Diese Geschichte ist meinen Followern auf Mastodon gewidmet, denn ich habe mir über Umfragen ein paar Randbedingungen geben lassen, die ich in der Story umsetzen möchte. Also auch eine Art Prompt.
Das wurde mir mitgegeben:
Unser Hauptcharakter ist Single, Goldschmied und 45 Jahre alt.
Er möchte mal einen Fetisch ausleben, den er bisher nicht ausgelebt hatte: an fremden Sachen riechen.
Folgende Worte sollen in der Geschichte vorkommen:
Superkallifragelistigexpialigetisch, Eismaschine, gebrannte Mandeln, Schniggendiller, Flitsche, Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz.
Wenn ihr mir auf Mastodon folgen möchtet, könnt ihr das hier tun: https://bunt.social/@Gaydoens (Achtung, ich bin auch dort ab und an in der „Unterwelt“ unterwegs). Und wenn ihr nicht wisst, was Mastodon ist, und Hilfe dazu benötigt: Ich habe hierfür eine Gruppe geschaffen: https://belletristica.com/de/groups/1678-mastodon#group – gerne beitreten.
So, jetzt aber zur Geschichte, euch viel Spaß!
***
Anna kam in die kleine Werkstatt hinter dem Verkaufsraum und wedelte mit einem Zettel: „Siehst du? Ich habe eben Ohrringe von dir verkauft.“
Bert blickte auf und lächelte: „Dankeschön, welche waren es?“
„Die, die aussahen wie gebrannte Mandeln.“
Bert wollte etwas nach ihr werfen, hatte aber nur den Ringstock in der Hand, und der hätte Anna dann doch verletzen können. Und das war wirklich das Letzte, was er wollte. „Das waren keine gebrannten Mandeln, das waren ovale, liebevoll aufgeraute Hingucker!“
Anna lachte. Sie war auf jeden Fall besser beim Verkaufen der Schmuckstücke, die sie in dem gemeinsamen Laden herstellten. Ganz offensichtlich nutzte sie ihren Charme aus, während Bert meist schon damit Probleme hatte, als Goldschmied akzeptiert zu werden. Er war das Gegenteil von jemandem, der filigranen, individuell angefertigten Schmuck herstellte: groß, volles, schulterlanges Haar und Vollbart, und unter dem Kopf einen Körper, der mit nur wenig Training wie der eines Bodybuilders aussah. Doch in eben diesem Körper steckte ein Geist, der zart und introvertiert durchs Leben ging. Selbst seine tiefe, sonore Stimme schaffte es nicht, dieses Innere zu überspielen, wenn er es nicht darauf anlegte.
„Ich werde wohl bald Feierabend machen“, wechselte er das Thema.
„Gehst du wieder trainieren?“
Er brummte nur zur Bestätigung.
Anna lehnte sich an die Tür: „Glaubst du wirklich, du bekommst nur dann einen ab, wenn du gut aussiehst?“
„Es tut ja auch mir gut.“
„Einen Mann fürs Leben findet man aber nicht mit einem bestimmten Oberarmdurchmesser, sondern in dem man mit ihm spricht. Und vielleicht muss es ja auch nicht Mr. Superkallifragelistigexpialigetisch sein, sondern irgendein Karl-Heinz.“
Er schaute nicht auf, sondern arbeitete weiter an dem Ring.
„Ach Berti“, er tat ihr leid. Sie wusste, wie sehr er sich einen Mann an seiner Seite wünschte. Viel zu lange hatte er mit seinem Coming-Out gewartet, hat lieber irgendwelche Geschichten erzählt, als sich mit Menschen zu verbinden, die ihm hätten helfen können, ihn in die Szene mal mitnehmen. Doch er war menschenscheu. Dass er überhaupt in ein Fitnessstudio ging, wunderte sie. Vielleicht forderten die Hormone wenigstens ein, andere Männer unter der Dusche anzuschauen. Sie wusste es nicht.
