Wie abgemacht hole ich Jess am nächsten Morgen im Hotel ab und wir fahren gemeinsam zum Flughafen. Als ich beim Check in versuche ihr ein Upgrade auf einen Platz neben mir zu besorgen, aber wie immer hat meine Kleine einen Starrsinn, der seinesgleichen sucht. Aber hey: Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Also bleibt der Platz neben mir frei. Schade wirklich. Ich hätte mich gerne mit ihr unterhalten. Jetzt sitze ich hier alleine und muss mir irgendwie die Zeit totschlagen. Ich könnte natürlich auch versuchen ein bisschen zu schlafen. Gerade als ich mich kurz zurück gelehnt habe erscheint die Stewardess. Sie fragt mich nach meinem Getränkewunsch und was ich essen möchte. Gleichzeitig legt sie mir ein paar Zeitungen und Zeitschriften hin.
Ich will sie gerade weglegen als mir eine Headline ins Auge fällt: Dean Harper bei Tiffany‘s gesichtet. Kauft er ihr einen Verlobungsring? Wie mich dieser Mist aufregt. Da hat irgendwer uns beim Drehen beobachten und macht sofort eine Story daraus. Können die mich eigentlich mal in Ruhe lassen? Am liebsten würde ich gerade auf irgendwas einschlagen. Statt dessen pfeffere ich die Zeitschrift gegen die Wand.
Wütend wie ich bin ist schlafen nicht mehr möglich. Also widme ich mich unserem Projekt. Wenn ich eine Rolle spiele, dann bereite ich mich immer sehr gewissenhaft vor. Während der Wochen vor unserem Dreh habe ich mich mit einen Psychologen getroffen, der Soldaten mit PTBS betreut. Phil, meine Rolle ist ja ein Elitesoldat. Ein Navy Seal, der einer Spezialeinheit angehört, die sehr heikle Aufträge bekommen. Aufträge, bei denen auch Menschen zu Tode kommen. Manchmal leider auch unschuldige Frauen und Kinder. Philipp glaubt, weil er diese Schuld auf sich geladen hat, sollte er keine eigene Familie haben.
Ich würde dieses Gefühl gerne verstehen. Deswegen das Gespräch mit dem Psychologen. Er hat mir empfohlen mit betroffenen Männern und Frauen zu sprechen. Deswegen werde ich Mitte Januar nach Dubai fliegen. Dort treffe ich mich mit Soldaten der Navy.
Auf meinem Pad rufe ich mir das Buch auf, welches mir Dr. Wilson empfohlen hat. Die ersten Kapitel habe ich schon durch. Irgendwie muss ich ja die Zeit herum bekommen. Was Jess wohl macht?
Ich hab den Gedanken noch nicht ausgedacht, da steht sie plötzlich neben mir.
„Mach mal Platz Harper.“ Hey, sie kann also auch bestimmend sein.
„Doch lieber Business Class?“ Ist ja nicht so, dass ich es ihr nicht angeboten hätte. Für mein breites Grinsen erhalte ich einen Kick mit dem Ellenbogen, als sie an mir vorbei zum Fensterplatz geht. „Hey.“ beschwere ich mich halbherzig.
„Hinten ist schon ok. Aber neben mir sitzt eine Mutter mit Kleinkind und das heult ununterbrochen und kann einfach nicht ruhig sitzen. Ich hab ihr angeboten, dass sie das Kind hinlegen kann und ich zu Dir gehe.“
„Miss, ich bitte sie wieder auf ihren Platz zu gehen!“ ertönt neben uns die Stimme der Stewardess. Ihr Ton ist ziemlich unfreundlich.
„Meine Schwester wird hier neben mir platz nehmen. Und bringen sie ihr bitte das gleiche Essen wie mir.“ Ich hoffe sie spürt meine Verärgerung.
„Ihre Schwester?“
„Ja, haben Sie ein Problem damit?“ Ich sehe in ihren Augen, dass sie mir nicht glaubt. Aber sie scheint es sich auch nicht mit mir verscherzen zu wollen.
„Ich….“ sie dreht ab. Ist auch besser so.
„Jetzt doch Deine Schwester?“ fragt Jess während Sie sich setzt.
„Manchmal muss man diese Karte spielen.“ Ich sehe, wie sie ob meiner Worte die Augen verdreht. Sie hat je Recht.
