Der Heilige Abend bei den Flynn‘s war so, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Maggies Essen war fantastisch und dann haben wir uns alte Fotoalben angesehen. Nachdem ich ja zugestimmt hatte, die Nacht hier zu verbringen, habe ich mit Peter sein Geschenk aufgemacht. Einen alten Schottischen Whisky. Aus Jess Geburtsjahr. Er schmeckt wirklich gut.
Ich habe mich einige Male an diesem Abend gefragt, wann ich in den letzten Jahren ein so schönes Weihnachtsfest hatte. Mum ist ein richtiger Weihnachtsmuffel. Keine Deko, kein Baum. Nur Geschenke. Die letzten Jahre sind wir immer irgendwohin geflogen wo es warm war. Weihnachten am Strand. Das haben wir zwar hier auch, aber hier in diesem Haus ist es weihnachtlich geschmückt. Weihnachtsmusik läuft. Es gibt sogar Plätzchen und Jess hat gestern Abend den schrecklich süßen Rotwein, den Maggie versehentlich gekauft hatte, zu einem Glühwein umfunktioniert. Sie hatte das Rezept von ihrer Tante in Deutschland. Allerdings, Glühwein plus Whisky war eine furchtbare Kombination.
Ich bin ziemlich müde und glücklich ins Bett gefallen. In Jess Bett.
Mein Kopf pocht ziemlich heftig, als ich am nächsten Morgen aufwache. Oh, man. Warum hab ich nicht wenigstens auf den Glühwein verzichtet. Aber Jess kann so unheimlich lieb schauen. Und dann werde ich zu Wachs.
Als ich mich umschaue sehe ich ein großes Glas Wasser, dass auf dem Nachttisch steht. Daneben eine Schachtel mit Schmerztabletten. Da hat jemand mitgedacht. Aber leider ist von Jess weit und breit nichts zu sehen. Allerdings höre ich die Dusche laufen. Ich muss an unseren Film denken. Phil und Beth unter der Dusche. Diese Szene wird noch kommen. Unter anderem. Sie ist der Auftakt zu ihrer sexuellen Beziehung. Bestimmt wird der Dreh nochmal eine Herausforderung. Aber wenn wir es wieder so machen wie im Plaza, dann müsste es gehen.
Jetzt werde ich erstmal eine Tablette nehmen. Dann lege ich mich wieder flach hin und lege meinen Arm über meine Augen. Irgendwie ist es gerade schrecklich hell.
„Guten Morgen.“ höre ich ganz nah an meinem Ohr. Ihr Atem streicht meinen Hals, was mir eine Gänsehaut beschert. Ich schnapp sie mir und ziehe sie aufs Bett. Sie quiekt und ist wirklich überrascht. In wenigen Sekunden liegt sie unter mir. Gott, was für ein Anblick.
„Hey, runter von mir.“ beschwert sie sich und versucht sich von mir zu befreien. Aber ich gebe ihr keine Chance.
„Wie bin ich in diesem Bett gelandet?“ frage ich sie.
„Du hast gebettelt und mich davon überzeugt, dass Du nicht alleine schlafen kannst. Und ich wollte mal nicht so sein.“ Das ist meine Kleine.
„Ich gebettelt? Niemals. Wahrscheinlich hast Du mir was in den Glühwein getan um mich in Dein Bett zu zerren.“
„Ah, klar. Immer diese furchtbaren Weiber. Dabei würdest Du viel lieber jede Nacht deinen Schönheitsschlaf genießen.“
„Ey, ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Ich bin ein Star und da erwartet man, dass ich ausgeschlafen aussehen.“
„Ja, klar. Ich werde es mir merken. Morgen darfst Du wieder in Deinem Bett schlafen.“
Wie sie da so unter mir auf dem Bett liegt. Gott, was würde ich jetzt alles gerne tun. Aber das sollte ich nicht. Deswegen streiche ich ihr zärtlich eine Strähne ihres noch feuchten Haares hinters Ohr. Ihre Haut ist so unbeschreiblich. Wie Samt und Seide.
