnere ich mich daran, dass Sebastian gesagt hat, dass sein Dad heute vorbei kommt, um Geschenke abzuliefern.
Fröhlich öffnet mein Freund die Tür. „Hey Dad“, begrüßt er unseren Gast beiläufig, geht dann allerdings gleich wieder zurück zum Wasserkocher. Im Hängeschrank darüber befinden sich nämlich die Tassen.
„Oh ja, dir auch ein schönes Fest und nett, dass du mir die Geschenke abnimmst, ist ja nicht so, als wäre das alles für dich“, antwortet sein Dad sarkastisch. Er tritt sich die Schuhe vor der Tür ab und kommt zu uns ins Haus.
Da ich nicht so ungehobelt bin, wie mein Freund, trete ich auf unseren Gast zu. Er schließt etwas umständlich die Tür und sieht mich an. Wenn ich es nicht wissen würde, würde ich nicht auf die Idee kommen, dass der Mann Sebastians Dad ist. Sein Gesicht ist kantiger als das von seinem Sohn, das einzige, was sie gemeinsam haben, sind die dunklen, braunen Augen. Er wirkt aber auf jeden Fall sympathisch, sein Lächeln ist sehr freundlich.
„Hi, ich bin Ryan. Ich würde Ihnen ja die Hand geben, Mister Black, doch naja… die Geschenke.“ Ein wenig schüchtern deute ich auf die Tüte und das große Paket, das er dabei hat. Sebastians Dad lacht und ich nehme ihm eine Tüte ab, sodass wir uns anständig begrüßen können.
„Den Mister Black können wir gleich hinter uns lassen, Ryan. Ich bin Dan“, stellt er sich vor, als wir uns die Hand geben.
„Oh okay, cool. Dann: Hi, Dan.“
„Hey du kleines Frettchen. Du kannst dir gerne ein Beispiel an deinem Freund nehmen. Ich bilde mir ein, dass ich dir beigebracht habe, wie man Gäste anständig begrüßt.“
„Entschuldige, ich bin schon dabei, dir Kaffee zu servieren. Ich hab einen Schritt übersprungen“, erklärt Sebastian. „Außerdem wollte ich mir nicht die Füße abfrieren, ich hab keine Socken an. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich dir in ein paar Minuten sowieso nicht mehr entkommen kann und du mich mit zu viel Liebe zerquetschst.“
„Du wirst mir niemals entkommen können. Ich hab dir so einen Ortungschip einpflanzen lassen, als du klein warst“, scherzt Dan. Ich nehme ihm das große Paket ebenfalls ab und stelle alles auf den Esstisch, damit er sich in Ruhe ausziehen kann.
„Wer’s glaubt.“
„Sag was du möchtest, aber der Chip hat mich hier her zur Farm geführt.“
„Ja, klar. Deine Dad-Jokes funktionieren nicht, ich bin schon immun.“
Ich biete Dan einen Platz an unserem Tisch an. Sebastian bringt mir eine Tasse Tee und schwarzen Kaffee für seinen Dad. Noch eine Gemeinsamkeit: Sie trinken ihren Kaffee schwarz.
Kaum hat Sebastian die Tasse abgestellt, zieht Dan seinen Sohn auf seinen Schoß. Sebastian wird geknuddelt und gedrückt, außerdem bekommt er einen dicken Kuss auf die Wange. „Ich liebe dich so sehr, dass ich dich fressen könnte“, spricht Dan liebevoll, ehe er Sebastian noch einen Kuss auf die Wange drückt.
Der Anblick bringt mich zum Schmunzeln. Es ist süß, wie sehr Dan sich freut und die Kirsche auf dem Eisbecher der Niedlichkeit ist, dass Sebastian so tut, als würde er es nicht genießen.
„Ich hab dich so vermisst, Sebby. Entschuldige, dass ich keine Zeit für dich hatte. Ich hab Extra-Schichten eingelegt und meine Wochenenden gestrichen, um ein wenig Geld ansparen zu können.“
„Du bist ein Workaholic, das ist nichts Neues für mich. Ich frag mich echt, woher du so viel Energie nimmst. Ich werde schon vom Sitzen müde“, meint Sebastian. Er schmiegt sich kurz an seinen Dad, steht dann jedoch auf, um sich selbst eine Tasse Kaffee einzuschenken.
