Als ich am nächsten Morgen wach werde, spüre ich sie sofort. Ihr Kopf auf meiner Brust, ihre Beine zwischen meinen. Sie ist so wunderbar warm, ihre Haut weich wie Seide. Ihr Duft nach Erdbeeren und irgend etwas, was ich nicht benennen kann. Ganz einfach der „Jessica-Duft“.
„Kleines, wir müssen raus. Sam duldet keine Unpünktlichkeit.“
„Du kannst noch was liegen bleiben. Ich muss als erstes ran.“ Sie springt auf. „Ich geh mal ins Bad. Ohne Scheu zieht sie sich im Laufen ihr Shirt über den Kopf, dann den Panty von den Beinen. Nackt wie Gott sie schuf dreht sie sich um und lächelt mich an. Wohl eine klare Aufforderung. Und der komme ich nur zu gerne nach.
Wenig später stehen wir gemeinsam unter der Dusche. Eine wahnsinnige Spannung liegt in der Luft. Keine Schlechte, nein, eher eine….erotische. <Wir könnten proben> geht mir kurz durch den Kopf. Aber das könnte auch hinderlich sein. Schließlich muss auf der Leinwand auch eine gewisse Stimmung rüberkommen und die könnten wir zerstören, wenn wir uns nun dem hingeben, was wir sicher beide so sehr wollen.
Ohne ein einziges Wort zu sprechen gehen wir unsere Routinen durch. Ich verlasse als erstes die Dusche und reiche Jess ein Badetuch als sie mir folgt. Auch weiterhin bleiben wir stumm. Niemand will die Stimmung durchbrechen.
Drei Stunden später verlasse ich wieder eine Dusche. Diesmal beäugt von drei Kameras. Ich schlinge ein Handtuch um meine Hüfte und dann folgt das erlösende
„Cut“
Gleich greife ich nach dem Bademantel, der an einer Wand hängt und stelle mich vor die Duschkabine. Niemand außer mir sollte Jess so sehen, wie sie gerade ist. Jede Sekunde in dieser Kabine zu zweit, so nah beieinander war wahrhaftig. Wir gaben uns andere Namen, aber jede Bitte, jedes Wort über ihre Schönheit, das alles entsprach der Wirklichkeit. Sie mit meinen Lippen zu berühren, mit meinen Finger über ihre makellose Haut streifen zu dürfen, das hat mich mehr erregt als jemals etwas davor. Da durch das Milchglas eine genaue Betrachtung unserer Handlungen unmöglich ist, wird vieles was wir in dieser Dusche getan haben, der Fantasie der Menschen überlassen, die den Film irgendwann einmal sehen.
Jess hat sich in den vielen Minuten dort unter dem warmen Wasser ganz in meine Hände begeben. Sie hat mir ihr Vertrauen geschenkt und sich in jeder Minute auf mich eingelassen. Jede Berührung haben wir unendlich genossen. Eines habe ich mir allerdings gekniffen: An ihrer intimsten Stelle, habe ich sie nicht angefasst. Nicht dass ich es nicht wollte, aber unser „erstes Mal“ auf diese Weise, will ich nicht unter Licht und in Beobachtung von drei Kameras erleben. Dieser Moment soll uns beiden alleine gehören.
So, jetzt muss ich mich aber sputen. Die zweite Szene des Tages ist soweit vorbereitet.
SZENE
Elisabeth Schlafzimmer Phillip sitz auf dem Bett. Nur bekleidet mit einer Jogginghose. Die Haare noch nass aus der Dusche.
Elisabeth kommt aus dem Badezimmer. Die Haare unter einem Handtuch versteckt, ein Badetuch um ihren Oberkörper verknotet. Sie erschrickt, als sie Phillip sieht.
E: Was wird das?
P: Wenn Du das von eben wiederholen willst, dann müssen Regeln her.
E: Wer sagt, dass ich es wiederholen will?
Phillip schaut sie mit großen Augen an. Er steht auf. Kommt auf sie zu.
P: Ok. Sag Bescheid, wenn Du weißt was Du willst.
Er dreht sich um und geht durch die Verbindungstüre. Kurz bevor er sie hinter sich zuzieht hört er sie.
E: Welche Regeln?
Mit einem Grinsen auf den Lippen dreht Phillip sich wieder um.
P: -Was in diesen Räumen passiert, bleibt in diesen Räumen.
-Sex nur in diesen Räumen
-außerhalb keine Vertraulichkeiten
-keine Küsse auf den Mund
-Du besorgst Dir die Pille oder was ähnliches
Elisabeth überlegt kurz
E: -einverstanden
-einverstanden
-wir duzen uns, sonst wird es schwierig
-einverstanden
-nehme ich bereits
P: Gut.
