Mimosa war groß genug, dass Sol eine Gruppe Wächter benötigte.
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Sol war ein strenger Herrscher. Er war misstrauisch, dass sich die Finsternis auch in Mimosa ausbreiten könnte. Dass Neptun gegangen war und so viele seine Bestrebungen unterstützt hatten, ohne dass der Vater der Neun davon gewusst hatte, machte ihm deutlich, dass er nicht alles mitbekommen würde. Deshalb ging er zu den Verteidigern, den großen Titanen, und suchte unter ihnen nach welchen, die bereit wären, als Wächter über Mimosa zu stehen. Die Wächter sollten sich im Laufe eines Jahres abwechseln und ihm reihum berichten würden.
Viele Kämpfer hatten keine Zeit für diese zusätzliche Aufgabe. Der erste, der sich bereiterklärte, war der Elch Nunki. Er hatte inzwischen viele Söhne. Einer von ihnen, ein Steinbock namens Capricornus, erklärte sich ebenfalls bereit, zu helfen.
Sie beide waren die ersten der Wächter. Nunki würde ihnen bald voranschreiten, quer über den Himmel der Mimosa, und Capricornus folgte seinem Vater dichtauf.
Ein zweiter Sohn von Nunki, der Widder Aries, war hin und her gerissen. Er fürchtete, dass sie zu wenig Wächter wären und die Last für den Einzelnen damit zu schwer, und bat Sol um mehr Bedenkzeit.
Währenddessen ging Capricornus, der ein Freund des Flusses war, zum Karpenkönig Sadalsuud. In diesem hatte er einen guten Freund und fand überraschend einen Verbündeten. Außer dem König der Fische selbst begleitete sie auch die Forelle Pisces, die Tochter der großen Walin Shemali. Wie Capricornus mit diesen beiden Verbündeten zurückkehrte, kam auch Aries wieder, an der Seite des Stiers Aldeban Rubinstern. Beide wollten Sol unterstützen und helfen, Mimosa zu bewachen.
Nun hatte er sechs Wächter, doch Sol war noch nicht zufrieden. Er zog zu den Titanen und bat erneut um Unterstützer.
Castor und Pollux erklärten sich bereit, abwechselnd auszuhelfen, und ihnen folgte Cancer nach, der Krebs, der den Panzer von Draco erschaffen hatte und darum noch immer nach Vergebung suchte. Nach einigem Zögern erhob sich Algieba und Virgo folgte an der Seite der Tigerin. Zuletzt beugte sich der mächtige Ahorn Cornu und erkläre, er werde ihnen helfen, und darauf meldete sich auch noch Skorpio, der vernommen hatte, dass sein alter Freund Nunki Teil der Gruppe sein würde.
Dies waren die zwölf Wächter, die auch heute noch über das Land wachen. Im Laufe eines Jahres wacht jeder von ihnen einen Monat und verbringt die restlichen elf in der Andromeda. Nur Castor und Pollux wachen gemeinsam oder teilen sich ihre Zeit als Wächter und Verteidiger auf.
Sol kehrte nach Mimosa zurück und stellte seinen Geschöpfen diese mächtigen Wächter vor. Es war ein herrlicher Anblick!
Voraus marschiert Nunki mit gemessenem Schritt und ruhigem Blick. Er kommt im Winter, wenn die Zeit am dunkelsten ist, und bringt uns neue Hoffnung. Stets ist es sein Kommen, das uns den Beginn eines neuen Jahres und einen Neuanfang verheißt, wie auch Mimosa ein Neuanfang nach Andromeda war.
Hinter ihm folgte sein Sohn Capricornus, der Gipfelstürmer, der trittsicher auf jeden Berg steigen kann. Im zu eigen ist sein Bestreben, seinem großen Vater nachzueifern. Er ist ehrgeizig und strebsam und bringt uns den Wunsch, das neue Jahr zu nutzen.
Als nächstes kommt der Karpfenkönig Sadalsuud, welcher Pläne schmiedet, um die gefassten Entschlüsse umzusetzen. Er ist ein Taktiker, der das Jahr zu nutzen vermag - sofern er seine Pläne im Zaum halten kann.
