Androsexuelle Personen fühlen sich zu männlichen Personen und/oder männlichen Eigenschaften hingezogen
MarianxTimon
Draußen vor den Fenstern des Hörsaals prasselte der Regen auf den gepflasterten Hof, Marian seufzte. Wieso war der Tag eigentlich noch so lang? Er wollte einfach nur noch nach Hause, zu seinem Freund, seinen beiden Katern. Sich aufs Sofa fläzen mit Netflix und einfach nur kuscheln, aber das lag in weiter Ferne, die Vorlesung würde noch gute zwei Stunden gehen. Danach musste er eigentlich noch in die Bibliothek, ein paar Sachen erledigen, die sicher bis 18 Uhr noch dauern würden. Es war gerade einmal kurz nach zwei Uhr nachmittags also noch ewig entfernt. Unter dem Tisch sein Handy hervorziehen und Timon schreiben stand auch nicht zur Wahl, der Dozent sah gefühlt alles, auch wenn sie so viele waren.
Dann endlich war auch diese Vorlesung vorbei, noch drei Wochen bis zu den Semesterferien und wenn er jetzt noch schnell die Sache in der Bibliothek erledigte lag ein komplett freies Wochenende vor ihm. Aber dazu musste er es auch machen und ihm fehlte absolut die Motivation dazu, erledigen fiel dadurch schwer. Trotzdem schleppte er sich in die Bibliothek und ließ sich an einem der Tische nieder, wo er seine Sachen ausbreiten konnte. Hier konnte er wenigstens an sein Handy und hoffen, dass Timon nicht gerade in einem Einsatz war. Sein Freund arbeitete beim Rettungsdienst und hatte noch bis 17 Uhr Dienst. Meistens blieb da wenig Zeit mit ihm zu schreiben, es war selten, dass sie gleichzeitig außerhalb ihrer Wohnung Zeit füreinander hatten gerade.
‚Noch vier Wochen bis zu unserem Urlaub', war gerade noch das Einzige was ihn motivieren konnte. Vier Wochen, bis sie zehn Tage lang im Urlaub ihre Ruhe hatten, vor dem Alltag, dem Stress und der wenigen gemeinsamen Zeit. Zehn Tage die sie gemeinsam auf einer kleinen norwegischen Schäre so weit weg von zu Hause, ganz für sich alleine. Er freute sich darauf, auch wenn es noch so weit entfernt schien, zu Hause würde Timon auf ihn warten, wenn er seine Arbeit getan hatte. Vielleicht würde er auch schon kochen, sich freuen ihn wiederzusehen nach einem langen, harten Tag. Wie sehr wünschte sich Marian, dass einfach sein Freund da war. Wünschte sich, die starken Muskeln seines Partners um seine Schultern geschlungen zu spüren und ließ ihn dann lächeln.
Dann endlich, es war schon Viertel nach sechs am Abend, war die Arbeit getan und Marian konnte sich endlich auf den Weg zur S-Bahn machen. Mit der S-Bahn war es dann nicht mehr all zu weit bis nach Hause, nur eine gute Viertelstunde Fahrt und 100 Meter zu Fuß die Straße entlang. Dann stand er schon vor er Haustür des Mehrfamilienhauses, wo sie eine kleine Drei-Zimmer Wohnung im vierten Stock zur Miete bezogen. Durch das Treppenhaus zog sich schon ein herrlicher Duft nach Pfannkuchen. Doch wahrscheinlich war das nur die alte Frau Miehlert die direkt unter ihnen wohnte und ihre Enkel waren zu Besuch. Doch vor der Tür der alten Dame standen keine Kinderschuhe, was ihm gewisse Hoffnungen auf Pfannkuchen machte, als er die Treppe hochlief.
Timon machte ihm allerdings auch schon die Tür auf und ließ eine Wolke Pfannkuchen Geruch in den Flur. „Du bist aber spät heute", meinte er, als Marian seine Schuhe auszog: „Ich dachte du wolltest schon die Bahn um kurz nach sechs erwischen." „Ja wollte ich eigentlich auch", Marian seufzte: „Aber es hat doch noch ein bisschen gedauert. Deswegen habe ich erst die Bahn danach erwischt." „Dann komm mal flott essen", Timon warf einen Blick ins ehemalige Wohnzimmer wo jetzt Marians siebenjähriger Neffe Linus wohnte. Der Junge war vor drei Monaten eingezogen, als seine Mutter das Sorgerecht für ihn und seine Schwester abgegeben hatte. Die Schwester, die zehnjährige Mara, war zu Marians anderer Schwester gezogen, die etwa eine halbe Stunde entfernt wohnte, sie besuchten sie oft.
