Fingerübung, Stichwort: «Ein neuer Name»
Ein kurzer Ausschnitt aus dem entstehenden Manuskript der Jugendbuchreihe «Das Kuratorium des Verfalls» (Buch 1:Kapitel 28, -Vom Schrecken tief drunten-)
CN: Krankheit, Seuche, Geheimgesellschaft
"Ich sollte die Erzählung wohl mit dem Orden beginnen. Denn er ist der Dreh- und Angelpunkt meiner Geschichte. Wobei der Orden gegründet wurde, um den Verfall einzudämmen und zu bewachen. Daher sind beide Dinge wohl untrennbar miteinander verbunden. Der Orden dient also dem Schutz der Menschheit, ja er hütet wohl unsere gesamte Existenz."
Der alte Leuchtturmwärter deutete auf die Bücher um sich herum: "Ich hüte beispielsweise diesen Turm und seine Geheimnisse darunter. Und nebenbei auch die Bücher und deren Wissen. Dies sind meine großen Aufgaben."
Chris, Mick und Finn sahen den alten Mann nur verständnislos an.
"Für euch mögen es nur alte Bücher sein, aber in ihnen stehen Dinge, die die Menschheit verändern könnte, nicht nur zum Guten. Es sind dunkle Geheimnisse, die jedem Rechtschaffenen den Schlaf rauben und Machtgierigere anlocken würde. Aber sie erzählen auch von der Hoffnung auf eine bessere Zeit und dem Kampf gegen den Verfall. Wobei wir gerade schon in einer besseren Zeit, ja in der besten bisher leben. Und dies verdanken wir den stetigen Bemühungen des Ordens. Alle dies ist hier zwischen den Buchdeckeln festgehalten."
Finn begann hektisch mit seinem gesunden Bein zu wippen, bis Mick ihm in die Rippen stieß.
Der alte Leuchtturmwärter blickte Finn an: "Immerhin du weißt noch den Wert von geschrieben Wissen zu schätzen. Aber ich wollte euch ja vom Orden erzählen. Verzeiht einem weitschweifigen, alten Mann, der zu viele Geheimnisse für sich behalten muss." Er zwinkerte.
"Der Orden, wie ich ihn nenne, wurde im 13. Jahrhundert unter der Bezeichnung curatorium ab exito securitatis gegründet. Doch im Laufe der Zeit passte man sich an. Der neuere, moderne Name lautet heute Das Kuratorium des Verfalls. Das Kuratorium, oder eben der Orden ist seit dem Mittelalter die größte Verbindung von Forschern und Wissenschaftlern, Technikern, Erfindern und wagemutigen Abenteurern, die man sich vorstellen kann. Überall auf der Welt existieren heute Stützpunkte, die im Geheimen über die Dunkelheit wachen und das Leben behüten. Bis zur Gründung des Ordens gab es, wenn man diesen Aufzeichnungen hier glauben schenkt, nur gelegentliche lose Zusammenschlüsse von Forschern, die sich damals noch Alchemisten nannten. Davor waren es Priester, Schamanen, Zauberer, Hexer und Heilkundige, die manchmal einen kleinen Teil des geheimen Wissens errieten, oder von anderen überliefert bekamen. Aber bleiben wir beim Mittelalter. Zu dieser Zeit breitete sich eine schreckliche, bis dahin niemals in diesem Ausmaß gekannte Krankheit in Europa aus."
"Die Pest!", platzte es aus Finn heraus.
Samuel nickte. "Das ist richtig. Und wer von euch weiß, wie sie sich verbreitete?"
Mick sah gelangweilt zum Affen hinüber, der mit den Fransen eines geknüpften Teppichs spielte. Finn dagegen rutschte unruhig auf der Couch umher, was Chris belustigt an eine durchschnittliche Schulstunde erinnerte.
"Hinter der Pest, der Pestilenz oder auch dem Schwarze Tod", erklärte Finn, "verbirgt sich nach dem heutigen Stand der Wissenschaft der Yersinia-pestis-Erreger. Dies ist - oder war - ein Bakterium, welches..."
"Ratten", unterbrach Chris seinen Freund, bevor dieser sich in einem ausufernden Monolog verlor.
Finn schnaubte und sah Chris aus zusammengekniffenen Augen an.