18. Deserteure
Als sie am Morgen die Große Halle betraten, war nicht wie sonst fröhliches Geplapper oder wenigstens leises Gemurmel zu hören. Bedrückte Stille herrschte und ihre Augen wanderten immer und immer wieder zu dem leeren Platz in der Mitte des Lehrertisches, so als hofften sie, Albus Dumbledore könne wider allen Wissens doch noch erscheinen. Appetit hatte keiner so richtig.
Professor McGonagall erhob sich nach Beendigung des trostlosen Frühstückes von ihrem Stuhl. Sie wirkte so müde und niedergeschlagen wie der Rest der Anwesenden.
„In Anbetracht der schrecklichen Ereignisse der letzten Nacht wird der Unterricht nicht in absehbarer Zeit wieder aufgenommen werden. Sie alle werden von nun an über Nacht in den Gemeinschaftsräumen der Slytherins bleiben, die von allen Schlafräumen am sichersten gelegen sind. Just in diesem Augenblick werden Ihre Habseligkeiten aus Ihren eigentlichen Schlafräumen in den Kerker gebracht. Die oberen Stockwerke sind ausnahmslos für jeden von Ihnen gesperrt. Professor Sesachar hat den Treppenaufgang zum zweiten Stock versiegelt - zu unser aller Sicherheit. Ich bitte Sie alle inständig, nicht einmal zu versuchen, dieses Siegel zu durchbrechen oder zu umgehen. Sämtliche Lehrkräfte befinden sich nun im ersten Stock. Bei Einbruch der Dämmerung ist umgehend der Gemeinschaftsraum im Kerker aufzusuchen. Auch das Eingangsportal bleibt vorerst versiegelt. Niemand von Ihnen wird dieses Schloss verlassen, haben Sie mich alle verstanden?“
Die Schüler nickten.
„Ich habe Nachricht ans Ministerium geschickt. In einer knappen Stunde müsste Minister Fudge hier erscheinen, um die gefangenen Todesser abzuholen. - Eine Gruppe speziell ausgebildeter Zauberer ist unterwegs, um tagsüber Jagd auf Harpyien zu machen. Solange sie nicht ihre Aufgabe erledigt haben - und ich befürchte, das Prozedere wird einige Wochen in Anspruch nehmen - bleiben alle Schüler über Nacht im Kerker.“
„Und die Silberpelze, Professor?“, fragte Ginny ängstlich.
McGonagall sah sie an. „Diese Wesen sind nur des nachts aktiv, entgegen der Harpyien. Wir müssen leider Prioritäten setzen. Und das bedeutet, dass wir uns zuallererst der Harpyien entledigen müssen. Sie können nun in Ihren Gemeinschaftsraum zurückkehren. Die beiden Klassenräume im ersten Stock sind auch weiterhin zugänglich und Sie können sich tagsüber dort aufhalten, wenn Sie möchten. Aber bitte seien Sie alle stets bereit, auf schnellstem Wege in die Kerker zu kommen. Wenn Sie Schatten am Fenster sehen, ignorieren Sie sie nicht. Was ich von Ihnen allen verlange, ist allerhöchste Alarmbereitschaft.“
Langsam leerte sich die Halle. Harry blieb sitzen und rührte mit griesgrämiger Miene in seinem Haferbrei herum. Hermine war neben ihm sitzen geblieben und Robert rutschte mit Lisa zu ihnen auf.
„Ich wollte mich noch bedanken, Harry... für gestern“, murmelte sie. Die Schwellung an ihrer Schläfe war über Nacht verschwunden und es schien ihr wieder gut zu gehen. Sie blickte Harry forschend an. „Gestern erschien es mir noch wie ein Traum, als ich mir einbildete, plötzlich auf einem schwarzen Pferd gesessen zu haben, aber Rob sagte mir, das sei wahr...“
Harry rührte weiter in seinem Haferbrei. „Sagt es aber bitte nicht weiter.. Sagt es vor allem keinem, der mit Malfoy Kontakt hat.“ Es grauste ihm bei der Vorstellung, was Draco mit einer solchen Information wohl anzustellen wusste.
