Triggerwarnung: Gaslighting
Ich soll dir vertrauen.
Dass ich nicht lache.
Wieder und wieder hast du mich benutzt, um deinen Willen durchzusetzen. Hast mich manipuliert und meine Worte verdreht. Mit großer Kunst hast du mich mit meinen eigenen Gedanken geschlagen, bis ich nichts mehr weiß.
Jede Ungereimtheit kannst du erklären und jede Tatsache, die ich aufstelle, hinterfragen.
Ich kann das nicht mehr.
Es ist nicht einmal so, als hättest du je irgendetwas schlimmes getan – zumindest nicht, dass ich mir dessen sicher sein könnte. Nein.
Nur alles, was du tust, wird von einem unangenehmen Gefühl begleitet.
Alles was du sagst, wirkt doppeldeutig.
Oder ist es nur meine Paranoia, die mittlerweile immer lauernd darauf wartet Bestätigung zu finden? War ich schon so verunsichert, bevor wir uns kannten?
Nicht einmal das weiß ich noch.
Immer, wenn ich von etwas überzeugt bin, nimmst du mich mit Worten auseinander. Lässt Zweifel an mir selbst keimen und stellst dich über mich.
Beschützend oder bedrängend?
Ich will dir ja vertrauen, deshalb bin ich selbst mindestens genauso verantwortlich wie du.
Immer, wenn der Zweifel wächst und mich vor die Wahl stellt, begebe ich mich auf deine Seite.
Im Zweifel für dich.
Ich kann es ja nicht beweisen. Zu redegewandt ziehst du deinen Kopf aus jeder Schlinge. Schlingen, die du selbst erst ins Leben gerufen hast, wie ich meine, doch du findest mich misstrauisch.
Also schweige ich und beschließe, dir zu vertrauen und dennoch muss ich mich fragen – ist ein für dich gleichzeitig auch ein gegen mich?
Sollte eine Liebe so sein?
Natürlich nicht. Aber könnte ich zweifelsfrei sagen, dass es so ist, wäre ich ja auch nicht länger hier. Oder?
Mein Schädel schmerzt von all den Fragen. Von dem verzweifelten Versuch eine Wahrheit zu finden, die es vielleicht nicht gibt.
Lächelnd sitzt du mir gegenüber, denn du weißt, dass du wieder gewonnen hast. Dass ich dir zustimmen muss, oder verrückt bin.
“Komm her”, sagst du freundlich und ziehst mich in eine Umarmung. Nach kurzer Steifigkeit gebe ich meinen Widerstand auf, wie ich es immer tue, und lasse mich sinken. “Du weißt doch, dass ich für dich da bin.”
Du bist nicht mein Feind. Ich beginne zu weinen und fühle mich schlecht, weil ich dich schon wieder angezweifelt habe. Dass mein Vertrauen nicht groß genug war.
Sanft streichelst du meinen Kopf, während ich meinen Tränen freien Lauf lasse und mich in meiner Verzweiflung an dich klammere. “Alles ist gut”, höre ich dich flüstern und nur zu bereitwillig lasse ich mich von deinen Zärtlichkeiten einlullen. “Ich bin nicht wütend auf dich.”
Ein ersticktes Schluchzen entweicht mir. Ich sollte dir dankbar sein, sagt eine Stimme in meinem Kopf und sofort krächze ich ein “Danke”.
Mit liebevollen Gesten ziehst du mich näher, streichelst mich weiter, bis ich mich langsam beruhige. “Siehst du”, dringt deine Stimme zu mir. Deine Worte fressen sich in mein Gehirn. In mein Herz. “Es ist einfacher, wenn du mir vertraust.”