Tagsüber wenn Timon Schicht hatte, ging Linus zu einem seiner Kumpels, dessen Mutter eine Kollegin von Timon war. Dessen Vater arbeitete allerdings nur in Teilzeit als einer der Erzieher, um sich um den Freund und dessen kleine Geschwister zu kümmern. Linus hatte dadurch auch immer Gesellschaft und hing nicht alleine in seinem Zimmer fest, wenn seine beiden Onkel in der Uni waren beziehungsweise auf dem Rettungswagen saßen. Linus würde nicht mit in den Urlaub fahren, er fuhr mit seiner Tante, seiner Schwester und seinem Onkel in spe auf eine Nordseeinsel in den Urlaub fahren. So gönnte er Marian und Timon ein wenig Zeit für sich, die sie sicherlich gut gebrauchen konnten. Linus war zwar meistens ein lieber Junge, aber eigentlich hatten sie keine Kinder gewollt.
„Wie war denn die Schule Linus", wandte sich Marian jetzt an seinen Neffen, der nur seufzte und die Augen verdrehte: „Die anderen Kinder ärgern mich wieder. Sie sagen ich bin ein dummes Kind, weil ich bei meinen Onkeln wohne, die schwul sind." Marian lächelte traurig, das war leider der Alltag in ihrer Familie, die Anschuldigungen waren immer die gleichen, auch wenn schwul nicht ganz die richtige Bezeichnung für seine Sexualität war. Er stand nicht nur zwingend auf Männer, sondern viel mehr auf männliche Merkmale. Man nannte das Androsexuell, er liebte Timons breite Muskeln und den ständigen drei Tage Bart, den er trug. Aber für den Siebenjährigen war es noch zu komplex, um die Unterschiede in der Liebe mehr als Homo- und Heterosexuell zu verstehen.
Die nächsten Tage und Wochen verstrichen für sie wie im Flug, die Sommerferien kamen doch früher als erwartet. Direkt am zweiten Tag ging es für Linus auch schon los. Marian fuhr ihn persönlich zu seiner Schwester mit einer großen Reisetasche im Kofferraum, zweieinhalb Wochen war ihr Ziehsohn nun einfach weg. In einer Woche genau würden sie dann auch in den Urlaub fahren und Linus direkt danach abholen. Der Siebenjährige schleppte schon stolz seinen Koffer zu Sina, Marians Schwester, die schon lächelnd winkte. „Wir warten nur noch schnell auf Adrian. Er musste nur noch mit seinem Chef, da gabs wohl ein Missverständnis", informierte sie ihren Bruder. „Das klingt gut", Marian half seinem Neffen den Koffer in den großen Kofferraum zu wuchten. Mara tanzte aufgeregt um ihre Beine und wollte ihren Bruder am Liebsten gar nicht mehr loslassen. „Sina wie lange braucht Adrian noch"; nervte sie jetzt ihre Ziehmutter, die aber nur seufzte.
Adrian brauchte noch eine Weile, bis er mit einem entschuldigenden Blick wieder ins Freie kam. „Tut mir leid, dass das so lange gedauert hat", rief er ihnen entgegen und machte sich dann daran den Koffer von Linus zu verzurren. „Kein Problem", Linus tanzte ihm mit seiner Schwester so ziemlich um die Beine. Marian lächelte: „Ich habe Zeit Semesterferien und Timon ist arbeiten, also alles gut kein Stress." Die beiden Ziehkinder waren da anderer Meinung, sie wollten unbedingt sofort los, was sich aber noch nicht mit den Erwachsenen vereinbaren ließ. „Ich habe Linus eine Unterhose mehr für alle Fälle eingepackt", erwähnte Marian beiläufig: „Wenn aber alles schief geht ist in der Rückwand vom Koffer noch ein Ersatzwohnungs- und Haustürschlüssel von uns, aber hoffen wir es mal nicht."