Lisa schnaubte. „Mit dem werd ich auch grad reden!“ Sie beugte sich vor. „Und du bist echt ein Animagus, Harry?“
„Und offensichtlich noch nicht registriert“, vernahmen sie eine ölige Stimme hinter sich und wandten sich um. Snape war an ihrem Tisch stehen geblieben und lächelte dünn. „Aber das können wir ja gleich ändern, sobald Cornelius Fudge hier erscheint.“
Harry stieß den Löffel in den Teller zurück und Haferbrei spritzte über den Tisch. „Dann können wir ihm ja auch gleich sagen, wieso Dumbledore hat sterben müssen!“, sagte er und seine Stimme stand in ihrer Kälte der Snapes in nichts nach. Sein Blick war ebenfalls eisig. „Wenn Sie nicht- “
„Potter...“, setzte Snape an, aber Harry sprang von der Bank auf. „Wenn Sie nicht so versessen darauf gewesen wären, mir zu drohen, sondern verdammt noch mal aufgepasst hätten, würde Dumbledore noch leben! Denn dann hätte er Sie nicht zu retten brauchen, weil Sie zu inkompetent waren und Ihre Aufmerksamkeit einer in dieser Situation vollkommen nichtigen Sache zugewandt und sich darin verbissen haben!“
Hermine war totenbleich. „Harry... um Gottes Willen, setz dich wieder hin!“
Auch Rob und Lisa starrten nervös zwischen Harry und Snape hin und her, die sich gegenseitig mit Blicken zu erdolchen schienen.
„Wie können Sie es wagen, so mit mir zu reden, Potter?“, presste Snape zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Fünfzig Punkte von Gryff-“
Er verstummte, als sich ein Zauberstab auf ihn richtete. „Wagen Sie es nicht, mir dafür Punkte abzuziehen, dass Sie Schuld an Dumbledores Tod tragen!“, schrie er mit vor Zorn sprühenden Augen.
Hermine riss nun an seinem Arm. „Harry, hör auf!“, rief sie schrill. „Bitte!“
Doch auch Snape hatte bereits seinen Zauberstab gezogen und hob ihn an. „Schön, Potter. Wie Sie wollen. Dann-“
„Dürfte ich die kleine Streitigkeit der Gentlemen unterbrechen?“
Weder Harry noch Snape wandten die Blicke voneinander ab. Pithormin Sesachar näherte sich dem Tisch. Entgegen Hermine und den beiden Slytherins schien er alles andere als panisch in Anbetracht der drohenden Eskalation.
„Ein Duell zwischen euch beiden wäre sicherlich interessant zu verfolgen, aber ich denke, das sollten wir uns für einen späteren Zeitpunkt aufheben. - Mr Kurzawe, Ms Lux, bitte verlassen Sie die Halle.“
Robert und Lisa schluckten und erhoben sich von ihren Plätzen. Rob klopfte Harry mitleidsvoll auf die Schulter. „Na dann viel Glück jetzt, Kumpel.“
Die beiden Slytherins verließen die Halle und Sesachar wandte sich den verbliebenen drei Anwesenden zu. „Severus?“
Snape stand wie versteinert, die Spitze seines Zauberstabes weiterhin auf Harry gerichtet, der seinerseits den Lehrer anvisierte.
„Mit Gewalt wirst du niemals das Vertrauen des Jungen gewinnen“, sagte Sesachar kühl. „Weg mit dem Zauberstab.“
„Es kümmert mich nicht, ob er mir vertraut!“, zischte Snape.
Sesachar zuckte mit den Schultern. „Na schön. - Expelliarmus.“ Snapes Zauberstab flog in seine Hand und er sah Harry auffordernd an. „Sei du jetzt wenigstens vernünftig, oder ich werde meine Sammlung um ein weiteres Modell bereichern.“
Langsam und mit größtem Unwillen senkte Harry den Arm. Sesachar lächelte. „Na bitte. Wir können doch alle vernünftig miteinander reden. - Würdet ihr bitte ein Stück aufrutschen?“
Er umrundete den Tisch und nahm neben Harry Platz. Mit einer Handbewegung wies er Snape an, sich ebenfalls zu setzen.
