☣Last Kids Standing☣: Kapitel 21
»Woooza! Paaaarty!« Mooni gab merkwürdige, rhythmische Geräusche von sich: »Umpfz-Umpfz-Umpfz.«
»Hey, Kraaaaahaße Feier!«, johlte Shaun auf. »Kannst du auch die vielen bunten Farben hören?«
Mooni schielte ihn verträumt an. »Na klar, Bruder. Ich rieche deine weisen Worte. Und diese zauberhafte Luft schmeckt voll total mega-lila grünblau. Uhuhuhuh!«
Plötzlich kippte der Stall über Shaun zur Seite. Oben war unvermittelt irgendwo links von ihm und das ›Unten‹ wabberte wie Wackelpudding auf dem Bankett der Titanic beim Untergang. Alles wirbelte immer schneller in immer grelleren Farben umher.
Fahrig tastete er im Stroh nach Halt. »Ich glaub, ich brauch ne Pause. Der DJ gehört aufgehängt. Wo bitte geht’s Richtung Backbord?«
»Geile Idee«, röhrte Mooni ausgelassen, richtete sich halbsitzend auf und begann schrecklich schief zu singen. »Panic on the streets of London - Panic on the streets of Birmingham - I wonder to myself.« *
Ein Hustenanfall zwang sie zu einer Pause, bevor sie aus vollem Hals ein »Burn down the disco - Hang the blessed DJ«, anfügte.
Lachend fiel sie zurück. Sie rollte sich auf den Rücken, bewegte Arme und Beine: »Guck mal! Guck mal, guuuuck mal! Ich kann fliegen! Genau wie deine Lilibelele.«
»Kann - es - sein, dass die - uns - was - unters - Essen - unters Essen - unters ... Essen - gemischt - hababen?«, lallte Shaun.
»Keine Ahnung, aber ich finds supidupi-geil. Willst du mich heiraten?«
Er sah die zwei Moonis neben sich verwirrt an. »Wie jetzt, alle beide?«
»Hurraaa!«, jauchzte sie.
Mit einem Mal ertönte die Stimme der Libelle in Shauns Kopf.
»Shaun? Bist du da? Deine Signale kommen hier grade echt schräg rüber. Außerdem fummelt dieser nervige Kerl abermals an mir rum. Ich könnte jetzt etwas Hilfe gebrauchen.«
Mit einem Schlag war er wieder klar im Kopf. Was immer diese Typen ihnen ins Essen gepanscht hatten, Diamond Claw schien es problemlos neutralisieren zu können. Kurz blickte er zu Mooni, die neben ihm im Stroh lag und mit verdrehten Augen zur Holzdecke starrte. Ein Speichelfaden lief ihr aus dem Mundwinkel. Sie murmelte etwas über junge Zwölfen und kicherte, als sie mit dem Finger in die Luft deutete.
Verdammt, die hatte sie unter Drogen gesetzt oder schlimmeres. Shaun zerrte an seinen Fesseln. Nichts zu machen. Ohne fremde Hilfe würden sie hier nie rauskommen.
»Bei mir ist wieder alles klar«, übermittelte er der Libelle. »Was ist jetzt bei dir los? Wer fummelt an dir rum?«
»Dieser penetrante Kerl mit der Lederjacke, Johann. Er versucht mir einen ... Ach, Mist!«, schimpfte sie. »Ich bin hier mit Stahl gefesselt und die haben mir etwas gegeben, dass mich ganz schwach macht. Oh, da kommt gerade was rein. Warte mal kurz.« Sie verstummte.
Besorgt blickte Shaun zu Mooni. Ruckartig riss diese die Augen auf und blickte sich hektisch um. »Alte Scheiße! Wo bin ich?«
»Alles gut«, versuchte er sie zu beruhigen, »wir sind in einer Scheune und ...«
»Keith ist da!«, sagte sie übergangslos und richtete sich kerzengerade auf. »Geh besser in Deckung.«
Bevor Shaun reagieren konnte, zerbarst die halbe Seitenwand krachend. Holzsplitter regneten auf die Kinder nieder und Shaun musste wegen des aufgewirbelten Staubs niesen. Schemenhaft sah er etwas Großes, Giftgrünes durch die Öffnung in den Schuppen krabbeln. Er erkannte riesige Chitinringe und unzählige Beinpaare. Keith!
Der gewaltige Kopf des Tausendfüßlers näherte sich Mooni. Mühelos durchtrennten seine Beißwerkzeuge erst ihre und dann Shauns Ketten. Mooni sprang auf und umarmte ihr Reittier.
Lachend und weinend presste sie ihren Kopf an dessen Seite. »Ich hab dich so vermisst. Endlich bist du da.«
Shaun rieb sich noch im Stroh hockend die Handgelenke, als sich seine Libelle erneut meldete: »Ist deine Freundin jetzt wieder klar?«
»Ja«, sagte er. »Warst du das auch?«
»Negativ. Aber ich hatte kurz eine Verbindung zu diesem gewaltigen Sturkopf und habe ihm erklärt, was er mit ihr machen soll. Stell dir vor, der Flegel hat sich nicht mal bedankt. Ich war mir zunächst nicht sicher, ob er es überhaupt begriffen hatte. Aber es scheint ja doch angekommen zu sein. Und jetzt seid bitte so nett und befreit mich, damit ich den Typen da auf meinem Rücken endlich fressen kann.«
Shaun wandte sich an seine Freundin: »Mooni? Wenn bei dir wieder alles Okay ist, dann sollten wir hier schleunigst raus. Diamond Claw braucht unsere Hilfe.«
Mooni bleckte die Zähne. »Dann treten wir den Pissnelken mal gehörig in den Arsch. ¡Ay Caramba!«
*The Smith - Panic