Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein. Als sich das Bett bewegt und Jess versucht sich von mir los zu machen, werde ich wach.
„Bleib noch einen Moment.“ bitte ich sie und halte Sie an ihrer Taille fest.
„De, ich muss noch zu mir und heute als erste in der Maske sein.“
„Nur ganz kurz Jess, bitte.“ ich bettle sie an. Sie zieht laut die Luft ein und läßt sich wieder aufs Bett fallen. Ich ziehe sie zu mir und schaue sie eine ganze Weile an.
„Danke, dass Du heute Nacht hier warst.“ bedanke ich mich bei ihr.
„Ich war mir nicht sicher, ob Du mich hier haben möchtest. Aber ich wollte in Deiner Nähe sein. Ich verstehe, dass Dich diese ganze Sache aufregt. Und wenn ich etwas tun kann, damit es nicht so schlimm für Dich ist, dann sag es mir.“
„Hier zu sein, war genau, was ich brauchte. Ich denke, ich werde nochmal mit Deiner Mum sprechen. Vielleicht hat sie eine Idee.“
Es wird wieder still in meinem Schlafzimmer. Wir liegen einfach da und schauen uns an.
„Ich muss, De. Wir sehen uns heute Abend.“ ich bekomme einen Kuss und will sie am liebsten nochmal zurück ins Bett ziehen. Aber ich weiß, dass wir uns an die Regeln handeln müssen. Unzuverlässige Schauspieler werden schnell keine Jobs mehr bekommen. Und weder Jess noch ich wollen zu dieser Art von Kollege werden. Wir sind beide zuverlässig und machen unseren Job so gut wie wir es können.
Noch eine halbe Stunde gönne ich mir im Bett. Dann stehe ich auf und mache mich fertig. Nach dem Frühstück bin ich pünktlich zur geforderten Zeit in der Maske. Ich werde schon erwartet. Viel zu machen ist nicht und ich wechsle in die Garderobe wo ich meine Kleider für die Szenen heute erhalte. Zuerst trage ich die Kleidung von gestern, da die Szenen direkt an die des Vortages anschließen. Für später hat man mir einen Anzug in einem dunklen Blau und ein weißes Hemd bereit gelegt. Krawatte muss ich nicht anziehen, was ich sehr gut finde.
Das Set für das Büro des Königs hat die Produktionsgesellschaft in einem der Seminarräume des ehemaligen Hotels aufgebaut. Dorthin begebe ich mich und treffe auch schon auf David und einen Kollegen, den ich nicht kenne, der sich mir aber als Jan Hartmann vorstellt. Er ist Deutscher und wird die Rolle des Privatsekretärs übernehmen. Entsprechend ist auch er in einen Anzug gesteckt aber mit Krawatte, genau wie David.
Wir brauchen drei Anläufe bis wir die Szene so im Kasten haben, wie Sam es sich vorgestellt hat. Für die Szene am Konferenztisch, der sich im Nebenraum befindet, brauchen wir noch mehr Drehs, da alles aus verschiedensten Perspektiven aufgenommen wird.
Alles in allem bin ich wieder ziemlich platt am Abend. Aber diesmal gehe ich zum gemeinsamen Dinner und bleibe auch noch hinterher mit ein paar Kollegen und Jamie an der Bar. Wir haben hier zwar Selfservice, aber die Auswahl an Spirituosen ist riesig und wir trinken ein paar verschiedene Whiskeys. Jess ist dabei, beschränkt sich aber auf Champagner. Wie schon die Abende vorher schlafen wir gemeinsam bei mir. Jess geht zwar noch zu sich, aber sie braucht nicht lange bis sie bei mir ist.
Bevor wir aber ins Bett gehen, schauen wir uns noch kurz den Drehplan für morgen an.
SZENE:
Ort: Arbeitszimmer des Königs.
Personen: William, König von Aragonien
Elisabeth, Kronprinzessin von Aragonien
Philip Demsey
Der König sitzt hinter seinem Schreibtisch. Seine Tochter steht vor ihm. Beide sind formell gekleidet. Ein neuer Arbeitstag liegt vor ihnen.
King William: „Elisabeth Marie Josephine. Schluss jetzt. Du wirst es akzeptieren. Du brauchst Schutz und er wird neben Deinen Räumen einziehen, damit er im Notfall jederzeit eingreifen kann.“
Prinzessin Elisabeth: „Warum brauche ich Schutz? Auf einmal. Sonst haben mich doch auch Deine Leute begleitet?“
King William: „Die Lage hat sich verändert. Du wirst älter. Die Paparazzi machen jetzt schon Jagd auf Dich und ich denke, jemand den Du besser kennenlernst, ihm lernst zu vertrauen, ist besser als wechselnde Bodyguards.“
Prinzessin Elisabeth: „Du willst mir nicht mehr dazu sagen. Habe ich Recht?“
King William: „Ja.“ Er drückt auf eine Taste seines Telefons. „Schicken Sie Philipp herein.“
Die Türe geht auf und Philip betritt den Raum.
