Damian sah aus seinem Fenster, während er mit seinen Füßen den Takt eines Kinderliedes an den Fenstersims klopfte. Die Stille der Nacht beruhigte ihn aus persönlichen Gründen. Die Nacht konnte gefährlich sein, aber auch mehr Schutz bieten als der Tag. Während er den Sternenhimmel betrachtete, der sich langsam von dunklen Gewitterwolken verdecken ließ, die die Welt in Schatten tupften, drehte er den Kopf von links nach rechts, sodass er sein Genick knacken ließ. Dann massierte er die Stelle mit seiner rechten Hand. In diesem Moment klopfte es an seiner Tür. Als Damian "herein" rief, öffnete sich die Tür und Liliana betrat den Raum. Ihre Ohren drehten sich in Damians Richtung und ihr Schwanz schwang anmutig hinter ihrem Rücken hin und her. Sie sah ihn mit wachen und intelligenten Augen an. "Ich habe noch nicht sehr viele Menschen in meine Familie aufgenommen. Aber ich erkenne wenn jemand etwas plant. Füchse spüren so etwas." erklärte sie beiläufig, während sie gedankenverloren mit ihren Nägeln am Bettpfosten kratzte. Inzwischen begann der Himmel sich zu wölben und erste Donner waren zu hören. Während große Regentropfen auf die Hauswand prasselten. Von der Geräuschveränderung gelenkt sah Lilana zum Fenster. Als sie Damians unberührten Blick sah, seufzte sie und Strich sich die Haare zurück. "Da ich ja weiß wie müde du bist lasse ich dich jetzt allein.", sagte sie bestimmt und wandte sich wieder zum gehen. "Danke.", sagte Damian. Ohne sich umzudrehen nickte Liliana und verließ den Raum. "Pass auf dich auf... Träume können gefährlich sein...", sagte sie als sie die Tür ins Schloss zog. Dann lehnte sie sich an die Tür und atmete tief aus, fasste sich und zog erneut die Tür mit einem Ruck auf, der von einem schrecklich lauten und grellen Blitzschlag begleitet. Das Zimmer war leer. Der Wind heulte. Liliana sah sich im Zimmer um um sagte mit fester Bestimmtheit: "Er wird zurückkommen, sonst hätte er das Bett gemacht... Sei vorsichtig!", die letzten Worte flehte sie in den Wind, in der Hoffnung das dieser sie zu Damian tragen würde.
Tapp! Tapp! Tapp! Rasten die Füße von Damian über die feuchten Straßen. Das Gewitter jaulte und heulte über seinem Kopf, und ließ in einer Menge Wasser hinab, sodass man fürchten könnte der Himmel wollte die Welt ertränken. Doch Damian rannte trocken durch den Regen. Einen halben Meter über ihm spaltete der Regen sich auf und suchte sich einen anderen Weg zum Boden. Damian war Regen zwar nicht gewohnt aber das war nichts anderes als unbequemeres aber auch ungefährlicheres Dauerfeuer eines Rahnir-Muttertier, dass seine Junge beschützen wollte. Wenn ein Rahnir einmal dich als Fein anerkannt hat, ließ es einen Stachelregen auf dich niederregnen. Daber hatte das Rahnir auch immer eine Substanz abgegeben, dass sich in der Luft gesammelt hatte, und dann mehrere Stunden seine Umgebung mit einem Stachelfeld verzierte. Legenden zufolge sollte einmal ein großes und ein kleines Rhanir-Muttertier miteinander gekämpft haben, sodass das kleine die Welt mit Gräsern bestückte und das große für die Bäume verantwortlich waren.
