╭─━ · • ✤ • · ━━━━━━━━━━─╮
Kapitel 18
Zurück zu Mama
╰─━━━━━━━━━ · • ✤ • · ━─╯
Die Woche verging schneller, als vermutet. Meine Freunde Marc und Angus helfen mir dabei, meine Möbel aus meiner kleinen Bude in die Wohnung meiner Mom zu schaffen. Erst war es mir etwas peinlich, sie um Hilfe zu bitten, aber da ich kein Auto mehr habe und Angus einen Van fährt, habe ich meinen Stolz hinuntergeschluckt. Nicht, dass von diesem Stolz noch viel übriggeblieben wäre.
„Eigentlich gut, dass meine Bude so klein war, ich war mit dem Packen an einem Tag fertig“, meine ich amüsiert, als ich zusammen mit Marc mein Klappbett zusammenschraube. Angus verkabelt gerade meinen alten PC.
„Dein altes Zimmer ist dagegen ja fast geräumig“, scherzt Angus, worauf Marc lacht.
„Ist doch cool, dass du wieder bei deiner Mom wohnst“, meint Marc. „Du putzt ohnehin nicht gerne.“
Ich schnaube. „Mom reißt mir den Arsch auf, wenn ich keinen Finger rühre. Solange ich noch keinen Job habe, übernehme ich das Kochen und Wäsche waschen.“
„Was ist eigentlich mit deiner Kleinen?“, fragt Angus nun, als er meinen PC einschaltet. „Hättest du nicht bei ihr einziehen können?“
„Nein, eher nicht“, antworte ich. „Wir sind erst ein paar Monate zusammen. Es kommt gar nicht in Frage, dass ich sie um so einen großen Gefallen bitte, schon gar nicht, wenn ich kein geregeltes Einkommen habe, um mich an der Miete zu beteiligen. Sie soll nicht das Gefühl haben, dass ich mich bei ihr einniste.“
„Verstehe. Du solltest übrigens mal deinen PC aufschrauben und die Lüftung putzen. Das arme Ding schreit nach Hilfe.“
„Ja, ja, mach ich demnächst.“
Marc steht auf. „Das heißt so viel wie gar nicht.“ Frech grinst er mich an. Ich wiege den Kopf hin und her. Damit hat er vielleicht nicht so Unrecht. Marc schließt mein Bett und öffnet es im Anschluss wieder. „So, das klappt auch. Dann schuldest du uns jetzt eine Pizza.“
„Und ein Sixpack Bier!“, ergänzt Angus den Wunsch sofort.
„Sonntag, ja?“, schlage ich vor, dabei sammle ich das Werkzeug zusammen. „Ich muss heute noch mit meinem Vermieter telefonieren, drüben in meiner Bude nochmal richtig sauber machen und den Schlüssel abgeben. Wahrscheinlich bin ich danach so fertig, dass ich heute Abend von der Bühne falle.“
Marc schnaubt amüsiert, dann klopft er mir auf den Rücken. „Das kriegst du schon hin.“
„Brüh dir einen Kaffee mit zwei Red Bull auf.“ Ich gebe Angus das Werkzeug, das ich mir von ihm geliehen habe und er packt es in seinen Werkzeugkoffer. „Dann kannst du zwar Farben schmecken und deinen Herzschlag riechen, aber du überstehst den Abend.“
„Brillante Idee“, antworte ich ihm. „Dann bekomm ich heute Nacht einen Herzinfarkt, wenn ich Ilaria sehe.“
Angus grinst vor sich hin, ehe er antwortet: „Mit ein bisschen Glück verreckst du, während sie dich reitet. Ist sicher ein schöner Tod.“
Ich schnaube. „Mein Traum-Todesszenario.“ Recht zufrieden sehe ich mich in meinem alten Zimmer beziehungsweise neuen Bleibe um. „So, Jungs, jetzt aber raus hier. Pizza und Bier bekommt ihr am Sonntag.“
· • ✤ • ·
Das war der längste Freitag meines Lebens. Schon in der Dusche fällt es mir schwer, nicht einzuschlafen, aber ich kann nicht verschwitzt und stinkend zu Ilaria ins Bett klettern. Unmotiviert putze ich mir noch die Zähne und trockne mir die Haare. Meine Shorts anzuziehen ist ein akrobatisches Kunststück. Ich stütze mich an der Wand ab, um nicht die Balance zu verlieren. Es ist schon lange her, dass ich so müde war. Ich schlurfe zurück ins Schlafzimmer und steige zu meiner Prinzessin ins Bett. Ilaria kuschelt sich sofort an mich.