„Also bin ich Deine Gelegenheits-Schwester?“
„Hin und wieder, vielleicht.“ Ich grinse sie an. „Magst Du etwas schlafen?“
„Gerne.“ „Na komm.“ Ich nehme sie in den Arm. „Danke Brüderchen.“ ärgert sie mich. Ich kneife ihr in den Oberschenkel.
„Autsch. Du bist so ein ungehobelter Klotz.“
„Sicher. Schlaf ein bisschen. Ich wecke Dich.“
Es ist schön sie so nah bei mir zu haben.
„Was liest Du da?“ will sie wissen, als sie das Buch in meiner Ablage findet.
„Der Psychologe mit dem ich mich unterhalten habe, hat es mir empfohlen.“ Ich habe ihr geschrieben, wie ich mich auf die Rolle vorbereite. Das diese Gespräche dazu gehören und meine Reise nach Dubai.
„Ach, ja, Du weißt das ja noch gar nicht. Durch einen Kollegen in Deutschland habe ich die Möglichkeit bekommen, mich mit der Kronprinzessin der Niederlande zu unterhalten. Sie wird im Januar nach Berlin kommen und dann darf ich sie für mehrere Stunden mit Fragen löchern.“
„Ich glaube, man könnte mir so einen Titel schenken, ich würde ihn nicht wollen.“ sage ich nach einer Weile.
„Wahrscheinlich sieht man es anders, wenn man in dieses Leben hinein geboren wird. Was ich grenzwertig finde, ist, dass man immer perfekt sein muss, sich keinen Fehler leisten darf.“
„Na ja, das geht wohl jedem so, der in der Öffentlichkeit steht. Es ist schwer immer perfekt zu sein.“
„Mhh.“ Das waren ihre letzten Töne.
Sie ist so süß wenn sie schläft. Ich hab sie fast die ganze Zeit beobachtet. Es ist wirklich verrückt. Sie hier neben mir, daran könnte ich mich gewöhnen. Die ganze Zeit gingen mir die Bilder aus New York nicht aus dem Kopf. Noch immer weiß ich nicht genau, was das alles zu bedeuten hat. Nur eines weiß ich sicher: Ich will mehr davon und ich werde alles unternehmen um Jess auch davon zu überzeugen.
Die Bitte des Bordpersonals, sich wieder anzuschnallen, die Tische einzuklappen und die Sitze aufrecht zu stellen hat gerade begonnen, da rührt sich Jess.
„Hey, wieder wach, Prinzessin?“
„Mhh.“ schon wieder dieses Geräusch.
Sie versucht sich ein wenig zu strecken und reibt sich die Augen. Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen und küssen.
„Danke.“ sagt sie und schaut mich aus ihren müden Augen an.
„Wofür?“
„Einfach so.“ sagt sie und ich bekomme meinen Kuss. Doch bevor ich reagieren kann, hat sie sich schon wieder zurück gezogen.
Bis wir endlich unser Gepäck haben und den Flughafen verlassen können, ist fast eine Stunde vergangen. Eine Stunde, die mich an den Rand der Verzweiflung gebracht haben. Irgendwer hat mich erkannt und dann waren da plötzlich jede Menge Leute die alle ein Autogramm haben wollten und Selfies mit mir machten. Ich hab meine Unterschrift auf dieser blöden Zeitschrift, auf T-Shirts, ja sogar auf einem Bikini-Oberteil verewigt. Selfies mit einer aufgetunten Blondine, einer Schar Footballspieler vom College und einer jungen Mum mit Baby gemacht. Der große Nachteil meiner Popularität.
Und Jess hat nur daneben gestanden und sich einen abgegrinst. Netter Weise hat sie mir mein Gepäck vom Band geholt.
Als wir endlich den Sicherheitsbereich verlassen sehe ich, entgegen meiner Annahme, meine Mutter am Ausgang des Flughafens und zu allem Überfluss auch 10 Meter weiter rechts Jess Mutter Maggie. Oh je, beide Frauen. Hoffentlich geht das gut.
„Hallo Mum.“ begrüße ich meine Mutter, bei der wir als erstes ankommen. Ich umarme sie kurz.
„Schön Dich zu sehen. Hattest Du einen guten Flug?“ Sie beachtet Jess nicht einmal. Ich könnte gerade in die Luft gehen. Jess verdreht die Augen und dreht sich von mir weg. An ihrer Stelle würde ich meine Mutter auch nicht begrüßen.