„Ich hab ein Ziel vor Augen. Wäre nett, wenn ich das noch vor meinem 50. Lebensjahr erreiche. Ich hab jeden Cent Trinkgeld dieses Jahres in ein Glas geworfen und werde im Casino den großen Jackpot knacken. Du wirst sehen, Sebby. In ein paar Tagen bin ich ein reicher Mann. Wenn du brav bist, gebe ich dir dann einen gut bezahlten Job in meiner Firma.“
Die Zuversicht, mit der Dan spricht ist einzigartig. Sebastian hat Recht, sein Dad scheint wirklich ein Träumer zu sein. Ich hoffe, dass sich seine Träume erfüllen. Ich würde mich sehr für ihn freuen.
Sebastian nickt: „Na dann wünsche ich dir viel Glück. Hast du schon eine Strategie, um deine Tausender in eine Millionen zu verwandeln?“
„Klar. Ich setze alles auf Schwarz, weil der Name ‚Black‘ Programm ist, verstehst du?“, antwortet Dan grinsend. Okay, er ist ein verrückter Träumer.
„Wenn das klappt, dann nehme ich den Job an“, meint nun Sebastian lachend. „Also wenn’s nach mir geht, hat mir ‚Black‘ noch nie Glück gebracht. Vielleicht solltest du doch eher auf Rot setzen.“ Ich werfe Sebastian einen Blick zu. „Ja, also Glück in der Liebe habe ich schon, im Spiel aber nicht.“
„Hm… Vielleicht überdenke ich mein System ja doch noch. Sobald ich im Casino bin, werde ich schon sehen, wohin mein Glück mich führt. Vielleicht gibt’s an einem Automaten ein Freispiel, das jemand vergessen hat, und ausgerechnet mir ein paar Tausender einbringt.“ Dan hebt die Tasse vor sich an und nimmt einen kleinen Schluck Kaffee. „Ich hab übrigens eure Karte bekommen“, meint er mit einem sanften Lächeln. „Ich musste mir die Karte zweimal ansehen, weil ich mir nicht sicher war, ob das wirklich du bist, Sebby. Ich konnte gar nicht glauben, dass du einen Pullover in Farbe an hast, aber dann habe ich die Ironie gespürt und alles hat Sinn ergeben. Jetzt wo ich euch zu so sehe, schätze ich, dass es doch ganz praktisch war, dass ich keine Zeit hatte, deinen Anruf entgegen zu nehmen.“ Ich kuschle mich an Sebastians Schulter. „Ich freue mich, dass du glücklich bist. Du hast schon lange nicht mehr so zufrieden gelächelt.“
Sebastian zuckt mit den Schultern. „Glückliche Zufälle würde ich sagen.“
„Ja, oder Yoba hat dazu beigetragen und uns zusammengeführt“, antworte ich bestimmt. Ich gebe meinem Freund einen Kuss auf die Wange und kuschle mich an ihn.
„Du, sag mal Dad: Sind das meine Geschenke?“, lenkt Sebastian das Thema in eine andere Richtung. „Das große Paket sieht sehr vielversprechend aus.“
„Ja, das Paket ist für dich und die Tüte für Shane. Eingepackt hab ich Shanes Geschenk nicht, ich hatte keine Lust darauf, dir deine gesamte Arbeit abzunehmen. Du kannst ja nicht alles auf deinen alten Dad abschieben.“
„Tz, abschieben. Du warst näher dran als ich“, winkt Sebastian ab. „Aber danke, dass du das für mich erledigt hast. Eigentlich wollte ich ihm ja was Anderes besorgen. Wusstest du, dass Gridball Saisontickets verdammt teuer sind?“
„Nein, woher? Seh ich aus, als hätte ich Zeit für ein Hobby?“, antwortet Dan mit einer Gegenfrage.
