Diese Geschichte ist entstanden aus dem April-Prompt der Gruppe Beauties and Beasts – Adults Only (https://belletristica.com/de/groups/432-beauties-and-beasts-adults-only#group). Der Prompt zeigte das Bild eines Männerkörpers, der gerade aus dem Wasser (See/Meer) aufsteigt oder dort hineingeht. Man sieht weder ein Gesicht noch die intimen Details, nur den trainierten Männerkörper mit einer Kette um den Hals, die auf einen US-amerikanischen Soldaten hinweisen könnte. (https://www.dropbox.com/s/y8jphctj3jl87h8/2018-01-12%2010.42.31.png?dl=0)
Ich habe mich dafür entschieden, etwas experimentell zu schreiben, sodass der Text entweder kursiv geschrieben ist für die Gedanken des einen und fett für die Gedanken des anderen. Normaler geschriebener Text ist das, was er ist: normaler Text.
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32 Grad im Schatten. Wie soll ich das nur aushalten? Ich bereue meine Entscheidung überhaupt nicht, für den heutigen Tag den Baggersee als Aufenthaltsort gewählt zu haben. Ich war schon fünfmal im Wasser, so langsam kühlt das Nass nicht mehr. Zum Glück war ich früh genug da und habe meine Liegedecke dort ausgebreitet, wo ich jetzt am Nachmittag, wenn mehr Leute kommen, im Schatten liege. Außerdem ist es perfekt zum Schauen; ich bin ja nicht umsonst an den schwulen FKK-Strand gegangen.
Ich liebe die Sonne, die Wärme und das Wasser. Doch warum wollte meine Schwester heute unbedingt mit an den Strand? Sie deutet immer an, dass sie schwule Jungs so gerne mag. Vielleicht weil sie keine Gefahr für sie sind, sie sich keine Sorgen machen muss, angebaggert zu werden? Verstehe einer die Frauen. Ich wäre lieber alleine gewesen, selbst ein wenig auf Bräutigam-Schau sein, das sollte mir ja auch nicht so schwerfallen, wobei, der Schein trügt, ich bin da sehr schüchtern, hatte schon zu viele schlechte Erfahrungen gesammelt.
Was um alles in der Welt kommt denn da für ein Geschoss? Tief durchatmen. Der Kerl sieht zwar gut aus, ist aber mit einem Mädchen da, bestimmt seine Freundin. Außerdem, wenn ich an mir herunterschaue, dann brauche ich mir da eh keine Hoffnungen machen: Helle Haut, locker fünf Kilo zu viel Hüftgold, unsportlich. Ich meine, ich komme zurecht mit mir, aber einige Typen sind quasi unerreichbar. Kurz: Ich bin das Gegenteil eines Sunnyboys. Dagegen ist ER das Ideal eines Mannes.
Was meine Schwester wieder hat. Die würde mich mit jedem x-beliebigem Kerl verkuppeln. Aber ich habe Ansprüche! Ich muss nicht gleich jeden Schwanz lutschen, der mir – oder besser gesagt ihr – über den Weg läuft. Unglaublich! Manchmal denke ich, sie hat von uns beiden die größere Hormonstörung. Ich versuche ihr das klarzumachen, doch sie lacht nur. Albernes Ding, albernes. Da gehe ich lieber schwimmen.
Habe ich das eben richtig gesehen? Der will sich von ihr nachher einen blasen lassen? Ein bisschen merkwürdig sind die beiden ja schon. Aber hey, es wäre nicht der schwule Strand, wenn hier nicht ab und an was passieren würde. Aber so offensichtlich muss ich ja nicht dorthin gucken. Nicht dass ich Stielaugen bekomme ... Oh. Mein. Gott. Er geht ins Wasser. Schnell, wo ist mein Buch?
Huch, wer liegt denn da? Der sieht ja süß aus. Und er liest. Jetzt muss ich doch lachen über die Sprüche meiner Schwester. Sie sagt immer: „Wenn man ins Bett geht, soll man immer ein gutes Buch mitnehmen. Oder jemanden, der ein gutes Buch liest.“ So ganz unrecht hat sie ja nicht. Nur Muckies sind auch langweilig.
Vorsichtig über das Buch schauen, nicht dass es auffällt. Meine Güte, was für eine Figur der hat! Der geht bestimmt fünfmal die Woche ins Fitness-Studio. Hat er eben rübergeschaut? Nein, der will nur ein bisschen prahlen. Angeber.