„Hallo mein Schatz.“ Maggie ist zu ihr getreten und nimmt sie kurz in den Arm. Dann wendet sie sich an mich. „Hallo Dean. Ihr seht beide müde aus.“ fügt sie noch hinzu.
„Hallo Maggie. Ja, wir sind ziemlich geschafft. Die Dreharbeiten waren anstrengend.“ Mehr muss vor allem meine Mum nicht wissen. Ich nehme Jess kurz in den Arm. „Ich melde mich.“ „Mach das. Und dann reden wir.“ Ich nicke ihr zu.
„Maggie, ich melde mich wegen Freitag.“
„Würde mich sehr freuen, mein Junge.“ Ich nehme auch sie kurz in den Arm und dann widme ich mich meiner Mutter.
„Mum, wo hast Du das Auto stehen?“ Ohne ein Wort des Abschieds für Jess und Maggie dreht sie sich um und stürmt davon. Bis wir im Auto sitzen spricht sie kein Wort. Der Wagen ist neu. Ich hab ihn bisher noch nie gesehen und ein Blick auf den Tacho bestätigt meine Gedanken. Dieser Porsche Macan ist neu. Eine Dreckschleuder sonder gleichen. Ich besitze derzeit gar kein Auto. Und wenn ich darüber nachdenken sollte, dann wird es auf jeden Fall ein E-Auto sein. Im Moment helfe ich mir mit Carsharing weiter. Das kommt mich günstiger. Auch wenn ich es mir sicher leisten könnte.
„Du willst Heilig Abend zu diesen Leuten?“ Ist der erste Satz, nachdem sie den Wagen gestartet hat und ich neben ihr Platz genommen habe.
„Das wollte ich erst mit Dir besprechen.“ Im Gegensatz zu ihr, fälle ich keine Entscheidungen die auch sie betreffen ohne Rücksprache.
„Ich habe uns zwei Tickets nach Hawaii gebucht. Dort werden wir bis zum Neujahr sein.“ Das hat sie einfach mal so beschlossen, ohne mich zu fragen. Wie immer halt. Sie entscheidet und ich muss springen. Aber das hat nun ein für alle mal ein Ende.
„Dann fliegst Du alleine. Ich werde hier bleiben.“ Ich hab kein Bock auf Hawaii zu Weihnachten.
„Warum Dean? Warum tust Du Dir das an? Sie wollten Dich nicht mehr. Wegen diesen Leuten habe ich mein ganzes Leben umgekrempelt. Ich habe alles hinten angestellt, nur um mich um Dich zu kümmern.“ Schon wieder bemerke ich, wie seltsam sie ‚diese Leute‘ betont.
„Das ist 15 Jahre her Mum und ganz ehrlich, irgendwas an Deiner Geschichte stimmt nicht.“ So jetzt ist es raus. Soll sie doch wissen, das ich langsam Zweifel an ihrer Story habe. Sie ist hier sicher nicht die, die sich geopfert hat. Das weiß ich jetzt schon, ohne die Wahrheit zu kennen.
„Du behauptest ich lüge?“
„Nein. Du verschweigst mir etwas, das ist was anderes. Warum Du es tust, weiß ich nicht. Aber ehrlich: Im Moment muss ich mich um was anderes kümmern. Unter anderem um eine neue Agentin. Ich vertraue Dir nicht mehr Mum.“
„Wie bitte?“
„Du hast mich verstanden. Ich hab lange über Deine Aktion in München nachgedacht. Das war ungeheuerlich. Du hast hinter meinem Rücken agiert. Was glaubst Du wäre passiert, wenn dieser Film von einem der großen Studios produziert würde? Ich wäre raus Mum. Man hätte mich gefeuert und Jess wahrscheinlich auch. Solchen Ärger, solche Aktionen können die nicht gebrauchen. Und dann die Geschichte mit Claire. Du hast der Zeitung gesteckt, dass wir ein Paar sind. Ich hab Dir gesagt, dass ich diese Dinge nicht will und Du hast Dich darüber hinweg gesetzt. Ich hab Dir schon vor mehr als einem Jahr gesagt, dass ich meine Pausen brauche. Aber Du kommst immer wieder mit neuen Sachen. Das geht so nicht mehr.“
„Und, willst Du zu Maggie wechseln?“ Ist das wirklich ihre einzige Sorge?
„Das könnte ich, aber ich werde es nicht machen. Dafür vertraue ich ihr noch nicht genug. Aber wir beide werden uns trennen.“
„Das wird Dir noch leid tun.“ Sie ist sauer.