Phillips Blick wird nachdenklicher. Noch immer hält er den Vibrator in seinen Händen. Er zögert, doch dann fragt er sie.
P: Hattest Du je Sex mit einem Mann?
Elisabeth schaut beschämt zu Boden.
E: Nein. Du bis der Erste.
Phillip kommt auf sie zu. Er nimmt ihr Kinn und zwingt sie so, ihn anzusehen.
P: Nichts wird passieren, was Du nicht willst und ich verspreche Dir, es wird Dir gefallen.
E: Sollte mein Vater je davon erfahren, dann werde ich alle Schuld auf mich nehmen.
P: Das musst Du nicht. Ich stehe zu allem, was ich tue.
Ohne ein weiteres Wort geht er.
Mit einer Probe und drei Aufnahmen haben wir diese Szene geschafft. Danach folgte eine weitere mit Elisabeth und ihrer Assistentin.
Als wir endlich am Abend die Szenen durch haben, bin ich total durch den Wind. Fast hätte ich meinen Text vergessen. Fast hätte ich mich vergessen. Jess auf diese Weise anzufassen…Ich weiß nicht, ob ich das durchstehe ohne durchzudrehen. Das was da heute passiert ist, war alles echt. Jess reagiert sofort und sehr intensiv auf meine Berührungen und ich tue es auch.
Es liegen noch einige Szenen vor uns, die nicht minder heiß sind.
Fast hätte ich das Klopfen an meiner Türe überhört. Ich öffne und werde sofort zurück gedrängt. Nur mit Mühe kann ich mich auf den Beinen halten.
Jessica!
Sie drückt mich an die nächst beste Wand. Beginnt mich zu küssen. Zupft an meinem Shirt.
„Jess. Was hast Du vor?“
„Sex.“ Ach ne. Dafür hätte ich nicht fragen müssen. So gerne ich ihr diesen Wunsch erfüllen möchte. Aber nicht so.
Ich schnappe mir ihre Hände.
„Stopp Jess.“
„Nicht Dein Ernst De.“
„Doch.“
Sie hört auf und steht vor mir. Plötzlich erkenne ich Tränen in ihren Augen.
„Warum willst Du mich nicht?“
„Das habe ich nie gesagt. Aber nicht so.“
„Gott De. Wie denn sonst? Ich bin seit vier Stunden geil wie noch nie. Ich schrei gleich, wenn ich dieses Gefühl nicht los werde.“
Ach so. Ihr geht es nicht anders wie mir. Aber es ist falsch, jetzt mit ihr zu schlafen. Es wäre nur Sex und dass ist nicht, was ich mit ihr will.
„Ok. Ich verstehe Dich. Mir geht es nicht anders. Doch wir sollten das nicht tun.“
„Warum Dean? Warum nicht?“
„Muss ich Dir das wirklich erklären?“ Ich ziehe sie in meinen Arm.
„Ich will keinen schnellen Fick mit Dir. Will Dich nicht vögeln zwischen Tür und Angel. Ich will mehr. Verstehst Du mich?“
„Mehr?“ Wieder dieser Blick. Ich hole einmal tief Luft. Das was ich jetzt sagen werde, habe ich noch nie zuvor zu jemandem gesagt:
„Ich liebe Dich Jessica Flynn. Ich will das richtig machen zwischen uns. Das soll nichts sein für einen kurzen Abschnitt unseres Lebens. Das soll für immer sein.“
Herr Gott hab ich das jetzt wirklich gesagt? Hab ich mich wirklich getraut?
„Für immer.“
„Für immer Jess.“ Mit einem innigen, zärtlichen Kuss versuche ich das Gesagte nochmal zu verdeutlichen.
Sie weint in meinen Armen. Die Gefühle haben sie total überrollt. Vielleicht hätte ich doch noch damit warten sollen. Eigentlich hatte ich vor, während der Dreharbeiten heraus zu finden, ob es wirklich Liebe ist. Aber ich weiß es längst und warum es nicht aussprechen.
Ich trage sie ins Schlafzimmer. Lege mich mit ihr auf mein Bett.
Es vergeht eine Zeit. Sie beruhigt sich. Dann steht sie plötzlich auf. Strafft ihren Körper, zieht ihr Kleid zurecht.
„Ich liebe Dich auch, Dean Harper.“ Sie beugt sich runter zu mir. „Schlaf gut mein Schatz.“
Das ist jetzt nicht ihr Ernst. Sie will einfach so gehen?
Ich renne ihr hinterher. Halte sie fest.