„Mach dir nichts draus, Dad. Wenn du im Casino absahnst, dann hast du Zeit für hunderte Hobbys.“
„Also ich glaube fest daran, dass du gewinnst. Man sollte immer an seinen Träumen festhalten“, befestige ich Dans Glauben an den großen Gewinn. „Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen.“
„Das ist nett von dir, Ryan.“ Dan richtet seinen Blick auf Sebastian. „Ryan gefällt mir, du solltest ihn unbedingt behalten.“
„Wenn er mich für immer erträgt, dann gebe ich ihn nicht wieder her“, antwortet Sebastian zufrieden. Er greift nach meiner Hand und streichelt mich ein wenig. „Die Armbänder hat er für mich gemacht.“
Mit einem Lächeln sieht Dan auf unsere Hände. „Nett, aufmerksam und handwerklich begabt. Ihr solltet heiraten. Am besten noch solange ich auf den Hochzeitsfotos gut aussehe.“
Ich lache ein wenig, doch mein Freund schüttelt nur den Kopf. „Dad, ich bin 22… Ich will noch nicht heiraten. Ryan und ich sind ja auch noch gar nicht so lange zusammen.“
„Also als ich 22 war, hatte ich schon dich. Du bist durch unsere alte Wohnung gelaufen und hast alles, was du in die Finger bekommen hast, auf den Boden geworfen und mich dann auch noch frech angelacht. So lieb ich dich auch habe, Sebby, aber ich bin froh, dass euch das nicht passieren kann. So früh ein Kind zu haben ist anstrengend. Man steht noch nicht richtig im Leben und muss aber schon ein Kind auf sein eigenes Leben vorbereiten. Ich hatte Glück, du bist perfekt gelungen, aber so viel Glück hat nicht jeder.“
„Awww, Sebby… Dein Dad ist so süß. Ein bisschen schräg, aber süß.“
„Der Schein trügt, Ryan“, antwortet Sebastian. „Er versucht nur, dich auf seine Seite zu ziehen, damit er mich mit dir zusammen ärgern kann. Sein Lächeln ist immer charmant und soll einen einlullen, aber in Wirklichkeit ist Dad nur darauf aus, mich zu blamieren.“
„Ach Blödsinn“, streitet Dan den Vorwurf ab. „Wenn ich dich blamieren wollen würde, dann würde ich jetzt viele Babyfrettchen-Geschichten über dich auspacken, aber ich tue das nicht, weil ich weiß, dass dir das vor deinem neuen Freund peinlich sein könnte.“
„Danke, das ist sehr freundlich, Dad“, antwortet Sebastian schmunzelnd. „Ich hab dich lieb.“
„Ich dich auch, Sebby.“ Dan steht auf, er streckt sich etwas. „Wärst du so lieb und zeigst mir das Badezimmer?“
„Ja, klar.“
Sebastian steht ebenfalls auf, er nimmt gleich das Geschenk mit, als er mit seinem Dad Richtung Wohnzimmer geht. Als ich ihnen so nachsehe, erinnere ich mich daran, dass ich die Kaffeemaschine entkalken wollte und das tue ich jetzt auch. Ich stehe auf und mache mich wieder an die Arbeit.
Mit einem Schwamm putze ich die Einzelteile meiner Kaffeemaschine. Der Entkalker steht schon bereit. Ich fülle den Tank mit Entkalker und Wasser auf und lasse das Gemisch durchlaufen. Jetzt heißt es warten.
Ich wasche mir die Hände und lege den Schwamm zur Seite. Als ich mir die Hände trockne, lausche ich dem Gespräch von Sebastian und seinem Dad. „Ihr habt es hier richtig gemütlich. Man sieht, dass du noch nicht viel Mitspracherecht hast.“
„Willst du damit sagen, dass mein Geschmack scheiße ist?“, fragt Sebastian lachend nach.
„Nein, du Schlaukopf. Ich will damit sagen, dass das Haus aussieht, als würden hier Erwachsene wohnen. Deine Zimmer sehen aus als hättest du es nie aus der Pubertät geschafft. Dein Freund tut dir bestimmt gut, ein kleiner Schritt Richtung erwachsen werden wird dir nicht schaden.“
„Ryan hat mir ein Arbeitszimmer versprochen, da bringe ich dann meinen Nerdkram unter“, erzählt Sebastian. „Ich kann ja erwachsen werden und meine kindliche Seite in meinem Arbeitszimmer aufbewahren.“
„Gut, dass du trotzdem ein kleiner Nerd bleibst, dann gefallen dir meine Geschenke sicherlich. Falls du irgendwas davon schon hast, tut’s mir leid, kann sein, dass ich nicht mehr auf dem neuesten Stand bin. Ein Geschenk liefere ich noch nach, weil ich es noch nicht bekommen habe.“
„Ist okay, man muss sich ja nicht auf einen Tag versteifen. Ich weiß ja, dass du immer an mich denkst.“
Den beiden zuzuhören ist einerseits schön, anderseits erinnert es mich an meinen eigenen Dad und daran, wie sehr ich ihn liebe und vermisse. Er fehlt mir.