„Alles gut.“ Er legte seine Arbeitssachen zur Seite und räumte seinen Platz auf, legte sein aktuelles Werk in den Tresor. „Sperrst du nachher zu?“
„Ja, klar. Wünsche dir einen schönen Abend!“
Er lächelte und bedankte sich. Denn heute, so nahm er sich fest vor, heute wäre dieser eine Typ wieder da wie jeden Donnerstagabend, und vielleicht würde er ja heute von ihm gesehen werden.
***
„Ah, Herr Schniggendiller. Fleißig, fleißig.“
Bert lächelte nur als Antwort.
„Und in zwanzig Minuten startet ein neuer Yoga-Kurs mit Karl-Heinz.“
„Äh...“, er wusste nichts damit anzufangen.
„Bei mir“, eine fröhliche Stimme meldete sich von hinten. Bert drehte sich um und sah in zwei stahlblaue Augen, die er nur allzu gut kannte. ER war es, wegen ihm ging er jeden Donnerstag hierher. „Ach, kennen wir uns nicht? Du trainierst schon ein paar Wochen hier, oder?“
„Äh...“, sein Puls war in eine Höhe geschnellt, die weder Denken noch Antworten zuließen. Er betrachtete stattdessen die blonden Locken des anderen, die diesem Karl-Heinz eine grundlegende Fröhlichkeit verliehen. Oder war es dessen zauberhaftes Lächeln?
„Also, in zwanzig Minuten im Raum zwei.“
„Ok“, stammelte der Schmied. Yoga. Warum ausgerechnet Yoga? Er war froh, dass er ein paar Muskeln aufbauen konnte, aber beweglich war er überhaupt nicht.
Die Frau am Empfang holte seine Gedanken zurück: „Also, hier ist der Spindschlüssel, noch ein Getränk?“
„Ja, gerne“, er hatte vergessen, dass er selbst etwas dabei hatte, so sehr war er aus dem Tritt gebracht.
Zwanzig Minuten später betrat er Raum zwei. „Na toll“, dachte er für sich. Alles Frauen und er der einzige Mann. Damit hätte er ja rechnen können. Aber sei es drum. Er holte sich wie die anderen eine Matte vom Stapel und suchte sich in den hinteren Reihen einen Platz. Vermutlich sind alle hier im Raum eh viel erfahrener und seine Unbeweglichkeit wollte er nicht preisgeben.
„So, dann wollen wir mal“, begann der Trainer. „Ich bin Karl-Heinz, nennt mich aber einfach Kalli.“
„Hi Kalli!“, kicherten zwei junge Damen in der ersten Reihe, worauf er diese anschaute und ihnen zublinzelte. Berts Herz rutschte in die Hose. „Was für eine Verschwendung“, dachte er böse. Aber jetzt war es zu spät, er wusste mit dieser Reaktion, dass er keine Chance bei Kalli haben würde. Verdammt. Er hatte ihn über Wochen angeschmachtet.
„Also, das ist heute ein Versuch, ob der Kurs ankommt, was wohl der Fall ist, so viele, wie hier sind. Sonst bin ich ja eher auch nur Mitglied im Studio. Und ich hoffe, euch macht es genauso viel Spaß wie mir.“ Dann begann er mit Berts Martyrium. Es war ihm unfassbar, dass ein Kerl wie Karl-Heinz, der auch eher Muskelaufbau betrieb, so beweglich sein konnte. Und seine eigene These, dass jemand mit vielen Muskeln eher weniger beweglich war, wurde vehement widerlegt.
Schließlich hatte er es überstanden und blieb für einen Moment vollkommen fertig liegen und schloss die Augen.
„Na? Überlebt?“
Bert erschrak und riss die Augen auf. Mit einem Lächeln stand der Trainer über ihm. Gefiel dem jetzt auch noch, dass er so viel besser war als er selbst? Was bildete der sich eigentlich ein? Und dann auch noch diese Dreistigkeit, dass er ihm eine Hand hinhielt, um ihm hoch zu helfen.
