Kapitel 2 - Teil 1/5
Die Reise beginnt
Völlig irritiert schloss ich meine Augen, riss sie aber sofort wieder auf, weil ich überprüfen wollte, ob ich mich getäuscht hatte. Der transparente Spiegel war verschwunden. Genauso wie die Frau, die mir bis auf die Haarspitzen geglichen hatte. Stattdessen erkannte ich erneut ein rotes Leuchten vor mir. Ich schloss ein weiteres Mal meine Lider und versuchte, ruhig weiter zu atmen. Mein Herzschlag bohrte sich fast durch meine Rippen. Ich spürte einen weichen Boden unter mir, der bei jeder Bewegung nachgab. Dieser elastische Untergrund konnte niemals mein Laminatboden sein, auf dem ich zu stehen angenommen hatte. Er fühlte sich völlig anders an und drückte auch nicht gegen meine Füße, sondern gegen meinen Rücken. Langsam realisierte ich, dass ich auf diesem Boden nicht stand. Nein, ich lag auf ihm. Erneut riskierte ich einen Blick und schaute gegen eine helle Zimmerdecke, an der sich Zahlen in einem leuchtenden Rot abbildeten. Leicht verschwommen nahm ich diese Ziffern wahr, die sich über mir befanden. Durch Blinzeln versuchte ich, die Zahlen scharfzustellen, was mir nach einigen Momenten auch gelang. An der Zimmerdecke befanden sich vier Ziffern, die paarweise durch einen Doppelpunkt getrennt waren. 15:37.
Meine nebligen Gedanken klarten immer weiter auf, bis mir schlagartig bewusst wurde, wo ich mich befand. Der sich bewegende Boden entpuppte sich als mein Bett und ich starrte an die Decke meines Schlafzimmers. Die Zahlen stammten von meinem Wecker, der sie mit einem kleinen Laserpointer an die Decke projizierte. Es war 15:37 Uhr und ich war gerade aus dem heftigsten und realistischsten Traum meines Lebens aufgewacht.
Wow, was war das für eine atemberaubende Reise durch meine Traumwelt gewesen? Die Erinnerungen verblassten aber leider viel zu schnell. So etwas kannte man ja auch von anderen Träumen, aus denen man fast orientierungslos erwachte. In den ersten Sekunden sieht man noch alles klar vor dem geistigen Auge, ein paar Minuten später ist das meiste davon nur noch ein Bestandteil des Traumlandes, da es durch die Realisierung der wirklichen Welt zurückgedrängt wurde. Trotzdem wollte ich mich auf die verblassenden Eindrücke konzentrieren.
Was war das für ein Ort gewesen? Hatte ich mich schon einmal dort in der Realität befunden oder existierte dieser Gang nur in meiner Traumwelt? Ich konnte mich nicht daran erinnern. Ich krallte meine Finger in das weiche Bettlaken und spürte es an meiner ganzen Rückseite, da ich wieder nackt geschlafen hatte, wie ich es am liebsten mochte. Die zarten Berührungen des Stoffes an meiner Haut halfen mir immer dabei, sanft und schnell einzuschlafen.
Jetzt fühlte ich zusätzlich eine gewisse Feuchtigkeit auf dem Laken, da ich aufgrund des mitreißenden Traumes ins Schwitzen gekommen war. Im Gegensatz zum schweißtreibenden Liebesspiel mit einem Partner, bei dem anregende Pheromone ausströmten, konnte nun niemand meine körperlichen Duftstoffe in sich aufnehmen. Wollte mir meine weibliche Seite einreden, dass es nur ein leichtes Transpirieren gewesen ist? Gab es da überhaupt einen großen Unterschied? Auch wenn nach landläufiger Meinung ja nur sportive Mannsbilder schwitzen und nach einiger Zeit nach Schweiß riechen, war es eigentlich nur ein Versuch, es sich schönzureden. Frauen würden ebenfalls früher oder später anfangen zu müffeln, wenn sie nicht unter die Dusche hüpfen würden.
15:38. „Oh Mann, Maria", sagte ich zu mir. „Du hast den halben Tag verschlafen." Nach den strapaziösen Erlebnissen, die gestern Abend begonnen hatten, war es auch kein Wunder. Die zurückliegenden Ereignisse, die jedoch keinem Traum entsprungen waren, waren nicht nur sehr aufregend gewesen, sie hatten meinen Körper auch sehr beansprucht. Ich hatte eine wunderbare Reise erlebt, die bis in die frühen Morgenstunden gedauert hatte, bis wir dann endlich alle am Ziel angekommen waren. Eine Spritztour, die nicht hemmungsloser hätte gewesen sein können. Sie bestand aus einem Spiel, das normalerweise auf Kindergeburtstagsfeiern gespielt wurde. Die Reise nach Jerusalem, die diesmal aber in einem Club stattgefunden hatte, in dem nur Erwachsene Einlass erhielten. Ich war von meiner Freundin Jana eingeladen worden, die mich dann mit einer Augenbinde ausgestattet und regelrecht entführt hatte. Was ich dann erleben durfte, hatte meine Vorstellungen bei weitem übertroffen. Meine Freundin kannte meine anfängliche Zurückhaltung gegenüber hemmungslosen sexuellen Fantasien. Allerdings schlummerten in mir viele solcher Wünsche, die leider nur mit Hilfe meiner besten Freundin zum Vorschein gelockt wurden. Alleine wäre ich immer zu gehemmt gewesen, daher vertraute ich mich häufig Jana an.
Ich legte die Hände auf meinen nackten Bauch und schloss ein weiteres Mal die Augen. Ich konzentrierte mich auf meine Freundin Jana, die mich zu dieser aufregenden Expedition eingeladen hatte.
Fortsetzung in Kapitel 2 - Teil 2...