„Wie war dein Tag?“
„Lang und anstrengend.“
„Willst du noch einen Snack?“, fragt sie leise, während sie meine Brust streichelt. „Ich kann dir etwas warm machen.“
„Nein, danke, ich bin total fertig“, lehne ich ab, dabei fallen mir schon die Augen zu.
„Dann schlaf schön.“ Ilaria küsst meine Wange und bettet ihren Kopf an meiner Schulter, außerdem zieht sie die Decke höher.
„Du auch“, murmle ich müde. Es dauert nur wenige Sekunden, bis ich eingeschlafen bin.
· • ✤ • ·
Nachdem ich ein paar Stunden mit Ilaria verbracht habe, in denen ich leider nicht wach genug war, um ihre Anwesenheit richtig auszukosten, treffe ich bei meiner Mom ein.
„Hey, Mom!“, rufe ich in die Wohnung, als ich aus meinen Schuhen schlüpfe, doch ich bekomme keine Antwort. Ich blicke auf die Uhr meines Smartphones. Wahrscheinlich ist sie noch einkaufen. Ich schnappe mir einen der Kartons, die ich gestern im Gang stehen lassen habe und betrete damit mein Zimmer. Neben dem Schreibtisch haben sich meine Gitarren und Verstärker gestapelt. Mom hat mir in meinem alten Kleiderschrank, den sie mittlerweile mit verschiedenem Krempel gefüllt hat, ein Fach leergeräumt, damit ich meine Klamotten einsortieren kann. Den Karton stelle ich auf meinem Bett ab, dann schalte ich meinen Bluetooth Lautsprecher an und lasse Musik laufen. Mit geeigneter Hintergrundbeschallung öffne ich den Karton und beginne damit, meine Klamotten wegzuräumen. Ich sehe auf, als ich die Tür ins Schloss fallen höre. Obwohl ich weiß, dass es meine Mom ist, stecke ich neugierig meinen Kopf aus der Tür. „Hey, Mom. Brauchst du Hilfe?“
„Nein, nein, schon gut“, winkt sie ab und geht an mir vorbei, um den Einkauf zu verstauen. Sie bleibt jedoch stehen, um mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Wenn du Hunger hast, mache ich dir gleich einen Snack.“
Ich schnaube. „Ich muss irgendetwas richtig gemacht haben, alle Frauen in meinem Leben wollen mir einen Snack machen.“
„Dann hast du keinen Hunger?“, fragt sie laut aus der Küche. Damit wir beide nicht schreien müssen, folge ich ihr.
„Nein, aber trotzdem danke“, antworte ich und helfe ihr dabei, den Einkauf zu verstauen, auch wenn sie eigentlich keine Hilfe wollte.
„Kommst du gut zurecht?“, erkundigt sie sich, als sie gerade den Kühlschrank öffnet. „Im Badezimmerschrank ist auch ein Fach für dich frei. Dein Einzug hat mir gleich die Möglichkeit gegeben, ein paar Dinge auszusortieren und wegzuwerfen. Immer denkt man sich, dass man die letzten Reste noch verbrauchen wird, dann hat man aber morgens keine Zeit und öffnet eine neue Feuchtigkeitscreme und die leere Tube steht im Schrank und wird vergessen.“
Ich schnaube. „Ja, das passiert mir mit meiner Feuchtigkeitscreme auch ständig.“ Mom lacht und gibt mir mit der Schulter einen leichten Stoß, als sie an mir vorbei geht.
„Sei nicht schon wieder so frech.“
„Wenn du wissen willst, von wem ich das habe, geh ins Badezimmer und wirf einen Blick in den Spiegel“, antworte ich nun noch frecher.
