Inktober: Fisch
Der Gestank überwältigt mich schon, als die Ursache davon noch weit weg von meiner empfindlichen Nase ist. Beißend kriecht er in mein Bewusstsein.
Götter, wie ich Fisch hasse.
Warum denken Zweibeiner, dass wir alle gleich sind? Sie fressen doch auch nicht alle das Gleiche, um Himmels Willen.
Nicht lange nach dem Geruch kommt auch der Zweibeiner mit dem langen Fell auf dem Kopf um die Ecke und stellt mir eine Schale mit dem ekeligen Zeug hin. Ich schaue von der Schale auf zu dem Zweibeiner, der mich mit seinen merkwürdigen Lauten ermuntert, doch was zu essen.
Demonstrativ schau ich weg und lasse mich nicht überreden, einen Bissen zu probieren. Ich weiß, dass da noch andere leckere Sachen in deiner kalten Box sind, Zweibeiner, und ich hab wirklich - wirklich - Hunger. Vielleicht eine andere Taktik?
Schnurrend streiche ich um die Beine des größeren Wesens. Ich habe gelernt, dass sie das mögen und mein Geruch wird die anderen davor warnen, meinen Zweibeiner zu adoptieren. Er streicht durch mein Fell und brabbelt weiter seine Laute, die ich nicht verstehen kann. Ich tapse um die Ecke zu der kalten Box und der Zweibeiner folgt mir brav. Miauend springe ich an der Box hoch und versuche ihm deutlich zu machen, dass er mir etwas besseres geben soll.
Von der Box laufe ich zu ihm hin und her und miaue, was das Zeug hält.
Endlich macht der Zweibeiner das gackernde Geräusch, was er immer macht, wenn er sich besonders freut und krault mich nochmal zwischen den Ohren, bevor er die kalte Box aufmacht und mir ein leckeres Stück Fleisch hinhält. Mit genussvollem Schmatzen kaue ich darauf herum.
Na also, es geht doch.