„Gegenseitige Schuldzuweisungen rufen Albus nicht zurück ins Leben.“ Sesachar sah sie beide streng an. „Und es wäre niemals in seinem Sinne gewesen, dass ausgerechnet die Menschen, die - jetzt mehr denn je - aufeinander angewiesen sind, um diesen Kampf zu bestehen, ihren gegenseitigen Hass aufeinander so weit hochtreiben, dass sie sich plötzlich als wahre Feinde gegenüberstehen. Ihr alle wisst, wie schnell Feindschaft entsteht. Und damit werden wir Voldemort niemals bezwingen. Nur gemeinsam.“ Er sah sie auffordernd an. „Also begrabt euren Streit und gebt euch die Hand.“
Harry und Snape schienen sich lieber gegenseitig das Genick brechen zu wollen, als sich die Hand zu geben.
Sesachar sah Harry eindringlich an. „Der Club, den du zusammen mit deinen Freunden gegründet hast, hat nach Jahrzehnten alle Häuser in Hogwarts friedlich miteinander vereint und wirkliche Freundschaften entstehen lassen. Du sitzt mit Slytherins an einem Tisch und ihr begegnet euch nicht länger mit Argwohn oder gar Hass. Sobald ihr den Willen aufgebracht hattet, nach Gleichgesinnten zu suchen - egal, in welchem Haus diese auch zu finden waren -, habt ihr bemerkt, dass ihr etwas zum Positiven verändert habt in dieser Schule. Gemeinsam stark, das sagt ihr doch mit eurem Clubnamen...“
Harry starrte ihn an und schien zu überlegen. Sein Gesicht war nach wie vor finster, aber er streckte die Hand vor.
Sesachar nickte wohlwollend. „Severus?“
Der schnaubte unwillig, ergriff aber endlich doch Harrys Hand.
„Mir würde es ja noch besser gefallen, wenn ihr lächeln würdet, aber man kann leider nicht alles haben.“ Sesachar stützte die Arme auf der Tischplatte auf. „Uns bleibt eine halbe Stunde, bis Fudge hier erscheint, und bis dahin möchte ich so viel wie möglich mit euch geklärt haben. Und wenn es nicht in eurem eigenen Interesse sein sollte, dann tut es doch wenigstens für Albus.“
Harry seufzte ergeben und Snape hörte auf, mit den Zähnen zu knirschen.
„Ihr seid den Silberpelzen zum ersten Mal begegnet“, sagte Sesachar und blickte Harry und Hermine an. „Am Hogsmeade-Wochenende.“
Zögerlich räusperte sich Harry. Wenn er jetzt die Wahrheit sagte, würde er zugeben müssen, dass er Sesachar nachspioniert hatte.
„Nein...“, rang er sich schließlich doch dazu durch. „Ich habe sie schon vorher gesehen.“
Sesachar nickte. „In der Nacht, in der du entdeckt hast, dass du ein Animagus bist, nehme ich an. Du hast diese Kunst niemals zuvor versucht, zu erlernen.“
Harry nickte. „Ja... das ist wahr.“
„Wann war das?“, fragte Sesachar. „Als du die Silberpelze zum ersten Mal gesehen hast?“
„Vor Halloween.“ Harry schluckte. „Die Nacht, in der Sie im Eberkopf waren.“
Um Snapes Mundwinkel zuckte es. „Er spioniert also auch dir nach, Pithormin...“
Harry bedachte ihn mit einem missmutigen Blick. „Meine Narbe schmerzte in dieser Nacht und ich konnte nicht schlafen. Ich stand am Fenster und habe jemanden das Gelände verlassen sehen.“
„Und anstatt sich wieder schlafen zu legen, sind Sie ihm nachgeschlichen - wider aller Schulregeln!“, zischte Snape.