„Das hat man davon, wenn man seinen Sohn ganz alleine großzieht, man kann niemandem die Schuld geben, wenn er frech wird.“ Sie schüttelt amüsiert den Kopf. „Bist du heute Abend hier oder hast du einen Auftritt?“
„Ja, ich hab' einen Auftritt mit der Band, aber ich komme danach wahrscheinlich nach Hause. Ilaria ist heute Abend mit ihren Freundinnen von der Arbeit unterwegs. Mädelsabend.“ Ich zucke mit den Schultern. „Alleine in ihrer Wohnung herumzuhängen kommt mir komisch vor und wir wissen ja auch nicht, wann wir mit allem durch sind. Sie soll auch nicht das Gefühl haben, dass sie früher nach Hause gehen soll, nur weil ich vielleicht schon auf sie warte.“
„Schläfst du oft bei ihr? Ich bin nur neugierig.“
Ich ziehe einen Mundwinkel hoch. „Ja. Ich glaube, dass sie nicht gerne alleine schläft. Sie braucht jemanden zum Kuscheln. Wenn ich nicht da bin, kuschelt sie mit einem Octopus-Plüschtier.“ Mom sieht mich an, als würde sie innerlich schmelzen. „Ilaria war auch diejenige, die unbedingt wollte, dass ich die Nächte bei ihr verbringe und sie hat mir ihren Zweitschlüssel fast schon aufgedrückt, weil sie wollte, dass ich nicht nur am Wochenende bei ihr bin.“
„Du hast diesem Mädchen ganz schön den Kopf verdreht“, stellt Mom fest.
Ich ziehe einen Mundwinkel hoch. „Das beruht auf Gegenseitigkeit. Was machst du morgen zu essen?“
„Ich dachte erst, dass ich Pizzateig mache und wir zusammen eine Pizza belegen, aber ich habe mich dann umentschieden, weil ich durch deinen Umzug keine Zeit hatte, den Teig zu machen. Also gibt es morgen Tacos. So kann Ilaria sich die Zutaten selbst aussuchen. Ich dachte, dass das die ganze Situation etwas auflockert. Die Eltern kennenzulernen, kann ganz schön stressig sein.“
„Ja, da sagst du was. Es ist mein persönliches Albtraumszenario.“ Mom schaltet die Kaffeemaschine ein. Ich nicke nur, als sie nach zwei Tassen greift und mich dabei ansieht. „Schon die Vorstellung mit Ilarias Eltern am Tisch zu sitzen und von ihrem Dad ausgequetscht zu werden, ist unangenehm“, fahre ich fort.
„Denkst du, er würde dich nicht mögen?“
„Ilaria hat mir schon ein wenig von ihm erzählt. Er fand ihren Ex wohl ziemlich gut, fühlt sich jetzt aber ein wenig schuldig, weil das alles zwischen ihnen nicht geklappt hat, er aber immer so begeistert von dem Kerl war.“ Ich wiege meinen Kopf hin und her. „Er unterstützt sie sehr bei ihrem Schmuckbusiness und ist auch so wohl sehr darauf bedacht, dass es ihr gut geht. Ich glaube aber auch, dass er sie ein wenig von der – wie nenne ich es am besten – richtigen Welt abschirmt, wenn du verstehst, was ich meine?“
„Er hat sie wohl immer sehr behütet, hm?“, fragt Mom nach.
„Ja, genau. Sie ist Daddys kleines Mädchen.“ Mit unserem Kaffee gehen wir ins Wohnzimmer und setzen uns auf die Couch. „Ich bin mir nicht sicher, ob er sich jetzt eher zurückhalten würde oder ob er jetzt misstrauischer bei ihrer Männerwahl ist oder sich lieber ganz raushalten will. Ist schwer einzuschätzen, ich kenne ihn ja nicht.“ Ich zucke mit den Schultern und rühre meinen Kaffee um. „Ich bin jedenfalls ziemlich mies darin, auf Eltern einen guten Eindruck zu machen. Gerade an den Dads beiße ich mir oft die Zähne aus. Ich hasse es, das Gefühl zu haben, als würde ich vor Gericht stehen.“ Ich rümpfe die Nase. „Ein Glück, dass Ilaria alleine nach Kalifornien gekommen ist.“
„Der Kugel bist du gerade noch entkommen“, scherzt Mom, worauf ich schnaube.