So ein Strand mit Steinen ist echt unangenehm.
Hihi, wie der zum Wasser läuft. Als hätte er zum ersten Mal Steine unter den Füßen. Aber mir gefällt das, denn so kann ich seinen Hintern ein wenig länger beobachten. So kugelig, so fest. Zum Anbeißen!
Da ist ja endlich die Abkühlung. Boah, für die Hitze draußen ist das Wasser aber echt kalt. Langsam, ganz langsam. Es sind zwei schlimme Stellen vor dem Vergnügen: Die erste, wenn mein Sack ins Wasser kommt, da zieht es mir alles zusammen.
Was rudert der denn mit den Armen? Hinein mit dir und schwimm auf dem Rücken!
Und die zweite Stelle, wenn dann auch der Bauch drin ist. Jedes mal brauche ich dafür ewig, wahrscheinlich lachen die anderen Besucher schon.
So, jetzt hat er es geschafft. Winkt der zu mir? Ach nein, zu seiner Freundin. Hey, der schwimmt tatsächlich auf dem Rücken. Na ja. Schade, er streckt nicht die Hüfte hoch. Aber gut, die Hitze steigt mir zu Kopf. Wobei ... Mein zentrales Thermometer füllt sich. Ups! Ich sollte echt nicht nur meinen Schwanz denken lassen. Aber der ist ja eh unerreichbar für mich. Ach egal. Vielleicht schaffe ich es ja, meine Figur für den nächsten Sommer zu verbessern, dann hätte ich da auch eine Chance?
Der Typ unter dem Baum sieht eigentlich zum Anbeißen aus. Habe ich dem gerade echt zugewunken? Nee. Oder doch? Haha, ich werde mutig. Oder übermütig? Aber ach, ich tue mir echt so schwer, außerdem glaubt mir eh niemand, dass ich auf etwas „griffigere“ Typen stehe. Ok, etwas Sport wäre schön, aber was kann ich dafür, dass mein Stoffwechsel kein Fett anbaut?
Himmel! Jetzt steigt er aus dem Wasser. Wie die Tropfen an seinem Körper herunterlaufen. Ich wäre jetzt so gerne so ein Wassertropfen! Oder ganz viele. So bekomme ich meine Erektion aber nicht in den Griff. Wenn ich doch nur der sein könnte, der seine wohlgeformte Männlichkeit nachher zum Höhepunkt blasen dürfte! Wie ich ihm die Vorhaut langsam zurückschiebe, dabei seinen Sack sanft massiere. HILFE, er kommt zurück! Herrje, ich halte den Goethe falsch herum.
Mmh, jetzt schaut er nicht mehr, da habe ich mich wohl getäuscht. Was liest er da eigentlich? Bestimmt so eine Sex-Story, bei der Erektion, die ich da erkenne.
Der Ausblick war den Ausflug an den Baggersee wert. Aber es setzt meinem Selbstbewusstsein jedes Mal zu. Ich sollte echt zusehen, dass ich einen Kerl finde, unter normalen Umstände schaue ich ja auch nicht die ganze Zeit nur Körper an. Mich interessiert der ganze Mann, auch was er tut. Na ja. Es ist Sommer, es ist heiß, es war am FKK-Strand der Schwulen. Der Tag war lang, ich gehe mal heim.
Seine Schwester fing eine große Diskussion an. Wild gestikulierte sie, warum er den Typen nicht angesprochen hatte. Sie fand ihn ja eher unattraktiv, bei seinem Body könne er wirklich jeden Kerl dieser Welt haben.
Er gestikulierte zurück: „Warum ich ihn nicht angesprochen habe? Das weißt du doch, ich bin taub und kann nicht reden. Und ich wurde oft genug in meinem Leben dafür blöde angemacht. Ich habe einfach Angst!“
„Kannst du mir dann sagen“, antwortete sie mit Gesten, „wofür ich dir diese Halskette habe machen lassen? Da steht extra drauf, dass du taub bist, und sie sieht sogar aus wie so eine blöde Soldaten-Kette, nur damit du noch cooler rüberkommst!“
Die nervt! Ich nehme meine Schwester nie wieder mit an den Strand. Vielleicht traue ich mich dann ja mal.