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Muskulös | Funkgerät
Sie waren schon zwei Stunden unterwegs. Mittlerweile waren sie mehr als 3 Meilen von der Stelle entfernt, an der der Junge verschwunden war. Jimmy war laut seinen Eltern einfach mit ihnen wandern gewesen. Sie hatten sich ein ruhiges Halloween gönnen wollen, fern ab von Trick or Treat und etwaigen anderen Feierlichkeiten. Dann war Jimmy mit dem Familienhund vorgelaufen. Er war 11 und wusste, auf dem Weg zu bleiben. Dennoch war hinter einer Biegung nur noch der Hund gewesen und kein Junge.
Es war nicht das erste Mal, das Cyan von so einem Fall gehört hatte. Es gab diese ganzen Gruselgeschichten, die man sich unter SAR-Mitgliedern erzählte. Und natürlich die ganzen Sachen, die man online so las. Tatsächlich aber war es nicht das erste Kind, was sie hier suchte und würde auch nicht das letzte sein.
Sie verstand es dennoch nicht. Wie konnte der Junge einfach so verschwinden? Die Stelle, wo er verschwunden war, war zwar bergig gewesen, aber nicht so steil, das er hätte irgendwo richtig herunterfallen können. Natürlich war da die Möglichkeit eines wilden Tieres, aber dann waren sie ohnehin zu spät.
Die meisten Leute, die sie suchten, waren Erwachsene, die allein auf Wanderungen gewesen waren und sich übernommen hatten. Das passierte häufig. Auf einmal lag jemand mit gebrochenem Fuß irgendwo abgeschlagen in einem Graben. Genau dafür waren sie ausgebildet. Kinder … Ja, mit Kindern war da immer dieses ungute Gefühl.
„Worüber denkst du nach?“, fragte Heath und warf ihr einen Seitenblick zu.
Sie waren schon seit zwei Jahren ein Team. Heath war groß und recht muskulös. Er trainierte. Auch war er ein ausgezeichneter Kletterer. Sie war dafür ausdauernder und hatte zudem ein gewisses Talent dafür Dinge im Wald zu sehen, die sonst niemand sah.
Cyan zuckte mit den Schultern. „Nur, wie der Junge so plötzlich hat verschwinden können.“
Heath schwieg für für einen Augenblick und schien zu überlegen. „Wenn ich ehrlich bin, gehe ich von einem Wildtierangriff aus.“
Das war genau auch ihr Gedanke gewesen. „Dann werden wir nicht viel tun können“, murmelte sie.
„Wahrscheinlich nicht.“
Das Funkgerät an ihrem Rucksackgurt rauschte auf einmal und ließ Cyan zusammenzucken.
„Statusupdate, Team 04. Wo seid ihr?“
Cyan drückte auf den Funkknopf. „Wir sind auf der anderen Seite der Senke.“ Sie gab die Koordinaten durch. „Sind weiter unterwegs Richtung Südwest.“
„Irgendwelche Anzeichen soweit?“, fragte Mindy, die in der Zentrale die Einsatzleitung übernommen hatte.
„Negativ“, erwiderte Cyan.
„Okay. Ende.“ Damit brach Mindy die Übertragung ab.
Cyan tauschte einen Blick mit Heath, dann sah sie sich um. Wäre nur dieser verdammte Nebel nicht, dann ließe sich vielleicht etwas erkennen. Laut den Eltern hatte Jimmy einen hellblauen Schal getragen. er sollte aus dem Unterhold hervorstechen. Doch soweit war hier nichts.