„Bring mich nach Venice, bitte.“ versuche ich das Thema zu wechseln. Es hat eh keinen Sinn.
„Ich denke, Du solltest aussteigen. Ruf Dir ein Taxi. Offensichtlich bin ich Dir ja nicht mehr gut genug. Aber Du wirst es bereuen. Das schwöre ich Dir.“
„Mum bitte. Du bist meine Mutter. Das wird immer so sein. Aber als meine Agentin will ich jemand anderes. Ich glaube, das wird uns beiden gut tun. Lass uns das geschäftliche beenden, bevor wir uns nur noch streiten.“
Sie hält tatsächlich an und schmeißt mich aus ihrem Auto. Ich fass es nicht.
Ich fass es noch immer nicht, dass meine Mutter mich aus ihrem Auto geschmissen hat. Nur weil ich mich endlich richtig von ihr abnable, macht sie so ein Theater. Was glaubt Sie denn? Das ich sie nicht mehr unterstützen werde? Ihr den Geldhahn abdrehe?
Vielleicht sollte ich genau das tun. Ihr Verhalten in den letzten Wochen jedenfalls läßt ziemlich zu wünschen übrig. Die Aktion in München werde ich ihr so schnell nicht vergessen. Und das nicht nur wegen Jess. Nein, egal wer es gewesen wäre, sie hat sich in dieser Hinsicht nicht mehr einzumischen. Seit der Änderung unseres Vertrages entscheide alleine ich, welche Filme ich mache. Sie hat dafür zu sorgen, dass Angebote rein kommen. Ich zu Castings eingeladen werde. Mehr nicht mehr. Wie kann sie sich dann erdreisten bei meinem Co-Star aufzutauchen und ihr solche Dinge zu sagen?
Egal wie ich es drehe und wende, meine Mutter ist für meine weitere Karriere und vor allem für mein Leben eher ein Hindernis. Es ist Zeit sich zu trennen, daran führt kein Weg vorbei.
Schon am frühen Morgen solche Gedanken. Dass ist mehr als anstrengend.
Überhaupt mache ich mir gerade mehr Gedanken als es für mich üblich ist. Mir scheint, als habe ich bisher nur so in den Tag hinein gelebt. Jeden so genommen wie er kam. Meinen Plan abgearbeitet ohne groß zu hinterfragen. Und das seit 15 Jahren.
Werde ich endlich erwachsen?
Tatsächlich hält meine Mutter bei der nächsten Gelegenheit einfach an und wirft mich aus ihrem Auto. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ein Taxi zu rufen. Aber erstmal muss ich mich orientieren, wo ich überhaupt bin.
Wie vermutet, dauert es ewig, bis das Taxi endlich da ist. Haben die extra eines geschickt, dass vom anderen Ende der Stadt kam?
Endlich angekommen in in meinem Haus am Strand von Venice, dauert es nochmal eine kleine Ewigkeit bis ich es hier wohnlich gemacht habe und die Heizung endlich wieder läuft. Als ich endlich durchschlafen kann ist es schon dunkel draußen. Im Kühlschrank ist auch nichts. Was hatte ich auch anderes erwartet. Meine Mutter zeigte mal wieder auf ihre Art, was sie von meinem Verhalten hält. Ich habe ihre Pläne vereitelt, also musste ich wohl mit so was rechnen. Sie kann einfach nicht unterscheiden zwischen Dean ihrem Klienten und Dean ihrem Sohn.
Gut, dass ich einen ganzen Stapel Karten von diversen Lieferdiensten habe.
Ich muss den Rest des Abends ununterbrochen an Jess denken. Und weil ich nicht weiter komme mit meinen Gedanken, gehe ich nach dem Verzehr meiner Pizza ins Bett. Wegen des Zeitunterschieds bin ich eh ziemlich müde.
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Pünktlich um 7 Uhr werden die Lebensmittel geliefert, die ich gestern noch vom Sofa aus bestellt hatte. Nachdem ich alles verräumt habe, nehme ich mir einen Schluck Orangensaft und dann mache ich mich auf und gehei zum Strand. Endlich mal wieder ins Meer springen. Sich durch die Brandung kämpfen und ein paar Minuten raus schwimmen.
