Prompt: Uniform
Dunkelheit legte sich über die Wüste und obwohl es bald abkühlen würde, standen die zwei Männer auf einer Felsformation und sahen von dort auf das Lager hinab, das sich in einiger Entfernung erstreckte.
»Wenn du Maria siehst, kannst du ihr den von mir geben?« Eloy holte einen zerknitterten Umschlag aus seiner Uniformjacke und reichte ihn an Pablo.
Dieser seufzte, nickte dann aber und steckte ihn sich in seine eigene Tasche.
»Was meinst du, wann kommst du zu Hause an?«
»Eloy, bitte.« Er wollte die Zeit nicht damit verschwenden, an zu Hause und die dortigen Aufgaben zu denken.
»Tut mir leid.« Eloy verschränkte die Arme hinter dem Rücken und richtete den Blick wieder auf die Lichter. Selbst mitten in der Nacht würden sie nicht erlöschen.
Pablo stellte sich ebenso hin, ließ aber heimlich den Blick über seinen Freund schweifen. Sie hatten viele Nächte zusammen in der Wüste verbracht. Zu Hause, wie auch hier in Somalia. Doch ihnen war beiden klar, dass es die letzte Nacht war, die sie so verbringen würden. Wenn Pablo aus dem Sonderurlaub zurückkehrte, war er hoffentlich Vater eines gesunden Kindes.
»Wollen wir zurück?«
»Ich würde gern noch eine Weile bleiben.« Nun richtete er seinen Blick offensichtlicher auf seinen Freund. Wiedereinmal stellte er fest, wie gut diesem die Uniform stand. Sie lag genau an den richtigen Stellen eng an, betonte die kräftige Statur. Er streckte die Hand aus und strich über seinen Arm.
»Nicht.« Trotz der Aussage wich Eloy nicht zurück, sah nicht einmal zu Pablo.
»Noch ein letztes Mal«, flüsterte er und strich über den Unterarm, das Handgelenk und berührte dann zaghaft die Handfläche mit seinen Fingerspitzen.
Eloy seufzte und nickte kaum merklich. Für einen kurzen Moment berührten seine Fingerkuppen Pablos Hand, verschränkten sich ihre Finger. »Ist gut. Ein letztes Mal. Aber nicht hier.«
Gemeinsam stiegen sie auf der dem Lager abgewandten Seite hinab, suchten sich eine möglichst uneinsichtige Stelle.
»Lass sie bitte an«, bat Pablo, als Eloy die Jacke aufknöpfte. Er sah darin so gut aus. Wenn er nachts wach lag, wollte er ihn in dieser Uniform vor seinem geistigen Auge sehen.
Dann konnte er sich in eine Welt träumen, in der sie sich nicht damit herausreden mussten, dass ihre Frauen tausende Kilometer entfernt auf einem anderen Kontinent waren, in der er seinem Freund nicht in den Krieg folgte. Eine Welt, in der sein Freund nicht nur sein Freund war.
* * *
Dies ist eine Episode aus der Vergangenheit meines Hauptcharakters Eloy aus dem Projekt Boston Boys 5: Amigo del alma.