Nach kurzer Zeit stoppte Damian. Er war an seinem Ziel angekommen: eine riesige Burg ragte vor ihm in den Himmel. Wie um sie noch schauerlicher zu gestalten zuckte ein Blitz in diesem Moment durch die Nacht und ließ Damian einen kurzen Blick auf die vielen Wachen werfen, die trotz des Regens nach Angreifern Ausschau hielten. Die Mauern der Burg waren alt und hatten an einigen Stellen Vertiefungen, an denen der reißende Regen und Wind den Stein zum bröckeln brachte. Noch war Damian weit genug entfernt, sodass ihn die Wachen nicht erspähen konnten. Da ertönte ein leises Krächzen durch den Himmel: Strix kreiste über der Burg. Seine Pupillen schrumpften und vergrößerten sich als er die Burg auskundschaftete. Als letztes setzte er sich auf einen hohen Fahnenmast, als throne er auf dieser Burg. Nachdem er sich sicher war, dass er keine Aufmerksamkeit erregt hatte, flog er mit einem kleinen Umweg zurück zu Damian und ließ sich auf dessen Arm nieder. Damian schloss die Augen und überflog die Erinnerungen seines Freundes. Dann schlug er die Augen auf und fasste die Situation zusammen: "Eine Burg der Zitadellen-Klasse. 120 Wachen im Dienst, Verstärkungen im Innerem vermutet. Fünfzehn Magier, mindesten vier auf Rang AA, einer höher. Diese fünf werden auf Prioritätenliste 1 gesetzt." Die Augen von Strix leuchteten kurz auf, ein Zeichen dass er den Befehl verstanden hatte. "Der erwähnte Magier hat einen aktiven "Partner" bei sich. Vermutete Spezies: Bestie. Klasse: Schaden. Art: Hund. Beurteilung: Offene Angriffe vermeiden." Zufrieden nickte Damian und nahm seinen kleinen Partner wieder in sich auf. Er sollte nicht ins Kreuzfeuer geraten.
Ein Wachmann lehnte sich gelangweilt und genervt über die Brüstung. Seine Laune war im Keller. Zuerst hatte er sich auf den Dienst an diesem Abend gefreut, endlich war er einmal im Südturm eingeteilt gewesen. Voller Tatendrang hatte er vor seinen Kumpanen geprahlt, dass kein Ereignis ihm die Stimmung vermiesen könnte. Doch dann hatte dieser Regen eingesetzt. Mutlos lies er seine Arme und auch die Lampe über die Brüstung hängen. Plötzlich huschte ein Schatten die Böschung hinauf. Doch so schnell und plötzlich dieser Erschienen war, verschwand er wieder im Schatten der Burg. Der Soldat versuchte die Wand der Burg mit seiner Leuchte ein wenig mehr zu erhellen, dach es brachte ihm nichts. Der Mond war von Regen bedeckt und unter ihm lag nur Finsternis. Hatte er sich den Schatten nur eingebildet? Sicherlich! Niemand würde es wagen die Eichenbichel-Familie anzugreifen. Vor allem nicht allein. Er schüttelte den Kopf, früher hatte er seinen Gefühl noch vertrauen können. Aber es war bestimmt nur der Regen der ihm kalt den Rücken hinunter lief. Er stieß sich von der Brüstung ab und pfiff leise vor sich hin. Bald war seine Schicht vorbei, dann würde er zufrieden in einem warmen Bett schlafen. Dann spürte er eine Präsenz die Mauern erklimmen. Es war wie eine Nadel die ihm in den Rücken stach. Er kannte dieses Gefühl, es war wenn man von hinten in einer Schlacht ein Schwert oder Speer auf sich zukommen sieht, wohl wissend dass man nicht mehr ausweichen konnte. Es war die Hand des Todes die unausweichlich nach einem Griff. Mit der Lampe in der Hand wirbelte er herum. Die Präsenz war verschwunden! Misstrauisch beugte er sich erneut über die Brüstung. Die Lampe spendete ihm Sicherheit und sein schneller Atem beruhigte sich. Er Atmete einmal tief aus und schüttelte den Kopf, selbst wenn er sich unter den Kameraden lustig machen würde, er würde erstmal seine Ängste beichten, besser so als jemanden gefährden! Er brauchte wirklich mal eine Pause! Während er sich umdrehte blitze es erneut. Eine maskierte Gestalt stand direkt vor ihm. "Nein. Du wirst keinen Alarm schlagen." flüsterte die maskierte Gestalt. Dann griff die Person ihn an den Hals. Als er sich wehren wollte entglitt der Maskierte jedem seiner Griffe, und plötzlich hatte sich ein kräftiger Arm um seinen Hals gelegt. Er musste, er musste irgendwie Alarm schlagen. Seine Hände griffen in die Luft und versuchten den Arm los zu werden. Doch es war vergebens. Langsam verblasste seine Sicht...