Obwohl die Bäume in diesem Teil des Waldes dicht beieinander standen, fand der Hagel seinen Weg zwischen den Blättern hindurch und schlug nussgroße Löcher in den weichen Boden. Unni hockte unter einem kleinen Überhang im Fels und wand in einem schwierigen Muster einen Bindfaden um die Zähne von Bergittas Kamm. Das Licht des Vollmonds drang nicht durch die dicken Wolken, doch das würde den Fluch nicht behindern. Auf die Phase des Mondes kam es an, nicht darauf, wie sein Licht fiel. Die wirkungslosen Alltagszauber, die man im Dorf über Generationen weitergereicht hatte, waren zwar aus echten Ritualen entstanden, aber über die Jahrhunderte immer weiter verfälscht worden.
Wegen Alltagszaubern und Wissen über Kräutertees waren in den letzten Jahren viele Menschen verschwunden. Sie waren weggelaufen, von der Inquisition abgeholt worden oder eines Morgens einfach nicht mehr da gewesen, und nun hatte es auch Unni getroffen. Sicher hatte Bergitta Angst gehabt und nur deswegen der Inquisition die ersten Namen genannt, die ihr in den Kopf gekommen waren. Doch Unni hätte damit rechnen müssen, früher oder später erwischt zu werden. Man vertraute nicht der größten Plaudertasche des Dorfs seine Geheimnisse an, auch wenn ihre Schönheit allein einen mit einem Bann belegen konnte.
Viele verräterische Dinge hatte Bergitta gewusst, doch nicht, dass Unni eine der wenigen Personen war, die der echten Hexerei fähig waren. Der Bindfaden wand sich weiter durch den Kamm, der am nächsten Morgen versteckt unter dem Waschkübel der jungen Frau liegen würde. Ihre Schönheit würde nie wieder irgendjemandem Unheil bringen.
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