Ja, ich hätte auch das Surfbrett nehmen können, aber irgendwie hatte ich dazu keine Lust. Ich will das Wasser spüren. Obwohl es wahrscheinlich schon deutlich kühler geworden ist, als ich es in Erinnerung habe. Ist schon eine Weile her, dass ich hier war. New York ist mittlerweile mehr mein zu Hause als das hier. Aber ich will mich auch nicht trennen von meinem Haus. Das mag sentimental sein, aber es war nunmal das Erste, was ich mir von meinen Gagen selbst gekauft habe.
Und ja, die Anstrengung tut mir gut. Sie sorgt dafür, dass mein Kopf etwas freier wird.
Den Gedanken über Mum und ihr Verhalten folgen die Gedanken an Jess. Gedanken die mir das ein oder andere Mal meinen Herzschlag ganz schön nach oben treiben. Wie ich sie da auf der Tanzfläche in meinen Armen hielt. Die Szene im Fahrstuhl. Ihr Hintern in meinen Händen. Ihre Lippen auf meinen. Herr Gott, wie gut sich das alles anfühlte. Was macht sie nur mit mir?
So unruhig wie heute war ich lange nicht mehr, vielleicht noch nie. Nichts kann mich wirklich beruhigen. Ich hab wirklich schon alles versucht. Erst das Schwimmen im Meer. Dann zwei Stunden in meinem Fitnessraum. Am Mittag bin ich auf der Strandpromenade lang geschlendert. Einige Fans haben mich für kurze Zeit immer mal wieder aus meinen Gedanken geholt.
Ich hab mir einen Burger bei meinem Lieblingsladen gegönnt und bin langsam wieder nach Hause gelaufen. Aber…..die Unruhe verschwindet einfach nicht.
Um nicht an die Gegenwart zu denken, hole ich mir die Bilder aus meinen Gedanken die mich daran erinnern, wie schön meine Kindheit bei Maggie, Dad und Peter war. Es fehlte uns an nichts. Wir waren fröhliche Kinder. Irgendwann erinnere ich mich sogar an den Tag als Peter und Maggie mit Jess im Arm aus dem Krankenhaus kamen. Mein Dad, Amanda und ich standen vor dem Haus und warteten auf die drei. Ich war so aufgeregt. Die anderen hatten das Baby alle schon gesehen. Nur ich durfte nicht ins Krankenhaus.
Und dann…ich saß im Wohnzimmer auf dem Sofa und Maggie legte das Baby ganz vorsichtig in meine Arme. „Du musst das Köpfchen halten.“ sagte sie zu mir und zeigte mir, wie genau ich es machen sollte. Ich weiß noch, wie mein Herz schlug. Ganz schnell. Sie war so klein und zart. Ihre winzigen Fingerchen, die sich um eine legten. Nie hatte ich was schöneres gesehen.
Ob es wohl auch so sein wird, wenn ich mein eigenes Baby das erste Mal im Arm halte. He, wo kam denn dieser Gedanke plötzlich her?
Wann hab ich eigentlich die Hoffnung verloren, Jess jemals wieder zu sehen? Warum hab ich nichts getan um diesen Umstand zu ändern? Was sind das für Gefühle?
Als ich wieder zu Hause bin, greife ich zum Handy und rufe meine Mum an. „Dean.“ Ihre Stimme ist kalt und desinteressiert.
„Hallo Mum. Bleibst Du dabei, über die Feiertage weg zu fliegen?“
„Ja, sicher. Willst Du jetzt doch mit?“
„Nein. Ich werde hier bleiben. Maggie hat mich für Heilige Abend und den 25. eingeladen. Ich werde diese Einladung annehmen.“
„Wenn Du meinst.“
„Mum. Das geht nicht gegen Dich. Ich weiß, was Du alles für mich getan hasst. Was Du alles für mich aufgegeben hast. Und ich bin Dir auch dankbar. Aber die alten Geschichten müssen endlich abgeschlossen werden. Ich bin glücklich, dass ich endlich wieder Kontakt zu Jessica habe. Ich will sie in meinem Leben. Und dafür bin ich bereit, die Sache von damals hinter mir zu lassen.“
„Tu, was Du nicht lassen kannst.“ Und dann legt sie tatsächlich auf.
Ich fass es nicht. Warum macht sie so dicht? Eigentlich wollte ich wirklich nicht mit Maggie über damals sprechen. Das könnte alles zwischen mir und Jess vergiften. Aber auf der anderen Seite muss ich es vielleicht doch tun. Die nächsten Tagen wird es Zeit genug geben.
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