Sandwiches erinnerten sie immer an ihre Schulzeit. Es war eine gute Zeit gewesen, sie und ihre Freunde hatten viel gelacht, manchen Unfug angestellt und ihr Leben genossen. Was ihr in ihrer kleinen Welt damals wie ein riesiges Drama vorgekommen war, erste Liebe, Streits um nichtige Dinge und der nächste Mathetest, wirkte heute so nebensächlich, so weit weg, wie aus einem anderen Leben.
Heute stand sie an der Küchenzeile und blickte hinaus in die tiefste Nacht, in den Vorhang aus prasselnden Regentropfen, die ihr kleines Haus wie eine Kapsel fernab der Realität wirken ließen. Sorgsam arrangierte sie die Zutaten ihres Sandwiches auf dem Brot, so wie ihr Vater es ihr beigebracht hatte, als sie ein Kind gewesen war. Bloß den Rucola ließ sie weg, den der alleinerziehende Koch trotz aller Proteste jeden Morgen in ihr Pausenbrot gesteckt hatte.
Wie war sie in dieses Leben geraten, voll Trauer und Schmerz? Was waren ihre Fehler gewesen, wo war sie falsch abgebogen? Sie betrachtete die vergangenen Jahre und erkannte endlich, was sie hätte tun müssen. Hätte sie vorher gewusst, was ihre Entscheidungen zur Folge hätten, wäre sie nie auf diesen Weg geraten. Sie würde für den Rest ihres Lebens freiwillig nur noch Sandwiches mit nichts anderem als Rucola darauf essen, wenn sie dafür dort wieder anfangen durfte, wo sie noch glücklich gewesen war.
Beherzt griff sie in die Tüte mit dem abscheulichen Grünzeug. Ab jetzt, dachte sie, wird alles anders.
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