Jegliches sexuelles Interesse einer Demisexuellen Person basiert auf starkem Vertrauen zum Partner oder der Partnerin.
TianaxJax
Was war das denn schon wieder, war das Erste, was Tiana mit brummendem Schädel am Samstagmorgen aufwachte. Es war bereits Viertel vor zehn, was bedeutete, dass Jax schon definitiv schon auf sie wartete, verdammt! Sie hatten sich um halb zehn treffen wollen und sie trug immer noch einen Schlafanzug. Fluchend sprang sie aus dem Bett und verhedderte sich direkt in ihrer Bettdecke und flog der Länge nach hin. Zum Glück war da der Teppich und sie hatte keine blutige Nase nach diesem Manöver, immer noch fluchend hüpfte sie zu ihrem Kleiderschrank. Ein T-Shirt von der Farbe die ihre Nase fast gehabt hatte und eine schwarze Jeans mussten jetzt herhalten, für Make-Up war jetzt keine Zeit mehr. Rasch schlüpfte sie in ihre Sneaker und fischte ihr Handy aus ihrem Schlafzimmer.
Jax stand in sein Handy vertieft vor der Tür, zu ihrer Erleichterung wirkte they noch nicht ungeduldig und sie umarmte them rasch. „Hey tut mir leid, dass ich so viel zu spät bin", sie ließ Jax wieder los der milde lächelte: „Passiert, warst du gestern schon wieder zu lange Feiern?" „So könnte man es auch nennen", Tiana zuckte mit den Schultern: „Das muss leider auch ab und zu mal sein oder nicht?" „Solange wir dich nicht noch von der Straße fischen müssen, weil es wirklich zu viel war", meinte Jax grinsend. Der nicht-binäre arbeitete seit dem letzten Sommer schon als vollausgebildeter Notfallsanitäter, während sie noch mitten in ihrem Pädagogik Studium rumeierte. „So betrunken war ich wirklich noch nie, nicht mal mit bei meinem achtzehnten", verteidigte sich die 22-jährige. Jax lachte nur dreckig: „Ach ja? Du warst da bei dir zu Hause. Da hätte dir quasi nichts passieren können."
Sie machten sich auf den Weg zu ihrer liebsten Pizzeria nur ein paar Straßen von Tianas Wohnung entfernt. Sie waren hier aufgewachsen, Tianas Eltern hatten früher hier gewohnt bevor sie zur Familie ihrer Mutter nach Griechenland gezogen waren. Ihr Vater war mittlerweile so alt, dass er nur noch seine Rente hatte, ihre Mutter konnte die restlichen Arbeitsjahre bei Tianas Tante Sia auf dem Bauernhof mithelfen. So war sie seit jetzt mittlerweile einem Jahr alleine in Deutschland, ihre jüngere Schwester war mit nach Griechenland gefahren. Die letzten Weihnachten hatte sie mit Jax, ihrem besten Freund verbracht, Jax war im Heim aufgewachsen, hatte also niemanden zum Feiern. Deswegen hatten sie es gemeinsam verbracht, unter einem Minitannenbaum in ihrer Wohnung und hatten Weihnachtsgeschenke getauscht.
Was Jax allerdings nicht wusste, war, dass Tianas Mutter, them mit ihr shippte, sie fand, dass sie perfekt zueinander passten. Auch als Jax sich vor zwei Jahren als nicht-binär geoutet hatte, das Problem war, dass Tiana demiromantisch und demisexuell war und sich mit einer Beziehung mit Jax nicht wirklich sicher war. Vertrauen war da, aber irgendwas fehlte ihr gerade, aber sie konnte einfach nicht sagen, was sie davon abhielt, vielleicht war es auch nur ihr Kopf, der them nicht als Freund verlieren wollte. Du verlierst them nicht als besten Freund, protestierte ein Stimmchen, das auch eindeutig ihrem Kopf gehörte. Mit einem Kopfschütteln wandte sie sich wieder Jax zu, der ihr von irgendeinem Fall des Rettungsdienstes der letzten Nacht mit einem Mann mit Herzinfarkt erzählte.