„Bleib.“
Sie grinst mich an.
„Ich wollte nur kurz ein paar Sachen holen.“
„Biest“ hauche ich ihr ins Ohr bevor ich sie nah an mich ziehe.
„Mach schnell.“ Ein Klaps auf den Po. Ein Kuss und sie ist weg. Himmel, was tu ich hier? Ist es wirklich richtig? Kann ich das? Werde ich das schaffen?
Aber warum stelle ich mir eigentlich jetzt gerade all diese Fragen? Gerade eben habe ich einen riesigen Schritt getan und ihr gesagt, das ich sie will. Sie und keine andere und keine fünf Minuten später bekomme ich kalte Füße?
Ist es die Angst ihr weh zu tun? Vertraue ich meinen Gefühlen nicht? Zweifle ich an ihr? Nein, Zweifel an Jess nicht. Oder doch?
Herr Gott, was ist denn mit mir los?
Ich hab gar nicht gemerkt, dass sie wieder da ist. Plötzlich spüre ich ihre Arme um meine Taille. Ihren Kopf auf meinem Schulterblatt.
„De. Was ist los?“
„Ich hab Angst.“
„Wovor?“
„Dir weh zu tun. Das Du…. Ich Dich verliere. Wir uns verlieren.“
„Was kann ich tun?“
„Geduld mit mir haben.“
„Die hab ich.“
Sie steht vor mir. Hält mich. Gibt mir Ruhe und Geborgenheit. Erdet mich.
„Lass uns schlafen gehen.“
Am nächsten Morgen fühlt es sich schon fast normal an, als ich aufwache und diese wunderbare Frau in meinen Armen spüre. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass wir aufstehen müssen. Heute haben wir ein straffes Pensum vor uns. Wir drehen eine ganze Reihe Szenen außerhalb. Sie sollen den Alltag der Prinzessin darstellen. Also Termine wie Besuche im Kinderheim, aber auch die Teilnahme an einer Parlamentssitzung. Ich immer an ihrer Seite. Blick Links, Blick Rechts, Stöpsel im Ohr. Halfter mit Pistole unter dem Jacket. Maximal 10 Worte pro Take.
Alles funktioniert routiniert und da wir wenig Text haben, brauchen wir meist auch nicht all zu viele Einstellungen.
Am Abend nehmen Jess und ich uns wieder die Zeit und verbringen sie mit den anderen der Crew. Seit wir beim Abendessen den Drehplan gesehen haben, sind wir beide ein wenig nervös. Wir drehen Morgen vor allem Szenen in Elizabeth Bett. Das wird wieder hart werden.
Für die erste Szene am nächsten Tag in Elisabeths Schlafzimmer müssen wir uns umziehen. Jess schlüpft in ein wunderschönes langes Kleid, dass ihr wirklich sehr gut steht. Ein Diadem glänzt auf ihrem Kopf. Ich hingegen schlüpfe in eine Uniform der US Navy. Mit Golden Wings und jede Menge Orden an der Brust muss ich zugeben, dass ich verdammt gut aussehe.
Szene
Elisabeth Schlafzimmer. Sie tritt ein. Hinter ihr Phillip. Ihre Assistentin wartet bereits auf sie.
E: Hallo Sophie. Ich brauche Dich heute nicht mehr.
S: Aber….
Elisabeth unterbricht sie.
E: Helf mir nur kurz bei dem Diadem. Den Rest schaffe ich selbst.
Elisabeth setzt sich auf den Stuhl vor ihrer Frisierkommode und Sophie befreit sie von dem schönen Diadem auf ihrem Kopf.
Während dessen öffnet Phillip die Türe zu seinen Räumen und scheint dorthin zu gehen. Kurz nachdem Sophie den Raum verlassen hat, tritt er wieder ein. Er stellt sich hinter die Prinzessin.
P: Dieses Kleid steht Dir sehr gut. Es unterstreicht Deine Augenfarbe.
Vorsichtig streicht er mit seinen Fingern über ihren Hals. Er beugt sich zu ihr und küsst sie hinters Ohr. Flüstert
P: Steh auf. Ich helfe Dir aus diesem Stoff.
Elisabeth folgt seiner Aufforderung. Phillip reicht ihr die Hand und geleitet sie zum Bett. Dort bleibt sie stehen. Sie schaut auf ihr Bett und Philipp tritt wieder hinter sie.
P: Schließ die Augen. Tu einfach, was ich Dir sage. Konzentriere Dich auf Deine
Empfindungen.
Elisabeth kann nur mit einem seufzen und nicken antworten.
