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Kapitel 11
Die schönsten Kindheitserinnerungen
Ich werde mit sanften Küssen in den Nacken geweckt.
Nackenküsse. Ich liebe sie.
Mit einem wohligen Seufzen schmiege ich mich an Sebastians Körper. Ich werde in den Arm genommen, die Küsse stoppen dabei keine Sekunde. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich es nicht genieße. Ich genieße es nämlich sehr. Ich genieße es mehr als ich es bei meinen Ex-Partnern genossen habe. Sebastians Art mich zu berühren fühlt sich anders an, vielleicht kommt es mir aber auch nur so vor, weil ich schon lange keine Beziehung oder auch nur Dates hatte. Es hat mir sehr gefehlt, von jemandem berührt zu werden.
„Guten Morgen, Ryan. Ich dachte, ich revanchiere mich für das Wachkuscheln der letzten Tage“, spricht Sebastian mich raunend an, ehe er schon wieder Küsse an meinem Hals platziert.
„Das war ein guter Gedanke“, antworte ich noch etwas verschlafen.
„Es gefällt dir also?“
„Und wie…“
Ein weiterer Kuss in meinen Nacken folgt. Ich atme tief ein, dann wieder aus. So stelle ich mir einen friedlichen Morgen vor…
Sebastian streicht über meinen Bauch. Seine frechen Finger graben sich unter den Stoff, der unsere Haut noch voneinander trennt. Sebastian legt seine Hand an meine Brust, ich bekomme einen weiteren Kuss in den Nacken.
„Ich kann gar nicht genug von dir bekommen, Ryan.“
„Bitte hör nicht auf, mich zu küssen, davon kann ich nämlich nicht genug bekommen“, bitte ich ihn leise um noch mehr körperliche Zuneigung.
„Okay, ganz wie du willst, aber dafür verlange ich eine kleine Gegenleistung“, fordert Sebastian ruhig aber bestimmt.
„Alles was du willst.“
Ohne etwas zu sagen, zieht Sebastian ein wenig an meinem Pyjamaoberteil. Ich komme dieser wortlosen Forderung nach, indem ich mich aufsetze und die Knöpfe langsam öffne. Sebastian zieht an meinem Ärmel, um mir aus dem Stoff zu helfen. Kaum liege ich wieder, beginnen die Küsse erneut. Erst spüre ich Sebastians Lippen an meiner Schulter, dann hinauf bis zu meinem Hals und wieder im Nacken. Genüsslich schließe ich die Augen. Es gibt nichts Besseres, als auf diese Weise geküsst zu werden. Ich ziehe die Decke etwas höher, um mich wieder einzukuscheln.
„Ich wünschte, es würde niemals aufhören.“
„Man soll immer aufhören, wenn es am schönsten ist“, antwortet Sebastian leise. Er streicht über meinen Bauch und meinen Brustkorb. „Aber ich höre natürlich nicht auf dich zu verwöhnen, ohne dir dafür etwas Besseres zu geben.“ Sebastian setzt sich auf. Sofort vermisse ich die Wärme seines Körpers an meinem Rücken.
„Es gibt nichts Besseres, Sebastian.“ Ich drehe mich auf den Rücken, um Sebastian im Blickfeld zu haben.
„Bist du dir sicher?“, fragt er nach, worauf ich nicke.
„Nicht aufhören. Komm wieder zu mir.“
„Aber ich bin extra früher aufgestanden, um dir Frühstück zu machen.“
„Was? Echt?“, frage ich überrascht nach. Das sieht ihm gar nicht ähnlich.
Sebastian deckt mich bis zu meinem Brustkorb zu. „Spar besser mit deinen Reizen. Ich liebe Nippel.“
Schon am frühen Morgen bringt Sebastian mich zum Lachen. „Du wolltest, dass ich mich ausziehe, also bist du selbst schuld, dass meine Reize dich verwirren.“
„Ja, ein bisschen schon, aber ich wusste nicht, dass du dich gleich so lasziv vor mir in den Laken rekelst“, zieht Sebastian mich auf. Er grinst mich an.
„Ich… hab mich doch nur auf den Rücken gedreht.“
Bevor ich mich in die Küche entführen lasse, bestehe ich noch auf ein paar Minuten Kuschelzeit, die mir Sebastian nicht verwehrt.
