Wieder einmal ein neuer Tag in Brooklyn, und Lisa war heute nicht gut gelaunt, sie wurde von Bohrgeräusche geweckt, die aus der Nachbarwohnung kamen. Ein neuer Nachbar schien eingezogen zu sein. Müde und genervt schleppte sie sich in ihren rosa Badeschlappen in die Küche und machte sich einen Kaffee. Gähnend lehnte sie sich an die Theke und wartete darauf, dass ihre Kaffeepadmaschine fertig wurde. Wieder bohrte der neue Nachbar und Lisa verdrehte die Augen.
»Hör endlich auf damit« , schrie sie die Wand an. »Es ist erst sieben Uhr morgens.«, sagte sie genervt und nahm ihre Kaffeetasse aus der Padmaschine. Sie nahm einen kleinen Schluck nur, um die Tasse dann erschrocken wieder wegzustellen.
»Verdammt ist das heiß.«, fluchte sie.
Es klingelte an ihrer Tür. So früh am Morgen hatte sie niemanden erwartet. Lisa ging zu Tür und sah durch den Spion. Ein Mann mit dunklen Haaren, in einem weißen Hemd stand vor der Tür und hielt etwas in der Hand. Der Mann sah selbst durch den Spion sehr attraktiv aus, weshalb sich Lisa, bevor sie die Tür öffnete, zurechtmachte. Sie öffnete die Tür und sah in einen Mann mit einem äußerst charmanten Lächeln im Gesicht.
»Guten Morgen. Ich bin Ethan ihr neuer Nachbar. Ich wollte mal nachsehen, wen ich mit meinem Bohren heute früh geweckt habe, und mich entschuldigen für die Störung.«, sagte er mit einem Lächeln, das Lisa schmelzen ließ. Er war es also, der sie aus ihren Träumen gerissen hatte. Und nun stand ein Traum von einem Mann vor ihr. Ethan gab ihr eine Tüte und bat sie um Verzeihung.
»Hier drin sind ein paar Brötchen. Ich dachte das könnte ihren Morgen wieder besser werden lassen.« Lisa stand total verdattert mit offenen Mund vor ihm, verloren in einen Tagtraum. »Hallo? Miss?«, Ethan wedelte mit seiner Hand vor ihren Augen umher. Sie blinzelte ein paar Mal und erwachte verlegen aus ihren Tagtraum.
»Oh was? Okay. Danke.«, sie nahm die Brötchen dankend an und lächelte verlegen. Sie hatte keine Ahnung, was er eigentlich gesagt hatte.
»Geht es ihnen gut? Sie schienen eben etwas abwesend zu sein?«, fragte Ethan besorgt.
»Ja. Alles in Ordnung. Ich bin nur.. noch etwas müde.«, versuchte, Lisa sich rauszureden. »Sie sehen ja selbst, ich bin noch nicht tagestauglich«, sie sah an sich herunter und zupfte an ihrem Pyjama. Sie vergaß total, dass sie gerade sehr ungepflegt in ihren rosa Hasenpyjama vor ihm stand.
»Mist, ich bin ja wirklich noch im Pyjama. Verdammt.«, es war ihr sehr peinlich gerade, vor einem Traummann, wie Ethan in ihren Pyjama und mit zerzausten Haaren zustehen.
»Also ich find es ganz angenehm, einfach mal eine Frau ungeschminkt zu sehen.«, sagte Ethan versöhnlich.
»Aber ich muss auch wieder in meine Wohnung und weiter machen.«, er deutete um die Ecke zu seiner Tür. »Also bis später vielleicht.« Er ging zurück in seine Wohnung und ließ Lisa sprachlos in ihrer Tür stehen.
Lisa dachte, sie würde noch schlafen, und kniff sich in den Arm. »Verdammt. Das ist wirklich passiert. Wie peinlich.«, fluchte sie leise. Bevor noch mehr peinliche Sachen in Pyjama passieren konnten, zog sie sich schnell an und putzte sich die Zähne. Ihr Kaffee war inzwischen kalt und so mochte sie ihn nicht mehr, also machte sie sich stattdessen erstmal die Haare, und holte sich ein Mineralwasser aus dem Kühlschrank. Sie hatte keine Zeit mehr, denn sie musste zu ihrer Schicht in den Supermarkt. Ihre Chefin Mrs. Jefferson wartete bereits auf sie, denn Lisa war mal wieder viel zu spät dran.