Sesachar klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. „Ruhe jetzt, Severus, oder ich hexe eure Hände aneinander, bis ihr endlich zu müde seid, euch gegenseitig anzugiften. - Harry, erzähl bitte weiter.“
„Ich bin Ihnen gefolgt, ohne zu wissen, dass Sie es waren, Professor“, berichtete der wahrheitsgemäß. „Ich habe Sie an der Waldschneise vor Hogsmeade kurz stehen bleiben sehen, bevor Sie ins Dorf und in den Eberkopf gegangen sind. Aus dieser Schneise kamen die Silberpelze, als ich später zum Schloss zurückkehrte.“ Er zögerte. „Darf ich Sie fragen, wieso Sie dort stehen geblieben sind, Professor?“
Sesachar kratzte sich grübelnd am Kopf. „Ich hatte ein Geräusch gehört und wusste nicht, wem oder was ich es zuzuordnen hatte. Und es kam aus diesem Waldweg hinaus. Daher blieb ich stehen und wartete... Als sich nichts regte, ging ich weiter.“
„Sie wissen also nicht, wohin der Weg führt?“, fragte Harry weiter.
Pithormin Sesachar schüttelte den Kopf. „Nein. - Wohin führt er, Severus?“
„Zu einem alten Gehöft außerhalb von Hogsmeade“, antwortete der. „Aber Potter ist noch nicht fertig mit seiner... Erzählung.“ Und damit starrte er Harry lauernd an, der das Gesicht verzog und weiter sprach.
„Ich folgte Ihnen in den Eberkopf, und als Sie dort die Kapuze abnahmen und mit dem Wirt sprachen, erkannte ich Sie. Und dann haben Sie beide sich gestritten...“ Harry zögerte. Er verschwieg, dass er gesehen hatte, wie Sesachar den Wirt in aufkommender Rage gewürgt hatte. „Ich sah das Mal auf Ihrem Arm...“
Hermine, die die ganze Zeit geschwiegen hatte, starrte Sesachar an. Der streckte seinen linken Arm nach vorn und schob den Stoff seines Gewandes zurück, so dass alle deutlich das Dunkle Mal auf seiner Haut sehen konnten.
„Sie sind... - Sie waren also wirklich... ein Todesser?“, fragte sie.
Sesachar nickte. „Ja, das war ich. Genauso wie Severus.“
Snape zischte wütend ob dieser Bloßstellung.
„Meine Frau war eine massive Gegnerin des Dunklen Lords“, erzählte Sesachar. „Sie schloss sich einer Widerstandsgruppe an, die von Voldemort und seinen Todessern geächtet wurde. Alle Familien, von denen kein Mitglied in seinen Diensten stand, ließ Voldemort genauestens überprüfen. Und wer auch nur in den Verdacht kam, gegen ihn zu arbeiten, wurde ermordet. Viele Menschen sind damals gestorben. Großartige Zauberer und Hexen, die sich keines Verbrechens schuldig gemacht hatten - außer nicht auf der Seite des Bösen zu stehen. Um den Verdacht von meiner Familie abzulenken, ging ich zu den Todessern“, er hob seinen tätowierten Arm an, „und schwor dem Dunklen Lord meine Treue. Einige Zeit ging es gut... Bis man von mir verlangte, ein unschuldiges Kind zu töten, nachdem man zuvor schon seine Mutter auf grausamste Weise gequält hatte. Doch anstatt das Kind zu töten, floh ich mit ihm... und Voldemort hat grausame Methoden, seine Leute für Zuwiderhandlungen seiner Befehle zu bestrafen.“ Plötzlich wirkte Sesachar müde und sein Gesicht um gute zehn Jahre gealtert. „Als ich mit der Kleinen nach Hause kam, fand ich nur noch die Leichen meiner Frau und meiner Söhne vor - und zwei bereits auf mich wartende Todesser. Ich war zu schwach, um zu kämpfen...“
„Er stand einfach nur da.“ Snape starrte vor sich auf die Tischplatte. „Bereit, zu sterben, ohne ein Flehen auf den Lippen.“ Harry und Hermine sahen ihn verblüfft an und er sprach weiter. „Kain und Diomán wollten gerade auch ihn töten.“
„Aber sie kamen nicht dazu“, nahm Sesachar den Faden der Geschichte wieder auf. „Severus hat mir mein Leben gerettet und mich und das Kind aus dem Haus weggebracht. Von da an befand ich mich mit der Kleinen auf der Flucht. Severus gab gegenüber seinem Meister vor, ich sei auf der Flucht, nachdem ich Kain und Diomán angeblich überwältigt hatte. So rettete er sein und mein Leben... Und ich hielt mich mit dem Mädchen im Verborgenen, bis der Dunkle Lord verschwand, kaum dass er dich gezeichnet hatte.“ Dabei blickte er Harry an, der schwer schluckte.