„Sag sowas nicht, vielleicht hat er ja wirklich eine Knarre.“
„Dann brichst du Ilaria besser nicht das Herz.“
Eilig schüttle ich den Kopf. „Das wird nicht passieren, ich glaube, dass ich … Ich mag sie wirklich, Mom. Mit Ilaria könnte ich mir eine Zukunft vorstellen. Wir könnten irgendwann ein kleines Haus haben, sie hat eine Werkstadt in der Garage für ihren Schmuck, ein Atelier für ihre Bilder und während sie das Millionste Gemälde eines Strandes malt, sitze ich mit meiner Gitarre in einem bequemen Sessel und arbeite an meinem nächsten Album.“
Mom lächelt. Ich glaube, dass ihr mein unrealistischer, kleiner Traum gefällt. „Das würde mich sehr für dich freuen. Gibt es dazu noch eine Alternative?“
„Klar, sie malt und ich mache ein Nickerchen, weil mein nine-to-five job mich so auslaugt, dass ich das halbe Wochenende verschlafe.“ Ich lache, schüttle dann den Kopf. „Diese Jobsuche verfolgt mich bis in meine Träume. Ich will nichts anderes, als Musik zu machen.“ Geschlagen lasse ich mich nach hinten sinken und lehne mich an. „Es muss keine Tour um die ganze Welt sein, aber so viel zu verdienen, sodass ich gut um die Runden komme und mir eine schöne Wohnung oder ein Haus leisten kann, wäre der Traum.“ Mit beiden Händen reibe ich mir über das Gesicht. „Im Moment ist der Traum ausgeträumt. Ich muss meine Schulden abbezahlen, das ist im Moment die Priorität. In einem Jahr kann ich ja dann sehen, wo ich stehe. Nicht nur finanziell, sondern auch mit Ilaria. Sie macht ja auch ihr Ding. Vielleicht gibt sie bis dahin ihren Job auf, um sich auf ihren Schmuck zu fokussieren und ich arbeite weiterhin und bezahle unsere Rechnungen. Keine Ahnung, was die Zukunft bringt, aber es macht mir schon ein wenig Angst.“
Mom lehnt sich zu mir, sie reibt mir den Arm. „Es ist in Ordnung, Angst zu haben. Geh einen Schritt nach dem anderen, Killian. Konzentrier dich darauf, einen Job zu finden, mit dem du deine Rechnungen bezahlen kannst, am besten einen den du zumindest ein wenig leiden kannst. Alles andere wird sich ergeben, wenn es so weit ist. Du musst heute noch nicht wissen, wie du mit Situationen umgehst, die vielleicht gar nicht eintreten werden.“
„Du hast ja Recht, ich denke schon wieder zu viel nach.“ Ich atme tief durch und greife nach meinem Kaffee. „Ich geh dann mal auf mein Zimmer und richte mich noch ein bisschen ein.“
„Lass dich nicht aufhalten. Brauchst du noch irgendetwas?“, fragt Mom mich.
„Nur den Schlüssel für den Keller“, entgegne ich ihr nach kurzem Überlegen.
„Der hängt am Haken, wie immer.“
„Okay, danke.“ Ich stehe von der Couch auf, beuge mich dann aber noch einmal zu Mom und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke, dass du dir mein Gejammer antust.“
„Dafür habe ich dich zur Welt gebracht“, antwortet sie grinsend, ehe sie zur Fernbedienung greift und den Fernseher einschaltet. „Mach eine Liste, falls dir noch etwas einfällt, ja?“
„Mach ich!“, antworte ich aus dem Vorzimmer, ehe ich in mein Zimmer verschwinde.
Dann wohne ich wohl jetzt wieder offiziell bei meiner Mom. Welch feierlicher Meilenstein für einen dreißigjährigen Mann.
· • ✤ • ·
Ich verabschiede mich von meinen Freunden und ein paar Bekannten und mache mich auf den Weg nach Hause. Durch die miese Luft, die vielen Red Bulls und zu wenig Wasser dröhnt mir der Kopf. Ich schnalle mir mein Equipment auf den Rücken und verlasse den Club. Beim Hinausgehen nicke ich noch dem Türsteher zu und gehe an den Gästen vorbei, die auf der Straße herumstehen, um selbst ein wenig Luft zu schnappen.