Die Erkenntnis, dass ich ein Idiot bin, trifft mich hart. Ich klatsche mir gegen die Stirn. Dad wollte mir ein Video und Fotos schicken!
Ich eile ins Schlafzimmer und greife nach meinem Smartphone. Hibbelig entsperre ich den Bildschirm. Ich folge den Meldungen zu einer Nachrichten-App. Die Bilder sind schon vor einer gefühlten Ewigkeit bei mir angekommen.
Dad: ‚Wie versprochen gibt’s jetzt eine kleine Flut an Bildern und das eine oder andere Video von Bubbles. Ich bin sicher, dass du ihn lieben wirst. Sobald du Bescheid weißt, wann du Zeit hast, schreib mir bitte eine Nachricht, dass ich mir rechtzeitig ein paar Tage frei nehmen kann. Ich wünsche dir noch ein schönes Fest und lass es dir gut gehen. Ich hab dich lieb, Ryan.‘
Die Fotos von dem Golden Retriever Welpen lassen mein Herz aufgehen. Bubbles sieht so aus, als würde er sein neues Herrchen lieben. Er wirkt glücklich mit seiner leicht geöffneten Schnauze und diesen treudoofen Augen. Seine schlaffen Ohren sehen kuschelig aus. Mein Blick fällt auf ein Selfie von Dad und seinem neuen Kumpel. Die beiden tragen weiß-rote Mützen, ich kann nicht anders, als dieses Foto sofort zu meinem Lieblingsbild zu erklären. Dad sieht frischer und vor allem glücklicher aus. Er hat zwar tatsächlich ein wenig zugelegt, das erkenne ich an seinem rundlichen Gesicht, doch dass er auf Alkohol verzichtet tut ihm auf jeden Fall gut. Er wirkt gesünder.
Glücklich drücke ich mein Smartphone an meinen Brustkorb. Ein bisschen bereue ich es, dass ich Dad nicht über die Festtage zu uns eingeladen habe, doch das Timing wäre wahrscheinlich nicht besonders passend gewesen. Es war doch schon viel los und wenn man frisch verliebt ist, braucht man ja auch Zeit für seine Beziehung…
Ich atme tief durch. Der Frühling kommt ohnehin schneller, als man denkt. Ehe man sich versieht, schmilzt der Schnee und die Bäume und Sträucher erwachen wieder zum Leben, Knospen sprießen und die ersten Frühlingsblumen sprießen im wieder grüner werdenden Gras.
„Ryan? Dad macht sich wieder auf den Weg.“
„Jetzt schon?“, frage ich nach.
„Ja, tut mir leid, das Glück wartet vielleicht nicht auf mich“, verabschiedet Dan sich zwischen Tür und Angel. „Wenn ich einen dicken Jackpot knacke, dann sorge ich dafür, dass du ein paar Arbeitskräfte bekommst, Ryan. Dann habt ihr beide mehr Zeit füreinander.“
Ich kichere. „Das ist nett, danke.“ Mit einem Lächeln gehe ich wieder in die Küche, wo wir uns noch einmal richtig verabschieden.
Sebastian wird noch einmal von seinem Dad gedrückt, außerdem überhäuft Dan Sebastians Wangen mit vielen Küssen.
„Ich hab dich so, so, so lieb. Sei schön brav und sei nett zu Ryan.“
„Das bin ich, Dad“, versichert Sebastian zuversichtlich. „Gewöhn dich schon mal daran, dass es uns ab jetzt nur noch im Doppelpack gibt.“
„Mach ich. Wir sehen uns, sobald dein Geschenk ankommt, okay?“
„Ja, ja, ist gut, Dad. Sieh zu, dass du das Casino plünderst und ruf mich an, wenn du den Jackpot geknackt hast... oder pleite gegangen bist, was auch immer zuerst eintritt.“
Dan verlässt uns genauso schnell, wie er aufgetaucht ist. Es ist schön, dass ich ihn kennengelernt habe, auch wenn er nicht lange bleiben konnte.
„Sorry, Dad ist…“
„Er ist toll“, antworte ich, wobei ich die Tür schließe. „Man sieht, wie gern er dich hat.“
„Milde ausgedrückt.“
„Hey, willst du Bubbles kennenlernen?“
Sebastian lächelt mich an. „Hast du schon Fotos bekommen?“
Ich drehe das Smartphone in seine Richtung, sodass auch er den Bildschirm gut einsehen kann. „Mhm, das Video hab ich mir allerdings noch nicht angesehen. Willst du es dir mit mir zusammen ansehen?“
„Es gibt kaum etwas, das ich lieber tun würde.“
…
Sebastian und ich finden uns erneut vor unserem geschmückten Baum ein. Die Geschenke in Raten zu öffnen ist eigentlich gar keine schlechte Idee, so hat man mehr davon.