„Und dann?“, fragte er leise.
„Dann nahm ich Severus mit zu meinem Onkel.“ Sesachar lehnte sich zurück. „Albus Dumbledore.“
Schweigen. Die Blicke der Schüler wanderten zwischen Snape und Sesachar hin und her. Vor ihnen saßen ehemalige Todesser, die beide aus eigener Entscheidung gegen ihren Lord aufbegehrt hatten, um das Leben eines anderen zu retten. Der eine das eines unschuldigen Kindes, der andere denjenigen, der dafür gerichtet werden sollte, ein Kind verschont zu haben.
„Was war das für ein Kind, dass Professor Snape Sie dafür gerettet hat?“, fragte Hermine plötzlich.
Doch statt Sesachar antwortete der Hauslehrer Slytherins: „Es war meine Tochter.“
Harry klappte die Kinnlade herunter. „Sie haben eine Tochter?“
Snape sah ihn giftig an und wollte gerade die Stimme heben, als sich Sesachar hastig einmischte. „Albus sorgte für unsere Rehabilitation und gab Severus diese Stelle in Hogwarts. Seine Tochter kam zu ihrer Tante, die das Mädchen regelrecht an sich riss. Sie vertraute Severus nicht und gab ihm die Schuld am Tod ihrer Schwester. Und das tut auch Violetta.“
„Unsere Violetta?“ Hermine schloss die Finger um die Tischkante. „Violetta Ziob?“
Snape nickte, wenn auch offensichtlich wütend darüber, dass Pithormin so bereitwillig seine Geheimnisse ausplauderte.
Harrys Gedanken rasten. Seit er Violetta kannte, hatte sie niemals von ihren Eltern gesprochen, immer nur von ihrer Tante. Und soweit er sich erinnern konnte, hatte sie Snape nicht einmal angeschaut, wenn sie es nicht unterrichtsbedingt hatte tun müssen. Auch sah sie Snape nicht gerade ähnlich - bis auf die unergründlichen pechschwarzen Augen erinnerte nichts an ihr an den Hauslehrer Slytherins.
„Ich habe Sie nie mit Violetta reden sehen“, sagte er verwirrt.
Snape starrte düster vor sich hin. „Sie spricht nicht mit mir. Sie verabscheut mich. Und ich werde ihr nicht wie ein winselnder Hund nachlaufen und um Gnade flehen. Ich habe ihre Mutter nicht verraten.“
Harry verbiss sich den Kommentar, dass jemand wie Snape auch nicht gerade der Menschenschlag war, der um Gnade flehte.
„Und darum hat Ihnen Dumbledore vertraut?“, fragte er. „Weil Sie seinen Neffen vor dem Tod bewahrt haben? Dabei haben Sie nur eine Schuld beglichen, indem Sesachar Ihre Tochter rettete.“
„Ich habe eingesehen, dass die Loyalität der Todesser eine falsche war, denn sie richtet sich nicht nur gegen alles außerhalb dieses Verbandes.“ Snape sah Harry unwillig an. „Die Todesser können nur funktionieren, wenn sie jedes schwächliche Glied in ihrer Kette töten, bevor dieses Glied die Kette sprengt. Es gibt keine Bindung untereinander. Nur ergebene Treue dem Dunklen Lord gegenüber. Wer sich ihm widersetzt, widersetzt sich der gesamten Gruppe. Sympathien für jedes andere Wesen zählen nichts. Ganz egal, ob es die eigene Frau, die Tochter oder der Sohn ist.“
McGonagall, die in der Flügeltür erschien, unterbrach die Unterhaltung. „Pithormin, Severus - Cornelius Fudge ist eingetroffen.“