Ich checke mein Smartphone. Ilaria hat mir einige Nachrichten geschickt. Mit einem leichten Grinsen betrachte ich das Selfie, das ich bekommen habe. In dem kurzen Kleid sieht sie ausgesprochen sexy aus. Durch die Fotos lässt sie mich auch an ihren hübschen Cocktails teilhaben, außerdem schickt sie mir ein Selfie von sich und ihren Arbeitskolleginnen. Den Frauen ist deutlich anzusehen, dass sie ihren Spaß haben. Ich kann mir zu gut vorstellen, wie es sich für den Fahrer anfühlen wird, sie nach Hause zu bringen. Für diese Aufgabe wurde ich schon oft eingeteilt und ich hatte nur selten meinen Spaß daran. Betrunkene sind große Kleinkinder und Kindererziehung war noch nie etwas für mich.
Ilaria: ‚Ich habe mir zwar vorgenommen, dir heute Abend nicht zu schreiben, während ich noch am Tisch sitze, aber ich muss ständig an dich denken! Eigentlich gefällt es mir hier wirklich gut, aber anderseits wird es immer anstrengender, je mehr alle anderen um mich herum trinken. Eine meiner Kolleginnen ist schon auf dem Weg nach Hause, weil sie sich übergeben hat. Du fehlst mir!‘
Als ich die Nachricht lese, empfange ich gerade eine weitere Nachricht von ihr.
Ilaria: ‚Ich bin jetzt auf dem Weg nach Hause. Meine Füße wollen unbedingt aus meinen Schuhen! Bist du noch unterwegs?‘
Schmunzelnd tippe ich ihr eine Antwort.
Killian: ‚Bin selbst gerade auf dem Weg nach Hause.‘
Ilaria: ‚Perfekt! Kann ich dich anrufen?‘
Killian: ‚Klar.‘
Kaum habe ich ihr meine Antwort geschickt, erblicke ich ihren Namen auf meinem Bildschirm. Ich lasse mir ebenfalls keine weiteren Sekunden Zeit, sondern nehme das Gespräch sofort an. Ilaria hat mir auch gefehlt, das kann ich nicht abstreiten.
„Hey“, begrüße ich sie.
Ich höre, dass Ilaria durchatmet. „Hey.“
„Ist bei dir alles okay?“, erkundige ich mich.
„Ja, alles in Ordnung. Ich bin gerade ins Taxi gestiegen.“
„Wo wart ihr denn?“, frage ich nach.
„Alchemist Bar and Lounge. Dort hat es mir richtig gut gefallen.“
„Ah, da war ich auch schon. Die Location ist der Wahnsinn. Hast du auch etwas gegessen? Die haben gute Burger. Das Steak ist auch nicht von schlechten Eltern.“
Ilaria lacht. „Natürlich fragst du mich nach dem Essen. Das liebe ich an dir, du denkst an die wichtigen Dinge des Lebens.“ Sie kichert. „Selbstverständlich habe ich gegessen. Ich hatte den Lachs und ein paar andere Vorspeisen, bei denen ich die Mädels mitnaschen habe lassen. Ich habe zwar welche gemacht, aber die Fotos wollte ich dir nicht schicken, ich wollte nicht, dass du neidisch wirst.“ Sie kichert, ehe sie tief durchatmet. „Mein Bauch ist so voll, dass ich in meinem Kleid richtig schwanger aussehe. Ein Glück, dass der Stoff sich dehnt, sonst hätte ich heute mein Kleid zum Platzen gebracht.“ Ilarias kleine Geschichte bringt mich zum Lachen. „Lach nicht, das ist die Wahrheit! Ich sehe in meinen Kleidern so lange gut aus, bis ich eine Speisekarte vor mir liegen habe. Fünf Minuten später habe ich ein kleines Food Baby.“
„Keine Sorge, Prinzessin, ich mag dich auch mit deinem Food Baby.“
Erneut bringe ich sie zum Lachen. „Das ist sehr heldenhaft von dir.“
„Ich weiß, ich bin ein Traummann.“
„Auch wenn du es nicht ernst meinst, bin ich tatsächlich der Meinung, dass du ein Traummann bist. Du bist mein Traummann.“
„Du geizt nicht mit Komplimenten, hm?“, frage ich, als ich um die Ecke biege.
„Nein, man sollte seinen Liebsten immer sagen, was man für sie empfindet. Man weiß nie, was passieren könnte oder wie viel Zeit einem noch bleibt. Ich will es nicht bereuen müssen, dass ich meine Gefühle für mich behalten habe“, erzählt sie etwas leiser.