„Jess….ich hab den ganzen Abend bei Euch sehr genossen.“
Einen Moment schauen wir uns nur an. „Frohe Weihnachten, meine Kleine.“
„Frohe Weihnachten De.“ Der Kuss der folgt, ist zärtlich und vorsichtig. Dann stupse ich ihre Nase mit meiner an. „Ich mach mich fertig. Wir sehen uns unten.“
Eine halbe Stunde später bin ich fertig und die Bauarbeiten in meinem Kopf sind auch weniger geworden. Das Frühstück verläuft ruhig und irgendwie liegt eine Spannung im Raum. Wir alle sind nicht unbedingt Frühaufsteher und ohne Kaffee geht bei uns allen Vieren nichts.
Ich lasse mir meinen Pancake mit Speck und Käse schmecken und Jess löffelt ihr Müsli mit frischen Früchten.
Irgendwann springt sie auf. Sie scheint ihre innere Unruhe nicht mehr auszuhalten.
„Daddy. Mum, bitte erzählt uns, was damals wirklich passiert ist.“ Peter schaut auf und sieht zu Maggie. Sie nickt und schenkt allen nochmal Kaffee ein und setzt sich dann zu uns. Peter wird von Minute zu Minute nervöser. Immer wieder spielt er mit seinem Armband. Ich erinnere mich, dass mein Dad das gleiche hatte. Sie haben mir mal gesagt, dass es für sie eine Art Zeichen für ihre Freundschaft ist.
Irgendwann beginnt Peter zu erzählen:
„Ihr wisst glaube ich beide, dass Eure Großeltern befreundet waren. Sie haben alle vier bei Paramount gearbeitet. Die beiden Damen im Catering, mein Dad war beim Fahrservice und Pauls Vater Edward war bei der Wachmannschaft. Die vier haben alles zusammen gemacht. Sie wohnten in einer kleinen Siedlung in zwei Häusern direkt neben einander. Meine Schwestern und ich sind mit Paul aufgewachsen, wie einem Bruder. Er hatte keine Geschwister, da seine Mum bei seiner Geburt fast gestorben wäre. Sie durfte keine Kinder mehr bekommen.“
„Peter, aber das wissen wir doch alles. Ihr beiden habt uns diese Geschichten schon tausendmal erzählt.“ interveniere ich. Die Geschichten sind uns allen hinlänglich bekannt.
Jess stoppt mich und sieht ihre Vater liebevoll an. „Mach weiter Dad. Dean wird Dich nicht unterbrechen.“ Ihre Augen sind gerade so flehend, dass ich nicke.
„Gut. Wir waren Freunde, vom ersten Tag an. Wir haben alles zusammen gemacht. Schule, Sport, später dann College.“ Er trinkt von seinem Kaffee. Scheint in seinen Gedanken zu hängen.
„Wie jeder Teenager haben Paul und ich angefangen uns für Mädchen zu interessieren. Wir hatte Dates, haben auf Parties rum geknutscht und irgendwann hatten wir halt auch unser erstes Mal. Ich weiß noch, dass ich in unsere Bude auf dem College kam und es nicht erwarten konnte, Paul davon zu erzählen. Und als ich meine Geschichte erzählt hatte, wäre er eigentlich dran gewesen. Aber irgendwie war er komisch. Er druckste rum und dann hab ich ihn einfach gelassen. Muss ja auch nicht jeder so davon erzählen. Vielleicht brauchte er einfach Zeit. Also ging ich joggen.
Na ja, wie, warum, wieso ist ja auch uninteressant. In den nächsten Tagen erfuhr ich durch Zufall, dass Paul wohl auf ganzer Linie versagt hatte. So war jedenfalls die Meinung des Mädchens, mit dem er an diesem besagten Abend rumgemacht hatte. Als ich nach Hause kam, da hab ich ihn zur Rede gestellt und ihm gesagt, dass er sich doch vor mir nicht schämen muss. Er sei wahrscheinlich noch nicht soweit und Emma vielleicht auch nicht das richtige Mädchen für ihn. Und dann sagte er: „Kein Mädchen ist das Richtige für mich.“ Ich verstand nicht, was er mir damit sagen wollte. Er gestand mir dann, dass er eher bei meinem Anblick einen Ständer bekommt, als beim Anblick einer Frau.“ Peter fällt es sichtlich schwer diese Dinge zu erzählen.