…
In kuscheligen Klamotten sitzen Sebastian und ich in der Küche und frühstücken. Er hat sich große Umstände damit gemacht, die Pfannkuchen schön anzurichten. Er hat sich außerdem die Mühe gemacht, die Post für mich herein zu holen. Zwischen der Werbung findet sich leider kein Brief meines Dads, doch ich bin sicher, dass ich bald einen bekommen werde. Vielleicht sucht Dad ja noch nach einem passenden Geschenk, das er mir zukommen lässt. Immerhin habe ich ihm nach meinem letzten Brief noch ein kleines Paket mit Leckereien geschickt. Vor dem Feast of the Winter Star will ich ihm auf jeden Fall noch ein Paket mit Keksen schicken. Er mochte es immer sehr gerne, wenn ich gebacken habe.
„Alles okay?“, erkundigt sich Sebastian nach meinem Wohlbefinden.
„Mhm. Ich bin äußerst zufrieden.“
„Ich hab mir noch etwas einfallen lassen.“
„Ach ja? Nachtisch?“, frage ich freudig nach.
„Nein?“, meint Sebastian verwirrt. „Beim Frühstück gibt’s keinen Nachtisch.“
„Tz“, antworte ich beinahe beleidigt. „Da wo du herkommst vielleicht nicht. Aber da wo ich herkomme macht man das so. Nach einer Portion Pfannkuchen kann man sich gerne noch einen Keks gönnen.“
Sebastian schmunzelt. „Entschuldige, ich wollte deine Frühstückskultur nicht beleidigen. Du sollst deinen Keks bekommen. Aber danach bist du bereit für meine Überraschung, oder?“
Meine Augen weiten sich vor Spannung. „Eine Überraschung? Verrat es mir, bitte. Ich bin so neugierig.“ Bei dem Gedanken an eine Überraschung werde ich ein wenig hibbelig. Ich liebe Überraschungen und Geheimnisse. Ich bin ganz aufgeregt.
Sebastian stützt seinen Kopf an seiner Hand ab, er sieht mich schmunzelnd an. „Du hast die Gabe dich wie ein kleines Kind zu freuen, ist dir das eigentlich klar?“
Ich zucke mit den Schultern. „Kann sein. Verrat es mir, Sebastian. Bitte. Biiiitteeee.“
Er haucht mir einen Kuss zu. „Du musst dich noch ein wenig gedulden.“
Ich stecke das letzte Stück Pfannkuchen in den Mund. „Iff im fertig.“
Sebastian steht auf. Aus meiner Keksdose fischt er einen Keks heraus, den er nun vor meine Nase hält. „Schluck runter, dann bekommst du deinen Keks.“
Ich tue, was er mir sagt. Sebastian füttert mich mit meinem Nachtisch. Kauend sehe ich ihm in die Augen, auch er sieht mich an. Sebastians neutraler Blick verrät überhaupt nichts. Er hat das undurchdringlichste Pokerface, das ich kenne. Im Casino in Calico Desert würde er abräumen.
„Deine Überraschung ist im Wohnzimmer. Ich hoffe du liebst es.“
Aufgeregt springe ich auf. Ich stürme fast schon ins Wohnzimmer. Als ich erblicke, was Sebastian für mich gemacht hat, springe ich freudig auf und ab. „Du hast eine Deckenburg gebaut. Das ist der beste Tag meines Lebens!“
Ich verkrieche mich sofort unter der Decke. Unten angekommen bemerke ich erst, wie viel Arbeit er wirklich in diese Aktion gesteckt hat. Mithilfe meiner Wäscheständer und einigen Decken hat er für genug Platz gesorgt. Auch die Kissen der Couch sind miteingebunden, sodass wir es hier unten richtig gemütlich haben. Das beste sind jedoch die Lichterketten, die er zwischen den Wäscheständern gespannt hat. Sie schenken unserem kleinen Zufluchtsort die passende Beleuchtung.
„Das ist so toll, Sebastian. Ich liebe es.“
Mein Freund klettert zu mir in die Deckenburg. „Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass dir das gefallen wird.“
„Das hast du gut gefühlt. Ich weiß nicht, wie du das alles hinbekommst, aber du bist schon nach einem Tag der beste Freund, den man haben kann. Danke, Sebastian.“
„Gerne.“
Ich belohne meinen Freund mit einem dankbaren Kuss. Sebastian und ich machen es uns gemütlich, ich kuschle mich sofort an ihn. Zum Dank bekommt er noch weitere Küsse auf seine Wange.
