Strange Meetings-Challenge
Rapunzel vs. Jack Sparrow
Das Fest war in vollen Gange und lautes Gelächter und Geschwatze drang in alle Gassen und Straßen der Stadt. Besucher von nah und fern waren aus der ganzen Welt angereist und drängten sich nun auf dem in der Masse klein scheinenden Platz. Mehrere Bühnen waren am Rand, an dem die Häuserfront anfing, aufgebaut worden, auf denen einige Wettbewerbe und Schauspielereien stattfanden. Die Sonne erreichte kaum den Boden, so voll war es, stattdessen glühte sie auf die Köpfe der Menschen. Wer schlau war, der hatte sich einen Hut aufgesetzt, irgendwo in der Menge erkannte man sogar einige Regenschirme, die zum Schutz gegen die Sonne eingesetzt wurde.
Gerade wurde auf der größten der Bühnen, unter der sich ebenso die meisten Menschen versammelt hatten, ein Hut abgenommen. Ansehnlich der Temperaturen kein guter Schachzug, doch eine andere Wahl blieb dem Mann nicht, der darunter zum Vorschein kam.
Er stach deutlich aus der Menge heraus, ein sehr ungewöhnlicher Typ, der in diesen Gegenden normalerweise nicht vorkam. Seine dunklen Augen waren von schwarzen Schatten umrahmt und sein Bart, der heutzutage so gut wie nicht mehr getragen wurde, war zu drei Zöpfen geflochten. Er hatte etwas Verschlagenes an sich, was kaum zu deuten war. Aber ein Grinsen spielte auf seinen Lippen, als er auf einem ihm zugewiesenen Stuhl Platz nahm.
„Und im Finale stehen Jack Sparrow…!“, ertönte plötzlich eine Stimme, die aus einigen Lautsprechern zu kommen schien, „…und Rapunzel!“
Eine junge Frau betrat nun über ein paar Stufen die Bühne. Ihr langes, blondes Haar hatte sie hochgesteckt, sodass sie nicht über dieses stolperte und sich am Ende noch den Hals brach. Sie trug ein helles, violettes Kleid und ein breites Lächeln auf den Lippen. Ihre grünen Augen huschten vielleicht etwas nervös über die Menge, die ihr zujubelte, während sich das Chamäleon auf ihrer Schulter grinsend verbeugte, als gehöre der Applaus ihm. Auch die zweite Finalistin nahm auf einem Stuhl Platz und winkte etwas schüchtern in die Menge.
„Nur noch zwei der insgesamt zehn Teilnehmer sind übrig, meine Damen und Herren!“, rief die Stimme durch den Lautsprecher. „Die Jury wird nun über das beste und einfallsreichste Haar beraten. Wer wird wohl den goldenen Pokal mit nach Hause nehmen? Wird es Rapunzel oder Jack Sparrow sein?“
Drei weitere Menschen, die Jury, trat zu den Kandidaten, betrachtete, berührte und musterte die beiden Haartypen ausgiebig. Wirklich nichts hatten sie gemeinsam. Das Haar des Käptens war verfilzt und zu Zöpfen geflochten, Perlen fanden sich darin, altmodisch und aus der Mode gekommen war sie. Aber vielleicht war es genau das, was die Jury daran so faszinierte? Dagegen war Rapunzels Haar golden und rein, lang und wunderschön und absolut niemand konnte ihr diese Pracht nachempfinden.
Dann, als die Personen fertig mit dem Inspizieren waren, stellten sie sich in eine Ecke und berieten über das endgültige Ergebnis, bis sich einer der Drei nach vorne wagte und sich ein Mikrofon an den Mund hielt.
„Die Jury hat sich entschieden“, sprach der augenscheinliche Mann, „Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs der Haare ist Rapunzel!“
Die Menschen unten vor der Bühne brachen in Jubel aus und die genannte Gewinnerin sprang von ihrem Stuhl auf, reckte die Hände vor Freude in die Luft. Auch das Chamäleon auf ihrer Schulter fing einen kurzen Tanz an, den es jedoch abrupt unterbrach, als das Mädchen den Pokal in die Hände gedrückt bekam. Mit großen Augen betrachteten die beiden den Gewinn und hoben ihn mit einem breiten Grinsen auf den Lippen empor. Die Menge schrie und beglückwünschte sie, während ein Mann mit dunkelbraunem Haar auf die Bühne stürmte, sie hochhob und sich mit ihr im Kreis drehte. Dann kam auch noch der König mit seiner Gemahlin höchstpersönlich angelaufen, um seine Tochter zu feiern und spätestens in diesem Moment drehten die Menschen vollkommen durch.
So viel geschah auf einmal, dass niemand mehr auf Jack Sparrow, den Verlierer, achtete, der langsam von der Bühne ging. Kurz blickte er zu der feiernden Prinzessin zurück und ein wenig Eifersucht konnte er nicht verbergen.
Aber das interessierte ihn kaum mehr, nachdem er sich durch die jubelnde Menschenmasse drängte, seine Finger in die Taschen dieser gleiten ließ und Gold, kostbare Handreifen und schwere Uhren entwendete.
Und als er den Platz verließ, voll beladen mit prunkvollen Kostbarkeiten, spielte ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen.