Ein kleiner Nachtrag des Vierfron-Chronisten Kemlin Lo Rasor. Etwas, das einem Emblischon oder vielen anderen bekannten Völkern ziemlich fremd und seltsam erscheinen mag, ist auf Hoshobel ganz normal. Trotz all der Eismassen, die ja bekanntlich aus gefrorenem Wasser bestehen, gibt es zu keinem Zeitpunkt des Hosho-Jahres so etwas, wie eine Schneeschmelze. Die ganze Welt ist und bleibt mit Eis und Schnee bedeckt. Die Vermesser und Analysten des Datenordens bestätigten dies unlängst.
Fließendes Wasser oder Seen mit flüssigem Wasser gibt es somit nicht, geschweige denn ein Meer. Für die Hosho, denen wir begegnen durften waren unsere Erzählungen von fließendem Wasser und Meeren, auf denen Schiffe fuhren fast nicht zu glauben. Die Vorstellungskraft der Hosho scheint an diesem Punkt sehr gering ausgeprägt zu sein. Als ich von den Ozeanwelten berichtet habe, auf denen ich zu Besuch sein durfte, lachten sie mich gar aus. Obwohl sie uns ohne Weiteres glaubten, dass es hunderte verschiedene Völker gibt, die auf weit entfernten Welten leben und wir mit fortschrittlichster Technik einen Weg gefunden haben, im Kosmos zwischen den Welten zu reisen, kam ihnen eine reine Wasserwelt, wie ein totales Märchen vor. Ein altes Lied der Hosho verdeutlichte diesen seltsamen Umstand nochmal etwas näher. Beim Vortragen des Liedes lachten die Hoshokinder ausgelassen. Es trägt den vielsagenden Titel "Die Mär vom Meer". Ich habe den Text so wortgetreu, wie nur möglich übersetzt und niedergeschrieben.
Die Mär vom Meer
Schäumend, brausend, rauschend, schnell, plätschernd, krachend, laut und grell, so sei der Schnee in anderen Landen, so sei der Schnee der Unbekannten.
Ein Fluss teilt die Landschaft, wie ein Gletscher den Schnee.
Gesprochen durch fremde Bekanntschaft, das sollen wir glauben? Oh je!
Flüssig, glitzernd, tief und starr, so ruht das Meer immerdar.
Blau, wie Blut und warm, wie Atem, voll Tieren und Pflanzen, gar seltsam geraten.
So sprachen die Fremden mit absonderlichen Reden, um die Hosho zu blenden.
Doch wir Hosho wissen über den Schnee Bescheid, passt man nicht auf, so bringt er einem Leid.
Weiß und kräftig, kalt und rau, man kann ihn pressen und essen und Dinge daraus bauen, das wäre schlau.
Das ist unser Credo seit Jahr und Tag.
Wir sind des Schnees und der Schnee ist unser.