Pisces, die Tochter von Shemali und Aboras, ist sehr zurückhaltend, aber sie kann sich als ausgesprochen mitfühlend erweisen. Sie ist es auch, die die Seelen der Toten abholt, wenn ihre Zeit in Mimosa vorbei ist. Pisces führt sie durch das Tor zu den Sternwiesen, wo die Seelen in der Finsternis erwachen. Sie müssen ihren Weg zurück zum Licht finden, ehe sie zurückkehren können, denn so ist der Tod in unserer Welt nun; und wie es damals in Andromeda war, wird es nie wieder sein.
Nach Pisces kommt Nunkis zweiter Sohn, Aries. Er ist ein Kämpfer und Macher, der die gefassten Pläne angeht, nachdem die Zeit der Trauer vorbei ist.
Ihm folgt der Stier Aldeban, der stur der Finsternis widerstehen konnte. Er gibt uns Kraft und Stärke, um unserem eigenen Licht zu folgen und jede harte Zeit zu überleben.
Dann kommen Castor und Pollux, Vulpeculas Zwillingssöhne. Sie sind noch immer listig und klug. Manchmal können ihre Zwecke uns überraschen, da sie nicht dem Ziel zu folgen scheinen, um dieses dann auf Umwegen zu erreichen.
Nach den Zwillingen kommt der Krebs Cancer. Noch immer verbirgt er sich gerne, voller Scham für seine früheren Taten, doch er hilft jenen, die ihm Gnade und Mitgefühl beweisen. Er ist ein stiller Wächter, der um die große Macht der Vergebung weiß.
Algieba, die große Tigerin, ist selbstbewusst und stark. Wenn sie kommt, sollte man auf erfüllte Pläne zurückblicken können. Sie lehrt uns, dass wir uns unserer Stärken bewusst werden und Stolz empfinden müssen.
Virgo dagegen, die junge Wölfin, pflegt noch immer, mehr auf die kleinen Gesten als die großen Taten zu blicken. Ihre tiefe Freundschaft zu Algieba ist umso erstaunlicher, da sie so gegensätzlich sind.
Cornu, der große Ahornbaum, versucht, das Gleichgewicht zu wahren. Er ist diplomatisch und konnte bereits manch einen Streit zwischen den unterschiedlichen Freundinnen schlichten.
Skorpio, der große Held aus dem Krieg, ist der letzte der Reihe. Er ist ein entschlossener Kämpfer, der, wenn er sich seiner Sache sicher ist, ohne Rücksicht auf Verluste durchführt, was er geplant hat.
Diese zwölf Wächter mit ihren unterschiedlichen Wegen achteten fortan auf das Leben in Mimosa und darauf, dass Lupus' Gesetze eingehalten wurden. Von jeder Verfehlung berichteten sie Sol und entschieden am Ende des Jahres gemeinsam, wie mit den Verbrechern zu verfahren sei. Das letzte Wort hatte aber jener, der die Verfehlung bemerkt hatte. Wer von Cancer erwischt wurde, kann deshalb viel eher auf Vergebung hoffen als jemand, den Skorpio erblickt hat. Ebenso schenken die Wächter jenen ihre Gunst, die ihnen gefallen. Algieba blickt etwa lächelnd auf Kämpfer, die während ihrer Zeit Schlachten gewinnen, während Cornu Diplomaten begünstigt.
Im Geheimen aber, ohne selbst den Wächtern davon zu erzählen, unterhielt Sol noch einen dreizehnten Wächter. Dies war Sabik Pfeilstern persönlich, der jedoch von Sol, um das Geheimnis zu wahren, nur Schlangentöter oder Schlangenträger genannt wurde, nach seiner Heldentat während des großen Krieges, wo er Serpens erschlagen hatte.
Er wacht, wenn alle anderen Wächter ruhen, schweigend und unerkannt, gerade dann, wenn sich die Verbrecher unbeobachtet fühlen. Wer dem Blick des Schlangentöters auffällt, darf auf keine Gnade hoffen. Sabik und Sol alleine tauschen sich über diese Verbrecher aus und Sol jagt sie gnadenlos und rasch, weil sie dachten, sich heimlich dem Blick der Wächter zu entziehen.