„Mir wurde schlagartig etwas klar. Früher war es nie für ihn ein Problem mit mir zu duschen, in der Zeit, vor diesem Abend aber, war das schon ewig nicht mehr vorgekommen. Ich versicherte ihm, dass ich weiter sein Freund bleibe und ihn unterstützen werde wo ich kann. Schwul sein war ja kein Verbrechen und in den Studios hatten wir schon einige Homosexuelle Schauspieler kennen gelernt. Und noch während ich es sagte, wurde mir bewusst, dass es doch ein Problem geben könnte. Seine angestrebte Karriere.“
„Er musste sich verstecken. Sein restliches Leben lang.“ sage ich leise.
„Also, ich wusste, dass Paul schwul war und behielt es für mich. Er machte auf Parties weiter mit Mädchen rum aber insgeheim sehnte er sich nach einem Mann. Durch einen Zufall erfuhr ich, dass einer unserer Lehrer auch schwul war. Er lebte mit einem Mann zusammen. Wir hatten beide, Paul und ich, ein gutes Verhältnis zu ihm. Also sprach ich ihn an. Ich bat ihn, mit Paul zu sprechen. Vielleicht konnte er ihm helfen. Er verkehrte in den richtigen Kreisen. Und er machte es. Von da an gingen Paul und ich an den Wochenenden meist getrennte Wege. Er verbrachte Zeit mit seinen schwulen Freunden und ich mit den Mädchen aus unseren Kursen.“
Ich wollte gerade wieder was sagen, da drückte Jess meine Hand und schüttelte leicht den Kopf. Also nicht.
„Irgendwann erzählte er mir von seinem ersten Mal mit einem Mann. Er schien glücklich zu sein. Schwärmte von dem Sex mit ihm. Und ich gestehe: ich war ein bisschen eifersüchtig. Wir hatten uns in letzter Zeit wenig gesehen. Kaum was zusammen unternommen. Er fehlte mir. Als Freund.“
Peter macht eine Pause. Ich drücke Jess an mich. Brauche das jetzt.
„Eines Nachts, wir waren in unserem letzten College Jahr, trafen Paul und ich uns zufällig in einem Club. Er war mit seinen Freunden dort und ich mit ein paar Jungs und Mädels aus unserem Jahrgang. Wir haben einiges getrunken und sind zusammen mit dem Taxi nach Hause gefahren. Als wir in unserem Zimmer ankamen ….gestand Paul mir, dass er mich liebt und dass es sein größter Wunsch ist einmal mit mir zu schlafen. Ich habe keine Ahnung warum, aber in dieser Nacht fand ich diese Bitte nicht unerfüllbar. Auf eine gewisse Art und Weise liebte ich ihn auch und dann ist es halt passiert. Danach waren wir jahrelang ein Paar.“
„Wow.“ Muss ich kurz sagen. Die Gerüchte stimmen.
„Dad. Bitte erzähl weiter. Dean muss alles wissen.“ treibt Jess Peter an. Offensichtlich wusste sie, dass Peter Bisexuell ist.
„Schatz, gib Deinem Dad einen Moment. Bitte.“
„Dean, für mich war eine Beziehung immer etwas, was nicht nur aus Sex besteht. Vertrauen, Zuneigung, gleiche Interesse. Das alles war und ist mir sehr wichtig. Und all das hatte ich mit Deinem Dad. Doch dann begannen die Probleme. Direkt nach unserem Abschluss bekam Paul das Angebot für seine Serie. Man riet ihm, uns, dass wir unsere Beziehung nicht bekannt machen. Das könnte die Zuschauer abschrecken. Also haben wir uns dem Druck der entstand gebeugt. Je größer der Erfolg um so größer der Druck. Und als ich dann auch noch meine Chance bekam, meinen ersten großen Film drehte, da verlangte das Studio, dass wir uns in der Öffentlichkeit nicht mehr zusammen zeigen. Immer wieder wurde arrangiert, das wir mit Frauen fotografiert wurden. Du kennst das Spiel. Alle denken, Du hast was mit Claire aber die Wahrheit kennt keiner.“
„Wie wahr.“ ist das einzige, was ich sagen kann und spüre, das Jess sich versucht zurück zu ziehen. Aber das lass ich nicht zu.