Ich nehme mir einen Moment Zeit, um über Ilarias Worte nachzudenken. „Damit hast du wohl Recht. Ist eine gute Einstellung.“
„Wir haben nur ein Leben. Ich steige eben aus dem Taxi.“
„Okay.“
Ich höre, dass Ilaria sich unterhält, ich verstehe allerdings nicht, was gesprochen wird. Ihr Lachen kann ich jedoch deutlich hören. Es bringt auch mich zum Lächeln. Mir hat eine Frau noch nie so viel bedeutet wie sie. Die Tür des Taxis fällt zu. Ilarias Schuhe klappern auf dem Steinboden.
„Ich bin wieder da. Hörst du das?“
„Was?“, antworte ich mit einer Gegenfrage, da ich nichts außer das Klappern ihrer Schuhe höre.
„Meine Dusche ruft schon nach mir.“
Ich schnaube. „So fühle ich mich auch gerade.“
Ilarias Schlüssel klimpert, dann kann ich deutlich hören, dass sie durch den Eingangsbereich ihres Wohnhauses stöckelt. Ihre Schritte hallen. Gleich ist sie in ihrer Wohnung. Ein weiteres Mal klimpert der Schlüssel, kurz darauf fällt eine Tür ins Schloss. „Ah, endlich sind meine Füße wieder frei. Neue Schuhe sind tödlich.“
„Schon wieder neue Schuhe?“, frage ich nach.
„Man muss sich ab und zu belohnen und ich belohne mich mit gutem Essen und schönen Schuhen“, erklärt sie mir. Wenn ich die Menge an Schuhen bedenke, die sie besitzt, belohnt sie sich tatsächlich sehr regelmäßig. „Bist du noch da, Killian?“
„Klar, bin nur müde.“
„Hast du noch Gehirnkapazität für eine kleine Absprache?“, fragt sie mich, worauf ich nicke, was sie natürlich nicht sehen kann.
„Worum geht es?“
„Wie machen wir das morgen? Oder besser gesagt heute Abend?“
„Die Bandprobe fällt flach. Marc hat morgen doch keine Zeit und ich wollte sie auch ausfallen lassen, damit ich weniger Stress habe. Ich wollte ausschlafen und dann zu dir kommen, dann können wir noch ein paar Stunden zusammen verbringen und abends essen wir dann mit meiner Mom“, erkläre ich.
„Und was hältst du davon, wenn du zu mir kommst und wir beide die restliche Nacht kuscheln und zusammen ausschlafen?“
„Ich wäre erst frühestens in einer halben Stunde bei dir“, antworte ich ihr. „Wenn du so lange auf mich warten kannst, dann komme ich gerne.“
„Nichts lieber als das. Ich springe gleich unter die Dusche. Hast du meinen Schlüssel dabei?“
„Selbstredend. Den vergesse ich nie wieder.“
„Okay, dann sehen wir uns später. Ich freue mich auf dich.“
„Ich freue mich auch, Prinzessin. Bis dann.“
Ich lege auf und stecke mein Smartphone in meine Hosentasche. Anstatt das Wohnhaus an der Ecke zu betreten, gehe ich daran vorbei und mache mich auf den Weg zu Ilarias Wohnung. Die frische Luft hat schon ein wenig geholfen, meine Kopfschmerzen sind jedoch immer noch nicht verschwunden.
Erschöpft komme ich an Ilarias Wohnhaus an. Ich schließe auf, gehe durch den Eingangsbereich und betrete schließlich Ilarias Wohnung.
„Hey, Prinzessin.“
„Wie war euer Auftritt?“, fragt sie, als sie mir im Bademantel entgegenkommt. Sie gibt mir einen Kuss zur Begrüßung.
Ich stelle meine Gitarre ab und hänge meine Jacke auf, außerdem ziehe ich auch meine Schuhe aus. „Gut, alles wie immer, würde ich sagen. Das Publikum war super. Wir haben außerdem besprochen, dass wir jetzt unser eigenes Merch designen werden. Genau genommen werde ich es designen.“
„Das klingt doch wunderbar!“, freut Ilaria sich. „Wenn ihr Shirts habt, dann werde ich sie für meine Fotos tragen. Hübsche Mädchen verkaufen gut!“
Ilarias Vorschlag amüsiert mich. Sie sieht so begeistert und überzeugt aus, dass ich fast schon vergesse, dass es bald vier Uhr morgens ist. „Das klingt nach einer guten Idee, Prinzessin.“ Ich beuge mich zu ihr und küsse ihre Wange, eigentlich hätte ich ihre Stirn geküsst, doch der Handtuchturban auf ihrem Kopf verwehrt mir das.