»Miss Newton. Langsam wird das zu Gewohnheit. Sehen sie zu, dass sie an ihre Kasse kommen. Die Kunden werden langsam ungeduldig.«, sagte sie mit Zornesfalten auf ihrer Stirn.
»Ja Mrs. Jefferson, bin schon unterwegs.« Lisa schnappte sich ihren Kittel und ihre Kasse und ging an ihren Platz. Die Kunden stand bereits Schlange und riefen von ganz hinten. Einen nach dem Anderen arbeitete Lisa ab, so schnell sie konnte, bis nur noch ein Kunde wartete.
»Hey Nachbarin. So sieht man sich wieder.«, Ethan blickte sie lächelnd an. Lisa sah überrascht nach oben und sah in die dunklen Augen von Ethan. Sie wurde rot. Wieder einmal erwischte er sie in einem Moment, der ihr unangenehm war.
»Hallo. Ja ich arbeite hier«, schüchtern steckte sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und zog seine gekauften Sachen über den Scanner. »Sie kaufen aber viel Fleisch.«, stellte sie fest.
»Ja ich mag Steak sehr gerne, vor allem wenn es noch blutig ist.«, Ethan zwinkerte ihr zu. Und wieder wurde sie rot. Lisa kassierte ihm ab und wünschte ihn einen schönen Tag. Er winkte ihr zu und ging wieder.
Nach Feierabend schloss, sie die Tür des Supermarkts ab, und wollte nachhause. Doch sie hatte nicht mit Ethan gerechnet, der an der Hintertür auf sie wartete. Lisa erschrak bei dem düsteren Anblick von Ethan in der Dunkelheit.
»Haben sie mich erschreckt. Was machen sie denn hier hinten?«, fragte sie, während sie Luft holen musste.
»Ich hab auf dich gewartet Lisa.«, sagte er lächelnd.
»Wieso? Wir sind doch Nachbarn.«, sie versuchte, ruhig zu bleiben, denn die Tatsache, dass er im Dunkeln auf sie wartete, machte sie nervös.
»Ich dachte mir, du hast vielleicht Hunger. Ich hab nämlich Hunger.«, er grinste sie verheißungsvoll an. Lisa stammelte nervös vor sich hin. Entweder er wollte nur nett sein oder er ist ein Serienkiller und Lisa sein nächstes Opfer, dachte sie. Sie hatte die Wahl, entweder sie sagt, dass sie kein Interesse hat, entging damit einen Mord oder einem Essen mit einem Traummann, oder sie ging mit, würde getötet und hatte einen tollen Abend. Wenn Ethan sie nur nicht so nervös gemacht hätte, dann hätte sie viel klarer denken können. So entschied sie sich aus dem Bauch heraus für einen schönen Abend mit Ethan.
Die Serienmörder sahen immer harmlos aus, dachte sie.
»Ok aber du lädst mich ein.«, fordert sie.
»Natürlich sehr gerne. Worauf hast du Lust?«, fragte er und drehte sich um, um loszugehen. Ihr war nach etwas schnellen, also schlug sie vor, dass sie Burger essen gehen.
»Ich hab schon ewig keinen Burger gegessen.«, schwärmte sie.
Ethan war neu in Brooklyn, er kannte sich nicht aus, also schlug er Lisa vor, dass sie ihm zeigt, wo es den besten Burger gibt. Sie führte ihn zu einem Imbiss, wo eine Freundin von ihr arbeitete.
»Hier gibt´s den eindeutig besten Burger der Stadt, denn meine Freundin macht sie.«, sagte sie stolz.
»Ich bin sehr gespannt.«, erwiderte Ethan lächelnd. Er hielt ihr ganz gentlemanlike die Tür auf und ließ sie zuerst rein.
»Ah Lisa. Du warst ja schon ewig nicht mehr hier.«, rief ihre Freundin aus einer Ecke hinter dem Tresen.
»Siehst du«, zwinkerte Lisa Ethan zu. Sie setzten sich an den Tresen und bestellten.