Interessiert sieht Sebastian mir zu, wie ich das Geschenk von Dad an mich nehme. Ich zerreiße das Papier, sichtbar wird allerdings nur eine bunte Schachtel, die ich ebenfalls gleich öffne. Ich bin mir fast sicher, dass die Schachtel nur in Papier gewickelt wurde, damit ich meiner Neugierde nicht nachgebe und nicht doch schon vor dem heutigen Tag hineinlinse. Mein Freund rutscht ein wenig näher an mich heran, um einen Blick auf mein Geschenk werfen zu können.
Ich freue mich wie ein kleines Kind, als ich die große Packung Buntstifte erblicke. Wie auf den restlichen Geschenken, die sich in meinem Paket befunden haben, das ich per Post bekommen habe, liegt auch hier ein kleines Kärtchen bei.
‚Wir helfen dir, neue Kunstwerke zu erschaffen‘
Abgesehen von dem kleinen Kärtchen finde ich auch eine Karte, die ich gleich neugierig lese.
Mein liebster Ryan.
Es ist unglaublich, dass du schon seit beinahe einem Jahr deine eigene, kleine Farm betreibst. Mir ist klar, dass du nicht besonders viel Zeit hast, deinen vielseitigen, künstlerischen Hobbys nachzugehen, doch ich bin sicher, dass du dir an Regentagen die eine oder andere Stunde um die Ohren schlägst, indem du in deinem Skizzenblock zeichnest.
Ich glaube, mich zu erinnern, dass du immer diese Marke benutzt hast, um zu zeichnen, ich hoffe, dass ich mit meiner Wahl nicht falsch liege und du damit etwas anfangen kannst. Im Geschäft habe ich mich erkundigt, auch das Skizzenbuch soll sehr beliebt bei jungen Künstlern sein.
Nimm dir Zeit für deine Hobbys, für Entspannung und eine gute Tasse Tee.
Ich liebe dich
Dad
„Und? Ist das ‚deine‘ Stiftmarke?“
Ich nicke. „Er hat es nicht vergessen. Was hat dein Dad für dich?“
„Hoffentlich nicht Kondome und Gleitgel“, antwortet Sebastian trocken. „Als ich mit Matt zusammen war, hat Dad mir ständig Kondome geschenkt…“
„Ist doch… gut?“, antworte ich amüsiert. „Du sollst dich schützen.“
„Naja, trotzdem. Ich find’s komisch, wenn mein Dad weiß, dass ich Sex habe. Es stört mich nicht per se, dass er es weiß, aber wenn er mir Kondome schenkt, ist das komisch.“
„Also ich würde mich freuen, Kondome sind total teuer“, entgegne ich etwas neutraler. „Und wenn man mit nem Mann Sex hat braucht man meistens zwei für ein einziges Mal Sex.“
„Stimmt schon, aber es schickt sich nicht, sie zum Feast of the Winter Star zu verschenken, da sind wir uns einig, oder?“, fragt Sebastian schmunzelnd.
„Nutzt du die Phrase ‚das schickt sich nicht‘, um mich zu ärgern? Das schickt sich nämlich gar nicht.“
Sebastian lacht, öffnet dann allerdings kommentarlos sein Geschenk. „Yes“, gibt er freudig von sich, als er einen Hoodie hochhebt. „Ein Junimo Kart Hoodie.“
Auf Sebastians Hoodie ist eine Art bunte Karte gedruckt. Man sieht Schienen, die mich ein bisschen an ein einfaches Labyrinth erinnern. Als ich den kleinen Junimo in einem kleinen Wagen sehe, erinnere ich mich. „Oh, das ist doch dieses Spiel, das im Saloon steht, richtig?“
„Ja. Hast du’s schon mal gespielt?“, fragt Sebastian nach.
