Er schob seine Kapuze zurück und sogleich rief der König voller Freude: «Miros! Du bist endlich gekommen! Ich habe so lange auf ein Wiedersehen mit dir gewartet!» Damian lief auf den Magier zu und umarmte ihn spontan. Malek erwiderte die Umarmung, etwas unbeholfen.
«Wo um alles in der Welt, bist du bloss gewesen? Ich konnte dir noch nicht einmal richtig danken, für alles was du für mein Reich getan hast. Ihr habt alles wieder so wundervoll aufgebaut. Es ist wieder wie früher, sogar noch schöner und das Fest… wunderbar, einfach wunderbar!»
«Es freut mich, wenn es euch gefällt,» gab Malek zurück.
«Aber warum bist du nicht früher beim Fest erschienen?»
Malek zögerte einen Moment, dann meinte er: «Ich wollte noch etwas warten. Ich hatte Angst, euch unter die Augen zu treten.»
«Ja aber warum? Dafür gibt es doch keinen Grund!»
«Doch es gibt einen Grund. Ich sagte dir schon einmal, dass du nicht alles von mir weisst, Damian.» Der König blickte ihn nun noch erstaunter an, während Ismala den Magier eingehend musterte. In ihr reifte ein Gedanke heran, der sich nun immer mehr verfestigte, doch noch wartete sie ab, diesen auszusprechen. Denn sie wollte zuerst ganz sicher sein. Malek sprach weiter: «Es wird Zeit, dass ihr die Wahrheit über mich erfahrt, Damian. Vielleicht wirst du mich nachher hassen, aber ich kann einfach nicht länger schweigen…» Der Magier atmete tief durch: «Ich bin nicht Miros, das ist nur ein Name, den ich mir einst gab, als ich mit Pia und Benjamin in Graue Stadt kam.»
Der König verstand noch immer nicht, was das alles bedeuten sollte. Er fragte: «Aber wenn du nicht Miros bist, wer bist du dann?»
«Kannst du dir das wirklich nicht denken?»
Damian wusste nicht worauf der Magier hinauswollte und musterte diesen nochmals von Kopf bis Fuss.
«Du kennst mich schon länger,» versuchte ihm Malek auf die Sprünge zu helfen.
Doch der König meinte: «Nein, wenn ich dich kennen würde, wüsste ich das. Jemanden so Gütigen und Besonderen, würde ich immer wieder erkennen.»
«Nicht, wenn er sich eine magische Verkleidung zulegt…» sprach nun Ismala auf einmal. «Eine magische Verkleidung? Was meinst du damit?»
«Nun, Miros ist offenbar eine Verkleidung. Natürlich! Es muss so sein!»
«Was bei allen Geistern meinst du damit?» Der König wurde nun langsam ungehalten.
Die Königin wandte sich an dem Magier. «Habe ich recht mit meiner Vermutung? Könnte es sein, dass du… Malek bist?»
Diese Worte schlugen tatsächlich ein, wie eine Bombe. Damian starrte den Zauberer völlig entgeistert an. «Nein…!»flüsterte er «das kann…, das darf nicht sein!»
«Es ist aber leider so,» erwiderte der Magier «Ismala hat mich durchschaut.» In diesem Augenblick liess Miros seine Verkleidung fallen und stand nun wieder als Malek vor dem Königspaar.
Damian wich entsetzt einen Schritt zurück.
«Ja, ich bin es! Malek der einstmals böse Zauberer, der eure Heimat damals zerstört und euch alle in andere Welten verbannt hat…»
Der König schüttelte verzweifelt den Kopf. «Nein, nein das will ich einfach nicht glauben! Du hast so viel Gutes getan. Du hast Skarion besiegt und so viele geheilt. Malek war voller Hass, er hätte solche Taten niemals vollbringen können.»
«Und doch habe ich sie vollbracht, weil ich mich wieder dem Lichte zugewandt habe. Pia und Benjamin brachten, wie ihr ja sicher schon gehört habt, das Feuer der ewig göttlichen Liebe zu mir und dadurch konnte ich mich von den Fesseln des Bösen befreien. Alle meine Taten, in der Grauen Stadt und auch sonst, waren Teil meiner Sühne und ich weiss, dass das Göttliche mir vergeben hat, denn es stand mir, seit meiner Abkehr von der Finsternis, stets wunderbar zur Seite. Dank diesem göttlichen Licht, gelang es mir, all die Prüfungen zu bestehen, die ich zusammen mit den Turner Kindern bestreiten musste. Auch wenn ich weiss, dass ich meine dunkle Vergangenheit nie ganz werde auslöschen können, so werde ich doch alles daran setzen, meine Taten wieder gut zu machen. Ich hoffe, ihr glaubt mir das und… ihr könnt mir irgendwann vergeben.»