Dann endlich war es soweit die beiden Kinder konnten es sowieso kaum erwarten. Die drei Erwachsenen hatten schon Monate vorher mit ihnen das Ferienhaus ausgesucht und gebucht. „Tschüss", Linus winkte begeistert, als Sina endlich den Fahrersitz besetzte und den Motor startete. „Viel Spaß", rief Marian ihm nach und lächelte über den Enthusiasmus seines Neffen während das silberne Auto seiner Schwester davonbrauste. Dann erst stieg er in sein eigenes Auto und machte sich wieder auf den Heimweg. Weit kam er allerdings nicht wirklich, nur bis zur Autobahn, wo sich schon eine endlose Autoschlange gebildet hatte. Ein Tippen auf Google Maps als er stillstand zeigte, dass er in eine Vollsperrung geraten war. Das daraufhin angestellte Radio erzählte von einem Unfall, der sich anscheinend vor nicht allzu langer Zeit ereignet hatte.
Es würde noch eine ganze Weile dauern, er fuhr rasch noch enger an die Mittelleitplanke heran, um noch mehr Platz für die Rettungsgasse zu schaffen. Diese existierte wie quasi immer allerdings kaum und wurde auch allem Anschein nach nicht mehr hinter ihm gebildet. Seine Mühen lohnten sich allerdings als von hinter ihm das Martinshorn ertönte und im Rückspiegel wurde Notarztwagen und ein großer gelber Abschlepper sichtbar. So sehr auch das Auto des Notarztes und die beiden Abschlepper hupten, die Fahrer machten schlichtweg keinen Platz oder waren überfordert. Marian seufzte, das war doch einfach nur eine Katastrophe, es musste eindeutig besser bestraft werden. Genervt fuchtelte er auch mit der Hand, um seinem Vordermann zu signalisieren, dass er Platz machen solle.
Er kam im Endeffekt erst knapp vor Timons Dienstende nach Hause, die Vollsperrung hatte noch einige Stunden gedauert. Timon war aber auch schon sehr viel früher aufgestanden als er. Marian warf einen Blick in den Kühlschrank, Fertigpizza und zwei Stangen Börek für eine Tomatensuppe. Alles nichts worauf er Lust hatte, hieß wohl, dass er zum Supermarkt musste, mit dem Fahrrad, ihr einziges Auto hatte Timon gerade. Er machte sich also auf den Weg in den Keller und von dort aus mit dem Fahrrad aus dem ebenerdigen Hinterausgang. Eine große Tasche hatte er sowieso schon den Fahrradkorb gestellt. Die meisten Männer belächelten ihn für seinen Fahrradkorb, aber er war schlichtweg ziemlich praktisch. So musste er nicht die Last auf dem Rücken mit sich herumschleppen, praktisch und gesundheitsfördernd.
Der Einkauf dauerte nicht lange, der Supermarkt war nicht weit entfernt, nur gut 500 Meter. Mit Zutaten für gefüllte Paprikaschoten und Gemüsepfanne für heute und Morgen. Mit der Last im Korb und Gegenwind war der Heimweg nicht mehr ganz so schnell, aber immerhin konnte er sich zu Hause auf ein tolles Essen freuen. Ihm blieb trotzdem noch eine gute Stunde zum Kochen von Timons Lieblingsessen. Sein Freund hatte noch eine Weile Dienst und musste dann noch nach Hause fahren, was gute zwanzig Minuten dauerte. Das Essen würde nicht so lange brauchen, höchstens zum Kochen, aber nicht in der Vorbereitung, so wurde es wenigstens nicht kalt. Ein kleines spitzbübisches Grinsen huschte über Marians Lippen bei dem Gedanken an Timons Freude beim Anblick des Essens, es würde großartig werden.
Timon verspätete sich, vielleicht noch ein Einsatz kurz vor Ende seiner Schicht. Marian stellte den Herd auf eins, damit das Essen nicht auskühlte und wandte sich dem Tisch decken zu. Sein Handy hatte er komplett dabei vergessen, bis es vibrierte und eine Nachricht von Timon anzeigte.