di-mi2:
Schnodder und Arthi drücken sich noch ein wenig am geschlossenen Hofladen herum, bis Mandy mit den beiden Boxern verschwunden ist.
Von der anderen Straßenseite aus sehe ich einen schwarz-weißen Fellträger geschmeidig von den Wohnhäusern auf die Jungen zulaufen.
Das ist Susi.
Mein altes Herz schlägt schneller, immer wenn ich sie erblicke. Natürlich weiß ich, dass sie Arthi fast täglich vom Schulbus abholt. Darum bin ich ja auch hier, irgendwie.
Ein wenig wie ein Stalker, oder? Aber ich schau sie halt so gerne an. Ihre kraftvollen, eleganten Bewegungen. Die Art, wie sich ihre Haare im Wind bewegen. Ein wenig erinnert sie mich an einen Panther, wie sie sich nun langsam und in leicht geduckter Haltung von hinten an Arthi heranpirscht. Dann springt sie ihn aufjaulend und wedelnd an, reibt sich an seinem Bein. Es ist wunderbar, sie so glücklich zu sehen.
Ich überquere die Straße und geselle mich zu der Gruppe. Susi begrüßt mich mit einem freudigen Jauchzen und unserem speziellen Nasenreiben. "Da bist du ja, hab dich gar nicht gesehen."
Ich grinse sie an: "Verdeckte Ermittlungen. Anpassung und Verschmelzung mit der Umgebung gehören zu den wichtigsten Waffen eines ermittelnden Detektiven."
Sie gluckst: "Manchmal weiß ich wirklich nicht, ob du dir das alles nur ausdenkst um mich zum Lachen zu bringen oder es wirklich ernst meinst."
"Das", sage ich in meiner besten Inspector Barnaby Imitation, "gilt es nun herauszufinden."
Schnodder ist die ganze Zeit mit seinem Handy beschäftigt. Gewehrsound dringt aus dem Gerät, während er es mit ernstem Gesichts auf uns Hunde hält.
"Komm schon", meint Arthi leise zu ihm, "jetzt guckt grad keiner. Wir wollten zu den Schweinen."
Susi und ich blicken uns an. Was haben die beiden Schlingel denn jetzt schon wieder vor?
Heimlich schleichen sie sich um die große Scheune, verbergen sich hinter einem Stapel Heuballen, auf ihrem Weg zum Schweinestall. Susi und ich begleiten sie, um im Zweifelsfall eingreifen zu können.
Von hinten klettern die beiden über die überdachte Ummauerung in den Stall.
Da kommen wir Hunde natürlich nicht hinterher. Hier draußen hört man zunächst nur unruhiges Schnaufen, Grunzen und Scharren der verunsicherten Tiere.
Leise dringen die geflüsterten Worte der Jungen zu uns.
"Ey, die Viecher sind noch gar nicht im scheiß Zombie-Programm." Das ist eindeutig Schnodder. "Das Kack-Ding schreibt jedes Mal Unerkannte Gattung: Bitte fertigen eine photographische Abbildung zwecks Übertragung und weiterer Analysen an das Haupt-System an."
Daraufhin Arthi: "Ich denke, Sulli hat noch keine Bilder von den Schweinen gemacht und wir sollen das jetzt für ihn machen."
Susi stöhnt auf.
Ich kann sie verstehen. Genau so beginnen bei den beiden Jungen immer wieder diese gewissen Situationen, die dann mit Hausarrest und Handyverbot enden.
Und genau so kommt es dann auch.
Ich höre die beiden die Verschläge öffnen, aufgeregte Schweine grunzen und quicken. Immer wieder klicken die Handykameras. Die beiden sind dort drinnen schwer beschäftigt.
Durch die Unruhe im Stall aufmerksam geworden, kommt plötzlich der alte Doblmayr über den Weg gestapft. Sein Gewehr natürlich auf dem Rücken.
Oh verdammt!
Auch Susi hat ihn bemerkt, doch es ist bereits zu spät für ein Ablenkungsmanöver.
Die Jungen sind dort drinnen so bei ihrer Sache, dass sie nicht bemerken, wie sich hinter ihnen das Haupttor des Schweinestalls öffnet. Den Schweinen, die aus ihren Boxen befreit wild durch den Stall flitzen, entgeht allerdings dieser Weg in die Freiheit nicht.
"Herrgottsakrament! Eich Saubuon hod 's doch ins Hirn gschissn!"
Ruckartig wenden sich Arthi und Schnodder um. Käsige Bläße breitet sich in ihren Gesichtern aus, als sie dort regungslos auf dem Boden hockend den Bayern fassungslos anstarren.
Schnodder lässt das schreiende Ferkel in seinen Händen los und das arme Tier flüchtet laut quickend an Doblmayr vorbei, seiner Mutter hinterher. Quer über die Felder, gemeinsam mit der restlichen Rotte.
"Deppenhaufen! Dreimoi vafluchte Zipfelklatscher!"
Mit überschlagender Stimme angelt Doblmayr nach dem Gewehr auf seinem Rücken.
Susi setzt schon zu einem beherzten Sprung in den Rücken des schießwütigen Irren an. Doch die Jungen greifen sich ihre Handys und springen wieselflink über die Ummauerung. Innerhalb von Sekunden sind sie im angrenzenden Kornfeld verschwunden.
Puh!
Wenn die Beiden sich dort verstecken, findet der Irre sie immerhin erstmal nicht.