„Ja, aber ich war mies. Videospiele sind nicht so mein Ding, wenn ich Zeit habe, dann will ich lieber lesen, zeichnen oder stricken. Das macht mir mehr Spaß und ist nicht so stressig.“
Sebastian nimmt ein weiteres Kleidungsstück aus der Schachtel. Das Shirt, das er jetzt in den Händen hält trägt die Aufschrift ‚JUNIMO KART‘, es ist das Logo des Spieles, das auch auf dem Spielautomat im Saloon zu sehen ist. Das zweite Shirt kommt mir allerdings nicht bekannt vor. Das Motiv erkenne ich nicht. „Also eins muss man Dad lassen: Er weiß, worauf ich stehe, obwohl wir uns so selten sehen.“
„Ist das auch von einem Spiel?“, frage ich nach. „Entschuldige, ich kenne mich nicht so aus in deiner Nerd-Welt.“
„Schon gut“, antwortet Sebastian mit einem Lächeln. Er legt das Shirt bei Seite. „Das gehört zu einer meiner liebsten Comic Reihen. Sie heißt ‚Cave Saga X‘ und hier…“ Sebastian nimmt ein Comicbuch aus der Schachtel. „…haben wir die neueste Ausgabe. Wenn du möchtest und es nicht für langweilig hältst, kann ich dich ja mal in die Welt von Cave Saga X einführen.“
„Wenn’s dir keine Umstände macht?“
„Nein, gar nicht. Ich fände es cool, wenn du die Comics auch magst, dann könnten wir uns zusammen auf die neuen Ausgaben freuen und hätten etwas, auf das wir gemeinsam hinfiebern können“, erklärt Sebastian freudig. „Jetzt bist aber wieder du dran. Ein Geschenk fehlt noch.“
Ich nicke und greife nach dem letzten Geschenk, das sich unter dem Baum befindet. Neugierig zerreiße ich das Geschenkpapier und nehme wie bei dem anderen Geschenk den Deckel ab. Ich erblicke gleich die letzte Karte, die ich eilig und voller Vorfreude zur Hand nehme und öffne.
Mein liebster Ryan.
Auf deiner Farm hast du im nächsten Jahr bestimmt wieder viel zu tun. Feldarbeit, Bestellungen, Lieferungen und was sonst noch alles anfällt.
Viele Pläne erfordern viel Planung und da ich weiß, wie viel Zeit du in deine Pläne steckst, habe ich dir dieses Jahr einen etwas größeren Taschenkalender besorgt, damit du genug Platz hast, alles wichtige zu notieren. Die Farbe sagt dir hoffentlich zu. Eigentlich habe ich nach einem Kalender in Regenbogenfarben gesucht, da ich weiß, wie sehr du alles Bunte magst, doch den gab es nicht in der passenden Größe.
Zufällig habe ich aber ein Buch gefunden, in dem viele Tipps und Tricks stehen, wenn man seine eigenen Kräuter aufziehen möchte. Ich weiß, dass du schon etwas Übung hast, aber vielleicht kannst du aus dem Buch doch noch etwas lernen. Du weißt ja, man lernt nie aus. Wenn deine Kräuter wachsen, würde ich mich über ein Update freuen. Wäre schön, wenn du mich daran teilhaben lässt.
Ich liebe dich
Dad
Er hat also wieder daran gedacht. Auch wenn wir nicht mehr zusammen wohnen, behält Dad diese unausgesprochene Tradition bei. Das letzte kleine Kärtchen fängt meinen Blick. Ich falte es auf.
‚Zusammen gestalten wir bunte Pläne für das neue Jahr‘
Die Idee, alle kleinen Geschenke mit einer Ein-Satz-Geschichte zu verknüpfen gefällt mir von Kärtchen zu Kärtchen besser. Früher fiel mir nie auf, wie kreativ Dad sein kann. Jetzt, wo er trocken ist, kommen all seine Vorzüge besser zur Geltung. Ich bin einfach nur zufrieden.
Ich hebe das Buch an, von dem Dad in der bunten Karte erzählt, Auf der Rückseite befindet sich eine Tüte, in der sich viele verschiedene Samenpäckchen befinden. Na wenn das nicht nach ein paar neuen Blumentöpfen schreit, dann weiß ich auch nicht!
Auch der hellblaue Kalender bringt mich zum Lächeln. Neben dem Kalender finde ich noch einige bunte Kugelschreiber und Notizzettel in verschiedenen Farben, außerdem noch und viele verschiedene Stickerbögen. Dad hat an alles gedacht, was mir gefällt. Tiere, Regenbögen, Einhörner und vielfältige Blumen.