»Einmal deinen berühmten Doppelwhopper Deluxe. Ich verhungere gleich.«, gab Lisa ihre Bestellung auf.
»Ich möchte nur einen gebratenen Burger, nicht ganz durchgebraten bitte.«, sagte Ethan. Lisa und ihre Freundin sahen ihm verwundert an.
»Ich bin kein so großer Brötchenesser, und ich hab ja gesagt ich mag mein Fleisch gerne blutig.«, er lachte beide an.
»Stimmt, hast du gesagt.«,gab Lisa zu. Sie unterhielten sich den ganzen Abend und Ethan brachte sie bis zu ihrer Wohnungstür.
»E war ein sehr schön Abend, ich danke dir«, sagte Ethan und strich sanft mit der Hand über ihre Wange während er ihr tief in die Augen sah. Lisa hielt die Luft an und dachte, gleich küsst er sie. Doch Ethan sagte nur leise »Gute Nacht« drehte sich um und ging in seine Wohnung.
Er ließ Lisa wieder einmal sprachlos vor ihrer Tür stehen. Lisa holte wieder Luft und ging in die Wohnung. Mit einem heftigen Herzklopfen schloss sie die Tür. Nach dem sich ihre Peinlichkeit gelegt hatte, ging sie ins Bett.
Am nächsten Morgen wollte sie sich Pfannkuchen machen, doch ihre Eiern waren schon aufgebraucht. Lisa überlegte, wo sie Eier für ihr Frühstück herbekommen sollte. Nach kurzer Überlegung, wie andere das machen, fiel ihr Ethan ein. So ging sie nebenan klingeln, um nach Eiern zu fragen.
»Guten Morgen Herr Nachbar.«, sagte sie und sah Ethan verwundert an. Ethan stand in Unterhose in der Tür, und es lief ihn eine rote Flüssigkeit an den Mundwinkeln herunter. »Du hast da was am Mund«, meinte Lisa und deutete auf sein Gesicht.
»Oh. Das ist...« Er sah seinen verschmierten Finger nach dem Abwischen an. »Ketchup. Ich hatte grad Rührei mit Ketchup zum Frühstück.«, sagte er und leckte sich den Finger ab.
»Ok. Da du gerade von Eiern sprichst...« Fing Lisa an.
»Ja?«, erwartungsvoll, sah Ethan Lisa an.
»Hast du zufällig welche?«, fragte Lisa lächelnd.
»Was?«, verdutzt sah Ethan sie an. Er hatte die Frage zweideutig verstanden.
»Ich meine zum Frühstück, ob du noch Eier übrig hast. Ich wollte Pfannkuchen machen, und meine Eier sind alle.« Versuchte sie, die Lage zu retten. Sichtlich erleichtert erwiderte Ethan:
»Achso. Sorry, dass waren die letzten Eier.«, er zuckte unschuldig mit den Schultern und zog hinter sich die Tür ran.
»Wenn du die noch weiter ran ziehst, fällt sie zu, und du kommst nicht mehr rein.«, meinte Lisa.
»Was? Ähm. Achso die Tür. Stimmt. Ok ich muss wieder rein, mich anziehen und so.«, sagte Ethan und verschwand schnell wieder hinter seiner Tür.
»Ja Ok..«, meinte Lisa noch und ging wieder in ihrer Wohnung. Das Verhalten von Ethan, fand sie jetzt im Nachhinein seltsam. Er wollte wohl nicht, dass sie seine Wohnung sah. Lisa dachte sich, dass es bestimmt eine typische Singlewohnung wäre und daher chaotisch, vielleicht war es ihn einfach nur peinlich.
Ein paar Stunden später klingelte es an Lisas Tür. Es war Ethan.
»Hi Nachbarin. Ich muss einkaufen. Unter anderen Eier«, zwinkerte er Lisa zu. »Hast du vielleicht Lust mir die Stadt beim Shoppen zu zeigen?« Er lud sie zum Shoppen ein, nach dem sie den letzten Abend ohne getötet zu werden, überstanden hat, hatte sie keine Angst, mehr davor mit ihm unterwegs zu sein. Sie überlegte nicht lange, und sagte zu.