„Also, weißt du“, erscholl eine etwas zu laute und viel zu quietschige Stimme hinter Matteus, nachdem er seinen Anruf beendet hatte, „du bist ja schon ziemlich gerissen!“
Er drehte sich auf seinem Bürostuhl zu Regine um, sicher, was jetzt kommen würde. Doch er fragte trotzdem, bemüht, seinen Arbeitsplatz frei von Drama zu halten. „W-wie meinst du d-d-das, Regine?“ Ein gezwungenes Lächeln verunzierte seine Lippen.
„Na das Stottern! Kein Wunder, dass du so viel verkaufst, wenn deine Kunden am Telefon immer Mitleid mit dir bekommen.“ Mit einer Hand voller dicker Ringe fuhr sie sich durch die karottenrot gefärbten Haare. „Ich“, betonte sie in einem Tonfall, der beinahe in den Ohren wehtat, „würde mich das ja nicht trauen. Musst nur aufpassen, dass das nicht stecken bleibt!“
Matteus rieb sich die Augenbrauen. „D-dass mein Stot-tern stecken bleibt?“
„Ich hab schon von Schauspielern gehört, die mussten das für eine Rolle üben und sind es dann ewig nicht mehr los geworden!“ Die mittelalte Frau mit den eher mittelalterlichen Ansichten wedelte affektiert mit der beringten Hand.
„A-aaaber du weißt schon, dass dass dass...“, begann Matteus, bremste sich, holte tief Luft. „Dass.. mein Stottern echt ist, ja?“
„Ja-haa!“, flötete Regine. „Das kannst du den anderen erzählen, du Süßer, aber mich legst du damit nicht rein.“
Matteus drehte sich zu seinem Bildschirm zurück, ohne seine ältere Mitarbeiterin weiter zu beachten.
„Hallo!“, verkündete Regine ihrem nächsten Kunden und Matteus fühlte sich beinahe gerettet, bis er hörte, wie sie mit ihrem Telefonat fortfuhr. „We-we-wiiie ka-ka-kann ich ih-hi-hiiienen he-he-helfen?“
Um seine eigenen Nerven zu schonen, nahm Matteus selbst seinen nächsten Anruf an, konzentrierte sich nur auf seinen Kunden und blendete Regine aus seiner Wahrnehmung aus.
„Lass das bloß den neuen Chef nicht hören, der will bestimmt keine Leute, die ihren eigenen Namen nicht aussprechen können!“, rief Regine zu Matteus hinüber, nachdem sie beide ihre Telefonate beendet hatten.
Es war nicht immer einfach, mit dieser Frau in einem Raum zu arbeiten. Noch ein Kommentar, dachte Matteus, und ich schrei sie an. Aber wenn ich mich aufrege, dann stottere ich nicht, und dann hat sie erst recht einen-“
„W-w-was soll ich n-nicht zu hören bekommen?“, erklang eine tiefe Stimme aus Richtung der Bürotür. Ein adretter junger Mann stand an den Türrahmen gelehnt, die Arme verschränkt, eine Augenbraue angehoben. „H-haben sie etwas gegen die die.. die Arbeit ihres Kollegen einzuwenden, Regine?“
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