„An einem dieser Abende wurde Deinem Dad ein Clubbesuch empfohlen. Dort lernte er Deine Mum kennen. Gloria wirkte viel älter als sie war und irgendwie sind die beiden im Bett gelandet. Wie das passiert ist, wusste Paul am nächsten Tag nicht mehr. Er dachte auch, dass er zwar in ihrem Bett aufgewacht ist, aber niemals mit ihr geschlafen hat. Doch dann stand sie eines Tages vor unserer Haustüre. Zusammen mit ihrer Mutter knallte sie Paul das Ultraschallfoto vor die Nase und verlangte Geld. Paul war wie vor den Kopf gestoßen. Die Streitigkeiten zwischen ihm und Gloria und deren Mutter gingen wochenlang. Dann hatte ich ihn endlich soweit, dass er sich den Tatsachen stellen musste. Er legte Gloria einen Vertrag vor. Sie musste nach der Geburt einem Vaterschaftstest zustimmen. Wenn dieser beweist, das Paul der Vater ist, dann wird das Kind zu uns kommen und er bezahlt ihr im Gegenzug die Collegeausbildung. Sie bekommt ein Besuchsrecht, aber alles andere bleibt bei Paul. Zu unser aller Überraschung stimmte Gloria und vor allem ihre Mutter allem zu, allerdings erst, als wir ihr noch eine Einmalzahlung von 100 Tausend Dollar in Aussicht stellten.“
„Mum hat mich verkauft.“ Meine Stimme ist leise. Dabei brodelt die Wut in mir auf. Sowas habe ich nicht erwartet.
„Nein Dean, so darfst Du das nicht sehen. Sie hat aus der Situation das beste für sich gemacht. Damals wussten wir allerdings auch noch nicht, dass sie Paul in dieser Nacht mit KO Tropfen matt gesetzt hatte und die Schwangerschaft kalkuliert war. Sie hatte es auf ihn abgesehen und war nicht zufällig in diesem Club.“
„Echt?“ Meine Mutter ist ein durchtriebenes Luder.
„Was hat Deine Mum Dir über ihre Eltern erzählt?“
„Sie hat mir mal erzählt, dass sie sie fast verstoßen hätten, weil sie schwanger wurde. Ihr Vater habe sie dazu gezwungen das Kind an Paul zu geben. Er wollte nicht, dass sie das College aufgeben musste. Angeblich haben ihr Vater und Paul alles über ihren Kopf hinweg entschieden.“
„Wer Dein Großvater ist, weiß wahrscheinlich nicht mal Deine Großmutter. Deine Mutter hat 4 Schwestern.“
„Wie bitte?“
„Nennen wir es eine Art ‚Geschäftsmodell‘ was Deine Großmutter entwickelt hat. Sich von einem reichen Mann schwängern lassen, Geld kassieren und am Besten noch das Kind loswerden.“
„Aber Mum hat sich nach Dad‘s Tod doch um mich gekümmert?“
„Dazu kommen wir noch.“ Das hört sich nicht gut an.