Philipp öffnet den Reißverschluss an der Seite des Kleides. Zart berührt er die Haut darunter. Fährt langsam über die Seite. Elisabeth kickt ihre Schuhe von den Füßen. Er streift ihr das Kleid von den Schultern und läßt es zu Boden fallen.
P: Tritt heraus
Er bückt sich. Greift das Kleid und legt es über die kleine Bank vor Elisabeths Bett
Noch näher tritt er an sie heran. Küsst sie auf den Nacken. Fährt langsam mit seinen Fingern über ihre Seiten.
Elisabeth schließt die Augen.
Er dreht sie um. Steht ganz dicht vor ihr. Löst ein paar Nadeln aus ihrem Haar, so daß dieses offen herunterfallen.
P: Deine Haare sind so weich und sie riechen so gut.
E: Apfelshampoo
Er tritt einen Schritt zurück. Betrachtet sie genau. Dann fordert er sie auf:
P: Öffne den BH
E folgt sofort. Zärtlich streicht er über ihre linke Brust, dann streift er den BH von ihrem Körper. Diesmal berühren seine Finger die rechte Brust.
E schließt die Augen.
P: Setz Dich.
E folgt sofort.
Sein Blick liegt auf der Prinzessin. Er tritt einen Schritt nach hinten. Öffnet seinen Gürtel, dann den Knopf und den Reißverschluss. Langsam läßt er die Hose fallen. Steigt heraus. Er steht nur noch in einer Short vor ihr.
P nimmt ihre Hand. Führt sie an seine Mitte.
E öffnet ihre Augen. Schaut erschrocken
P grinst
P: Das ist Dein Werk, Prinzessin.
„CUT“ Ertönt das Signal.
Ganze drei mal haben wir diese Szene gedreht. Danach all das, was im Anschluss daran kam und jetzt geht es mir wie Jess gestern. Mittlerweile bin ich dauergeil. Ich brauche dringend eine Dusche. Jess dreht noch eine weitere Szene alleine. So schnell wird sie wohl nicht kommen. Also kann ich es wohl wagen.Die Dusche hat gut getan und ja, ich habe mir einen runter geholt. An Jess gedacht und einen Orgasmus vom Feinsten erlebt.
Es klopft. Das wird Jess sein. Mittlerweile sollte sie fertig mit dem Dreh sein.
„De. Ich muss hier raus. Lass uns heute Abend irgendwas unternehmen.“
Zwei Stunden später sitzen wir in einem schönen Lokal in Baden-Baden und genießen ein super tolles Essen und leckeren Wein aus der Umgebung. Hier läßt es sich leben.
„Dean, verrat mir was: Läßt Dich das alles wirklich so kalt?“
„Was meinst Du?“
„Du berührst mich. Küsst mich. Machst all diese wunderbaren Dinge mit mir.“
„Wenn Du vorhin unter der Dusche mit mir gewesen wärst, dann würdest Du das nicht fragen.“ Ihr Blick als sie verstand, was ich meine. Gold wert. Ich schnappe mir ihre Hand. Streichle sie.
„Du läßt mich niemals kalt. Nichts was Du tust, läßt mich kalt.“ Vorsichtig nehme ich ihre Hand und führe sie an meinen Mund. Leicht hauche ich einen Kuss darauf.
„De ich..“
„Ich weiß, dass es schwer ist. Aber …ich denke wir sollten noch..“
„Warten? Wie alt sind wir? 16?“ Ihre Augen hat sie weit aufgerissen und sie schaut wütend. Diesen Blick kenne ich nur zu gut. Früher war sie oft auf mich wütend. Meist weil ich nicht so spurte, wie sie es wollte.
„Nein, Jess. Aber…“
„Wo ist Dein Problem?“
„Mein Problem? Das hab ich Dir schon gesagt. Ich will Dich nicht verletzen. Ich traue meinen eigenen Gefühlen nicht. Hab Angst, dass ….“
„Ich sag Dir jetzt mal was, Dean. Langsam bereue ich es, dass ich Dir alles erzählt habe. Ich weiß, Du würdest mich nie wieder alleine lasse. Egal ob als mein großer Bruder, ein Freund, oder als Geliebter, Liebhaber, Mann oder wie Du es auch immer nennen willst. Du hast gesagt, Du fühlst Dich wohl bei mir, Du brauchst mich um Dich zu erden. Irgendwann mal hast Du sogar gesagt, dass Du denkst, wir zwei sind eins und als Dein Dad starb, wir getrennt wurden, da waren wir nur noch halb.
