Die Zwillingsfüchse, ihrer Strafe überdrüssig, sannen auf Rache.
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Nachdem Mimas und Erakis Castor und Pollux ausgetrickst hatten, verbüßten die Zwillinge noch immer ihre Strafe und zählten die Mäuse im Untergrund.
Sie waren darüber nicht gerade glücklich, denn viele Streiche konnten so nicht geschehen. Längst hatten sie beschlossen, sich mit einem ganz besonderen Streich an Mimas und Erakis zu rächen.
Während ihrer endlosen Zählarbeit hatten sie viele Tiere kennengelernt und begonnen, einen Plan zu schmieden, um Mimas und Erakis größte Angst einzujagen.
Schließlich kam der Tag, an dem Vulpecula zu ihnen trat und sie von ihrer langen Aufgabe entband, überzeugt, dass seine Söhne ihre Lektion gelernt hätten. So befreit, zogen Castor und Pollux sogleich los, um ihre Freunde zu versammeln.
Sie gingen zur Eidechse Lacerta, zum Krebs Cancer, zum Paradiesvogel Apus und zur Schlange Serpens. Zuletzt baten sie Regulus um Hilfe, und der Löwe stimmte zu. Für ihren Streich wollten die Zwillinge nämlich ein Monster bauen, um Mimas und Erakis Granatstern zu erschrecken.
So bauten sie den Drachen: Schuppen hatte er wie eine Eidechse und einen Panzer wie ein Krebs. Apus verlieh ihm Flügel und die Schlange ein gefährliches Gift. Regulus zuletzt lieh dem Monster sein Gebrüll.
Was die Zwillinge so erschaffen hatten, war ein seelenloser Golem. Sie nannten ihn Thuban. Er sah zum Fürchten aus, barg aber keine Gefahr in sich - abgesehen vom Gift der Schlange. Die Zwillinge wussten nicht, dass die Schlange dem Golem echtes Gift gegeben hatte, ein gefährliches Gift, das jedem, den es traf, Unglück brachte. Schon beim Bau waren sie alle damit in Berührung gekommen, doch die Schlange hatte nichts gesagt. Denn ein winziger Teil der Finsternis hatte sich nach Andromeda geschlichen und sich im Herzen der Schlange eingenistet, ohne dass jemand davon wusste.
Castor und Pollux spionierten nun ihren Opfern nach und warteten, bis Mimas und Erakis sich zu zweit ein Stück von anderen Bewohnern entfernten. Dann sandten die Zwillinge ihren Golem los, ohne von der Gefahr auch nur zu ahnen.
Der Drache griff den Fuchs und den roten Wolf an und spie sein Gift. Mimas und Erakis flohen in Furcht, der Golem folgte ihnen. Schließlich drängte er sie in eine Schlucht ohne Ausgang. Seite an Seite standen Mimas und Erakis bereit, sich bis zum Blut zu verteidigen, da erschienen die Zwillinge und geboten dem Golem Einhalt.
Mimas und Erakis waren sehr erstaunt, doch sie begriffen bald, dass man ihnen einen Streich gespielt hatte, als Castor und Pollux sich erklärten. Die Zwillinge zerstörten den Golem und der Fuchs und der rote Wolf beschlossen einen eher widerwilligen Friedenspakt mit den Zwillingen. Es schien, als wären die vier nach dieser letzten Tat quitt. Doch wie es so ist mit Rache, kann aus ihr nur Übel kommen.
Die Dunkelheit im Herzen der Schlange, ein Bruchstück der Finsternis, war begeistert über die Schöpfung des Drachens. Aufmerksam hatte sie alle studiert, die an seiner Erschaffung beteiligt gewesen waren, nun trachtete sie danach, selbst einen Drachen zu erschaffen. Doch dieser würde mit einer Seele aus Dunkelheit belebt werden, damit er alle Feinde der Nacht besiegen könnte.
Noch jedoch war die Finsternis nicht stark genug, um ihr Werk zu beginnen. Sie wusste, dass sie heimlich und unerkannt wirken musste, vor jedem Blick verborgen, damit niemand, besonders Lupus nicht, ahnte, welches Gift in Andromeda schwärte.
Die Schlange zog mit ihren Geschwistern, der kleinen und der großen Wasserschlange, zum Norma-See, wo sich die Dunkelheit stärkte und ungesehen wachsen konnte. Alle drei Schlangen waren bald infiziert, und sie würden nicht die Letzten sein.
Währenddessen hatten Mimas und Erakis mit dem Zwillingen Frieden geschlossen und begleiteten die anderen Tiere, die am Streich mitgewirkt hatten, nach Hause. Zunächst die Eidechse und den Paradiesvogel, dann den Krebs. Auf dem Weg zur Akazienweite, wo Regulus wohnte, trafen sie auf Virgo.
Die Wölfin kam noch immer ihrer Pflicht nach, kleine Blumen zu pflanzen und auf diese Weise gegen die Finsternis zu kämpfen. Sie war umso eifriger, seitdem die Dunkelheit bereits einmal beinahe eingedrungen wäre.
Die Reisenden boten der Wölfin an, ihr zu helfen, und Virgo stimmte zu. Während sie arbeiteten, kam den Zwillingen eine Idee.
"Es ist ja so - wir haben unseren Gegenstreich erhalten, dafür, dass ihr euch erschreckt haben, und andersherum. Aber Regulus hat noch keine Strafe bekommen. Er hat jemanden erschreckt und wurde nicht erschreckt. Er und alle anderen, sie verdienen noch einen Streich." So dachten sie beide und schmiedeten einen raschen Plan, um Regulus als ersten zu erschrecken. Sie fanden eine hohe Klippe und häuften an ihrem Fuß Heu auf. Dann sagten sie Regulus, Virgo habe ihn dorthin gesandt, damit er Blüten verteile.
Natürlich kam der Löwe und als er auf die Klippe trat, bröckelte diese unter seinen Tatzen. Wie es die Füchse geplant hatten, stürzte der Löwe. Doch da sahen Castor und Pollux, dass der Wind den weichen Heuhaufen fortgeweht hatte, auf dem Regulus landen sollte. Das Gift des Unglücks, das die Schlange verteilt hatte, wirkte bereits.
Wäre nicht Virgo in diesem Moment erschienen und hätte Regulus gehalten, es hätte böse enden können! So jedoch rettete sie den Löwen.
Rasch kam heraus, dass sie Regulus nicht zur Klippe geschickt hatte, und die Zwillinge gestanden ihre Tat.
"Habt ihr immer noch nicht genug?", fragte Erakis, als er von allem hörte. "Eure Streiche werden noch ein Leben fordern, wenn ihr so weiter macht! Ich dachte, während ihr Mäuse zählt, hättet ihr diese Lektion gelernt!"
Doch die Zwillinge hatten es erst jetzt begriffen. Es ist die Fuchsnatur, Streiche zu spielen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Sie schworen den Streichen fortan ab und entschuldigten sich bei Regulus.
Gemeinsam entschied die Gruppe, dass sie Vulpecula dieses Mal nicht informieren würden. Die Zwillinge standen nun tief in der Schuld von ihnen allen, und Regulus schwor außerdem, dass er Virgo die Rettung seines Lebens irgendwann zurückzahlen würde. Nun konnten sie heimkehren, ohne sich um weitere Streiche sorgen zu müssen.
So glaubten sie, erneut Frieden gefunden zu haben, ohne zu wissen, dass die wahre Gefahr unbehelligt weiter existierte.