„Weißt du… mein Dad hat das früher immer für mich gemacht, als ich ihn am Wochenende besucht habe. Wir haben dann im Wohnzimmer geschlafen, er hat mir viele Geschichten vorgelesen, wir haben Spiele gespielt…“
„Es klingt, als wäre dein Dad ein toller Kerl“, antworte ich.
„Das ist er oder er war es… was weiß ich…“ Sebastian seufzt. „Ich bin einfach enttäuscht, dass er nicht mehr die Zeit für mich hat, die ich brauchen würde. Klar, ich bin erwachsen… aber ich will, dass er ein Teil meines Lebens ist. Ich wünschte, ich hätte bei ihm wohnen dürfen…“
„Naja, er musste arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.“
„Ja, aber das machen doch alle Eltern“, weist Sebastian mein Argument ab. „Es gibt hunderttausende alleinerziehende Elternteile. Die arbeiten alle und die bekommen das auch hin. Mein Problem ist einfach, dass ich nicht entscheiden durfte. Ich war noch klein, aber wenn man mich gefragt hätte, hätte ich mir Dad ausgesucht. Aber weil ich eben so klein war, musste ich zu Mum und da gab es keinen Spielraum. Für meinen Dad blieben nur die Wochenenden übrig…“
„Wie alt warst du, als deine Eltern sich scheiden lassen haben?“, frage ich nach.
„Ich war vier. Manchmal frage ich mich, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich mir Demetrius erspart hätte… Mit einer Single-Mum wäre es mir bestimmt besser gegangen und bei meinem Dad sowieso...“
Ich lege eine Hand an Sebastians Wange und drehe ihn ein wenig zu mir. Um ihn aus den trüben Gedanken zu holen, verwickle ich ihn in einen Kuss. Sebastian braucht einige Sekunden Zeit, um sich darauf einlassen zu können, doch dann fruchtet meine Ablenkung umso besser.
Ich richte mich ein wenig auf, um es bei unserem Kuss etwas bequemer zu haben. Sebastians Hand geht auf Wanderschaft. Er erkundet meinen Körper, beschließt dann, dass mein Hintern der perfekte Ort ist, um seine Hand ruhen zu lassen. Einige Lippenberührungen später, lasse ich von meinem Freund ab.
„Sieht so aus als würde ich noch mehr schöne Erinnerungen an Deckenburgen bekommen“, meint Sebastian schmunzelnd.
Mit einem Lächeln schmiege ich mich wieder an Sebastian. „Also ich hatte noch nie eine Deckenburg“, gestehe ich leise.
„Nicht? Oh Mann.“
„Mein Bett war damals ein wenig höher, darunter waren Laden, in denen meine Spielsachen verstaut waren. Manchmal hab ich sie rausgezogen und mich mit einer Decke und einer Taschenlampe unter mein Bett gekuschelt. Da hab ich dann gelesen.“
„Das passt irgendwie zu dir“, meint Sebastian.
„Ich kann mir vorstellen, dass du auch viel gelesen hast.“
„Es geht“, antwortet Sebastian wage. „Als meine Familie noch in Ordnung war, war ich sehr oft draußen. Dad war mit mir im Park oder im Wald. Ich hatte damals viel Energie und hab ihn immer sehr ausgelaugt. Er musste oft ein Nickerchen einlegen, sobald wir draußen waren“, erzählt er weiter. „Ich erinnere mich noch an einen Ausflug in den Wald. Dort haben wir einen kleinen Teich gefunden und ich hab’s geschafft, einen Frosch zu fangen. Ich wollte ihn mit nach Hause nehmen, aber Dad hat mich davon überzeugt, dass es besser ist, wenn der Frosch in der Freiheit lebt. Immer wenn ich am See bin und mir ein Frosch unter die Augen kommt, muss ich an unsere Ausflüge in den Wald denken.“ Sebastian atmet tief durch. „So mies war meine Kindheit eigentlich gar nicht, wenn ich so darüber nachdenke. Ich überdramatisiere immer…“
„Deswegen sind Frösche also deine Lieblingstiere“, gebe ich nachdenklich von mir.