„Dad mach mal weiter bitte. Gloria können wir gleich noch besprechen.“
„Zwei Karrieren die gut liefen und ein Baby im Haus. Wir brauchten Hilfe und so haben wir Maggie eingestellt. Im ersten Jahr lief alles super. Dann veränderte sich Dein Vater plötzlich.“
„In wie weit?“
„Er wollte beim Sex Dinge ausprobieren, die mir nicht gefielen. Wir stritten deswegen viel. Er zog sich mehr und mehr von mir zurück und Maggie und ich, wir rückten zusammen. Dein Vater hatte bald nur noch zwei Dinge im Kopf, seine Karriere als Late Night Talker und Sex. Nach seiner Show verbrachte er die restliche Nacht in irgendwelchen Sexclubs. Ein Wunder, dass man ihn nie erwischt hat. Von Jahr zu Jahr wurde sein Geschmack immer extremer. Lack, Leder, Peitschen. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie er manchmal nach Hause kam. Er hatte Striemen am ganzen Rücken. Es hat mich fertig gemacht. Ich war so machtlos. Wie gerne hätte ich ihm geholfen, denn dass es ihm nicht gut ging, das haben ich gespürt. Ich bekam dann diese Rolle, in der ich einen schwulen Anwalt spielte. Wir haben eine Zeit überlegt, ob das nicht der richtige Punkt ist für ein Outing. Aber Paul wollte nicht. Und da damals unsere Beziehung schon schlecht lief haben wir beschlossen es nicht zu tun. Außerdem hat Paul das Haus neben an gekauft und wir haben die Trennung auch räumlich vorgenommen.“
„Und dann bist Du mit Maggie zusammen gekommen?“ frage ich.
„Ja. Sie rief mich ganz oft an, weil Dein Vater mal wieder in desolatem Zustand nach Hause kam. Denn, neben der Sexsucht konsumierte er Drogen. Koks. Maggie fand irgendwann mal ein Tütchen zu Hause und die passenden Utensilien.“
„Scheiße.“
„Maggie und mir war klar, dass wir alles tun müssen um Dir zu helfen. Du solltest nicht leiden. Und dann wurde Jess geboren. Maggie und ich heirateten. Faktisch lebten wir als Familie hier im Haus und Dein Vater war drüben. Sein Verhalten änderte sich ständig. Mal übernahm er die Verantwortung für Euch beide, wenn Maggie und ich nicht hier sein konnten, aber nie ohne das Amanda in der Nähe war. Wir vertrauten ihm nicht mehr. Er war unberechenbar geworden. Morgens zu Tode betrübt am Abend lustig und hibbelig. Wir konnten ihn nur noch schwer einschätzen. Amanda hat mal gesagt, wir haben drei Kinder. Und so war auch unser Gemütszustand. Nur wenn Deine Mutter alle Jubeljahre mal kam um Dich zu sehen und um sich die nächste Finanzspritze abzuholen, da riss Paul sich immer zusammen. Die Angst Dich zu verlieren, die war einfach zu groß.“
Wiedermal macht er Pause. Das bisher erzählte ist schon ziemlich harter Tobac für mich.
„Ich hab davon nie was mitbekommen.“ beichte ich.
„Wir haben alles immer von Euch Kindern fern gehalten.“
„Das ist Euch gelungen.“
„Daddy, ich hatte immer das Gefühl, dass irgendwas an der Geschichte mit Pauls Tod nicht stimmt.“ Jess spricht aus, was ich denke.
„Leider habt ihr Recht. An diesem Abend war Paul wieder in seinem SM Club. Auf dem Nach Hause Weg wurde er überfallen und ausgeraubt. Als die Angreifer sein Lack Outfit sahen haben Sie ihn zu Tode geprügelt.“
„Scheiße.“
„Ja, das kann man laut sagen. Ich habe damals Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt damit über die genauen Umstände nichts an die Öffentlichkeit kommt. Es hieß damals er sein überfallen und tot getreten worden.“ erklärt Maggie.