„Danke, geht schon“, verneinte er das Angebot, erhob sich und brachte die Matte zurück auf den Stapel. Wortlos verließ er den Raum und gönnte sich noch ein wenig Wellness in der Sauna. Zum Glück war dort nicht viel los. So konnte er seinen Gedanken an einen anderen Mann als Karl-Heinz nachgehen. Warum auch immer hatte er nur so viel Pech?
Nach dem zweiten Saunagang ging er zurück zur Umkleide. Niemand war da, doch jemand hatte sein verschwitztes T-Shirt und seine Wäsche auf der Bank liegen lassen, statt sie wegzuräumen. Wer auch immer es war, er war gerade unter der Dusche und summte ein Lied. Seine Gedanken kreisten um die Wäschestücke. Nein, das machte man nicht. Natürlich nicht. Doch. Nein, wenn jemand in die Umkleide käme. Aber bestimmt rochen sie total männlich. Wie oft hat er sich vorgestellt, den verschwitzten Duft eines Mannes zu riechen. Nicht im Vorbeigehen oder in einer überfüllten Straßenbahn im Sommer. Sondern diese Art Schweiß, die anscheinend von Hormonen nur so strotzte, wie so oft hier im Studio. Also setzte er sich direkt neben die Textilstücke. Das wäre am unauffälligsten. Doch der Schweiß war immer noch zu weit weg. Endlich traute er sich und nahm das T-Shirt in die Hand und hielt es sich an die Nase. Zuerst vorsichtig, dann immer intensiver sog er den Duft in sich ein. Das Gefühl purer Männlichkeit stieg in ihm auf. Ob er auch mal...? Er traute sich nicht, den Gedanken zu denken, doch seine Hand hatte schon längst nach der Unterhose gegriffen. Wie sie wohl riechen würde? Nur eine Armbewegung später wusste er es – und es war herrlich. Es erregte ihn alles daran, der Duft genauso wie die Fantasie, dass sie vor kurzem noch ein Stück Männlichkeit verpackt hatten, das er gerne mal ausgepackt hätte. Der Geruch erfüllte ihn und ließ ihn die Schmach des Yoga-Kurses komplett vergessen.
Ein Husten ließ ihn zusammenfahren. Schnell ließ er die Hose auf die Bank fallen und drehte sich um. Die Augen, in die er schaute, kannte er. ER war es. Schon wieder. Und dieses verdammte Lächeln. Warum musste der so grinsen? Er stand da, als hätte ihn eine Eismaschine zum Erfrieren gebracht, konnte nicht reagieren, als Kalli sich auf ihn zubewegte. Ganz dicht stand er vor ihm, fixierte ihn. Er beugte sich etwas, doch Bert war von der Schönheit des anderen zu geblendet, um mitzubekommen, was der tat.
„Na, gefällt dir der Geruch?“
„Äh...“, musste er ausgerechnet heute einen Stottertag haben?
„Ich meine den hier“, und damit streckte der Yogi ihm seine Unterhose wieder unter die Nase. Kalli kam ihm sehr nahe, doch durch die betörende Wirkung des Duftes bemerkte er es nicht. Flüsternd landeten diese Worte in seinem Gehör: „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nicht geduscht.“ Er nahm ein paar mehr Atemzüge und merkte, wie sich eine Hand an seiner Körpermitte zu schaffen machte. Erst da bemerkte er, wie hart seine Erektion bereits war.
Doch das war zu viel, das konnte nicht sein, nein, das durfte nicht sein. Jäh endete sein Trancezustand und er riss sich von ihm los. „Tschuldigung!“, stammelte er. „Entschuldigung, das äh, das äh... Es tut mir leid.“
Fragend sah ihn der andere an. „Sicher?“
Spätestens jetzt lief Berts Kopf knallrot an.
