„Krams!“, erklang eine raue Stimme von der anderen Seite des Platzes. Fünf-Finger-Emmanuel, kurz Effel, benannt nach dem Zustand seiner Hände und inoffizieller Anführer der Siedlung, spazierte auf ihn zu.
„Was gibts, Chef?“, antwortete Krams, obwohl er wusste, was jetzt auf ihn zu kam.
Effel hielt vor ihm und verschränkte die Arme. „Guten Morgen, und nenn mich nicht so! Die Meisterköchin sagt, du drückst dich vor dem Küchendienst?“
Krams hakte die Daumen hinter die Träger seines Rucksacks. „Das hab ich geklärt! Einer von der Plündergruppe hat sich den Fuß vertreten, also haben wir für ein paar Tage getauscht.“
„Das ist ja in Ordnung“, bestätigte Effel und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Aber du hast wieder niemandem gesagt, wo du hingehst. Und ich bin mir sicher, dass du nicht vor hattest, den anderen Plünderern zu folgen.“
„Jaa, nee“, gab Krams zu, „Ich wollte zu dem alten Außenposten. Wenn ich mich richtig erinnere, gibts da ein paar Sachen, die wir im Winter gut gebrauchen könnten.“
Der Anführer zog eine Augenbraue in die Höhe. „Sachen?“
Krams hatte seinen Namen den Fähigkeiten zu verdanken, die er in die Gruppe von postapokalyptischen Siedlern einbrachte. Von allem verstand er ein bisschen, war auf keine Arbeit wirklich spezialisiert. Er war der Meister der improvisierten Problemlösungen. „Sachen. So Bauteile halt.“
Effel wirkte nicht überzeugt. Doch in stillem Einverständnis hatten sie schon lange beschlossen, dem jeweils anderen in dem zu vertrauen, was er tat. „Nimm jemanden mit“, sagte er wie beiläufig.
Krams war bewusst, dass diese Forderung im Grunde ein Befehl war. Es war kein Geheimnis, dass er kein guter Kämpfer war. Vielleicht der schlechteste, noch nach manchen von den Kindern. Alle Möglichkeiten zu durchdenken war sowohl Segen als auch Fluch. Als ob er nicht damit gerechnet hatte, blickte er sich um. Flint stand in der Nähe des Tors, seinen Bogen über die Schulter geschlungen, bereit zum Aufbruch. „Flint geht scheinbar gerade jagen, am Außenposten gibt es viel Wild, das passt doch ganz gut.“
Der Außenposten war eine alte Jagdhütte, deren Tür Krams nun von Innen verschloss. In dem schwachen Licht, das es durch die dicken Vorhänge schaffte, legte Flint seine Ausrüstung auf einem Tisch inmitten des Raums ab.
„Was für ein Zufall“, begann Krams, „dass du gerade jagen gehen wolltest.“
Flint öffnete seine Jacke. „Was für ein Zufall, wo du mir doch vorher von deinem Plan erzählt hast.“
Mit einem rostigen Knarren schob Krams den Riegel vor die Tür. Zwei Schritte in den Raum hinein und er stand vor Flint, schob die Hände unter seine Jacke, legte sie auf die festen Schultern darunter. „Es wird auffällig, lange können wir das nicht mehr so machen. Wir müssen uns eine neue schlechte Ausrede einfallen lassen.“
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