Egal was passiert Dean. Ich werde diese zweite Hälfte nie wieder los lassen. Ich will aber auch meinen Gefühlen nachgeben. Mich nicht lähmen lassen durch die Angst. Wenn…wenn das so weiter geht, dann werde ich irgendwann verrückt. Neben Dir zu liegen. Dich so nah zu spüren, dass ist wunderschön, aber es lindert nicht dieses Gefühl, das sich aufbaut, wenn wir drehen. Und leider …so einfach wie Du, unter die Dusche springen und….das funktioniert bei mir nicht.“
„Bittest Du mich gerade darum…“
„Nein. Nein. So war das nicht gemeint.“
„Wie denn?“ ich streichle mit meinem Finger über ihren Unterarm. Male kleine Kreise.
„Das weißt Du genau.“
Ich schließe einmal kurz die Augen und versuche mich zu sammeln. „Jess, glaub mir: Alles was ich gestern gesagt habe, das meine ich auch so. Und Du sicher auch. Aber wir befinden uns hier in einer ganz speziellen Situation. Wir spielen ein Liebespaar. Wir gehen zusammen durch manchmal extrem intime Szenen.
Wir wären nicht das erste Paar, das für die Dauer von Dreharbeiten eine Beziehung führt. Manche retten diese Gefühle für ein paar Monate danach. Andere sogar für ein paar Jahre. Doch dann kommt die Erkenntnis, dass es nicht reicht für den Rest des Lebens.“
Sie schaut mich an und Tränen sind in ihren Augen. Dass lässt mich fast schwach werden.
„Wir Beide, Du und ich, Jess, wir haben zudem eine besondere gemeinsame Geschichte. Ich will Dich nie wieder verlieren Jess, verstehst Du das. Nie wieder. Und ich hab Angst, dass wir uns mit Sex genau diese Beziehung versauen. Es würde nie wieder so sein, wie davor. Jedes Mal, wenn wir uns treffen würde das zwischen uns stehen.“
„Und Du meinst, indem wir uns jetzt zurück nehmen passiert das nicht?“
Ich überlege einen Moment. „Ich meine, wir sollten uns einfach Zeit lassen. So wie in Berlin, aber ohne den Einfluss dieses Films. Zusammen sein. Uns noch besser kennenlernen.“
„Du glaubst mir nicht. Meinst ich weiß nicht, was ich fühle.“ Ihre Stimme ist leise und ich spüre ihre Enttäuschung.
„Ich traue meinen Gefühlen nicht Jess. Du kennst meinen Ruf. Du weißt, wie ich bisher gelebt habe. In New York bin ich mit Lynn ins Bett gegangen, obwohl….. obwohl ich da schon Gefühle für Dich hatte. Mein Auftritt in der Bar zeigt das. Doch ich hab mir eingeredet, dass ich Dich nur als großer Bruder beschützen wollte, aber das könnte auch anders sein. Du selbst hast immer wieder dieses Wort benutzt. In Baden-Baden hab ich mit Claire geschlafen, obwohl sie mir auf die Nerven geht. Keine Ahnung ob ich je treu sein kann. Aber Du verdienst Treue. Du verdienst soviel mehr. Einen Mann der Dich auf Händen trägt, der Dir die Sterne vom Himmel holt, Dich beschützt mit allem was er hat. Ich würde gerne dieser Mann sein, weiß aber nicht ob ich das kann.“
Ich nehme Jess in meine Arme, küsse sie auf die Schläfe.
„Ich habe in München mit…..mit unserem Regisseur geschlafen.“ flüstert sie. WAS? „Es war eine Kurzschlussreaktion. Da waren diese Gefühle für Dich. Silvester. Er war so.. fürsorglich, hat mir zugehört. Du musst wissen, wir haben mehr als drei Jahre zusammen gearbeitet. Uns fast täglich gesehen. Er ist zu einem väterlichen Freund für mich geworden. Eins kam zum Anderen an diesem Abend.“
„Dir ist schon klar, dass Du mir gerade meine Zweifel bestätigst.“
Sie sieht mich mit großen Augen an. Das sie nachdenkt, kann ich ihr deutlich ansehen. Obwohl ich es nicht sollte, fühle ich Eifersucht auf diesen Kerl. Ich durfte ihn in München an Jess letztem Arbeitstag kennenlernen. Das er mit viel jüngeren Frauen ins Bett geht, hätte ich nicht gedacht. Und das auch noch mit Jess.
„Du hast Recht. Wir sollten uns Zeit lassen. Aber bitte…ich will nicht auf Deine Nähe verzichten.“ bittet sie mich.
„Das will ich auch nicht. Es wäre die Hölle Dich jede Nacht am anderen Ende des Gebäudes zu wissen.“