„Wahrscheinlich. Was ist mit dir? Erzähl mir mehr von dem kleinen Ryan.“
„Der kleine Ryan“, wiederhole ich überlegend. „Wie gesagt, ich hab damals oft und viel gelesen. Dad war entweder arbeiten oder er hat getrunken, weswegen ich mich immer alleine beschäftigt habe. Er war oft lärmempfindlich, wenn er verkatert war, deswegen hab ich es mir angewöhnt, leise zu spielen. Ich hab viel gezeichnet, später dann auch Gedichte geschrieben… In der Schule habe ich gelernt, wie man strickt. Ich hatte sehr viel Spaß daran und meine Lehrerin hat schnell gemerkt, wie gut mir das gefällt. Leider war das Geld bei uns zu Hause immer knapp und Wolle ist ja auch nicht ganz so billig, wenn man so sehr in das Hobby reinkippt und die Stricknadeln kaum weglegen kann.“
„Oh ja, das liebe Geld…“
„Sie wusste das. Alle wussten, dass wir kaum Geld hatten“, erzähle ich weiter. „Meine Handarbeitslehrerin hat mir Wollreste geschenkt, damit ich Wolle zum Stricken habe. Ab und zu hat sie mir auch neue Wollknäuel mitgebracht. Meistens war sie eigentlich eine eher kühle Frau, aber mit mir hatte sie wohl irgendwie Mitleid.“
„Nein, sie hatte kein Mitleid“, antwortet Sebastian bestimmt. „Sie hat gesehen, dass du ihre Leidenschaft teilst und dass du Spaß hast und gut darin bist. Sie hat dich auf ihre Weise gefördert. Auch wenn es nur eine kleine Geste war, hatte sie viel Einfluss auf dich. Oh und ich verdanke ihr einen warmen, kuscheligen Schal, den ich nie wieder hergeben werde.“
Ich nicke. „Wenn du den Schal liebst, muss ich dir unbedingt noch etwas stricken.“ Mir kommt sogar schon eine Idee, was ich für Sebastian machen könnte.
„So ein kitschiger Winterpullover wäre toll“, antwortet Sebastian belustigt.
„Mann, raus aus meinem Kopf, das kam mir sofort in den Sinn.“
„Zwei Dumme, ein Gedanke.“
Ich überlege laut: „Ich hab zufällig schon ein paar kitschige Winterpullover gestrickt…“
„Ach wirklich?“, fragt Sebastian interessiert. „Vielleicht solltest du mir die mal vorführen.“
„Wie bei einer Modenshow?“, frage ich lachend.
„Mhm.“
…
„Der hier ist mir an sich zu lang, aber das habe ich mit Absicht gemacht, weil ich ihn über meine Klamotten anziehen wollte. An der Uni war es morgens in dem einen Vorlesungssaal immer so kalt, dass meine Knochen wehgetan haben. Mit dem langen Pulli konnte ich sozusagen noch auf der warmen Wolle sitzen und hab mir somit nicht mehr den Hintern abgefroren.“
„Das war eine gute Idee, Ryan. Wäre schade, wenn dein Hintern nicht mehr da wäre, wo er jetzt ist. Ich meine: Wohin sollte ich dann sehen, sobald du dich umdrehst?“
Schmunzelnd ziehe ich meinen Pullover an. Ich gehe vor Sebastian auf und ab, werfe mich in überdramatische Posen, um mein Kleidungsstück angemessen zu präsentieren.
Sebastians Augen ruhen auf mir. Er streckt seine Hand aus und zieht mich zu sich zum Bett.
„Sieht süß aus, so in Kombination mit kitschigen Mustern und deiner schwarzen Boxershorts.“
Ich klettere auf Sebastians Schoß. Er legt seine Hände an meine Oberschenkel und streicht vom Knie bis zu meiner Hüfte. Eine Hand ruht brav an meiner Hüfte, die andere erkundet meinen Hintern.
„Ich hoffe, dass du in der Uni eine Hose anhattest. Mit deinen Reizen hättest du vielen den Abschluss versaut.“
Kichernd streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht. „Ach das war der Fehler. Wenn ich das doch nur früher gewusst hätte wäre mir bestimmt nicht so kalt gewesen.“
„Von mir aus müsstest übrigens du nie eine Hose tragen“, flirtet Sebastian mit einem zarten Grinsen. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und verwickle ihn in einen tiefen, aber trotzdem liebevollen Kuss.
Sebastian legt seine Arme um mich. Als er sich zurücklehnt, zieht er mich auf sich. Der Kuss wird intensiver, leidenschaftlicher und ein wenig feuchter. Mein Freund hält mich fest im Arm, auch als wir den Kuss lösen, will er nach wie vor, dass ich ganz nah bei ihm bin. Ich schätze, dass wir den restlichen Tag hier im Bett verbringen.
Ich liebe den Winter.
Winterzeit ist Kuschelzeit.
Und Kuschelzeit mit Sebastian ist die schönste Kuschelzeit.
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