„Jetzt aber ab unter die Dusche. Deine Sachen liegen schon im Badezimmer. Du musst dich nur noch ausziehen und waschen.“
„Schade, dass ich das selbst machen muss.“
Ilaria kichert, außerdem gibt sie mir einen leichten Klaps auf den Arm. „Morgen vielleicht, hm?“ Sie grinst mich frech an.
Wir gehen zusammen ins Badezimmer. Ich ziehe mich aus und steige gleich in die gläserne Duschkabine, während Ilaria ihre Haare mit einem Handtuch trocknet. Gemütlich nehme ich meine längst überfällige Dusche. Immer wieder wische ich über das angelaufene Glas, um Ilaria beobachten zu können. Sie haucht mir einen Kuss zu, während sie mit ihrer Bürste beschäftigt ist. Als ich aus der Dusche steige, reicht sie mir ein großes, flauschiges Handtuch.
„Danke.“
„Bitte.“
„Was schmierst du dir da in die Haare?“, frage ich, als ich die vielen Tuben und Cremes neben dem Waschbecken betrachte.
„Nur das Öl“, antwortet sie und deutet auf eine braune Glasflasche. „In der Dose ist ein mildes Peeling für mein Gesicht und die Tube daneben ist meine Nachtcreme.“
„Hast du morgens auch so ein Ritual?“, frage ich nach, als ich erst meine Haare und dann meinen Körper abtrockne.
„Ja. Interessiert dich das wirklich oder fragst du aus Höflichkeit?“
Ich binde mir das Handtuch um die Hüfte und greife nach meiner Zahnbürste. Ilaria nimmt etwas Abstand zu mir, damit ich genug Platz habe, um die Zahncreme auf die Zahnbürste zu streichen. Zu zweit ist das Badezimmer doch etwas eng. „Ich bin neugierig. Du machst das alles immer so nebenbei, ich bekomme das nie mit.“
„Du bemerkst es auch nie, wenn ich morgens ins Fitnessstudio gehe“, antwortet sie amüsiert. Überrascht ziehe ich meine Brauen hoch, als ich sie ansehe, dabei putze ich mir die Zähne. „Dein Blick gibt mir recht. Du schläfst viel zu gut, du bemerkst gar nicht, dass ich abhaue.“ Sie kichert, dann öffnet sie die Tube und trägt ihre Nachtcreme auf. Ich nicke bloß, als ich ihr durch den Spiegel zusehe. „Morgen musst du mir wieder bei meinem Outfit helfen.“ Geschlagen lasse ich sofort meine Schultern sinken. Gut, dass ich noch meine Zähne putze, so muss ich nicht antworten. „Sieh mich nicht so an, Killian. Es geht um deine Mom. Ich will, dass sie mich mag.“ Wieder nicke ich. „Sie soll keinen falschen Eindruck bekommen.“
Ich lege meine Hand an Ilarias Rücken und streichle sie, dann zwinkere ich ihr zu, ehe ich den Schaum in das Waschbecken spucke und meinen Mund ausspüle. „Sie wird dich mögen“, verspreche ich zuversichtlich. Ich wasche meinen Bart, trockne mein Gesicht und wische mich dann mit meinem Handtuch ab. Ilaria bekommt einen Kuss auf die Stirn. „Sei du selbst.“
„Ich hoffe, dass ich nicht zu nervös bin und mich verplappere.“
„Ach, Quatsch.“ Ich umarme Ilaria von hinten, drücke ihr einen Kuss auf die Schläfe und sehe sie im Spiegel an. „Du bist gut wie du bist und meine Mom wird dich lieben.“
„Sicher?“
„Sicher“, bestätige ich mich.
Meine Prinzessin atmet tief durch. „Gut, dann glaube ich dir das.“ Mit einem Ruck hebe ich sie hoch und trage sie ins Schlafzimmer. „Killian, warte!“
„Es ist Zeit fürs Bett.“
„Ich wollte mir etwas anziehen.“
„Das brauchst du nicht, ich habe ja auch nichts an“, antworte ich ihr
grinsend.