Heath öffnete einen der Schränke und begann darin zu kramen. Wer auch immer hier im Sommer auf Brandwacht gewesen war, hatte offenbar keine besonders gute Ordnung gehalten. Im zweiten Schrank jedoch, fand Heath, was er suchte: Eine Leuchtpistole, inklusive Munition.
Er drehte sich damit in der Hand zu Cyan um: „Was meinst du, sollen wir es versuchen oder warten, bis es dunkel ist?“
„Wie viel Munition haben wir?“, fragte Cyan.
„Noch drei Raketen“, erwiderte er.
Cyan seufzte. Sie hätte gerne einen klaren Gedanken gefasst, doch ihr Kopf schwirrte. Ihr war schwindelig und sie war sich recht sicher, dass es an ihrem Bein lag. Sie wollte sich eigentlich nur hinlegen, ein wenig schlafen und Ruhe finden. Doch allein der Gedanke an dieses Monster da draußen reichte, um sie wach zu halten. „Warte noch etwas“, erwiderte sie schließlich. „Der Nebel ...“
Heath nickte, um zu zeigen, dass er verstand. Er legte die Pistole auf den Tisch und holte einen erste Hilfe Koffer aus dem Schrank hervor. „Dann schaue ich erst einmal, dass ich mich um deinen Fuß kümmere.“
Dergleichen hatte Cyan bereits befürchtet. Sie legte sich ganz hin und nahm das Kissen, das auf dem Bett saß. Als Kind hatte sie sich einmal beim Sport den Fuß gebrochen und sie erinnerte sich noch genau daran, wie weh es getan hatte, als der Arzt sie aus dem Schuh gepellt hatte. Nur hatte sie damals einen einfachen Sportschuh getragen, statt hohe Wanderschuhe.
Heath war jedoch vorsichtig. Er löste die Schnürsenkel ihres Schuhs komplett, so dass er die Zunge des Schuhs rausziehen konnte. Es war allerdings auch so schon deutlich, dass ihr Fuß geschwollen war. Dann begann Heath vorsichtig, ihr den Schuh auszuziehen.
Cyan vergrub ihr Gesicht in dem Kissen und machte leise Schmerzenslaute. Auch wenn Heath vorsichtig war, tat es furchtbar weh. Weh genug, dass ihr kurz Schwarz vor Augen wurde und Tränen in ihre Augen schossen.
Endlich aber war der Schuh aus, was nur noch ihren Socken ließ. Dann aber hatte Heath ihren Fuß ganz befreit. „Lass mich dich untersuchen“, meinte er.
„Du bist kein Arzt“, wimmerte sie.
„Aber ich habe eine erweiterte Erste-Hilfe-Ausbildung.“
Natürlich wollte sie vornehmlich die Untersuchung vermeiden. Aus gutem Grund. Sie stöhnte auf vor Schmerzen, als er ihren Fuß abtastete, schrie beinahe, als er versuchte ihn zu bewegen.
„Ich fürchte, dein Fuß ist gebrochen“, stellte er schließlich fest.
„Ach ne“, brummte sie. Noch immer standen Tränen in ihren Augen.
„Ich schiene ihn erst einmal, dann sehen wir weiter.“
Während er Verbandsmaterial aus dem Erste-Hilfe-Koffer holte, rüttelte der Wind an den Fenstern des Hauses. Zusammen mit dem Heulen des Windstoßes, jagte es Cyan einen Schauer über den Rücken. Wenn ein Sturm aufkäme, saßen sie hier wirklich in der Falle. Jedenfalls wenn sie bedachte, dass dieses Monster noch immer da draußen irgendwo war.