„Gut Maggie. Aber warum habt ihr mich dann…“ ich muss schlucken „abgeschoben?“
„Das haben wir nicht. Jedenfalls nicht wirklich. Für Dich musste es so aussehen und wir nehmen Dir diesen Gedanken auch nicht übel. Jess hat uns schon sehr oft das genau so vorgeworfen. Aber es war damals anders.“
„Wie Maggie? Ich muss das wissen.“
„Die Meldung über den Tod Deines Vaters war kaum raus, da stand Gloria vor der Türe. Sie meinte, sie wolle Dich abholen. Ich hab sie damals nur ausgelacht. Dein Dad hatte eine Verfügung erstellt für den Fall seines Todes. Er wollte, das wir uns um Dich kümmern bis zu Deiner Volljährigkeit. Dann hat sie mich ausgelacht. Sie hat mir Bilder Deines Vaters und seines Leichnams vorgelegt. Alles zeigte ihn in wirklich sehr delikaten Situationen. Auch wie er Koks reinzieht. Sie drohte mir. Sie würde alles an die Öffentlichkeit zerren, wenn wir uns ihr in den Weg stellen.“
„Aber warum?“ fragt Jess.
„Kleines, wie immer geht es um Geld.“ antworte ich ihr.
„Richtig. Dein Erbe belief sich damals auf mehrere Millionen Dollar. Dazu das Haus.“
„Wieviel Geld?“
„Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich habe einen Ordner mit alten Bankunterlagen, da steht es genau drin.“
„Mum hat mir gesagt, Dad habe nicht viel besessen. Deshalb habe sie auch das Haus verkaufen müssen.“
„Das ist eine glatte Lüge.“ Maggie steht auf und verläßt das Zimmer.
„Dein Vater hatte mehrere Werbeverträge die sehr lukrativ waren und die Gage pro Folge seiner Show war auch nicht ohne. Er verdiente ja auch sehr lange sehr gut.“ erklärt mir Peter.
Als Maggie wieder reinkommt legt sie mir einen Kontoauszug vor. Dort steht 6.454.232,50 $. Heilige Scheiße. Wo ist das ganze Geld hin?
„Das muss ich erstmal verdauen.“ Ich gebe kurz Jess einen Kuss auf die Stirn und dann gehe ich raus. Das alles darf doch nicht wahr sein. Dann steht Maggie irgendwann neben mir.
„Ich wollte damals vor allem Deinetwegen nicht, dass das alles an die Öffentlichkeit kommt. Wie sollte ich Dir, einem 15jährigen Jungen erklären, dass Dein Vater Sex- und Kokainsüchtig war? Du hast ihn so sehr geliebt. Und er Dich.“
„Aber ihr habt mich ihr ausgeliefert.“
„Ja, das haben wir und ich habe mir das nie verziehen. Aber Amanda war in Deiner Nähe. Sie hat sich bei Deiner Mum eingeschleimt um bei Dir bleiben zu können. Durch sie haben wir immer gewusst, was sie macht. So konnte ich einige Sachen verhindern.“
„Verhindern? Was denn?“
„Deine Mum wollte aus Dir immer nur Geld machen. Sie hat Dich bei jedem Casting vorgestellt. Hätte ich nicht interveniert, dann hättest Du ununterbrochen gedreht. Du warst ein Kind. Später habe ich verhindert, dass sie Dich in billigen B-Movies unterbringt. Ihr war und ist es egal, was Du drehst. Hauptsache die Kohle fließt reichlich. Das selbe bei den Fotoshootings. Du warst gerade mal 18 als Sie Dich für ein Erotikmagazin für Männer ins Gespräch brachte.“
„Maggie, ich werde eine Zeit brauchen um das zu verdauen. Aber es war gut, dass ihr es uns erzählt habt.“
„Nimm Dir alle Zeit. Wenn ich Dir irgendwie helfen kann, auch beruflich, dann melde Dich bei mir. Aber ich habe eine Bitte an Dich.“
„Welche?“
„Egal wie Deine Gefühle für Jess sind, spiel nicht mit ihr.“
„Das hab ich nicht vor. Sie bedeutet mir schon jetzt, so kurz nach unserem Wiedersehen, sehr viel. Ich will das sie glücklich ist.“
„Das sieht man und ich vertraue Dir. Erzählst Du mir, warum Du scheinbar so gar keinen Groll gegen uns hegst? Ich meine, ich würde verstehen, wenn es anders ist. Nur weil Du Jess nicht verletzen willst?“
„Nein, nicht nur. Ich hab seit Jess und ich uns wieder gesehen haben immer wieder Flashbacks. Ich erinnere mich an Dinge, die ich vergessen hatte.“
„Welche?“ fragt Maggie mich. Sie ist wirklich interessiert.