Philip: „Eure Majestät.“ er verbeugt sich. „Königliche Hoheit.“ Er verbeugt sich vor Elisabeth.
KW: „Ellie. Darf ich Dir vorstellen: Phillip Demsey.“
P: „Es reicht, wenn Sie mich Phil nennen, Prinzessin.“ Er streckt ihr die Hand entgegen.
Elisabeth läßt ihren Blick über den Mann schweifen. Sie ist sichtlich beeindruckt.
E: „Na dann.“ Sie dreht sich zu ihrem Vater. „Wir sehen uns in einer viertel Stunde am Wagen.“ Schnellen Schrittes macht sie sich auf den Weg zu ihrem Appartement.
Am Ende haben wir diese Szene aus drei verschiedenen Kamera-Perspektiven insgesamt 8 mal gedreht. Machmal haben wir elendig lange Minuten in diesem Raum gestanden und uns kaum bewegt. Das sind die negativen Seiten unseres Berufs.
Jess und ich verstehen uns ganz gut. Ich denke, die Spannung zwischen uns kommt gut rüber. Ich für meinen Teil spüre sie ganz deutlich.
Am Nachmittag drehen wir dann die nächste Szene. Dazwischen gönnen wir uns ein leichtes Mittagessen. Während dessen besprechen wir die nächste Szene.
SZENE:
Elisabeths Appartement. Sie steht vor dem Spiegel. Richtet sich die Kleidung. Bringt eine Brosche an. Streicht sich nochmal eine Strähne ihres langen blonden Haars hinters Ohr. Prüft ob alles sitzt.
Phillip beobachtet sie von der halb offenen Türe aus.
Er räuspert sich.
P: „Prinzessin. Der Wagen steht bereit.“
Ohne ein Wort rauscht sie an ihm vorbei.
Wow, diese Augen. Sie funkelt mich an. Oh Ha, ich möchte wirklich nicht der Grund dafür sein, das sie wütend wird.
SZENE:
Im Vorhof des Schlosses am Brunnen. Zwei Limousinen stehen abfahrtbereit da. Lakaien in Livre halten die Türen offen. Elisabeth stürmt aus der Türe. Dicht gefolgt von Phillip.
Elisabeth steigt ins Auto ein. Dabei erhält er einen Blick auf ihr Hinterteil und muss tief einatmen. Er bleibt stehen. Den Wagen hinter sich, wartet er auf den König. Dieser kommt und stoppt, bevor auch er einsteigt.
KW: „Das wird schon, mein Junge.“ flüstert er.
Phillip verzieht keine Mine. Er schließt hinter dem König die Türe und setzt sich auf den Beifahrersitz.
Auch diese Szene haben wir mehrfach gedreht. Und ehrlich? Sie hat wirklich einen tollen Hintern.
SZENE:
Elisabeths Schlafzimmer. Wütend stürmt sie herein, dicht gefolgt von Phillip. Ihre Kleidung ist total durchnäßt. Ihre Haare hängen triefend herunter.
E: „Wo war der Schirm? Wieso hatten Sie keinen Schirm dabei?“
P: „Der Regenguss kam aus heiterem Himmel. Wir hatten diesbezüglich keine genauen Informationen.“
Elisabeth funkelt ihn an. Steht direkt vor ihm.
E: „Keine Informationen? Hat die CIA versagt? Das ich nicht lache! Ein Blick in den Himmel hätte genügt. Gott die Bilder!“
Elisabeth schlägt die Hände vor ihr Gesicht. Philipp bleibt ganz ruhig.
P: „Sie sollten aus ihrer nassen Kleidung raus, Hoheit. Sonst holen Sie sich noch eine Lungenentzündung.“
E: „Was interessiert es Sie? Es war Ihnen doch auch egal, dass ich nass geworden bin.“
P: „Das…“ Er hält inne. Sich zu erkläre wäre falsch
E: „Was? Glauben Sie ich zieh mich hier vor Ihnen aus. Das hätten Sie wohl gerne.“
Phillip schluckt.
P: „Ich bin nebenan, wenn Sie mich brauchen.“
E: „Für was sollte ich sie brauchen.“
P: nuschelt in sich hinein und dreht sich dabei weg. „Ja, für was wohl?“
Drei Takes und diese Szene war auch im Kasten. Es macht richtig Spaß mit Jess zu spielen.