„Süß“, erklingt Sebastian mit einem breiten Grinsen. Ich bin sicher, dass er etwas vielleicht nicht ganz so Nettes sagen möchte, doch er verkneift es sich und gibt mir stattdessen einen Kuss auf die Wange.
Das waren sie also, die Geschenke für dieses Jahr. Dad hat nichts ausgelassen, er hat an wirklich alles gedacht, was ich brauchen kann. Das neue Jahr kann getrost geplant werden. Jetzt kann der Frühling kommen!
…
Etwas später finden wir uns beim Festival ein. Wir hätten es beinahe verschlafen, da wir beim Fernsehen und Kuscheln eingeschlafen sind. Sebastian erzählt mir auf dem Weg in die Stadt, dass das Festival früher immer auf dem Hauptplatz stattgefunden hat, sie es allerdings in das Community Center verlegt haben, seit es letztes Jahr durch Zusammenarbeit der gesamten Stadt renoviert wurde.
Kurz nachdem wir ankommen, trennen wir uns, um unsere Geschenke zu verteilen, doch nicht, ohne uns einen Kuss zu geben. Ich schlüpfe aus meiner Jacke und hänge sie an einen Haken, halte dann nach Penny Ausschau. Sie unterhält sich gerade mit Sebastians Schwester Maru. Ich trete auf die beiden zu und entführe Penny höflich.
„Hey, also… Ich hab dich sozusagen ‚gezogen‘ und naja…“ Ich atme durch. „Entschuldige, ich muss mich an dieses Geschenke austauschen noch gewöhnen.“ Ich reiche Penny eine Tüte.
„Oh du bist es also. Ich hab mich schon gewundert, weil keiner auf mich zugekommen ist. War aber klar, dass es einer von euch beiden ist, ihr wart ja die einzigen, die noch nicht hier waren.“ Penny greift in die Tüte, sie zieht den geblümten Schal heraus. „Du schenkst mir deinen Schal? Awww, das ist so lieb von dir. Ich hab dich im Herbst aus der Ferne beneidet. Danke, Ryan.“
„Ich bin froh, dass er dir gefällt.“
Penny und ich umarmen uns. Sie drückt mich fest an sich, auch ich lege meine Arme um ihren Rücken.
„Ich wünsche dir noch ein schönes Fest, Penny.“
„Das wünsche ich dir auch. Oh, probier den Tee. Gus hat Zucker aus Calico Desert geliefert bekommen. Der hat ein ganz spezielles Aroma und passt perfekt zu dem Winterzauber Tee, den du so gerne hast.“
Mit einem Lächeln bedanke ich mich: „Danke für dein Tipp, Penny, das werde ich gleich ausprobieren.“
Sebastian hakt sich bei mir ein und führt mich ein paar Schritte Richtung Buffet. Um seinem Hals trägt er eine pinke Perlenkette, die offensichtlich aus Plastikperlen besteht.
„Oh, wer hat dich denn beschenkt?“, frage ich ihn.
„Jas. Dir würde die Kette allerdings ein bisschen besser stehen als mir“, antwortet er grinsend. „Aber man gibt Geschenke ja nicht weiter.“
„Ach schade, sie passt perfekt zu meinem Hemd“, bemerke ich. „Fast derselbe Farbton, nur ein bisschen dunkler.“
„Tja, dumm gelaufen, vielleicht hast du das nächste Jahr Glück und ziehst die kleine Jas. Weißt du schon, wer dich beschenkt?“
„Nein noch nicht.“
Ich hole mir eine Tasse Tee und süße ihn mit dem bunten Zucker, den Penny mir ans Herz gelegt hat. Sie hat Recht, der dezent fruchtige, Zuckerwatte-artige Geschmack passt perfekt zu meinem Lieblingstee. Es verleiht ihm eine neue, spannende Note.
„Hey Ryan. Hey Sebastian“, werden wir von hinten angesprochen.
Als wir uns umdrehen lächelt Leah uns an. „Ich hatte schon Angst, dass ihr euch das Festival entgehen lässt. Dann hätte ich euer junges Glück glatt in euren Privatgemächern stören müssen, um dir das zu geben.“
Leah reicht mir eine Tüte, als ich hineinblicke, sehe ich eine kleine Figur aus Holz. Als ich die Figur herausziehe, erkenne ich, dass es sich um ein Eichhörnchen handelt. Sieht aus als hätte Leah mir ein kleines Eichhörnchen geschnitzt. Als ich anfange zu lachen, lacht auch sie, während Sebastian ahnungslos neben uns steht.