„Ich erinnere mich an den Morgen, als die Polizei da war. Ihr habt uns in unsere Zimmer geschickt. Aber ich hab gelauscht. Du hast geweint und Peter immer wieder gefragt, wie Du mir das sagen sollst. Die nächste Erinnerung muss von dem Tag sein, als Mum bei Euch war. Diesmal hat Peter geweint.“
„Er war verzweifelt. Dich gehen zu lassen war sehr schwer für ihn. Eine Zeit lang hat er ziemlich oft zum Alkohol gegriffen.“
„Aber ihr habt es für mich getan. Damit ich nicht erfahre, wie Dad gelebt hat. Ich denke Du hast Recht. Damals hätte ich es wohl nicht verkraftet.“
„Ich danke Dir Dean.“
„Maggie, nicht dafür. Auch wenn sich das nach 15 Jahren vielleicht blöd anhört, aber ihr seid meine Familie. Und Jess…..“
„Lass Dir Zeit Dean. Überstürze nichts.“
„Keine Angst.“
„Ich hab keine Angst. Ich vertraue Dir und ihr auch. Ihr werdet das schon hinbekommen. Nur über eines solltest Du Dir klar sein: Peter macht Dich fertig, wenn Du Jess leiden lässt.“
„Nichts anderes habe ich erwartet.“ Ich nehme sie in den Arm. Das tut richtig gut.
„Ich werde mal versuchen meine Mutter zu erreichen. Frohe Weihnachten wünschen. Mal sehen, was sie sagt.“
„Reize Sie nicht.“
„Hatte ich nicht vor. Du magst sie nicht.“
„Und mit Recht. Es gibt Gerüchte, dass Sie gute Rollen aussortiert hat, weil die Gage nicht stimmte, bzw. Weil man nicht bereit war auf ihre Deals einzugehen.“
„Welche Deals?“
„Von Focus Features weiß ich, dass Sie Nebenvereinbarungen geschlossen hat.“
„Nebenvereinbarungen?“ meine Stimme überschlägt sich fast.
„Sie zweigt auf diese Weise einen Teil Deiner Gage ab. Der geht direkt an sie.“
„Aber sie bekommt von mir doch ihre Anteile?“
„Nicht nur. Sie kann einfach den Rachen nicht voll kriegen.“
„Von Dad‘s Konto ist bestimmt nichts mehr übrig. Wofür gibt sie das Geld aus?“
„Ich kann nur spekulieren. Aber Ihre Schwestern sind alle nach und nach auch nach LA gezogen. Genaus so wie Deine Großmutter. Sie leben alle sehr nobel. Pflegen einen sehr teuren Lebensstil.
„Die leben alle auf meine Kosten?“
„Wenn Du mich fragst ja.“
„Mir ist nie was aufgefallen.“
„Wie sollte es. Du bist fast nie da. Drehst ununterbrochen. Dann bist Du nach New York gegangen. Was ich im Übrigen eine gute Entscheidung finde.“
„Maggie,….würdest Du mich übernehmen?“
„Gerne Dean. Ich wollte zwar keine neuen Klienten, aber Dich nehme ich gerne.“
Wieder liegen wir uns in den Armen. Drinnen am Fenster steht Jess. Sie strahlt mich an. Ich mag es, wenn sie glücklich scheint.
Dann fragt Maggie noch: „Kommst Du zu den Globes?“
„Ich hab eine Einladung. Aber eigentlich wollte ich es nicht.“
„Komm doch mit uns. Wir haben noch einen Platz an unserem Tisch.“
„Ja, warum eigentlich nicht. Jess ist schon in Europa oder?“
„Ja, Sie fliegt am 2.Januar. Dienstag muss sie wieder drehen.“
„Dann bin ich dabei.“
„Gut, ich melde mich. Smoking ist Pflicht.“
„Werde ich hinbekommen.“