„Also, ich stehe ja mehr auf geduscht. Aber ich bin ja offen, wenn der Kerl so heiß aussieht, wie du.“ Bert traute seinen Ohren nicht. „Los, geh dich duschen, ich warte am Eingang.“ Mit diesen Worten ließ er ihn einfach stehen und wandte sich seinem Spind zu.
„Himmel, wie peinlich“, dachte Bert bei sich. Das konnte doch nicht gut ausgehen. Schnell verschwand er selbst unter der Dusche und ließ sich Zeit. Mit Sicherheit ist der andere verschwunden, wenn er fertig wäre.
Doch wieder hat er sich getäuscht. Tatsächlich wartete Karl-Heinz am Empfang und trank noch etwas mit den beiden Frauen, die ihn im Kurs so angehimmelt hatten. Das war Berts Chance. Einfach verschwinden, ohne dass er gesehen wurde. Zuhause würde er sofort die Kündigung für das Studio schreiben müssen.
Er saß gerade am Auto, als die Beifahrertür geöffnet wurde und der Mann mit den stahlblauen Augen einstieg.
„Äh...“, ach verdammt, was war nur los mit ihm? Kein gerade Satz kam aus seinem Mund.
„Ist ok, meine Schwester hatte mich mitgenommen, und da ich morgen nur an meiner Arbeit schreiben werde, kann ich heute auch noch mit zu dir kommen.“
Das ging alles sehr, sehr schnell. Viel zu schnell.
„Na komm, ich himmele dich seit Wochen an, und erst seit heute weiß ich, dass du auch auf mich stehst.“
„Was?“ Immerhin, ein Fragewort, wenn auch noch kein vollständiger Satz.
„Das hast du nicht gemerkt?“
„Äh, nein“, sagte er. Konnte es wirklich sein, dass er sich so gut verstecken konnte, dass der andere nie gemerkt hatte, dass er doch einen Crush auf ihn hatte? Doch so war es wohl.
„Also, dann fahr mal los, Berti. Damit wir heute noch was voneinander haben, morgen muss ich mich wieder meiner Arbeit widmen.“
Er startete den Motor. „Was für eine Arbeit?“
„Ach, ich muss mich gerade in einer Weiterbildung mit dem Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz beschäftigen.“
„Dem was?“
„Ein altes Gesetz, ist schon aufgehoben. Ich mache eine Weiterbildung zum Ernährungsberater und in dem Kurs über Lebensmittelherstellung ist das mein Referatsthema. Irrsinn vergangener Tage, jeder darf sich mit etwas bereits nicht mehr gültigem beschäftigen.“
„Klingt spannend.“
„Ist es aber nicht“, lachte der andere. Es war ein fröhliches, echtes Lachen und genau dieses Lachen brach das Eis in Berts Herzen, und so traute er sich an dieses kleine Abenteuer heran und fuhr los nach Hause.
Bert parkte vor dem Haus. „Willst du noch einen Kaffee?“
„Nee, ich mag keinen Kaffee.“
Bert wusste nicht, darauf zu antworten. Sie schwiegen einen Moment.
Karl-Heinz wurde ganz ernst: „Sag mal, bin ich etwa dein erstes Date?“
Nein, das war er nun nicht gerade, aber die schlechten Erfahrungen aus den vergangenen Jahren, in denen er sich nie an auf etwas Längerfristiges hat einlassen können, nagten an ihm. Und so konnte er wieder nicht antworten.
„Mmh, also, wenn du in die Kommunikation einsteigst, wird es auf jeden Fall nicht schlechter als jetzt.“
Das hatte Bert heute schon einmal gehört – und musste darüber tatsächlich ein wenig lächeln. Etwas zögerlich meinte er: „Wollen wir vielleicht noch zusammen...“, doch er wurde direkt unterbrochen.
„Ja, klar. Gerne!“ Direkt stieg Kalli aus und schloss die Tür.