Einen Moment lang, herrschte bleiernes Schweigen. Dann fragte Damian mit gepresster Stimme: «Dann war das alles nur eine Face, um mich in der Grauen Stadt zu täuschen?»
«Ich hatte damals einfach noch nicht den Mut, dir in meiner wahren Gestalt entgegenzutreten, denn ich befürchtete, dass du meine Hilfe niemals annehmen würdest, weil ich euch so viel angetan habe. Die Turner Kinder meinten dann, ich solle mich doch verkleiden. Ich fand das eine gute Idee und dann habe ich etwas mit Magie nachgeholfen. Du und auch die anderen in der Grauen Stadt, hätten doch niemals auf meine Rat gehört, wenn ich als Malek aufgetreten wäre.»
«Damit hat Malek sicher nicht ganz unrecht.» musste Ismala zugeben. «Er hätte dir anfangs keinesfalls die Wahrheit erzählen dürfen, denn vermutlich hättest du ihm niemals eine Chance gegeben.
Auch ich war sehr wütend auf ihn, doch nur da ich so viel von seinen guten Taten hörte, habe ich meinen Frieden mit ihm gemacht. Das solltest du vielleicht auch tun. Er hat seine Loyalität nun wirklich schon genug unter Beweis gestellt. Schau nur, wie schön er, zusammen mit den anderen, unser Reich wieder aufgebaut hat!»
Damian sagte nichts und trat an das Geländer der Terrasse heran. Mit finsterer Mine starrte er in die Ferne. Die Königin blickte etwas bedauernd zu Malek herüber und folgte dann ihrem Mann zum Geländer. Sie legte ihm die Hand, leicht auf seine Schulter. «Damian bitte, sei nicht zu hart zu ihm!» flüsterte sie. Er hat sich doch nur als Miros ausgegeben, um dir zu zeigen, was aus ihm geworden ist. Er tut doch was er kann, um Sühne zu leisten. Wir sollten ihm vergeben, auch Nofrete zuliebe.» «Was hat das mit Nofrete zu tun!» rief der König nun zornig. «Er hat auch sie belogen und ihr schreckliches Leid zugefügt. Er ist kein Mann für sie und ich glaube, sie will ihn auch gar nicht mehr!»
Nofrete hörte diesen Ausruf und hielt den Moment, nun ebenfalls auf den Plan zu treten, für gekommen. Sie trat aus den Schatten der Schlossmauern, in denen sie sich bisher versteckt gehalten hatte und ging entschlossen auf ihre Eltern zu.
«Du irrst Vater!» sprach sie «Ich möchte mit Malek zusammen sein, denn ich habe ihm vergeben.»
Der König konnte nicht glauben, dass seine Tochter mit Malek tatsächlich unter einer Decke zu stecken schien.
«Aber wie kannst du das bloss sagen, nachdem was alles war!»
«Das alles ist Vergangenheit und wir sollten sie auch als solche betrachten. Jetzt ist der perfekte Moment für einen Neubeginn, denn alles ist nun wieder, wie es sein sollte. Malek hat, seit der Berührung durch das heilige Feuer, schon so vieles wieder gut gemacht und das sollten wir anerkennen. Das alles passierte damals ja eigentlich auch nur, weil ihr mich aufgefordert habt, diesen anderen Mann zu heiraten. Klar es ist keine Rechtfertigung, für Malek darauffolgende, heftige Reaktion, aber ganz in Unschuld können wir unsere Hände auch nicht waschen. Das ist mit ein Grund, warum ich ihm vergeben habe. Und nicht nur das… ich will auch wieder mit ihm zusammen sein und…» sie trat nun zu Malek und schob ihre Hand in seine «ich werde mich von nichts und niemandem davon abhalten lassen. Es wäre einfach schön, wenn wir alle in Frieden zusammenleben könnten. Bitte Papa! Lass es uns versuchen!»