Sie betraten schließlich die italienische Pizzeria und ließen sich an einem Tisch nieder: „Ach Tiana auch endlich mal wieder da." Juliano, ihr ehemaliger Chef umarmte sie spontan: „Wie läuft das Studium so?" „Könnte nicht besser sein", sie drückte ihn zurück: „Aber es ist ganz gut, dass ich gerade nicht mehr arbeite, so toll die Arbeit hier auch immer war. Wie läuft das Geschäft?" „Auch ziemlich gut", ihr Chef lächelte müde: „Aber der hohe Andrang und die Inflation sind nicht immer so einfach, aber das weißt du ja schon." „Ja", Tiana ließ sich dann doch langsam auf die Bank Jax gegenüber sinken: „Der da hatte nur Montag zum Geburtstag und hat ein Essen hier geschenkt bekommen." „Oh hallo Jax", Juliano wandte them die Aufmerksamkeit zu: „Alles Gute Nachträglich."
Sie bestellten Pizza, Salat und Getränke, alles auf Tianas Rücken, die aber mit dem verdienten Geld und ein bisschen Taschengeld von ihren Eltern noch ins Machbare. Jax hatte sich Pizza mit Mozzarella und Tomaten genommen, während sich Tiana sich Pizza Salami mit Paprika bestellte. Sie schwiegen eine Weile, aßen die Salate sahen sich einfach nur an, Tiana wusste nicht was sie ihrem besten Freund alles sagen sollte. Die Pizzen kamen und sie hatten immer noch kein Wort so wirklich gesagt, nur ähnliches wie „Guten Appetit" und „Riecht gut". Dann aber brach Jax endlich das Schweigen: „Danke für das echt tolle Geburtstagsgeschenk, die Pizza ist echt mega." „Gern", Tiana säbelte ein Stück ihrer Pizza ab: „Ich weiß ja auch, dass du diese Pizzeria über alles liebst."
Am Ende belief sich die Rechnung auf um die siebzig Euro, die Tiana inklusive ordentlich Trinkgeld hinblätterte. „Wollen wir dann zu mir nach Hause", wollte sie von Jax wissen und grinste bei dem Gedanken an den Geburtstagskuchen und ein weiteres Geschenk was noch in ihrer Küche wartete. Jax nickte und nahm their Winterjacke auf, die neben them auf der Bank gelegen hatte: „Das war echt schön, ich bin gespannt was du zu Hause noch vorhast." „Abwarten", Tiana wischte sich eine dunkle Haarsträhne hinter das Ohr: „Du wirst schon sehen was dich noch alles erwartet." Sie zog sich ihre Jacke an und verabschiedete sich dann rasch von Juliano, der sie noch einmal fest umarmte: „Bis bald Tiana, komm mich bald mal wieder mal besuchen, ich gebe dir einen aus dann."
Es war ein kalter Tag Anfang März, es lag zwar kein Schnee mehr draußen, aber die Temperaturen waren nur knapp über dem Gefrierpunkt. Tiana und Jax liefen langsam wieder durch die Straßen zurück zu dem Wohnblock in dem sich auch Tianas Wohnung derzeit befand. „Das Wetter ist ja echt ekelhaft", Jax wischte sich einen Wassertropfen von der Nase: „Auch wenn es immerhin nicht mehr regnet wie heute Nacht." „Daran kann ich mich sogar noch trotz des Alkohols erinnern", Tiana schüttelte sich angeekelt: „Ich wollte doch eigentlich nur ein Glas Wein mit einem anderen Kumpel trinken." „Und genau deswegen trinkt man keinen Alkohol", Jax grinste triumphierend: „Dann kann einem so eine große scheiße nicht passieren und man hat keine Kopfschmerzen hinterher."
„Nicht dein Ernst", Jax starrte den riesigen in den Farben der nicht-binären Flagge gestreiften Kuchen an. „Doch ists offensichtlich würde ich sagen", Tiana grinste frech und stellte zwei Gläser mit Orangensaft noch auf den Tisch mit dem Kuchen und den Tellern: „Und ich habe noch was für dich warte kurz." Sie lief in ihre Küche und zog die Geschenkbox aus ihrem Ikea-Einbauschrank, sie hatte lange mit sich gehadert, ob das wirklich das Richtige Geschenk war. Der Gedanke an das sorgsam eingepackte Spiel für die PS5 ließ sie dann doch lächeln, als sie wieder in die Wohn-Esszimmerkombi zurückkam. „Hier Bitteschön", sie reichte ihrem besten Freund das sorgsam verpackte Spiel: „Alles Gute nachträglich zum Geburtstag." „Aber du hast mir doch schon an meinem Geburtstag was geschenkt", protestierte Jax.