Für sich sprach Bert zu Ende: „...einen Film schauen oder so?“ Aber es musste wohl jetzt einfach so weitergehen, wie es eben weiterging.
Er öffnete die Wohnungstür und ließ seinen Gast hinein. Ein in warmes Licht getauchter Flur empfing sie, ordentlich aufgeräumt und mit ein wenig selbstgemachter Kunst dekoriert.
„Wow, du hast es echt hübsch.“
„Danke! Komm hier entlang ins Wohnzimmer. Was magst du trinken?“
Als der andere „Wasser“, sagte, atmete der Gastgeber durch. Er hatte gar nichts anderes im Haus. Nur Kaffee und ein paar Beutel Tee.
„Gucken wir einen Film vielleicht?“
Das ließ ihn durchatmen. Er hatte damit gerechnet, dass sie übereinander herfallen würden, er es genießen könnte, wenn auch nur kurz, um dann wieder in das Loch der Enttäuschung zu fallen, dass es nur ein One-Night-Stand wäre.
„Gerne. Ich habe Netflix, wollen wir uns da was raussuchen? Oder schaust du Serien?“
„Was immer du willst. Gerne können wir auch eine Serie schauen, einfach nur gemütlich.“
„Gemütlich klingt gut.“ Er holte das Wasser und ein paar Erdnüsse und dann machten sie es sich bequem auf dem Sofa. Bert schaltete Netflix ein und eine Serie, die er gerade durchschaute.
So saßen sie da, einfach nur nebeneinander, und ließen sich von der Spannung, die aus dem Fernseher kam, gefangen nehmen. Irgendwann landete Kallis Hand auf seinem Oberschenkel. Die Wärme, die von ihr ausging, schien ihn zu verbrennen. Er schaute auf die Finger, die ihn da berührten, und empfand auch diese Hand als absolut ästhetisch. Also folgte er der Einladung und rückte etwas näher an den anderen, in der Hoffnung, eine Schulter zu finden, an die er sich anlehnen konnte. Ob er die erhalten würde? Ob er die endlich finden würde?
„Sorry, dass ich vorhin so forsch war“, flüsterte der Yogi ihm ins Ohr. „Aber du hast so sexy ausgesehen, und ich wusste nie, ob du überhaupt...“, er sprach nicht zu Ende.
„...schwul bist? Ja, bin ich.“
„Und riechst du öfter an fremder Wäsche?“ Die Frage hätte lächerlich sein können, aber sie war vollkommen ernst gemeint.
Bert schüttelte nur den Kopf.
„Möchtest du noch einmal?“
Nie hätte er damit gerechnet, dass jemand das ernst nimmt. Doch er schaffte es nicht, Worte für eine Antwort in einem Satz zusammenzufügen.
„Na los, riech an mir.“
„Äh, ich soll was?“
„Riech an mir. Ich möchte wissen, ob du mich riechen kannst.“
Langsam, beinahe in Zeitlupe, bewegte Bert seinen Kopf zu seinem Gast rüber. Immer auf der Hut, ob der ihn nicht doch veräppelte. Doch dessen Gesicht blieb ernst. Er begann, an dessen Oberkörper zu riechen. Das Duschgel war beinahe penetrant, es roch nur aus der Entfernung gut. Doch unter den Achseln drückte sich der wahre Duft des Mannes durch die Barriere eines Deos. Ein wenig lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Kalli schob seinen Pullover und sein Shirt hoch, sodass der Kunsthandwerker direkt an der Haut riechen konnte. Langsam nahm er die Veränderung wahr, als er über dem Bauch ankam. Es war etwas leicht Salziges mit dabei, vielleicht hatte Kalli nach dem Sport noch etwas nachgeschwitzt? Auf jeden Fall ging es in eine Richtung, die ihn erregte. Mutig ließ er seine Nase weiter erforschen. Roch an jedem Quadratzentimeter des anderen, und je tiefer er kam, desto besser roch es für ihn. Er gab dem Bauchnabel einen Kuss, was Kalli kitzelte.
