Für einen Moment stand Heath einfach nur da, das Gewehr in der Hand. Dann ging er zur Tür und schaute in den Wald hinaus, offenbar darauf bedacht, das Monster zu sehen. Doch von dem seltsamen Kreischen her, war es noch ein ganzes Stück entfernt.
Er blieb für einige Sekunden an der Tür, ehe er es noch einmal mit dem Funkgerät versuchte: „Team 04 an Zentrale. Team 04 an Zentrale.“ Rauschen.
Cyan streckte ihren Arm nach ihrem Rucksack aus, an dem noch ihr einfaches Funkgerät befestigt war, doch als sie den Knopf drückte, war auch da nur Rauschen. „Team 04 an Zentrale“, sagte sie mit zittriger Stimme.
Nichts.
Langsam kam sie nicht umher: Irgendwas übernatürliches musste dafür verantwortlich sein, dass die Funkgeräte ausgefallen waren. Es war anders einfach nicht zu erklären. Was auch immer dieses Monster war: Es gehörte nicht in diese Welt und seine pure Anwesenheit sorgte dafür, dass die Regeln nicht mehr funktionierten, wie sie es sollten.
Sie saß auf dem Bett, während Heath es noch einmal probierte: „Team 04 an Zentrale.“
„Was machen wir jetzt?“, fragte sie kleinlaut. Denn eine Sache stand fest: Laufen konnte sie nicht. Sie saß hier in der Falle.
Heath drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht war blass. Dann aber atmete er tief durch und ging zurück zu den Schüsseln. „Wir sollten erst einmal etwas essen. Dann ... Dann schauen wir weiter.“
Dabei war der einzige Weg ziemlich klar.
Heath goss den Rest des Wassers über die Nudeln und bedeckte sie dann mit Tellern, ehe er wieder das Gewehr nahm und zur Tür ging.
Mittlerweile wurde es draußen dunkel, was alles noch schlimmer machte.
Cyan saß auf dem Bett. Dann fiel ihr etwas anderes ein. Etwas, das eigentlich hätte offensichtlich sein sollen, auch wenn sie gleichzeitig nicht daran glaubte, dass es funktionierte. Wieder zog sie den Rucksack zu sich hinüber und wühlte durch die Taschen, bis sie ihr Handy fand.
Sie holte es hervor und schaute mit angehaltenem Atem darauf. Doch es war, wie sie befürchtet hatte: Kein Empfang.
„Verdammt“, flüsterte sie.
Heath schaute sich zu ihr um. Dann ging er zur Spüle und brachte eine der Schüsseln zu ihr. „Hau erst einmal rein. Du kannst das gebrauchen.“
„Danke“, murmelte Cyan, auch wenn sie keinen Appetit verspürte.
Sie ließ sich auch Gabel und Löffel bringen, da es hier offenbar keine Stäbchen gab. Trotz der Appetitlosigkeit, begann sie zu Essen. Ihr Körper konnte die Energie wahrscheinlich wirklich gebrauchen.
„Was machen wir jetzt?“, fragte sie.
Heath schwieg. Er nahm nach einigem Zögern die andere Schüssel, um ebenfalls zu essen. „Was können wir tun?“
Cyan hasste, was ihr im Kopf herumschwirrte. Aus so vielen Gründen. Dennoch erschien es als einzige sinnvolle Lösung: „Du könntest Hilfe holen gehen.“
„Und dich allein lassen?“, erwiderte er.
„Ich weiß nicht, was schlimmer ist“, entgegnete sie, „hier allein sein oder allein da draußen.“
Heath schwieg, aß etwas und schluckte.
„Wir sind nicht mehr als drei Meilen von der Zentrale entfernt“, meinte sie. „Du könntest in zwei, drei Stunden da sein. Wenn wir gemeinsam hier ausharren ... was bringt das?“
„Ich kann dich beschützen.“
„Wenn dieses Ding sich überhaupt verletzen lässt. Ich meine ...“ Es war nun einmal kein reales Tier. Es war ein Monster.
Wieder verfiel Heath in Schweigen. Er wusste genau so gut, wie sie, dass es die schnellste und sicherste Möglichkeit war, Hilfe hierher zu bekommen. Dennoch gefiel es ihm eindeutig nicht. Dabei war das Buddy-System eigentlich genau für solche Fälle gedacht: Man ging zu zweit, damit, wenn einem etwas passierte, der andere Hilfe holen konnte.
Schließlich seufzte er. „Okay. Aber das Gewehr behältst du hier.“
„Bist du sicher?“
„Ich kann laufen und ein Messer benutzen, du ...“ Er schaute zu ihrem Fuß.
Auch, wenn es Cyan nicht gefiel, ihn so gehen zu lassen, nickte sie. Zugegebenermaßen, fühlte sie sich im Gedanken an die Waffe etwas wohler.