Das stimmte, zum Geburtstag hatte es bereits einen neuen Oversized Hoodie gegeben, der hinten drauf noch die non-binary Flagge hatte. Aber sie wusste auch irgendwo, dass sie doch Gefühle für ihren besten Freund hegte, der immer noch das Geschenk überfordert anstarrte. „Du warst letztes Jahr nicht wirklich besser, als ich Geburtstag hatte", konterte Tiana jetzt: „Das bekommst du halt nun zurück!" „Pfff", machte Jax daraufhin nur und angelte sich die Schere vom Wohnzimmertisch um behutsam den Tesafilm aufzutrennen, der das Geschenkpapier zusammenhielt. Es war überall mit niedlichen kleinen Strichmännchen bemalt, auch wenn Tiana lieber verschwieg, dass sie die Strichmännchen mit einem Edding selbst darauf gemalt hatte. Dann wickelte they das Papier ab und zog Hogwarts Legacy daraus hervor: „Okay du bist irgendwie echt bescheuert, das ist viel zu teuer!"
Die Diskussion ging noch eine Weile weiter, Jax wollte das immer noch recht teure Geschenk nicht wirklich annehmen. Tiana wusste, dass er im Moment seine arbeitslose Schwester mitversorgte, die auch noch zwei kleine Kinder durchfüttern musste. „Ich weiß doch was bei dir im Moment abgeht", warf sie dann als Totschlagsargument ein: „Und, dass du dir dieses Spiel seit über einem Jahr wünschst." Jax seufzte ergeben und stand auf, um sie zu umarmen: „Danke, danke, danke, danke!" Tiana grinste einfach nur und drückte ihren besten Freund fest an sich: „Sehr gerne habe ich das gemacht." Eine Weile hielten sie sich nur umklammert, dann drehte Jax einfach den Kopf und sah ihr in die dunkelbraunen Augen, näherte sich ihrem Gesicht und legte their Lippen auf ihre.
„Meine Mutter würde mich totküssen dafür", Tiana grub die Zähne in ihre Unterlippe: „Ich hätte nicht gewusst, was ich sagen oder machen sollte." Jax grinste und zog sie mit sich aufs Sofa: „Ich weiß, dass du demisexuell und demiromantisch bist, deswegen war ich mir auch echt unsicher, ob ich das wirklich machen darf." „Du bist irgendwo schon ein Traum", Tiana lehnte sich gegen their Schulter: „Einfach, dass du das alles respektierst, dass ich Zeit brauche, um mir sicher zu sein." „Du bist ja auch so zu mir", erwiderte they daraufhin nur: „Auch wenn ich schon länger auf dich vorher stand." Mit einem Lächeln sah er ihr wieder in die Augen, dunkelbraun traf auf ein helles blaugrün, eine eigenartige Kombination, so unterschiedlich bei ihnen.
Der Tag hätte vermutlich nicht schöner Laufen können, der Maulwurfkuchen im Inneren der Torte war Tiana besser gelungen. Sie hatte ihn schon so oft gebacken, auch schon mit bunter Lebensmittelfarbe außenherum, aber das gerade war selbst ihr noch nie gelungen. Zum Abendessen hatte Jax eigentlich auch schon wieder weg sein wollen, aber nach einem Telefonat mit seiner Schwester zu Hause blieb er doch und sie machten es sich mit Netflix und Spagetti Bolognese bequem. Der Abend hätte so einfach zu Ende laufen können, doch Jax hatte zwar frei, musste aber am nächsten Abend wieder arbeiten und davor noch nach Hause. Außerdem besaß die ewige Single Tiana nur eine einzige Matratze, sodass sie das auf wann anders verschieben mussten und Jax versprach eine Isomatte mitzubringen.
Tiana zog sich danach in ihr Schlafzimmer zurück, von hier aus konnte sie beobachten wie Jax zu their Auto lief und davonfuhr. Irgendwie vermisste sie them jetzt schon massiv, was ihr kleine Tränen in die Augen trieb, während sie darüber nachdachte was wohl als nächstes kam. Aber vorher blieb noch ein Anruf.