„Nimm dir alles, was du möchtest“, war die Einladung. Das ließ er sich nicht zweimal sagen, und knöpfte mutig die Jeans auf, rieb mit der Hand über die Unterwäsche des anderen, spürte, dass auch Kalli davon erregt war. Der hob die Hüfte kurz an, um sich die Jeans von den Beinen zu streifen. Eine bordeauxrote Unterhose mit breiten, weißen Nähten verpackte die Männlichkeit, die sich deutlich abhob. Hier war das Duschgel kaum noch zu riechen, dafür eine leichte Prise von einer verführerischen Wärme des anderen. War das Testosteron? Er wusste nicht, wie jemand mit Testosteron roch, aber das hier kam seiner Fantasie am nächsten. Glücksgefühle durchströmten ihn und er drückte seine Nase in den Stoff, spielte mit der Härte, die sich darunter befand, und die ganz offensichtlich ein paar Lusttropfen in den Stoff abgaben. Seine Hände fingen ebenfalls an, mit dem anderen zu spielen. Streichelten ihn, rieben ihn, und immer wieder saugte er den Duft der Männlichkeit in sich auf. Er merkte gar nicht, wie der andere anfing, schwerer zu atmen und immer wieder zu stöhnen. Er kniete sich vor das Sofa, um die Mitte des anderen noch besser in sich aufnehmen zu können. Kalli wiederum legte seine Beine auf Berts Schultern ab. Nun gab es kein Halten mehr, immer intensiver verfiel er dem Duft und der Geilheit dieses Mannes, rieb sich an ihm, ergab sich seiner Lust und trieb auch den anderen zum Höhepunkt, der sich schließlich der Erlösung hingab, was einen erneuten Duftrausch bei Bert auslöste. Nur kurz rieb er sich selbst im Schritt, um ebenfalls das Zucken des Orgasmus durch seinen Körper zu schicken.
Es dauerte ein wenig, bis bei beiden der Verstand wieder das Ruder übernehmen konnte. Angefüllt vom Glück lächelten sie sich an.
„Wow“, unterbrach Kalli die Stille.
„Allerdings“, bestätigte Bert.
„Ich bin ja kein Kind von Traurigkeit, aber so viel Geilheit erlebe ich dann doch nicht so oft.“
Was wollte er damit nur sagen? War das jetzt gut oder schlecht? Zweifel, die er nur allzu gut kannte, fingen direkt an zu nagen. Er setzte sich wieder neben seinen Gast. Der nahm eine Hand und drehte Berts Kopf zu ihm.
„Darf ich dich küssen?“
Als Antwort kam er ihm einfach entgegen, bis sich ihre Lippen berührten. Sanft nur und lediglich die Zungenspitzen spielten miteinander. Sie genossen eine Weile den Geschmack des anderen, bis sie sich wieder trennten.
„So jemanden wie dich habe ich noch nie erlebt. Das war“, er suchte nach Worten, „das war einfach nur wow. Du bist wow.“
Bert lächelte als Antwort. Das Glück strahlte auf seinem ganzen Gesicht.
„Jetzt, äh, bräuchte ich vielleicht doch wieder eine Dusche. Und vielleicht hättest du noch eine Unterhose für mich?“, lachte er.
Noch im Wohnzimmer zogen sie ihre Kleidung aus und gingen unters warme Wasser, spülten sich das Ergebnis ihrer Zweisamkeit vom Körper, als etwas herunterfiel.
„Oh, bei mir fällt die Flitsche auch öfter herunter.“
„Wie nennst du das?“, musste Bert lachen. „Flitsche?“
„Ja, wie sonst?“
„Das ist ein Abzieher.“
„Mir gefällt Flitsche“, gab er zurück und spielte leicht beleidigt.
„Und ich glaube, du gefällst mir.“ Es war der mutigste Satz, den Bert seit langem gesagt hatte – und zur Antwort gab es einen Kuss.