„Was ist an einem Eichhörnchen so witzig?“, fragt er nach.
„Leah und ich haben ein Picknick im Wald gemacht und ein Eichhörnchen hat unser Brot gestohlen“, erkläre ich amüsiert.
„Eigentlich wollten wir mit dem Eichhörnchen teilen, aber es hat sich die Tüte geschnappt und ist damit verschwunden“, ergänzt Leah die Geschichte.
„Tz, du wirst von einem Eichhörnchen ausgeraubt und sagst mir das nicht?“, fragt Sebastian grinsend. „Naja, passt zu dir, dass sogar ein kleines Tier dich überwältigen kann.“
„Haha“, entgegne ich ein wenig sarkastisch. „Danke Leah, das ist eine tolle Erinnerung. Ich hab schon ewig nicht mehr daran gedacht, jetzt erinnere ich mich aber jedes Mal, wenn ich es sehe. Ich weiß auch schon, wo ich es hinstellen werde.“
„Hab ich gern gemacht. Vielleicht können wir das Picknick ja irgendwann wiederholen und dieses Mal schützen wir uns vor den kleinen Räubern.“
„Klingt gut. Ich freue mich jetzt schon darauf.“
Nach einer Umarmung verabschiedet sich Leah von uns, sie tritt auf Elliot zu, der uns mit einer freundlichen Handgeste begrüßt.
„Ryan und Leah werden von einem Eichhörnchen beklaut… Oh Mann…“ Mein Freund schmunzelt. „Was es nicht alles gibt. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.“
Das Festival ist ein voller Erfolg. Lewis bedankt sich offiziell für unser Kommen. Der Zusammenhalt der Community wird in den höchsten Tönen gelobt. Für uns alle gibt es reichlich zu essen, auch für Musik ist gesorgt. Alle, wirklich alle, wirken zufrieden und ausgelassen.
Auch heute bittet Sebastian mich wieder, mit ihm zu tanzen. Das Angebot abzulehnen kommt für mich gar nicht in Frage. Mein Freund redet sogar ganz ungezwungen mit seiner Mutter und seiner Schwester, während Sam und Abby mich in die ersten Grundkenntnisse der Cave Saga X einweihen. Der Comic ist tiefgründiger und komplizierter, als ich dachte, jedoch alles andere als uninteressant.
Es ist spät, als Sebastian und ich Hand in Hand mit unseren Goodie Bags und den Geschenken unserer ‚Secret Friends‘ nach Hause gehen. Bürgermeister Lewis versucht, sich etwas jugendlicher zu geben und hat deswegen kleine Goodie Bags verteilt. Die Geschenke darin sind nicht aufregend, aber es sind Geschenke. Bürgermeister Lewis hat ‚I love Pelican Town‘-Buttons, eine Broschüre mit den kommenden Events für nächstes Jahr und ein paar Süßigkeiten für jeden Bewohner zusammen gepackt. Man kann nicht meckern, er gibt sich viel Mühe. Sebastian ist der Meinung, dass er das nur macht, weil nächstes Jahr eine Neuwahl ansteht, doch ich glaube lieber an das Gute im Menschen und bin davon überzeugt, dass er es aus Nächstenliebe gemacht hat.
Mein erstes, ruhiges Feast of the Winter Star liegt also hinter mir. Dass ich heute Morgen so große Sorgen wegen meinem Dad hatte, habe ich bereits wieder vergessen. Ich kann fast gar nicht glauben, dass ich mich heute entspannen und den Tag genießen konnte. Die Geschenke und das Feiern hinterlassen das erste Mal seit Jahren keinen bitteren Beigeschmack und das alles habe ich dieser Stadt und meinem neuen Leben zu verdanken.
Sebastian gibt mir einen sanften Kuss auf die Wange, während ich den Hausschlüssel in meiner Jacke suche.
„Es war schön, mit dir zu feiern, Ryan. Ich hab mir so viel Drama erspart.“
„Und ich hab mir das Aufwischen von Erbrochenem erspart“, entgegne ich. Dieses Mal kann ich darüber sogar ein wenig schmunzeln.
„Weit du… Ich wäre noch in Stimmung für ein wenig Kuscheln, ein paar Küsse und vielleicht dem einen oder anderen Spielchen unter der Bettdecke.“
Mit einem Lächeln ziehe ich Sebastian mit mir ins Haus. „Da bin ich nur zu gerne dabei.“
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