Ein lautes Poltern, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Klirren, wie von einer Vase, die in millionenfache Stücke zerbrach, riss mich aus dem Schlaf. Hatte ich das alles nur geträumt? Verschlafen blinzelte ich einige Male. Im Traum hatte ich an Caliquelas Seite gekämpft. Pistolenkugeln waren haarscharf an uns vorbeigezischt, hatten mir fast die Schnurrhaare versenkt. 

Ich seufzte und streckte gemütlich meine eleganten Beine. Die Ohren gespitzt, lauschte ich für einen Moment. In der Eingangshalle war es totenstill. Kein anderer Laut als das Ticken der Wanduhr im Büro war zu hören. Beruhigt rollte ich mich wieder ein, leckte einmal über meine Pfote. Es sprach nichts gegen eine weitere Runde Schlaf. So nervenaufreibend wie das Leben in einem Mafiahaushalt war, so notwendig war es, Körper und Geist Ruhe und Entspannung zu gönnen. Nur Caliquela verstand das Prinzip nicht. Ich seufzte abermals beim Gedanken an meinen persönlichen menschlosen Dosenöffner.

Die Tür knarzte. Leises Tapsen, wie von schweren Hundepfoten, dessen Besitzer darauf bedacht war, keinen Laut von sich zu geben. Ich gluckste in mich hinein. Der Hund war zu auffällig für meinen ausgeprägten Gehörsinn.

„Enzo!“, grollte es wie eine Gerölllawine aus der Eingangshalle zu uns, gefolgt von einem Schwall italienischer Flüche, die selbst mich unter meinem schwarzen Fell erröten ließen.

„Was hast du denn jetzt wieder angestellt?“, fragte ich den Rottweiler, der sich auf der Bodenplatte meines Kratzbaums hinter einer Tonne hinkauerte.

„Du kennst doch dieses komische Teil an der Treppe. Das ist mir in den Weg gesprungen, ich schwör’s!“ Mit seinen dunklen Augen sah er mich hilfesuchend an. „Dabei ist die Vase heruntergefallen“, fügte er kleinlaut hinzu. Das hässliche Ding war hin? Da hatte Enzo uns allein einen großen Gefallen getan! Der Don hatte es zähneknirschend aufgestellt, weil es ein Geschenk seiner Mutter war.

Ich flatterte zu dem zitternden Hund runter und rollte mich auf seinem Rücken zusammen. Meinetwegen konnte er hier in Caliquelas Büro untertauchen, bis sich der Sturm in der Eingangshalle legte.